Vom 25. bis 28. Februar findet in Gelsenkirchen unter dem Slogan „Wir sind Europa“ eine Europa Werkstatt statt.

Was die Bürgerinnen und Bürger aus Gelsenkirchen und Umgebung auf der Europa Werkstatt erwartet, erläutert Lizzy van Winsen im folgenden Interview.

Europa.blog:  „Wir sind Europa“ – unter diesem Titel wird vom 25. bis 28. Februar eine Europawerkstatt in Gelsenkirchen stattfinden. Was ist der Anlass und weshalb gerade Gelsenkirchen?

Lizzy van Winsen: Wir sind mit „Wir sind Europa“ seit Herbst 2017 unterwegs in Deutschland, um mit den Menschen vor Ort über Europa zu sprechen – auch über die Zweifel, die es derzeit gegenüber der EU gibt. Bisher waren wir vor allem in ostdeutschen Städten unterwegs, aber die Kritik an der EU ist nicht nur dort hörbar. In Gelsenkirchen haben sich in den letzten Jahren, genau wie im Osten Deutschlands auch, viele Dinge rasch verändert. Und auch in naher Zukunft wird sich, wenn man z.B. an die Energiewende denkt, noch vieles ändern. Wir sind sehr gespannt, wie die Bewohner Gelsenkirchens diese Veränderungen wahrnehmen und ihre Zukunft sehen.

Europa.blog: „Wir sind Europa“ – das klingt sehr integrativ. Aber die EU ist derzeit heftig umstritten. An wen genau richten Sie sich mit dem Workshop und was wollen Sie mit dem Workshop erreichen?

Lizzy van Winsen:  Der Name unserer Initiative lautet „Wir sind Europa“, da wir der festen Überzeugung sind, dass wir auch alle zu Europa gehören. Ich als Niederländerin genauso wie meine „Wir Sind Europa“ – Kollegen aus z.B. Deutschland, Ungarn, Frankreich, und sogar aus Großbritannien 😊. Die EU-Institutionen sind zwar wichtig für das Funktionieren der EU, aber ohne die Bürger sind sie machtlos, auch wenn sicherlich nicht immer dieser Eindruck entsteht. Zu den Bürgern zählen alle Berufsgruppen – Politiker genauso wie Journalisten, Buchhalter oder Bauarbeiter. Genau deswegen richten wir uns an all unseren Mitbürger, diesmal in Gelsenkirchen. Wir möchten ihre Wünsche wie auch Skepsis hören, in der Hoffnung, dass sie Europa auch verbessern wollen – von unten nach oben. Damit hoffen wir, das Positive an Europa hervorzuheben. Denn Europa ist etwas Positives, und es ist wichtig, dies zu schützen. Auch diese Überzeugung haben wir.

Europa.blog: Die Europawerkstatt läuft über mehrere Tage und findet an unterschiedlichen Orten statt. Was genau erwartet die Teilnehmenden?

Lizzy van Winsen: Das Programm ist an jedem Ort unterschiedlich, aber im Mittelpunkt steht immer, dass wir uns mit den Einwohnerinnen und Einwohnern der jeweiligen Stadt treffen und gemeinsam über Europa reden. Deshalb gib es immer einen „Open Space Europe“. Am Mittwochabend, dem 27. Februar, treffen wir uns in Kulturraum ‚die flora‘, wo neben den Mitgliedern von „Wir sind Europa“ und zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern europaengagierter Initiativen auch die 1. Bürgermeisterin Martina Rudowitz, der Gelsenkirchener Landtagsabgeordnete Sebastian Watermeier und die aus NRW stammenden Mitglieder des Europäischen Parlaments Terry Reintke und Dennis Radtke anwesend sein werden. Dies bietet eine gute Möglichkeit, Sorgen, Wünsche und Hoffnungen zu äußern. Auch am Mittwochvormittag gibt es verschiedene Begegnungen: zum einen mit Vertretern der Roma-Gemeinschaft in Gelsenkirchen, mit denen wir gemeinsam über das Thema Integration sprechen möchten. Zum anderen haben wir eine generationsübergreifende Debatte geplant, bei der Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren über Europa diskutieren werden. Schon am Montag, dem 25. Februar, können die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener an einem Foto-Workshop teilnehmen, um ihre Stadt im besten Licht darzustellen und das Europäische darin aufzuspüren. Die Bilder werden dann am Mittwochabend beim Open Space ausgestellt und der Blick der Gelsenkirchener EU- Bürger so wortwörtlich sichtbar gemacht.

Europa.blog: Und welche Erwartungen haben Sie als Veranstalter an die Teilnehmenden?

Lizzy van Winsen: Ich würde fast sagen: keine. Wir haben keine Erwartungen in dem Sinne, dass die Teilnehmenden sich in irgendeiner Weise vorbereiten oder bestimmte Antworten geben müssen. Wir hoffen vor allem, dass die Menschen Lust haben mit uns über Europa zu reden, eine offene Debatte zu führen, wenn sie möchten Fragen zu stellen und schließlich gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie Europa wieder beliebter werden könnte.

Europa.blog:  Eine letzte Frage: Wer sind die Veranstalter der Europawerkstatt, wer steht dahinter?

Lizzy van Winsen: „Wir sind Europa“ ist eine Initiative, die von drei Projektpartnern angestoßen wurde. Dazu zählen die Stiftung Zukunft Berlin, die Internationalen Journalisten-Programme (IJP e.V.) und die HumboldtUniversität mit ihrem Institut für Europäisches Verfassungsrecht. Zusammen bündeln wir verschiedene Talente und Netzwerke, um uns für Europa einsetzen zu können. Finanziert wird die Initiative von der Stiftung Mercator.

Titelfoto: © Marco Urban

Lizzy van Winsen arbeitet als Journalistin bei der Abteilung Zeitgeschichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in den Niederlanden. Das Programm, für das sie arbeitet, heißt „Andere Zeiten“, und produziert gerade eine neue Fernsehserie über die Zwischenkriegszeit in den Niederlanden. Eine faszinierende und wahnsinnig interessante und auch heute noch relevante Zeit, findet Lizzy van Winsen. Außerdem ist sie Mitglied der Basisgruppe von „Wir sind Europa“.

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