Von Frank Schwalba-Hoth 

(For English version click here: A nightmare becomes reality: innocent but behind bars)

K.F. ist eine junge Marokkanerin, zivilgesellschaftliche Aktivistin, Businesswoman, Consultant und Journalistin. Sie ist neben Marokko in Europa, Südafrika und Australien (Vorsitzende der Australian Arab Chamber of Commerce) aktiv.

Ich traf K.F. letztes Jahr im Europäischen Parlament während zweier Konferenzen, die sie dort veranstaltete: im März ging es um interreligiöse Beziehungen und im November um Medien in Afrika. Ich war von der Persönlichkeit dieser liberalen Feministin beeindruckt, von ihrer Energie und Effektivität. Zu Beginn dieses Jahres liess sie in Belgien ihre NGO „Organisation Internationale des Médias Africains“ registrieren und nahm sich eine Wohnung am Place Luxembourg, direkt neben dem Europäischen Parlament. Seitdem pendelte sie regelmäßig zwischen Brüssel und Casablanca.

Für diese Woche waren wir verabredet. Da sie nicht erschien, kontaktierte ich einen gemeinsamen Freund, der mich über folgenden Albtraum informierte:

Wegen einiger Verpflichtungen in Marokko hatte sie Brüssel für einige Tage verlassen. Am Dienstag, den 29. Mai, nahm sie um 17.45 den Rückflug mit Ryanair von Rabat nach Belgien. Als sie um 22.45 in Charleroi ankam, wurde sie umgehend festgenommen, Mobiltelefon und Papiere beschlagnahmt und in eine Zelle gebracht. Es wurde ihr erklärt, dass ihr Mehrfacheinreisevisum – gültig bis Ende 2019 – nicht mehr akzeptiert würde, die Gründe könnten ihr aber nicht mitgeteilt werden.

Am nächsten Tag wurde sie in das Internierungslager „Centre Caricole“ in Steenokkerzeel neben dem Flughafen Zaventem gebracht. Seitdem ist sie in einem Raum mit fünf anderen Frauen eingesperrt. Das Essen, dass ihr unser gemeinsamer Freund brachte, wurde ihr – mit Ausnahme von etwas Schokoloade und einigen Datteln – nicht ausgehändigt. Als sie sich mit einem Anwalt in Verbindung setzen wollte, musste sie den Inhalt der ihrer E-Mail dem Innenministerium vorher übermitteln.

Warum wird diese für eine Brüsseler Medien NGO zuständige international tätige Frauenaktivistin einem Internierungslager festgehalten – ohne Mobiltelefon und ohne E-Mail-Zugang?

Titelfoto: Miguel Discart CC BY-SA 2.0

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