Am 8. März ist internationalen Frauentag. Seit 1977 ist er als solcher von den Vereinten Nationen anerkannt. Zu diesem Tag sind erwartungsgemäß viele Beiträge in den Medien erschienen. Ich habe mal geschaut, wie sich dieser Tag in deutschsprachigen Medien aus verschiedenen europäischen Ländern spiegelt. Ein paar der Artikel, die ich besonders interessant fand, will ich im folgenden ganz kurz vorstellen. Die Auswahl ist selbstverständlich völlig subjektiv.

Ich fange mit dem Beitrag an, auf den diese Empfehlung direkt verlinkt: “Kenias schlagende Großmütter” von Andrea Böhm. In diesem in DIE ZEIT erschienen Artikel richtet die Autorin den Blick auf unterschiedliche afrikanische Länder und den Frauenrechtsbewegungen in den jeweiligen Gesellschaften. Die Emanzipationsbewegungen in afrikanischen Ländern arbeiten anders als die Europäischen. In Europa werden sie kaum zur Kenntnis genommen. Allein das macht diesen Artikel schon lesenswert. Am Ende ihres Beitrags schlägt Böhm einen Bogen zu der teils in Deutschland lebenden und mittlerweile auch in Deutschland bekannten aus Simbabwe kommenden Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga.

Der Wiener Standard konzentriert sich auf “Harte Fakten zur prekären Welt der Frauen”. So der Titel des Beitrags, in dem Renate Graber anhand von statistischen Erhebungen nüchtern die Benachteiligung von Frauen auf globaler Ebene auflistet.

Hier schließen sich zwei Beiträge aus Euractiv an, die zwar nicht explizit auf den internationalen Frauentag eingehen, die aber beide die nach wie vor massive Benachteiligungen von Frauen thematisieren. Daher ist wohl kein Zufall, dass sie beide am heutigen Tag erschienen sind: “EU-Parlament warnt: Frauen häufiger von Energiearmut betroffen” von Valentina Romano und “Frauen in der Landwirtschaft: Im Dilemma zwischen Kind und Kuh” von Julia Dahm. Um welche Aspekte von Benachteiligungen es konkret geht, ergibt sich aus den Titeln der beiden Artikel.

Unter dem Titel “‘Dafür kämpfe ich’: Warum die Menschen am Weltfrauentag auf die Straße gehen” stellt Sandra Schmit im Tageblatt Lëtzebuerg vier Teilnehmerinnen des Luxemburger „Marche féministe“ vor. Joana Domingues de Matos, Colette Kutten, Sabrina Schaul und Marcelle Jemming erklären kurz und knapp, wofür sie als Frauen konkret kämpfen und weshalb sie am „Marche féministe“ teilnehmen.

In ähnlicher Weise hat Sara Eskildsen ihren Artikel konzipiert, der in der im deutschsprachigen Teil Dänemarks erscheinenden Zeitung “Der Nordschleswiger”, der zumindest für den heutigen Tag in “Die Nordschlesweigerin” umbenannt wurde, erschienen ist. In “Der Nordschleswigerin” erzählen fünf  Frauen verschiedenen Alters, was der internationale Frauentag für sie bedeutet: die Kunstkonsulentin Jana Surkus, die Leiterin des Kindercampus Lunden Marion Petersen, die Leiterin des Deutschen Archivs für Nordschleswig in Sonderburg Nina Jebsen, die administrative die Koordinatorin der Deutschen Kindergärten Apenrade Christel Leiendecker und die Geschäftsinhaberin Silvia Steger.

Im ostbelgischen Grenzecho reflektiert Isabelle Weykmans, die Ministerin für Kultur und Sport, Beschäftigung und Medien der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgien, das Thema „Zwischen Emanze und Heimchen“ in einem Gastkommentar zum internationalen Frauentag. Der Titel klingt zwar etwas klischeehaft, doch das sollte einen abschrecken. Weykmans benennt die Knackpunkt klar und deutlich, macht Vorschläge und formuliert auch politische Forderungen, um das Ziel der Gleichstellung von Männern und Frauen endlich zu erreichen.

In ihrem Essay “Ein Kampf für die Demokratie” in der taz befasst sich Sandra Ho mit dem zunehmenden Antifeminismus, der sich vor allem in rechten politischen Kontexten ausbreitet. Sie arbeitet heraus, dass Antifeminismus als antiliberale und demokratiefeindliche Brücke oder Kleber funktioniert, um beispielsweise Rechte mit religiösen Fun­da­men­ta­lis­t*in­nen zusammenzubringen und der auch international mittels gemeinsamer Feindbilder gut funktioniert.

Unter dem Titel “‚Dramatische Mängel‘ bei Datenlage zu Frauenmorden in der EU” erinnert Alice Taylor in Euractiv zum einen daran, dass die Vereinten Nationen im Jahr 1977 den 8. März als Internationalen Frauentag anerkannt haben und zum anderen daran, dass etwas die Hälfte der europäischen Frauen auch 45 Jahre nach dieser Anerkennung noch immer unter Formen häuslicher Gewalt zu leiden haben bis hin zum Femizid. “Zwischen 2010 und 2021”, so die Autorin, “wurden mindestens 6593 Frauen von einem männlichen Familienmitglied oder Partner getötet.”

Waltraud Schwab beschreibt in ihrem Text (taz) “Susan Faludis Klassiker ‘Backlash’: Ins Gegenteil verkehrt” anhand dieses Buches, wie Antifeminismus teils sehr subtil agiert und das er nicht erst seit heute.

Zum Abschluss sei noch hingewiesen auf das taz-Interview “Das Signal war: Die Roten kommen!” mit der Historikerin Ute Planert. taz-Redakteurin Katrin Gottschalk spricht mit ihr über Antifeminismus im deutschen Kaiserreich, das nach heutigem Maßstäben wohl als Polizeidiktatur einzustufen ist, sowie über Strategien der Feministinnen und Parallelen zur Gegenwart.

Titelbild: Internationaler Frauentag by gitti la mar CC BY-NC-ND 2.0 via FlickR

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