Seit dem 24. Februar 2022 beherrscht der russische Überfall auf die Ukraine die öffentlichen und vermutlich auch viele weniger öffentlich geführte Debatten. Was bedeutet dieser Krieg Russlands gegen sein Nachbarland, die Ukraine, für die Europäische Union, die als friedenspolitisches Konzept Schritt für Schritt nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt wurde? Wie kann die EU reagieren, um sich einerseits vor Aggressoren zu schützen und andererseits ihr friedenspolitisches Konzept beizubehalten, das im Kern darin besteht, Interessenkonflikte nicht militärisch auf Schlachtfeldern blutig auszufechten, sondern in einem gemeinsamen politisch-parlamentarischen Raum zivilisiert auszuhandeln. Über rund sieben Jahrzehnte ist das unter den Mitgliedsstaaten der EU gelungen. Das ist ein kaum zu überschätzender zivilisatorischer Fortschritt.

Doch die Bedrohung dieses zivilisatorischen Fortschritts ist keineswegs das einzige Problem, vor dem wir stehen. Auch wenn der Krieg gegen die Ukraine derzeit andere Themen überschattet, bedroht die Corona-Pandemie noch immer Leben und Gesundheit und es besteht weiterhin dringender Handlungsbedarf zur Abwehr der schnell ansteigenden Klimaerwärmung. Letzteres hat wiederum Verknüpfungen zum russischen Krieg gegen die Ukraine, da es in diesem Krieg auch um fossile Energieträger geht.

Das 2018 eingeführte EuropaCamp hat sich zu einem Forum entwickelt, auf dem Fragen zu den Herausforderungen und zur Zukunft der Europäischen Union aus unterschiedlichsten Perspektiven konzentriert und konstruktiv diskutiert werden. Die einführend genannten aktuellen Themen prägen dem entsprechend das Programm des diesjährigen EuropaCamp auf Kampnagel in Hamburg. Dieses Mal beginnt das Camp bereits am Donnerstag, den 7. April. Die Zeit von Donnerstag Morgen bis Freitag Mittag sind weitgehend Schulklassen ab der 9. Stufe vorbehalten. Sie sind eingeladen, Rollen- und Planspiele zu machen. Durchgeführt werden sie von der Berliner Gruppe „planpolitik“, die sich seit 2005 auf die Entwicklung und Durchführung von Planspielen zur politischen Bildung spezialisiert hat. Auf der Themenliste stehen u.a. ein „EU1x1“, „Green Deal oder Greenwashing? Die EU-Taxonomie auf dem Prüfstand” oder „Arme Würstchen. Zeit für ein Europäisches Tierwohllabel?”.

Das Hauptprogramm startet am Donnerstag Abend mit einem Eröffnungspanel zum Thema „Grün im Herzen oder hinter den Ohren – wie schafft Europa den transformativen Neuanfang mit dem Green Deal?“.

Am Freitag Mittag setzt sich das Programm fort mit Veranstaltungen zu Themen wie „Krieg in Europa“, „Gegen Rassismus in Europa: vom Aktivismus zum transformativen Wandel“, „Democracy and Pandemics“, „Feindbild Frau in Europa – wie bekämpft man Hass und Hetze gegen Frauen?“, „Crossing Borders – Where is Europe’s Migration and Asylum Policy Heading?“, „Europe after Putin’s war on Ukraine“ oder „Trying to find Europe’s Identity“.

Am Samstag gibt es einen interaktiven Citizens‘ Think Tank zum Thema “Is this real life? Die Russlandkrise und die Reaktion der EU”. Diesmal ist am Samstag auch die Jugendredaktion der investigativen journalistischen Platform CORRECTIV beim EuropaCamp dabei.

Selbstverständlich gibt es auch wieder ein Kulturprogramm. Mit dabei sind u.a. Intergalactic Lovers aus Belgien. Zum kulturellen Teil des Programms gehört weiterhin ein Gespräch über Musik und Politik unter dem Titel „How many times must the cannonballs fly before they’re forever banned?”.

Auf den Podien des EuropaCamps sind wieder spannende Gäste, Vortragende und Moderatoren vertreten. So zum Beispiel die Journalistin und Schriftstellerin Fatma Aydemir, der Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen Dr. Eckart von Hirschhausen, Timothy Garton Ash, Professor of European Studies,
University of Oxford, Sebastian Krumbiegel, von der Band „Die Prinzen“ oder die Autorin und Politikwissenschaftlerin Katharina Nocun. Damit verspricht das EuropaCamp 2022 ebenso spannend und lebendig zu werden, wie schon die vorgegangenen.

Das EuropaCamp 2022 findet wie üblich auf Kampnagel in Hamburg statt. Wer nicht die Möglichkeit hat, nach Hamburg zu kommen, der kann Veranstaltungen im Internet verfolgen, denn viele der Veranstaltungen werden als Livestream übertragen.

Das komplette Programm des EuropaCamps 2022 mit den Uhrzeiten und Gästen ist hier einzusehen.

Durchgeführt wird das EuropaCamp – wie in den Vorjahren – von der ZEIT-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem deutsch-französischen Fernsehsender ARTE. Die Verantwortung der Durchführung des EuropaCamps liegt bei Sascha Suhrke, dem Bereichsleiter Politik und Gesellschaft der ZEIT-Stiftung, Amelie Deuflhard, der Intendantin von Kampnagel, und Wolfgang Bergmann, dem Geschäftsführer von ARTE Deutschland.

Titelbild: EuropaCamp 2019: Foyer-Talk | Foto: David Ausserhofer / ZEIT-Stiftung

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