Beitrag von Jürgen Klute

(Aktualisiert am 14.08.2019 / 21:50)

Común – das ist der Name einer neuen stadtpolitischen Zeitschrift. Ihre erste Ausgabe ist im Mai dieses Jahres erschienen. Es gibt sie online als PDF und auch als Printausgabe. Herausgegeben wird Comun von dem in Hamburg ansässigen Verein multitude e.V.

Damit wird auch die gesellschaftspolitische Verortung von Común deutlich: Das stadtpolitische Magazin wurde angestoßen und wird gemacht von Aktivist*innen der Bewegung „Recht auf Stadt“, die sich in der Tradition von Henri Levebvre, dem Autor des gleichnamigen Buches, versteht. Angesichts steigender Mieten und der veränderten ökonomischen Rolle und Bedeutung von Städten, wie sie vor allem David Harvey in seinem Buch „Rebellische Städte“ nachgezeichnet hat, verzeichnet die Bewegung „Recht auf Stadt“ seit einiger Zeit ein beachtliches Wachstum.

Común ist neben „sub\urban“ und „dérive“ ein weiteres deutschsprachiges stadtpolitisches Magazin. Wie Rainer Midlaszewski, einer der drei Mitglieder der Redaktion von Común, erläutert, handelt es sich bei „sub\urban“ und „dérive“ um eher wissenschaftlich-akademisch ausgerichtete Publikationen. Común will hingegen mit Blick auf die wachsende Bewegung eher die aktivistische Perspektive einnehmen und damit eine publizistische Lücke füllen.

Das konkrete Ziel ist es nach Aussage von Rainer Midlaszewski, Erfahrungen zu teilen, Diskussionen anzuregen oder fortzuführen, strategische Vorschläge zu machen, Analysen zu liefern und auch zu unterhalten. „Außerdem“, unterstreicht Midlaszewski, „lieben wir gut gemachte Print-Magazine“.

Die Idee für das Magazin Común entstand in Bochum in einem Kreis von Aktiven, die u.a. im Netzwerk “Recht auf Stadt Ruhr” engagiert sind. Die Redaktion und die Gruppe der Autor*innen der ersten Ausgabe setzt sich allerdings aus stadtpolitisch Aktiven zusammen, die aus dem ganzen Bundesgebiet kommen. Hauptzielgruppe sind konsequenterweise Aktivist*innen aus der Bewegung „Recht auf Stadt“.

Bleibt das Niveau der Folgeausgaben auf dem der ersten, könnte sich der Kreis der Interessent*innen durchaus schnell ausweiten auf engagierte Kommunalpolitiker*innen. Denn das 56 Seiten umfassende Magazin ist sehr ansprechend aufgemacht. Die Beiträge haben in der Regel einen Umfang von zwei Seiten. Das ist für die Lesbarkeit ebenso förderlich wie der Umstand, dass die Texte durchgehend in einer verständlichen Sprache geschrieben sind. Viele gute Fotos und Grafiken lockern die Texte auf und laden zum genussvollen Durchblättern ein. Dem selbstformulierten Anspruch, auch unterhalten zu wollen, wird mit ebenso entsprochen, wie dem Anspruch zu informieren und Anstöße zu geben.

Das Themenspektrum der 1. Ausgabe ist vielfältig. So wird über beteiligungsorientierte Planungsverfahren, die mit der Hamburger PlanBude entwickelt wurden, berichtet. Ein Glossar führt in zentrale Begrifflichkeiten der Bewegung „Recht auf Stadt“ ein. Ein anderer Beitrag befasst sich mit feministischer Stadtplanung. Aber auch Themen wie Digitalisierung und Sozialwohnungsbau finden sich im Heft.

Da die Bewegung „Recht auf Stadt“ international ist, enthält Común auch Beiträge über Entwicklungen jenseits deutscher Grenzen. Etwa einen Beitrag über den „Aufstand der Städte gegen Trump“ oder einen Beitrag über Wohnungsbaukooperativen in Uruguay.

Común wird ausschließlich auf ehrenamtlich Basis produziert. Lediglich für die Druckkosten und den Vertrieb der Printausgabe von Común gibt es finanzielle Unterstützung von der Rosa Luxemburg Stiftung und dem Studienforum Humangeographie der Uni Frankfurt a. M. Einen festen Preis für die Druckausgabe gibt es nicht. Allerdings hofft die Redaktion auf angemessene Spenden von denen, die eine Printausgabe haben wollen.

Auf der Basis dieser Produktionsbedingungen planen die Macher derzeit zwei bis drei Ausgaben pro Jahr. Mit Blick auf die gelungene erste Ausgabe bleibt den Macherinnen zu wünschen, dass sie genügend Unterstützung bekommen – finanzielle, idielle und auch in Form von Beiträgen und Fotos –, damit sie noch viele weitere Ausgaben produziere können. Das gilt natürlich mehr noch für die Bewegung selbst – für die Bewegung „Recht auf Stadt“.

Schade ist allerdings, das ein solches Magazin mit einem konventionellem Copy-Right-Konzept arbeitet. Gerade auch nach den heftigen Debatten in diesem Jahr über die Urheberrechtsreform auf EU-Ebene. Ein Rückgriff auf das Konzept der Creative Commons Lizenzen (CC-Lizenzen) stünde dem Projekt gut zu Gesicht. Rainer Midlaszewski sagte auf Rückfrage, dass sich nicht alle Autor*innen und Fotograf*innen mit dem Konzept der CC-Lizenzen anfreunden könnten. Daher sei eine generelle Anwendung einer CC-Lizenz gegenwärtig nicht möglich. Man diskutiere dieses Thema aber weiter. Schauen wir mal, wohin die Reise geht.

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