Beitrag von Vesna Caminades

Ein Zitat aus Portugal sagt „Öl, Wein und Freunde – je älter desto besser“. Nun, wenigstens bzgl. des Olivenöls gibt es so manche, die nicht besonders alt werden … Wie bitte??

Vitamine, Fettsäuren (gesättigte natürlich) und insbesondere Omega 3! Das sind einige der Gründe, weshalb der menschliche Körper Öl benötigt, um gesund zu bleiben. Ob nun Olivenöl, DAS gesündeste unter den Ölen ist, neben Rapsöl, Walnussöl und Sonnenblumenöl beispielsweise, das bleibt umstritten. Denn, ob Olivenöl alleine das Risiko von Schlaganfall senken kann, das wurde bisher nicht wissenschaftlich belegt. Allgemein wirken aber Öle mit ungesättigten Fettsäuren besonders schlaganfallvorbeugend. Daher ist ein ausgeglichener Ölmix die beste Option. Palmöl ist dabei eher zu vermeiden, denn es ist reich an gesättigten Fettsäuren. Wenn man also Palmöl nicht vom eigenen Speiseplan streichen will, um die Wälder und Tiere zu schützen, dann wenigstens für das eigene Wohlergehen.

Doch wussten Sie, dass Olivenöl indirekt auch tödliche Folgen haben kann?

Sie haben richtig gelesen. Und zwar hängt das von der Methode ab, die für die Ernte eingesetzt wird. Im Juni dieses Jahres ging zum ersten Mal eine erschreckende Nachricht durch die Sozialmedien „Olivenöl und Vogelmord“. Wie auf Stern.de Gernot Kramper berichtet, sterben auf diese Weise jedes Jahr Millionen Vögel. Laut einem Brief der beiden Forscher Luis da Silva und Vanessa Mata an das Fachmagazin Nature, sollen es allein in Spanien um die 2,6 Millionen jährlich sein.

Traditionell werden Oliven mit der Hand von den Bäumen geschüttelt. Doch in Frankreich, Italien und Spanien werden in der industrialisierten Landwirtschaft zunehmend Maschinen und intensive Praktiken eingesetzt.  Wir sehen meistens Mühlsteine, die die Oliven zermalmen, während der goldene wertvolle Saft herausrinnt. Doch haben wir uns jemals gefragt, wie diese Oliven vom Baum zur Mühle gelangen? Genau darum geht es. Die Ernte erfolgt wie gesagt immer öfters auf intensive Art, wobei große Maschinen mit Netzen die Oliven von den Bäumen herunterschütteln. Sofern dies bei Tag geschieht, stellt dies für die Fauna nur relativ ein Problem dar. Wenn dies allerdings in der Nacht geschieht, mit Lärm und blendenden Scheinwerfern, dann geht das Tausenden von Singvögeln, die in den Bäumen schlafen und Zuflucht suchen, regelrecht an den Kragen.

Ja, denn leider sind diese kleinen Vögel unfähig wegzufliegen, sie werden überrascht. Sie bleiben in ihrem Versteck sitzen, erstarrt und warten bis die Gefahr vorüber ist. Die Maschinen lassen ihnen jedoch keine Fluchtmöglichkeit. Sie warten mit anderen Worten auf ihren Tod, denn sie werden von den Bäumen abgesaugt.

Das geht so weit, das Oliven sogar blutverschmiert sein können. Keine angenehme Vorstellung ­– ich weiß, aber es ist wichtig, dass über solche Dinge gesprochen wird, damit man die Möglichkeit hat, sich selbst weiter zu informieren. Betroffen sind unter anderem Vogelarten wie Bachstelzen, Goldfinken, Grünfinken, Grasmücken und Rotkehlchen, die zwischen November und März im Süden überwintern. Mehr dazu siehe hier!

Hier ist ein Link zu einer Facebook Seite, auf welcher man in einem sehr kurzen und emotionell gut ertragbaren Video besser versteht, worum es hier geht.

Diese nächtliche intensive tierfeindliche Methode wird insbesondere in Spanien eingesetzt. Der Grund ist jener, dass anscheinend die nächtlichen Temperaturen das Aroma des Öls positiv beeinflussen. Die spanischen Olivenbauern verdienen obendrauf noch recht gut dadurch, dass sie die kleinen Körper an lokale Hotels und Restaurants verkaufen, denn die kleinen Vögel gelten als eine Spezialität „Pajarito frito“. Effektiv eine wahre Delikatesse, wenn man das so sieht … Mehr dazu hier!

Mir persönlich hat Olivenöl bisher enorm geholfen, um verdauungsmäßig wieder auf die Beine zu kommen. Ich konsumiere jede Woche sehr viel davon. Doch nun ist meine erste Reaktion jene, dass ich es mir doch anders überlege und keines mehr erwerben will. Allerdings scheint es so zu sein, dass nicht jedes Olivenöl auf dieselbe Art und Weise hergestellt wird. Es gibt auch sogenannte „tierfreundliche“ Olivenölsorten. Als Konsument kann man darauf achten, dass folgender Code auf der Etikette abgebildet ist: FAO GIAHS (Globally Important Agricultural Heritage System), dann wurden die Oliven per Hand geerntet.

Interessant ist außerdem auch, dass es beim Töten dieser Vögel nicht nur darum geht, dass Tiere ums Leben kommen, es handelt sich in vielen Fällen sogar um gefährdete und somit geschützte Tierarten. Italien und Frankreich ignorieren diesen Zustand voll und ganz – wirtschaftliche Interessen sind anscheinend stärker als der Tierschutzgedanke. Portugal hat es zwar zur Kenntnis genommen, doch es werden keine Gegenmaßnahmen eingesetzt. Dabei wäre es sehr einfach, wenn man die nächtliche Ernte mit den Maschinen verbieten würde.  Was ich persönlich tun werde, ist, dass ich nach einem Olivenöl mit diesem Code suchen werde, der auf traditionelle Ernte hinweist. Ich habe zum Beispiel im Internet bereits einen Verkäufer gefunden, der dies sogar ausdrücklich anführt „Vogelfreundliche Ernte (es werden keine nächtlichen super-intensiven Erntemethoden für Oliven eingesetzt), Ernte mit Rüttelmaschinen mit Auffangnetzen.“ Auch will ich Freunde, Bekannte und Familienangehörige darauf ansprechen. Denn Kaufen ist gleichzustellen mit stillschweigendem Billigen bis hin zu Befürwortung.

Ich frage mich auch, inwiefern dieses Thema auf EU-Ebene wahrgenommen wird. Tierschutz und wirtschaftliche Interesse stoßen leider nicht selten aufeinander. Stopfleber ist ein Paradebeispiel dafür, wie die EU-Tierschutzbestimmungen zum Wohle nationaler Wirtschaftsinteressen nicht nur ignoriert, sondern auf der Strecke bleiben und wortwörtlich zertrampelt werden. Das ist ein typischer Fall, um sich bewusst zu werden, dass wir als VerbraucherInnen über eine gewisse Macht verfügen, denn wenn wir ein Produkt zunehmend vermeiden, dann sinkt die Nachfrage und idealerweise geht die Produktion zurück. Es ist daher ein typischer Fall für „I wanna know what’s behind“, um bewusst und informiert zu entscheiden, ob ich etwas ändern will, zum Wohle der Tiere. IAMA

Titelbild: Olivenernte Mani Bläuel | Foto: Reinhard Gessl CC BY-NC 2.0

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

Zu den weiteren Artikeln von Vesna Caminades zum Thema Tierschutz und Tierrechte bitte hier klicken

Siehe auch den Beitrag der Autorin über ihren Mail-Austausch zum Thema umweltgerechtes Olivenöl mit der belgischen Supermarktkette Delhaize “Die Qual der Wahl, die nicht besteht” auf Europa.blog (28.12.2019)

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