Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sommer und Hitze sind wieder im Lande, wir freuen uns auf den Urlaub. Doch in diesen Tagen kehrt auch etwas anderes wieder zurück: das Yulin Hundefleisch-Festival. Ich habe hin und her überlegt, ob ich auch heuer wieder darüber schreiben soll. Das kennt doch bald jeder oder? Es zirkulieren so viele Petitionen dazu, um dieses Fest zu verbieten. Oder doch nicht? Vielleicht gibt es unter Ihnen sogar jemanden, der nie davon gehört hat? Dann ist dieser Beitrag vor allem für Sie gedacht. Denn all die Hunde und Katzen, die auf grausamste Art getötet werden, sind es Wert auch mehrmals pro Jahr darüber zu schreiben. Wieso?

Das Festival “Lychee and Dog Meat Festival” gibt es seit etwas mehr als zehn Jahren. Es findet im Süden Chinas in Guangxi, an der Grenze zu Vietnam, statt. Es beginnt offiziell am 21. Juni und dauert zehn Tage. Immer offiziell. Doch inoffiziell werden Hunde und Katzen das ganze Jahr über gestohlen, gezüchtet und gemordet. Auf der brutalsten Art und Weise, an die ein “Mensch” nur denken kann. Und das schlimme ist, dass diese Praktiken Teil des Alltags in diesen Gegenden geworden sind. Selbst, wenn viele Chinesen dort nicht Hundefleisch verzehren, so zieht diese Gemetzel jedes Jahr eine sehr große Anzahl an Schaulustigen aus ganz China und leider auch aus aller Welt an. Wer ist denn in dem Fall schuldiger am Leiden dieser armen Tiere? Der Täter und derjenige, der den Konsum ankurbelt? Angebot oder Nachfrage? Es ist eine reine Konsumstrategie, keine Religion, kein Kulturerbe, kein gar nichts: reines Geschäft. Und dafür werden diese Tiere unter den ärgsten Bedingungen gezüchtet oder von deren Besitzern gestohlen. Stundenlang ohne Futter und ohne Wasser in kleinsten Käfigen transportiert. Denn es sind nur Fleischstücke, die eh in Kürze geschlachtet werden. Da zahlt sich die Verabreichung von Wasser oder Futter nicht aus. Es muss alles rentabel sein. Beim Abladen werden die Käfige auf den Boden geschleudert, die Tiere sind dadurch noch mehr unter Schock. Das Schlimmste kommt aber noch. Die Tötung findet meist in den frühesten Morgenstunden statt, damit die Medienaufmerksamkeit nicht auf den falschen Moment des Festivals gerichtet wird. Lebend gehäutet, verbrannt und verbrüht, tot geschlagen mit Metallstangen. Die anderen Hunde und Katzen müssen miterleben, wie ihre Gefährten nieder gemetzelt werden. Bald sind sie dran. Panik und Schmerz in jedem Augenblick. Doch genau das wird gesucht, denn der “Glaube” besagt, dass das Fleisch eines Tieres, welches Adrenalin im Moment von Todesangst ausstößt, um Vieles schmackhafter ist.

All das beginnt in drei Tagen, all das gibt es aber in vielen Städten Asiens und rund ums Jahr. Hier können Sie dies alles etwas detaillierter nachlesen.

Genauso will an dieser Stelle aber auch hinzufügen, dass es in China zahlreiche Aktivisten gibt, die mit allen Kräften versuchen, diese Tiere frei zu kaufen oder einfach die Transporte zu boykottieren. Man sieht, wie sie verzweifelt alles dran setzen, um den Hunden durch die Gitterstäbe etwas Wasser zu geben. Ich kann mir die Verzweiflung und das Leiden dieser Menschen nicht vorstellen, die in die Augen dieser Tiere blicken und wissen, dass sie in wenigen Stunden massakriert werden. Und dass sie das nicht verhindern können. Oder nur sehr selten. Denn Aktivist sein ist schon schwierig, aber in China muss das um einiges härter sein.

Ich füge meinen Beiträgen stets auch Videos hinzu. Diesmal werde ich aufgrund der Grausamkeit des Themas nur ein einziges hinzufügen. Es ist ein Video, welches vor einigen Jahren entstand, als ich Yulin entdeckt habe. Ich habe einen Freund darauf angesprochen und er war so angewidert von dieser Realität, dass er kurzerhand zugestimmt hat, ein Video dazu zu produzieren. Es war nicht einfach, die Übersetzung in den verschiedenen Sprachen zu erhalten (Arabisch, Russisch, etc.). Vor allem der chinesische Text war ein kompliziertes Unterfangen, man kann sich denken, wieso. Hier ist die Originalversion des Videos. Es ist wohl das “harmloseste” Doku, welches ich im Netz bisher finden konnte, obwohl es immer noch ausdrucksstark bleibt. Jedes Jahr frage ich mich, wie kann so etwas gestoppt werden? Wie kann der Mensch – sowohl vor wie auch hinter dem Kochtopf – so pervers sein, einen solchen Grad an Grausamkeit und Brutalität entwickeln? Ist es möglich, dass “Menschen”, die Tiere massakrieren, dabei nichts empfinden?

Klarerweise, wird jetzt jemand einwenden, dass Kriege und Terrorattacken weitaus schlimmer sind. Meiner Meinung nach, darf man sich nicht dazu verleiten lassen, einen Vergleich anzustellen. In all diesen Fällen werden Leben niedergemetzelt. Ausradiert für immer. Ich bin mehr und mehr der Überzeugung, dass die größte Hoffnung darin besteht, Kinder und Jugendliche zu Harmonie, Liebe und Respekt zu erziehen und Dankbarkeit, für das, was man hat. Wenn man sich selbst und andere respektiert, dann hat man auch Ehrfurcht vor dem Leben, sei es nun auf zwei oder vier Beinen. Yulin kann nicht weiter bestehen, wenn die Kinder von heute mit dem Wert der Tierliebe erzogen werden. Denn dann wird es für sie unvorstellbar sein, einen Hund bei Bewusstsein in brühendes Wasser zu stecken oder ihn lebendig zu häuten, genauso wie sie nie auf den Gedanken kommen würden, auf einen Markt dieses Gericht nachzufragen. Das wäre einfach etwas, das nicht dazu passt, zum alltäglichen Leben dieser Kinder, dieser zukünftigen Erwachsenen. Daher ist es wichtig, jedes Jahr – nicht nur am 21. Juni – dieser zig-Tausend Tiere zu gedenken und darüber zu reden. Es muss zu einem Ende kommen, so schnell wie möglich. Wenn es noch Leute gibt, die über diese Überlegungen zweifeln und meinen, das gehe sie nichts an, dann sage ich nur eines zu ihnen: schließen Sie die Augen und malen Sie sich das eben Beschriebene in jedem Detail aus – aber so, als wären Sie an der Stelle des Hundes. Wie fühlt es sich an? Bitte reden Sie darüber mit Freunden und Familie – Danke IAMA

Titelbild: Dog-Tongue by fine_plan CC BY-NC 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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