Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Dieser Beitrag ist all jenen Menschen gewidmet, die im guten Glauben leben, sich tierproduktfrei zu ernähren. Auch all jenen Leuten, die diese Ersten regelmäßig kritisieren und über sie spotten, dass sie „radikal und übertrieben“ seien, weil sie sich eben bemühen, Produkte tierischen Ursprungs zu vermeiden. Wie Sie bereits wissen, „IAMA“ steht für „I wanna know what’s behind“ – doch manchmal ist das Resultat nicht so ganz einfach zu akzeptieren. Da gibt es dann gehörige Überraschungen!

Essig, Bier, Wein, Fruchtsaft, Marmelade, etc. – was haben all diese Lebensmittel gemeinsam? Genau! Wir VeganerInnen lieben sie, denn sie sind eindeutig ohne tierische Produkte hergestellt. Sicher? Ganz sicher? Aber wirklich ganz ganz ganz sicher? Wie wäre es mit einer kurzen Analyse?

Essig: Laut einer Erklärung auf der Seite von CooknSoul sind die Zutaten von Essig im Prinzip rein pflanzlich, jedoch kann es bei der Herstellung passieren, dass tierische Produkte verwendet werden. So wie es auch bei vielen Weinen gemacht wird, kann Essig im Herstellungsprozess durch tierische Gelatine geklärt werden.
Gelatine wird aus tierischem Bindegewebe gewonnen, so zum Beispiel aus Haut und Knochen von Schweinen, Rindern, Hühnern aber auch Fischen. Die so produzierte Gelatine findet in vielen Produkten Verwendung, So werden bspw. Weine, Säfte aber auch teilweise Bier mit der Gelatine bei der Herstellung geklärt. Später wird die Gelatine zwar wieder entfernt, aber im Produktionsprozess kommt die tierische Gelatine mit dem Produkt in Kontakt.

Gibt es denn vegane Alternativen? Ja, die gibt es: „Trotz Einsatz von Hefen und Essigsäurebakterien bei der Herstellung bleibt der Essig vegan. Biologisch gesehen gibt es fünf Arten von Lebewesen: Pflanzen, Tiere, Pilze, Einzeller mit Zellkern (Eukaryoten) und Einzeller ohne Zellkern (Prokaryoten). Essigsäurebakterien gehören zu den Eukaryoten. Die Hefe gehört zu der Gattung der Pilze. Beide sind keine Tiere und daher vegan. Wir verwenden keine Gelatine zum Schönen der Essige.“ (In diesem Fall gebe ich den Quellen-Link an, selbst wenn es sich um eine Privatfirma handelt, denn ich glaube, die Information ist es wert.)

Auf der Seite von Vegpool.de findet man noch weitere Erklärungen. Dabei ist allerdings eine – wenigstens für mich – schlechte Nachricht darunter: Balsamico-Essig ist nicht vegan. „Wer sich schon ein wenig mit der Ernährung beschäftigt hat, weiß, dass Speiseessig fast immer aus Wein hergestellt wird. Aus diesem Grund sind die handelsüblichen Weiß- und Rotweinessige oft nicht vegan. Dies betrifft auch Apfelessig und Balsamico-Essige. Es gibt durchaus eine große Auswahl veganer Essige – insbesondere im Naturkost-Bereich – doch gerade bei Billig-Produkten ist es wahrscheinlicher, dass bei der Herstellung Gelatine verwendet wurde.
Beim Branntweinessig sieht es aber etwas anders aus. Denn Branntweinessig wird nicht aus normalem Wein, sondern aus Branntwein oder Industriealkohol hergestellt, der wiederum aus Kartoffeln oder anderen stärkehaltigen Rohstoffen gewonnen wird. Der Branntwein wird anschließend durch Fermentation zu Essigsäure umgewandelt.“

Fazit: Da Gelatine als Zusatzstoff nicht deklariert werden muss, ist es schwierig zu sagen, ob ein Essig effektiv ohne tierische Produkte hergestellt wurde – mit anderen Worten, wer sicher sein will, muss ein bisschen Detektiv spielen. Doch ich möchte Sie nicht so stehen lassen, daher habe ich ein wenig nachgeforscht und diese Seite gefunden. Da findet man doch einige wertvollen Hinweise, damit man auch als „Tier-Produkt-Vermeidende“ noch Essig genießen kann.

Sorbeteis:

Vegpool erklärt, dass Fruchteis, welches viele von uns vor allem an heißen Sommertagen lieben oder als Alternative zu anderen Eissorten, die Sahne enthalten, bevorzugen, leider nicht immer vegan ist. Die Fruchtbasis kann je nach Hersteller mit Gelatine geklärt worden sein. Außerdem können Farbstoffe enthalten sein, die tierischen Ursprungs sind. Und ehrlich gesagt, wenn ich das lese, was ich Ihnen jetzt gleich enthülle, dann vergeht mir irgendwie die Lust auf Eis (würde ich dieses noch essen):

„Der Begriff Sorbet kommt ursprünglich aus dem arabischen Raum und bezeichnet eine halbgefrorene Speise aus gesüßtem Fruchtsaft und Fruchtpüree. In Deutschland muss ein Fruchteis nicht einmal zur Hälfte aus Frucht bestehen. Oft steckt in der bunten Eiskugel sogar noch weniger Frucht – der Rest setzt sich zusammen aus Wasser, Zucker und diversen weiteren Zutaten, die sich von Eisdiele zu Eisdiele unterscheiden können.

Einfacher ist es im Supermarkt, denn dort ist das Fruchteis mit einer Zutatenliste versehen. 100% sicher kann man allerdings auch hier nicht sein, denn Fruchtsaft wird zum Beispiel oft mit Gelatine geklärt, die aber als Hilfsstoff nicht gekennzeichnet werden muss.
Tierische Zutaten in Fruchteis und Sorbet können z. B. sein:

  • Gelatine – wie wir schon vorhin erfahren konnten, wird diese aus Schlachtnebenprodukten wie Knochen und Schwarten gewonnen und ist weder vegan, noch vegetarisch. Gelatine dient als Bindemittel im Sorbet. Auch Fruchtsäfte werden häufig mit Gelatine geklärt.
  • Tierische Farbstoffe wie zum Beispiel Karminrot, das die E-Nummer E120 trägt und aus Cochenille-Läusen gewonnen wird. Achtung Verwechslungsgefahr: Cochenillerot A wird – trotz ähnlichem Namen – meist synthetisch hergestellt.
  • Ei-Schnee – dieser sorgt dafür, dass das Sorbet luftiger wird, ist aber natürlich nicht vegan.“

Fazit: Manchmal wissen die Eisdielenbetreiber selbst nicht, woraus die Fruchtbasis besteht, welche sie verwenden. Daher bleibt nur das Nachfragen beim Hersteller oder das Achten auf ein Vegan-Siegel.

Ein Tipp zum Schluss vor allem für Veganer, aber auch für all jene Menschen, die einfach wissen wollen, was sie zu sich nehmen. „Zutatencheck.de“ ist eine App von Vegpool, welche es erlaubt, in Sekundenschnelle zu verstehen, ob eine Zutat auf dem Etikett vegan ist oder nicht. Außerdem erklärt sie auch, was ein Bestandteil ist (zum Beispiel Glucose ist Traubenzucker). Sie ist nicht vollständig, doch sie kann schon eine wertvolle Hilfe sein, um sich bewusst zu werden, womit man sich ernährt. Ein weiteres Beispiel? Gelatine = nicht vegetarisch (= Geliermittel aus Knochen und Schwarten) – was kann man dazu sagen? Mahlzeit!

Wein:

Zum Einstieg könnten Sie dieses Video anschauen, denn es erklärt auf sehr einfache Art, ab welchem Produktionsschritt Wein nicht mehr als vegan erachtet werden kann (Achtung, auch in diesem Fall handelt es sich um eine Privatfirma).

Dieser Artikel von Stern.de ist ebenfalls sehr aufschlussreich, fast zu sehr, denn wenn man überlegt, womit Wein potentiell in Kontakt kommt, da kann einem wirklich die Lust vergehen. Doch es gibt laut diesem Beitrag auch andere Methoden, um den Wein zu „schönern“ und das finde ich besonders interessant.

„Bei veganem Wein verzichten Winzer auf diese tierischen Produkte. Stattdessen verwenden sie z.B. Bentonit, eine Gesteinsmischung aus verschiedenen Tonmineralien, um ihren Wein zu klären. Oder pflanzlich hergestellte Tannine. Eine andere Methode ist, den Wein so lange auf der Hefe liegen zu lassen, bis sich Trübstoffe von allein absetzen. Danach kann man den Wein ohne Filtration abfüllen. Aber dafür muss man ihm Zeit geben, etwa drei bis sechs Monate. Je nach Qualitätsanspruch. Heute verzichten auch viele herkömmliche Winzer auf tierische Klärmittel, weil sie teuer sind und man Weine filtrieren kann.

Fälschlicherweise wird Vegan- und Bio-Weinbau oft gleichgesetzt, weil beide sehr naturnah und sehr puristisch arbeiten. Doch beim Bioweinbau sind viele tierische Produkte im Einsatz, zum Beispiel besteht der Kompost aus Tieren und Kleinstlebewesen. Außerdem werden zum Teil Hornmist und Hornkiesel verwendet.“
Und hier hingegen ein Artikel aus 2015 von „Die Welt“, in dem beschrieben wird, wie besonders mutige Unternehmer den Schritt gewagt haben, ein veganes Weinlokal zu eröffnen.

Kleiner Trost zur Halbzeit unseres Beitrages? Für Sekt gilt genau dasselbe Prinzip!

Hier möchte ich einen Beitrag von Veggieworld anführen, der über verschiedene Getränke spricht. Im Grunde kommt man stets zum selben Schluss, alles hängt davon ab, wie ein Getränk gereinigt wird. Das kann meistens nur der Hersteller, also nicht einmal der Wiederverkäufer bestätigen. Doch immer öfters werden Bier, Wein, Fruchtsäfte etc. auch vegan hergestellt und die Produzenten legen Wert darauf, dies auch erkenntlich zu machen. Denn die Nachfrage nach solchen Lebensmitteln steigt mittlerweile (endlich!).

Nach wie vor liegt die größte Schwierigkeit wohl darin, dass es nicht gesetzlich vorgesehen ist, dass die Hersteller das Klärungsmittel auf dem Etikett deklarieren müssen. Beim deutschen Bier besteht hingegen eine Ausnahme, denn dank dem Reinheitsgebot, kann man davon ausgehen, dass deutsches Bier immer vegan ist, denn wie Ökotest erklärt „es sieht für Bier ausschließlich Wasser, Hopfen, Malz und Hefe vor.“

Wodka:

Wie schaut es mit dieser beliebten Party-Spirituose aus? Auch in diesem Fall gilt, dass es in den meisten Fällen ein veganes Produkt ist, doch manchmal wird Wodka mit Kuhmilch geklärt. Na, das nennt man einen Bomben-Cocktail! (Quelle: Veggieworld)

Zum Abschluss unseres Detektivbeitrages möchte ich ein Lebensmittel unter die Lupe nehmen, das bei Klein und Groß sehr beliebt ist: der Kaugummi.
Beliebt bedeutet nicht automatisch gesund, und wenn man mal genauer hinschaut, dann kann einem der Kaugummi ja glatt im Hals stecken bleiben …
Ein Praxistipp von Fokus.de vom Mai 2020:

„Vegane Kaugummis kommen wie die meisten Kaugummis ohne tierische Produkte aus. Einige Inhaltsstoffe von Kaugummis werden aber dennoch von Tieren gewonnen.

  • Vegane Kaugummis erkennen Sie daran, dass diese weder Gelatine, Stearinsäure noch Glyzerin enthalten.
  • Gelatine besteht aus ausgekochten Knochen, Haut und Sehnen und findet sich nicht nur in Kaugummis, sondern auch in Fruchtgummis oder anderen Süßigkeiten.
  • Stearinsäure oder Stearic Acid ist entweder tierisch oder pflanzlich. Ist es eine tierische Säure, so stammt diese aus Schweinemagen.
  • Auch Glyzerin ist entweder tierisches oder pflanzliches Fett.
  • Weniger bekannte tierische Inhaltsstoffe sind über E-Nummern auf der Packung beschrieben.
  • So steht Karmin oft als E 120 auf der Packung.  Karmin sind zerdrückte weibliche Scharlach-Schildläuse.
  • E 904 ist Schellack. Das sind Ausscheidungen der Gummilackschildlaus. E 920 ist Cystein, also Eiweiß aus Schweineborsten, und E 570 ist Stearinsäure, welche aus der Fettsäure von Schweinen entsteht.“

Wie schaut es also aus? Es ist eine persönliche Entscheidung, ob man auf tierische Produkte verzichten will, wenn ja in welchem Ausmaß und ob dies eine schrittweise Entscheidung sein soll oder von heute auf gestern.

Anders sehe ich aber die Tatsache wissen zu wollen, was in einem Produkt steckt. Vor allem, wenn es sich um Zutaten und Bestandteile handelt, die nicht laut Gesetz auf dem Etikett angeführt werden müssen. Wenn ich dann entdecke, dass ich auf Teile von Schildläusen herumkaue und mit Schweineschwartenpartikel zum Wohl anstoße, dann rührt sich etwas in meiner Magenzone. Was kann man in solch einem Fall sagen? Prosit! Wie immer, bitte fragen Sie nach und reden Sie mit Freunden und Familie darüber – Danke IAMA

Titelbild: Jürgen Klute CC BY-NC-SA 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

Zu den weiteren Artikeln von Vesna Caminades zum Thema Tierschutz und Tierrechte bitte hier klicken!

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