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Der UNHCR, also der hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, veröffentlicht jährlich einen Bericht über die Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen. Kürzlich ist der Bericht für das Jahr 2017 erschienen. Er ist in Englisch verfasst und trägt im Original den Title „Global Trends Report – Forced Displacements in 2017“ (Bericht über globale Entwicklungen – Vertreibungen in 2017).

Die über E-Mail verteilte Kurzvorstellung dieses Berichts ist überschrieben mit “5 myth-busting facts about refugees” (“5 Mythen entlarvende Fakten über Flüchtlinge“), die die Kernbotschaft des Berichts – zumindest an die Adressen der europäischen Länder – wiedergeben. Im folgenden wird der Inhalt dieser Mail in deutscher Übertragung wiedergegeben.

Weitere Details und Grafiken zu den Entwicklungen sowie der komplette Bericht als PDF (76 Seiten) sind auf der Webseite des UNHCR unentgeltlich zugänglich.

Fakt 1: 85 % aller Flüchtling weltweit leben in Entwicklungsländern

Zunächst nimmt der UNHCR die – vor allem von Rechten verbreitete – Vorstellung auf, Flüchtlinge machten sich vor allem auf den Weg in den reichen Norden des Globus. Ein Blick auf die realen Zahlen zeigt ein gänzlich anderes Bild. Tatsächlich leben 85 % aller Flüchtling in von Armut geprägten Entwicklungsländern. Diese Ländern erhalten zudem nur eine minimale Unterstützung bei der Versorgung der Flüchtlinge.

Die Türkei war Ende 2017 erneut das Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge in absoluten Zahlen aufgenommen hat: 3,5 Millionen.

Im Verhältnis zur Einwohner*innenzahl bleibt der Libanon weltweit das Land mit der höchsten Dichte von Flüchtlingen. Die Zahl der Flüchtlinge unter Verantwortung des UNHCR im Libanon macht ein Sechstel der gesamten Bevölkerung aus.

Fakt 2: Zwei Drittel aller Flüchtlinge kommt aus gerade fünf Ländern

Mehr als zwei Drittel aller Flüchtlinge (68%) weltweit kommt aus gerade fünf Ländern:

  1. Syrien (6.3 million)
  2. Afghanistan (2.6 million)
  3. Süd-Sudan (2.4 million)
  4. Myanmar (1.2 million)
  5. Somalia (986,400)

Fakt 3: Vier Fünftel aller Flüchtlinge bleibt in Nachbarländern ihrer Herkunftsländer

Rund 2,7 Millionen Flüchtlinge wurden 2017 neu registriert. Vor allem die Krise in Süd-Sudan und Myanmar ist der Grund für die erneut gestiegene Zahl. Die meisten von ihnen flüchtet in die unmittelbaren Nachbarländer oder in irgendwohin unmittelbar in ihrer Region.

In der Sub-Sahare-Region leben derzeit 31 % aller Flüchtlinge weltweit.

Die drittgrößte Gruppe neuer Flüchtlinge kommt aus Myanmar. Die Ursache dafür ist der Ausbruch gewalttätiger Konflikte Ende August 2017 im Bundesstaat Rakhine.

Fakt 4: 52 % der Flüchtlinge weltweit sind Kinder

In 2017 stellten Kinder unter 18 Jahren 52 % der Flüchtlinge. Davon wurden 138.700 Kinder ohne Begleitung registriert.

Fakt 5: 61,4 % der Flüchtlinge lebt außerhalb von Lagern

In städtischen Gebieten leben 95 % der Flüchtlinge in Einzelunterkünften (Wohnungen) und nur wenige in Lagern. Wie in den vorhergehenden Jahren war die syrische Flüchtlingskrise überwiegend geprägt durch Flüchtlinge, die in privaten oder Einzelunterkünften leben statt in Lagern. Das gilt für 90 % dieser Flüchtling.

Ende des Jahres 2017 gab es weltweit 68,5 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen (darunter 25,4 Millionen Flüchtlinge) aufgrund von Verfolgung, Konflikten oder Gewalt. Die Zahl weltweit Vertriebener erreicht damit erneut eine Rekordhöhe.

Titelbild: Fotomovimiento CC BY-NC-ND 2.0

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