Beitrag von Jürgen Klute

Eria hat dunkelbraunes kurzes Haar, ist 14 Jahre alt und er ist der Namensgeber der Ferme de l‘âne Eria, einem alternativen Landwirtschaftsbetrieb im französischen Département Jura. Eria trägt nicht zufällig diesen Namen. L‘âne Eria – auf deutsch: Der Esel Eria – ist ein Wortspiel, dass Sébastien Perret, dem Besitzer des Hofs, aus dem Namen des kleinen Ortes abgeleitet hat, zu dem die Ferme gehört: Lanéria.

Begonnen hat Sébastien mit der Landwirtschaft im Jahr 2005. Für ihn als ausgebildeten Kfz-Mechaniker war das ein ungewöhnlicher Wechsel, den er bis heute nicht bereut. Wie er erzählt, hat er vor diesem Wechsel einen Auftrag in einer großen Hühnerfarm zu erledigen gehabt. Die Art der Tierhaltung, die er dort gesehen hat, hat ihn nachdenklich werden lassen. Schließlich hat er für sich dann die Konsequenz gezogen und einen verlassenen Hof in Lanéria gekauft.

Damals hat er auch den Esel Eria gekauft. Da Esel bis zu 40 Jahre alt werden, so hatte Sébastien sich überlegt, wäre so ein junger Esel – wie Eria damals noch war – ein guter Begleiter dieses neuen Lebensabschnittes. Außerdem können Esel zum Schutz vor kleineren Raubtieren eingesetzt werden. Es gibt zwar bisher keine Wölfe im französischen Jura, aber Füchse und Luxe, die durchaus Gefallen an dem einen oder anderen Klein- oder Jungtier auf der Ferme finden.

Ein solches Projekt verlang Engagement und Durchhaltevermögen. 70 bis 80 Stunden Arbeitszeit sind die Regel. Und schnellen Reichtum erbringt diese Arbeit nicht. Während Sébastien nach und nach den Hof aufgebaut hat, hat seine Familie von dem Gehalt seiner Frau gelebt. Das ist auch heute noch so, auch wenn der Betrieb der Ferme heute immerhin ein monatliches Zubrot einbringt.

Leitbilder der Ferme de l’âne Eria sind Transparenz sowie Respekt gegenüber Tieren und der Umwelt.

Die Ferme besteht aus drei Säulen. Zum einen wird Gemüse angebaut und ein Teil des Viehfutters (Heu). Dann gibt es eine vielfältige Viehzucht. Vor einigen Jahren hat Sébastien zusätzlich mit einem Partner ein pädagogisches Angebot zur nachhaltigen Landwirtschaft entwickelt, das sich an Kinder und Jugendliche richtet.

Als Nebenprodukt ist aus dieser pädagogischen Arbeit noch ein kleiner Campingplatz entstanden in unmittelbarer Nähe der Tiere. Der Campingplatz ist einfach, aber dafür sehr naturverbunden und ruhig. Es gibt Toiletten, Duschen und Waschmöglichkeiten mit Kalt- und Warmwasser, die einfach, aber gepflegt und funktionsfähig sind. Auch eine Möglichkeit zum Geschirrspülen ist vorhanden und eine Küche mit Gasherd und Kühlschrank (inklusive Gefrierfach) in einem größeren Zelt. In dem Zelt gibt es einen Stromanschluss. Und auch der Zugang zum Internet ist problemlos (ohne Passwort und mit einer guten Geschwindigkeit).

Zur Abteilung Viehwirtschaft gehören zunächst einige Kaninchen, deren Ställe direkt an den Campingplatz angrenzen. Sie werden allerdings nicht zum Schlachten gehalten, sondern aus pädagogischen Gründen.

Ebenfalls direkt neben dem Campingplatz gibt es ein kleines Gehege, in dem ein paar Gänse, Enten und Truthähne leben.
Ein paar Meter entfernt hinter einer Baumgruppe trifft man dann auf ein großes Freigehege mit rund 200 Hühnern. Auf dem Gehege steht ein Stall, in dem die Hühner sich vor allem nachts aufhalten und in dem sie vor Füchsen geschützt sind. Die Hühner leben einerseits von dem, was sie auf dem Boden finden und von zugekauftem Bio-Getreide. Rund 160 Bio-Eier produzieren die Hühner täglich.

An das Hühnergehege schließt sich das Freigehege für die Schweine an. Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichen Rassen hat Sébastien sich für die Haltung der schwarz gefleckten Limousin-Schweine entschieden. Diese Schweinerasse kommt ursprünglich aus dem Baskenland und heißt dort auch „Schwarzarsch-Schwein“ (Cul-Noir). Da diese Rasse sehr langsam wächst, wird sie nur noch von wenigen Züchtern gehalten. Doch dank ihrer Robustheit können diese Schweine im Freien aufgezogen werden, was die Tiere – alte wie junge – sichtlich genießen. Auf der großen Fläche können sie nach Herzenslust im Boden wühlen. Weniger als ein Jahr haben sie gebraucht, so Sébastien, um die ursprüngliche Weide restlos vom Grasbewuchs zu befreien.

Gefüttert werden die Schweine u.a. mit Buttermilch aus einer benachbarten Käserei, in der auch der berühmte Comté-Käse hergestellt wird. Die Art von Buttermilch, die bei der Käseherstellung anfällt, lässt sich nicht verkaufen. Statt sie kostenpflichtig zu entsorgen, überlässt die Käserei sie den Schweinen von Sébastien unentgeltlich als Proteinlieferant. Als weiteres Futter erhalten die Schweine das gleiche Getreide, mit dem die Hühner gefüttert werden, allerdings in gemahlener Form, da die Schweine ganze Getreidekörner nicht vertragen.

Schließlich hält Sébastien noch rund 130 Schafe. Hier hat er sich für die sehr ruhigen, aber aufgrund ihrer geringen Größe vom Aussterben bedrohten Bizet-Schafe entschieden, die aus dem französischen Zentralmassiv stammen. Die Schafe liefern sowohl Wolle als auch Fleisch.

Ganz im Sinne einer nachhaltigen und regionalen Wirtschaft verkauft Sébastien seine Produkte nur in der Region. Der Verkauf erfolgt über den alternativen Supermarkt „Ô pré de chez vous“, den er mit einigen Kollegen gemeinsam in der Kleinstadt Saint-Amour betreibt. Dazu hier mehr!

Im nebenstehenden Kasten sind einige Links zur Ferme de l‘âne Eria zusammengestellt.

Die folgende Bildergalerie vermittelt weitere Eindrücke von der Ferme l‘âne Eria und dem zugehörigen Campingplatz.

… ist ein Projekt von Europa.blog. Hier haben junge, nicht mehr ganz so junge und alte Männer und Frauen und alle dazwischen, die Europa erfahren (wollen) – geographisch, kulinarisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch – die Möglichkeit, ihre Beobachtungen und Erfahrungen zu teilen.

Bildergalerie zur Ferme de l‘âne Eria

La Ferme de l‘âne Eria

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