Beitrag von Monika Hoegen

Zumindest das Wetter hätte schon mal passender nicht sein können. Unter einem fast afrikanisch anmutenden Himmel wurde in diesem außergewöhnlich heißen Brüsseler Sommer der Platz Patrice Lumumba an der Porte Namur, am Rande des Viertels Matonge, eingeweiht. Und so zeigten sich die rund 350 Zuschauer die zu dem Ereignis, begleitet von viel traditioneller Musik, gekommen waren in sonnigster Festtagsstimmung. Mit viel Inbrunst wurde auch die kongolesische Nationalhymne intoniert.

58 Jahre nach Erhalt der Unabhängigkeit wird damit dem ersten Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, ehemals Zaire, ein Ehrenplatz in der belgischen Hauptstadt eingeräumt. Lumumba wurde 1961 ermordet – es gab immer wieder Vermutungen, wonachdie USA und die damalige belgische Regierung in den Mord verwickelt waren. 2002 erklärte der belgische Außenminister Louis Michel vor einer parlamentarischen Untersuchungskommission, dass es keine Beweise für eine direkte Beteiligung der damaligen Regierung an der „physischen Eliminierung“ Lumumbas gebe. Dennoch erkannte Michel an, dass „einzelne Regierungsmitglieder und andere belgische Akteure“ eine Mitverantwortung für die Ereignisse getragen hatten, die schließlich zur Ermordung Lumumbas führten.

Mit der Würdigung von Patrice Lumumba an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Brüssel werde daher nun ein lange überfälliges historisches Zeichen gesetzt, befand Laura Ilunga, Vertreterin des Vereins „Change“, der sich für einen solchen Platz eingesetzt hatte. Ilunga: „In den Schulen wird nur wenig über die belgische Kolonisation gesprochen und die Kongolesen in Belgien fühlen sich dadurch nicht ernst genommen. Der Lumumba Platz ist nun hoffentlich nur der erste Schritt für eine bessere Anerkennung der belgisch-kongolesischen Geschichte.“ Auch Philippe Close, Bürgermeister der Kommune Ville de Bruxelles bekräftigte, dass der Platz Lumumba „eine neue Ära zwischen der kongolesischen Diaspora und den Brüsselern“ einleite.

Weniger war an diesem Tag allerdings davon die Rede, dass es mehrere Jahre gedauert hatte, bis sich die kongolesische Gemeinschaft mit ihrer Forderung nach einem Platz zu Ehren Lumumbas durchsetzen konnte – und dass es bis zuletzt auch Widerstände gab. So sollte ursprünglich ein anderer Platz nahe der Kirche St. Boniface in Matonge nach dem ersten kongolesischen Premier benannt werden, doch von den Politikern in der zuständigen Kommune Ixelles blieb bis zuletzt eine positive Antwort aus. Inzwischen sieht der Verein „Change“ das aber als Vorteil an – so habe der Platz Lumumba an der stark frequentierten Porte Namur einen deutlich höheren Aufmerksamkeitswert.

Um diesen noch weiter zu steigern soll schon bald ein Monument zu Ehren Lumumbas neben dem Namensschild auf dem Platz errichtet werden. „Wir hoffen allerdings, dass wir bei der Auswahl des Künstlers, der eine solche Statue herstellen soll, entscheidendes Mitspracherecht haben“, sagt Dido Lakama, ein Sprecher des Vereins „Change“. Denn noch habe man Sorge, dass die Statue, etwa mangels ausreichenden Budgets, zu klein und unbedeutend ausfallen könne. Lakama: Wir haben eine Schlacht, aber noch nicht den ganzen Kampf gewonnen.“

Titelbild / Fotos: © Monika Hoegen

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