Die Debatte um die von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine angeschobene Bewegung #aufstehen hat auch in Medien der Nachbarländer Resonanz gefunden. In Frankreich haben so gut wie alle Zeitungen darüber berichtet. Auch die umstrittene Haltung von Sahra Wagenknecht zu Migranten war Gegenstand der Berichterstattungen.

Der französische Politiker und Publizist Francis Wurtz hat anlässlich dieser Berichterstattungen in einem Kommentar seine Bedenken gegenüber der Position von Sahra Wagenknecht zu Migranten zum Ausdruck gebracht und ihre Position kritisiert.

Francis Wurtz hat seinen Kommentar zunächst auf Facebook und dann auch auf seinem Blog unter dem Titel ALLEMAGNE : SAHRA WAGENKNECHT JOUE AVEC LE FEU ! veröffentlicht.

Europa.blog veröffentlicht diesen Kommentar im Folgenden in einer von Francis Wurtz autorisierten deutschen Übersetzung.

Beitrag von Francis Wurtz

Mit den Milliarden, die von der Kanzlerin seit 2015 zur Aufnahme von Migranten ausgegeben wurden „hätte wesentlich mehr Bedürftigen in Deutschland geholfen werden können“[1]; „Mehr Wirtschaftsmigranten bedeutet mehr Wettbewerb, um an Jobs in den Niedriglohnsektoren zu kommen“[2]; Deutschland verfügt nicht „über ausreichende Mittel für seine bedürftigsten Bürger, seine Sozialwohnungen oder seine überfüllten Schulen“[3] …  In diesem Sommer rieben sich viele von uns die Augen, als sie diese Wortmeldungen aus der Presse entnahmen, stammen sie doch von einer der führenden Persönlichkeiten der Partei „Die Linke“: Sahra Wagenknecht!

Es gibt Schlimmeres, wird man uns entgegenhalten! Von Salvini, auf Seiten der Rechtsextremen, der sich weigert, die Insassen der auf hoher See eingesetzten Rettungsschiffe an Land gehen zu lassen, bis zum deutschen Innenminister, auf Seiten des rechten Rands der Konservativen, der sein „Verständnis“ für das Chemnitzer Pogrom gegen Ausländer zum Ausdruck brachte, über den Präsidenten der Tschechischen Republik Milos Zeman, ein Sozialdemokrat, der den „Feind“ in „der Anti-Zivilisation, die sich von Nordafrika bis Indonesien erstreckt“, sieht. Demgegenüber erklärt sich Sahra Wagenknecht mit den Positionen ihrer Partei zugunsten der Anerkennung des Rechts auf Asyl oder für die Zusammenführung von Familien einverstanden; sie fordert keine Massenausweisungen und sie hetzt nicht gegen den Islam. Aber von einer Führungsfigur der einzig wirklichen linken Partei eines Landes wie Deutschland, die überdies in den Medien sehr präsent ist, erwartet man weit mehr! Denn in einer Gesellschaft, die ernsthaft von einer beginnenden Rückkehr ihrer alten Dämonen bedroht ist, rüttelt sie so de facto – und wahrscheinlich gegen ihren Willen[*] – an einem der letzten Bollwerke, das Elemente einer Klassenorientierung sowie humanistische Werte verteidigte.

Niemand würde es ihr zum Vorwurf machen – ganz im Gegenteil! –, hätte sie eine sachliche Debatte über Migrationsbewegungen in der heutigen Welt angeregt, verbunden mit der notwendigen Suche nach humanen und tragfähigen Lösungen für die dramatischen Probleme, die durch eine kurzsichtige Verwaltung dieses dauerhaften Phänomens sowohl in den Herkunftsländern, wie in den Aufnahmeländern und, nicht zuletzt, für die Flüchtlinge selbst entstehen. Aber wie kann man als Vertreterin der Linken die Vorstellung gelten lassen, die Führungsmacht der Europäischen Union, die jährliche Handelsüberschüsse in Höhe von 250 Milliarden Euro anhäuft, – habe aufgrund von Migranten … – nicht die „ausreichenden Mittel“, um seine öffentlichen Dienste zu finanzieren und seinen „bedürftigsten Bürgern“ Hilfe zu leisten! Auf diese Weise – im Widerspruch zu den richtigen Kämpfen, die sie im Übrigen mit ihrer Partei führt – dazu beizutragen, den äußerst berechtigten Unmut der Millionen Menschen, die durch das Schröder-Merkel-Modell an den Rand gedrängt wurden, auf die Migranten zu lenken, ist das Letzte, was man von einer Vertreterin der Linken wie Sahra Wagenknecht erwartet.

Wie also die Beweggründe verstehen, die eine intelligente, talentierte und im Übrigen den Kämpfen ihrer Partei sehr verbundene Führungsfigur mit dieser Strategie verbindet – denn um eine solche handelt es sich; erprobt auf dem Parteitag der Linken im Juni 2018, wo sie unter den Buhrufen der großen Mehrheit der Delegierten scheiterte? Hierzu hat sie sich unlängst selbst geäußert: „Diese Bewegung muss Druck auf die bereits bestehenden Parteien aufbauen, damit unsere Politik von einer Mehrheit getragen wird. Der Wandel der „Parti de Gauche“ in Richtung „France Insoumise“ ist in gewisser Weise unser Vorbild (…) FI gelingt es, eine Wählerschaft zu erreichen, die wesentlich größer ist als unsere. Wir möchten das gleiche tun.“[4] Nein, Sahra: Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Du spielst mit dem Feuer!

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[1] Siehe u. a. „Immigration: quand la gauche se réveille…“, Le Figaro, 5.9.2018, Ivan Rioufol – http://blog.lefigaro.fr/rioufol/2018/09/immigration-quand-la-gauche-se.html (A. d. R.)

[2] Siehe u. a. „Europe: vague rouge, marée brune et terraints glissants“, L’Obs, 12.9.2018, Natacha Tatu – https://www.nouvelobs.com/edito/20180910.OBS2094/europe-vague-rouge-maree-brune-et-terrains-glissants.html (A. d. R.)

[3] Siehe u. a. „Allemagne. Wagenknecht lance son drôle de mouvement“, L’Humanité, 5.9.2018, Bruno Odent – https://www.humanite.fr/allemagne-wagenknecht-lance-son-drole-de-mouvement-660248 (A. d. R.)

[4] Interview in „Midi Insoumis, Populaire et Citoyen“ (7.9.2018). Siehe auch das besorgniserregende Interview von Djiordje Kuzmanovic auf der Seite der Zeitschrift „L’Obs“ und die Reaktion von Roger Martelli in „Regards“ (9.9.2018).

[*] Update vom 03.10.2018. Dieser Einschub fehlte in der ursprünglichen Veröffentlichung aufgrund eines redaktionellen Fehlers.

Übersetzung aus dem Französischen: Hanna Penzer

Titelbild: Sahra Wagenknecht | Foto: Die Linke CC BY 2.0

Francis Wurtz | Foto: privat


Francis Wurtz (geb. 1948 in Straßburg) ist Politiker der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) und er schreibt für die Zeitschrift L’Humanité.

Von 1979 bis 2009 war er Mitglied des Europäischen Parlaments, von 1999 bis 2009 war er Präsident seiner Fraktion Vereinte Europäische Linke / Nordische Grüne Linke.

Weitere Beiträge zum Thema

Un mouvement de gauche antimigrants: Allemagne – Un nouveau mouvement de gauche fait le pari de s’emparer du créneau antimigrants en Allemagne. | Tribune de Genève, 04.09.2018

France insoumise et immigration : “Le discours de Sahra Wagenknecht est de salubrité publique.“ La gauche doit-elle réviser son logiciel sur l’immigration ? Entretien avec Djordje Kuzmanovic, orateur de La France insoumise. Par Rémi Noyon | L’Obs, 08.09.2018

Clémentine Autain : “Je ne suis pas convaincue par l’approche de Sahra Wagenknecht.“ La gauche doit-elle réviser son logiciel sur l’immigration ? Entretien avec Clémentine Autain, députée de La France insoumise. Par Rémi Noyon | L’Obs, 08.09.2018

Europe : vague rouge, marée brune et terrains glissants. EDITO. A force de jouer sur le même terrain, de flirter avec les mêmes démons populistes, les “illibéralistes” des deux camps ont fini par converger. Par Natacha Tatu | L’Obs, 12.09.2018

La gauche est-elle mal à l’aise avec l’immigration ? Sahra Wagenknecht, figure centrale de la gauche allemande, a défrayé la chronique en remettant en cause la « bonne conscience de gauche sur la culture de l’accueil ». Ainsi, les gauches européennes multiplient les positionnements ambigus sur la question de l’immigration. Qu’en est-il en France ? | France Culture, 13.09.2018

Frankreich: Mélenchons Berater begrüßt Wagenknechts Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Von Alex Lantier | World Socialist Web Site, 25.09.2018

Zur Debatte zu diesem Artikel

Der obige Beitrag von Francis Wurtz hat Nachfragen und kritische Kommentare hervorgerufen (siehe Kommentare unten und Facebook). Vor allem die Frage nach de Quellen wurde immer wieder gestellt und ob es nicht zu Missverständnisse oder Manipulationen bei der Übersetzung von einer Sprache in die andere gekommen sei.

Auch Sahra Wagenknecht hat auf den Artikel reagiert. Axel Troost hat den obigen Beitrag von Franzis Wurtz „Sahra Wagenknecht spielt mit dem Feuer!“ über seinen Newsletter versandt. Daraufhin hat Sahra Wagenknecht Axel Troost gebeten, den folgenden Hinweis von ihr ebenfalls zu versenden, was in dem Newsletter vom 29.09.2018 auch geschah:

„Ich habe mit Befremden gesehen, dass Du in Deinem Newsletter vom 22.09.2018 einen Artikel von Francis Wurtz (“Sahra Wagenknecht spielt mit dem Feuer”) verbreitest, der rückübersetzt worden ist und in dem mir eine Reihe von Zitaten in den Mund gelegt werden, die ich so nie getätigt habe. Dies wird auch ersichtlich, wenn man mein in der Fußnote verlinktes Interview im französischen Blog Mediapart ansieht. Ich bitte Dich, in Deinem nächsten Newsletter richtigzustellen, dass es sich um eine Interpretation von Francis handelt, die nicht den Zitaten im französischen Text entspricht.“

Da dieser Einwand von Sahra Wagenknecht indirekt auch auf Europa.blog zielt, ist er auch hier dokumentiert.

Sahra Wagenknecht hat sich in ähnlicher Weise auch an Francis Wurtz gewandt. Zu den Vorwürfen von Sahra Wagenknecht hat Francis Wurtz am 1. Oktober 2018 schriftlich Stellung genommen. Da diese Stellungnahme von Francis Wurtz zugleich eine Antwort auf die oben genannten Fragen und Einwände ist, ist sie im folgenden dokumentiert (zunächst in deutscher Übersetzung, darunter das französische Original).

Liebe Sahra,

In der Mail, die Du in Bezug auf meinen, unter dem Titel „Sahra Wagenknecht spielt mit dem Feuer“ auf meinem Blog veröffentlichten, Artikel, an mich gerichtet hast, machst Du mir mehrere Vorwürfe, auf die ich – ohne Polemik, aber in aller Offenheit – antworten möchte. Ich fasse Deine Vorwürfe an mich zusammen:

1) Meine Zitate stimmen mit Deinen Aussagen nicht überein.
2) Ich stütze mich auf einen Text von „Médiapart”, in dem diese Zitate nicht zu finden sind.
3) Eines der wiedergegebenen Zitate ist absurd.
4) Meine Haltung entspricht nicht den Beziehungen, die uns im Rahmen unserer gemeinsamen Aktivitäten im Europäischen Parlament verbanden.

Hier meine Sichtweise zu jedem dieser Punkte.

1) Ich bestätige wie ich es geschrieben habe („In diesem Sommer rieben sich viele von uns die Augen, als sie diese Wortmeldungen aus der Presse entnahmen, stammen sie doch von einer der führenden Persönlichkeiten der Partei „Die Linke“…“): Bei jedem meiner Zitate handelt es sich um eine wortwörtliche Wiedergabe von Zitaten, wie sie in diesem Sommer in der französischen Presse veröffentlicht wurden.

2) Im Hinblick auf diese Zitate stütze ich mich nicht auf den Text aus „Médiapart“, sondern auf verschiedene Artikel der großen Tageszeitungen, wie „Libération“, „Le Figaro“, „L‘Humanité“…

3) Eines meiner Zitate, demzufolge Deutschland „nicht die „ausreichenden Mittel“ habe, um „seinen bedürftigsten Bürgern, seinen Sozialwohnungen und seinen überfüllten Schulen“ Hilfe zu leisten und gleichzeitig mehr Zuwanderer aufzunehmen, dementierst Du kategorisch. Dein Dementi nehme ich mit Freude zur Kenntnis.

Dennoch muss ich Dich darauf hinweisen, dass deutschsprachige Freunde, die Deine Pressekonferenz vom 4. September auf der Website deiner Bewegung live verfolgt haben, mir dieser Tage gesagt haben, dass sie Dich ebenfalls so verstanden haben, dass Du die Zuwanderungspolitik von Angela Merkel Deiner „vorrangigen“ Schwerpunktsetzung zugunsten der Bedürftigsten gegenüberstellst – als ob sich diese beiden Ausgaben gegenüberständen. Bereits im Rahmen des Skandals um den „Vorrang für Deutsche bei der Essensausgabe für Bedürftige in Essen“ im vergangenen Februar hatte Deine Reaktion – Du hattest eine Verurteilung dieses Vorstoßes vermieden und ihn als „Hilferuf“ gewertet – Beobachter der Linken in Frankreich überrascht und schockiert.

Im Übrigen erlaube ich mir, Dich auf die Überschriften nahezu aller großen französischen Zeitungen (wohlgemerkt mit Ausnahme der „L‘Humanité“) aufmerksam zu machen, die anlässlich der Ankündigung der bevorstehenden Gründung Deiner Bewegung, sowie am Morgen nach dem Start von „Aufstehen“ veröffentlicht wurden (und in der Regel die ganze Breite einer Seite einnahmen – so sehr handelte es sich bei dieser Ankündigung um ein Ereignis):
„Deutschland: Eine zuwanderungsfeindliche Linke entsteht“ (Le Monde);
„Die Vorzeigefigur der deutschen linksextremen Formation „Aufstehen“ gegen Zuwanderer“ (Le Figaro);
„Sahra Wagenknecht, zuwanderungsfeindliche Töne einer Vertreterin der deutschen Linken“ (Libération);
„Deutschland: Geburtsstunde einer neuen zuwanderungskritischen Bewegung der Linken“ (Les Echos)…

Sollten sich all diese Blätter vorsätzlich gegen Dich verschworen haben oder ist dies der Preis für die Mehrdeutigkeit einiger Deiner Aussagen? Weiterhin – und über die Kreise der Presse hinaus – haben Stimmen aus allen Befindlichkeiten der französischen Linken in der Öffentlichkeit ihre Erschütterung über das, was als Abkehr von humanistischen und internationalistischen Werten seitens eines Teils der deutschen Linken wahrgenommen wird, zum Ausdruck gebracht.

4) Was schließlich meine Haltung Dir gegenüber angeht, verweise ich auf mehrere Passagen meines Artikels, wo ich – frei von jeder Böswilligkeit – daran erinnere, dass Du, jenseits dessen, was uns in der Migrationsfrage trennt, die „Anerkennung des Rechts auf Asyl oder die Zusammenführung von Familien“ befürwortest, dass Du „keine Massenausweisungen (forderst) und „nicht gegen den Islam“ hetzt und dass Du in meinen Augen, ganz allgemein, „eine intelligente, talentierte und im Übrigen den Kämpfen (Deiner) Partei sehr verbundene Führungsfigur“ bist. Und wenn ich erneut meine – sehr reelle – Befürchtung zum Ausdruck bringe, dass Deine Initiative „in einer Gesellschaft, die ernsthaft von einer beginnenden Rückkehr ihrer alten Dämonen bedroht ist“ de facto „an einem der letzten Bollwerke (rüttelt), das Elemente einer Klassenorientierung sowie humanistische Werte verteidigte“, so präzisiere ich dennoch, dass dies „wahrscheinlich gegen (Deinen) Willen“ geschieht. Wenn unsere Beziehungen also nicht mehr sind, was sie innerhalb unserer gemeinsamen Fraktion im Europäischen Parlament waren, so beruht dies ausschließlich auf Deinem neuen Engagement, das sich zur Migrationsfrage in meinen Augen auf gefährliche Weise zweideutig verhält, was niemals die Position unserer Fraktion der „Vereinigten Europäischen Linken/ Nordischen Grünen Linken“ war.

Erlaube mir deshalb, meine Überzeugung zu bekräftigen: Du spielst mit dem Feuer.

Herzlichst,

Francis Wurtz

PS: Eine Kopie dieser Mail sende ich an all jene, die Du gebeten hast, Dein Dementi zu veröffentlichen.

Die Originalversion in Französsich

Liebe Sahra,

Hiermit meine Antwort auf deine E-mail. Um Zeit zu sparen und jeden Übersetzungsfehler zu vermeiden, sende ich den Text auf Französich. Ich danke Dir für Verständnis.

Mit meinen besten Grüssen.

Francis

Chère Sahra,

Dans le mail que tu m’as adressé au sujet de l’article publié sur mon blog sous le titre : « Sahra Wagenknecht joue avec le feu », tu me fais plusieurs reproches auxquels je tiens à répondre, sans esprit polémique, mais en toute franchise. Je résume tes griefs à mon égard :

1) Mes citations ne correspondent pas à ce que tu as dit.
2) Je me fonde sur un papier de « Médiapart » où ces citations ne figurent pas.
3) Une des citations reproduites est absurde.
4) Mon attitude ne correspond pas au type de relations que nous avions dans le cadre de nos activités communes au Parlement européen.

Voici mon point de vue sur chacun de ces points.

1) Je confirme, comme je l’ai écrit (« Nous sommes nombreux à nous être frottés les yeux, cet été, en lisant dans la presse ces citations de l’une des figures de « Die Linke »…) : chacune de mes citations est la reproduction mot à mot de celles publiées dans la presse française cet été.

2) Je ne me fonde pas, à propos de ces citations, sur le papier de « Médiapart », mais sur différents articles des grands journaux, comme « Libération », « Le Figaro », « L’Humanité »…

3) Tu opposes un démenti catégorique à l’une de ces citations indiquant que l’Allemagne n’aurait « pas suffisamment de moyens » pour, à la fois, venir en aide à « ses citoyens les plus démunis, ses logements sociaux et ses écoles bondées » et accueillir plus de migrants. Je prends acte de ton démenti et je m’en réjouis .

Je dois néanmoins te signaler que des amis germanophones, qui avaient suivi en direct ta conférence de presse du 4 septembre sur le site de ton mouvement, viennent de me dire qu’ils avaient, eux aussi, compris que tu opposais la politique migratoire d’Angela Merkel à « tes priorités » en faveur des plus défavorisés, comme si les deux dépenses s’opposaient. Déjà dans le scandale de la « préférence nationale pour la soupe populaire » d’Essen, en février dernier, ta réaction évitant de condamner cette initiative, et la qualifiant d’ « appel au secours » avait surpris et choqué les observateurs de gauche en France.

Plus généralement, je me permets d’attirer ton attention sur les titres de la quasi-totalité des grands journaux français (à l’exception notable de « l’Humanité ») lors de l’annonce de la naissance prochaine de ton mouvement, puis au lendemain du lancement de « Aufstehen » (En général sur toute la largeur d’une page, tant cette annonce fit événement ):
« Allemagne: une gauche antimigrants émerge » (Le Monde);
« L’égérie de l’extrême gauche allemande « debout » contre les migrants »(Le Figaro);
« Sahra Wagenknecht, les relents anti-migrants d’une figure de la gauche allemande » (Libération);
« Allemagne : naissance d’un nouveau mouvement de gauche anti-immigration » (Les Echos)…

Se seraient-ils tous délibérément ligués contre toi ou s’agit-il de la rançon de l’ambiguïté de certains de tes propos ? Toujours est-il que, au-delà du monde de la presse, des voix provenant de toutes les sensibilités de la gauche française se sont publiquement émues de ce qui est perçu comme un abandon des valeurs humanistes et internationalistes de la part d’une partie de la gauche allemande.

4) Enfin, concernant mon attitude à ton égard, je te renvoie à plusieurs passages de mon article où -loin de toute malveillance- je rappelle que , par delà ce qui nous sépare sur la question des migrants, tu es favorable à la « reconnaissance du droit d’asile ou au regroupement familial » , que tu « ne prônes pas d’expulsions massives ni ne fustige l’islam » et que, plus généralement, tu es, à mes yeux, « une dirigeante intelligente, talentueuse et, par ailleurs très engagée dans les luttes de (ton) parti ». Et si je souligne ma crainte, très réelle, que ton initiative soit, « de fait, en train de rompre l’une des dernières digues protégeant les repères « de classe » et les valeurs humanistes dans une société dangereusement menacée par un début de retour de ses vieux démons », je précise que cela se produit « vraisemblablement à (ton) corps défendant » . Si donc nos relations ne sont plus ce qu’elles étaient au sein de notre groupe commun au Parlement européen, cela tient uniquement à ton nouvel engagement, à mes yeux dangereusement équivoque, sur les enjeux des migrations, qui n’a jamais été la position de notre groupe de la « Gauche unitaire européenne-Gauche verte nordique ».

Permets-moi donc de réaffirmer ma conviction : tu joues avec le feu .

Bien cordialement.

Francis Wurtz

PS: j’envoie copie de ce mail à ceux à qui tu as demandé de publier ton démenti.

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