Kunststoffe recyceln – das allein kann die Plastikkrise nicht beseitigen. Es sind ganzheitliche Ideen, wie das deutsche Pfandsystem gefragt, um der Einwegplastik effektiv und langfristig entgegenzuwirken. Die stetig wachsende Bewegung in Europa zeigt bereits, wie es geht – mutige Länder gehen mit „Zero Waste“-Maßnahmen voran. Jetzt will auch Großbritannien sein Plastikproblem endlich in den Griff bekommen.

Europa: Menschen kämpfen gegen die Einwegplastik

Plastik ist vielseitig, praktisch, leicht – und dabei zugleich eines der massivsten Umweltprobleme unserer heutigen Zeit. Der Kunststoff ist allgegenwärtig und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dabei ist ein Verzicht darauf möglich. Durch die wachsende Zero Waste-Bewegung mit ihren verpackungsfreien Supermärkten wollen Menschen in ganz Europa dem Klimawandel endlich entgegenwirken.

Ein solcher verpackungsfreier Supermarkt kommt dabei komplett ohne Einwegverpackungen aus. Läden, die sich das umweltschonende Prinzip zunutze machen, bieten ihre Waren offen und lose, oder aber zumindest in wiederverwendbaren Pfandbehältern, an. Kunden können dort Lebensmittel, wie Kaffee, Reis, Hülsenfrüchte, Nudeln, Süßwaren oder Waschmittel selber einpacken oder abfüllen, ohne dass dafür Plastikbeutel und Verpackungen genutzt werden müssen.

Als holistisches System setzt das Zero Waste-Prinzip dabei an mehreren Punkten im Produktlebenszyklus gleichzeitig an. Auf der einen Seite soll bei Zero Waste der unnötige Konsum generell vermieden werden und auf der anderen Seite sollen Ressourcen gespart werden, indem die Kunden beim Kauf auf neue Produkte und unnötige Verpackungen verzichten. Das spart nicht nur Plastik, sondern reduziert auch die Produktion. Das wiederum sorgt dafür, dass weniger Ressourcen und Energie verbraucht werden und die damit einhergehenden Treibhausgase reduziert werden.

In Ländern, wie Großbritannien, fängt Umweltschutz oft im Kleinen an und wächst nur langsam zu einer landesweiten Bewegung heran. Doch selbst dort steigt nun die Zahl der Menschen, die auf Einwegplastik verzichten möchten.

Großbritannien will Deutsches Pfandsystem einführen

Die Regierung will nun das deutsche Pfand auf Einwegflaschen und Dosen gebrauchen um der britischen Einwegplastik den Kampf anzusagen. Umweltminister Michael Gove machte in einem Interview deutlich, dass dringend etwas gegen die Millionen von Plastikflaschen, die täglich nicht recycelt werden, unternommen werden müsse. Er sagte, das Land müsse gegen die Plastik aktiv werden, um zu helfen, die Ozeane zu säubern. In Deutschland hatte damals der Umweltminister Klaus Töpfer den Grundstein für das heute waltende Dosenpfand gelegt und der nachfolgende Jürgen Trittin hatte den Plan erfolgreich umgesetzt.

Ebenso will man laut dem Londoner Umweltministerium Einwegtrinkbehälter aus Glas sowie Metall künftig mit Pfand versehen, die genaue Umsetzung steht aber noch nicht fest. Theresa May kündigte bereits im Januar 2019 eine Reihe von Maßnahmen an, die gegen die Plastikkrise vorgehen sollen. Nach Schätzungen werden in Großbritannien pro Jahr bis zu 12 Milliarden Plastikflaschen verkauft.

Im Vereinigten Königreich tut sich schon länger was

Langsam aber sicher ändert sich die öffentliche Meinung im Inselstaat. Die Boulevardpresse Daily Mail, die im Land nicht unbedingt für seine grünen Absichten bekannt ist, sprach sich bereits 2016 mehrfach gegen die Mikroplastik in Kosmetika aus. Kurz darauf wurde das Verbot der Kunststoffe in den Drogerieprodukten von der Regierung angekündigt.

Auch der der TV-Kanal Sky, der sich bis dato nur begrenzt für den Umweltschutz einsetzte, rief die Kampagne “Ocean Rescue” ins Leben, deren Ziel es ist, die Einwegplastik aus Großraumbüros und Kantinen bis 2020 zu verbannen und damit den Schutz der Ökosysteme der Meere zu unterstützen.

So viel mehr kann in Großbritannien, wie in allen anderen EU-Staaten noch getan werden, um der Plastikkrise aktiv entgegenzuwirken. Aber ein Anfang ist es allemal.

Titelfoto: redronafets CC BY-NC-ND 2.0

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