Beitrag von Jürgen Klute

„Politiker haben viel über lokale und regionale Wirtschaft geredet“, sagt Sébastien Perret, der Eigentümer der Ferme de l‘Âne Eria, über die Europa.blog hier berichtete. „Wir haben dann eines Tages gesagt, Reden verändert nichts, wir müssen einfach beginnen mit dem Aufbau einer regionalen Wirtschaft.“ Wir – das sind Sébastien und die inzwischen elf weiteren Erzeuger aus den Départements Jura und Ain, die er für seine Idee, einen eigenen Supermarkt aufzubauen, in dem sie ihre Produkte verkaufen, gewinnen konnte.

2014 gründetet die Gruppe den Verein „le Coin des paysans“ und legte ihre Projektidee dem Vorsitzenden des zuständigen Kommunalverbandes (Communauté des Communes) vor, der zugleich Bürgermeister der Gemeinde Saint-Amour war. Der hatte ein offenes Ohr für das alternative Supermarkt-Projekt und hat die Realisierung aktiv unterstützt.

Zunächst hat der Kommunalverband dem Verein „le Coin des paysans“ mehrere Grundstücke für den Bau des alternativen Supermarktes angeboten. Die Produzenten haben sich für ein Grundstück am Rand von Saint-Amour an der Durchgangstraße entschieden. Dort war ausreichend Platz für einen kleinen Parkplatz und außerdem ist dieser Standort gut erreichbar und das Gebäude gut sichtbar.

Der Kommunalverband hat dann den Bau des Geschäftes organisiert und die Baukosten in Höhe von einer knappen halben Million Euro finanziert. Etwa die Hälfte der Baukosten wurden vom EU-Regionalfonds EFRE und dem französischen Fonds für Raumplanung und -entwicklung (FNADT) getragen. Der Verein „le Coin des paysans“ beteiligt sich an der Finanzierung mit einer monatlichen Miete, die für einen Zeitraum von 12 Jahren zu zahlen ist. Danach geht das Gebäude in das Eigentum des Vereins über.

Begleitet wurde das Projekt vom Netzwerk Terre d’envies, das in der Region Auvergne-Rhône-Alpes über 30 vergleichbare, von Erzeugern geführte Märkte unterstützt und berät und ebenfalls über den Regionalfonds der EU gefördert wird.

Am 17. Mai 2017 endlich wurde der kleine alternative Supermarkt unter dem Namen „Ô pré de chez vous“ (etwa „Auf der Wiese in eurer Nähe“) in Saint-Amour eröffnet. Seitdem bieten elf Erzeuger aus dem Umland dort ihre Produkte an. Die Landwirte arbeiten reihum im Geschäft, das mittwochs, freitags und samstags geöffnet ist.

Die Prinzipien, nach denen der Supermarkt konsequent betrieben wird, sind: Saisonales Angebot, regionale Produkte (das heißt, nahezu alle Produkte stammen aus einem Umkreis von 30 Kilometern – die übrigen Produkte, wie z. B. Weine, werden aus höchstens 200 Kilometern Entfernung angeliefert), Transparenz, Respekt gegenüber Tieren und Umwelt. Fast alle Produkte stammen aus biologischem Anbau.

… ist ein Projekt von Europa.blog. Hier haben junge, nicht mehr ganz so junge und alte Männer und Frauen und alle dazwischen, die Europa erfahren (wollen) – geographisch, kulinarisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch – die Möglichkeit, ihre Beobachtungen und Erfahrungen zu teilen.

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