Von Frederik D. Tunnat

Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Krieg, mit dem das Russland Putins die unabhängige Ukraine überzogen hat, beherrscht die Frage nach den Ursachen für das unverständliche Verhalten und Verständnis vieler Deutscher gegenüber dem Aggressor, Diktator Putin, die Diskussion in aller Welt, vornehmlich in den EU Partnerstaaten Mittel-Ost-Europas.

Ich gestehe, auch ich tue mich, als Deutscher, unglaublich schwer, Verständnis für diejenigen meiner Mitbürger/innen aufzubringen, die scheinbar auf dem russischen Auge blind zu sein scheinen, indem sie die Kriegsverbrechen, die russische Soldaten im Auftrag und Namen Putins in der Ukraine tagtäglich an Zivilisten, selbst an Kindern, an der Infrastruktur, an Krankenhäusern und Rathäusern, öffentlichen Verwaltungen etc. verüben, von Folter, Vergewaltigung und anderen schweren Verbrechen ganz zu schweigen, geradezu geflissentlich übersehen und übergehen, hingegen die Opfer dieses Kriegs und der Verbrechen, die Ukrainer, als quasi Täter darstellen, die, würden sie sich ergeben und von Russland okkupieren und töten lassen, ihren Beitrag zum dringend erforderlichen Frieden leisten würden.

Wie oft findet sich eine, wenn nicht die entscheidende Erklärung in unser aller Vergangenheit, in der Geschichte. Anders jedoch, als der öffentliche Diskurs uns glauben machen möchte, greift die Erklärung zwecks Energie-Abhängigkeit, also Nordstream 1 und 2, viel zu kurz. Selbst Diejenigen, die bis 1971/72 zurück gehen, als Willy Brandt und seine SPD/FDP Koalition daran ging, mittels ihrer neuen Ostpolitik das seit dem von Hitler und seinen Nazi-Deutschen vom Zaum gebrochenem Zweiten Weltkrieg zerrüttete Verhältnis zu unseren osteuropäischen Nachbarn zu bereinigen, greifen zu kurz. Brandts Ostpolitik mag ausreichend sein, um zu erklären, weshalb ein linker Kern der SPD – anders als die damals beteiligte Scheel FDP – an romantisch verbrämten Vorstellungen eines bevorzugten deutsch-russischen Verhältnisses festhält, obwohl sich die reale politische Konstellation seit 1971 um mindestens 180 Grad gedreht bzw. verschlechtert hat.

Brandt und dessen auch von der damaligen FDP voll mitgetragene Ostpolitik reicht jedoch nicht aus, um eine tatsächliche Erklärung für das Empfinden wie Verhalten gewisser Bevölkerungsgruppen Deutschlands gegenüber der russischen Diktatur Putins zu geben. Tatsächlich müssen wir dazu deutlich weiter zurück gehen, als bisher geschehen. Putin ist da, zwar aus falschem, weil nationalistischem Grund, um seine Zwangsherrschaft zu begründen und zu legitimieren, prinzipiell, was das Zeitalter anbelangt – nämlich das Peter des Großen – durchaus auf dem richtigen Weg; doch greifen Putins vereinnahmende, entstellende Gesichtsbilder erneut zu kurz, da sie die korrekte Einbettung des erwähnten Zeitalters in seinen historischen Gesamtkontext ausblendet.

Während Putin seinen eigenwilligen, nationalistischen Rückgriff auf das Zeitalter Peter des Großen deshalb wählt, um seine persönlichen Expansions- und Erweiterungsgelüste zu rechtfertigen, da es besagter Zar Peter war, der dem bis dahin auf das Land beschränkte Russland einen eisfreien Zugang zum europäischsten Meer aller Meere – der Ostsee – erkämpfte; während es in Putins beschränkter, historisch falscher Sicht ausschließlich darum geht, möglichst maximale historische Grenzen Russlands aufzuzeigen, um damit seine krude Idee von der Restauration eines russischen Imperiums unter ihm als zaristischem Diktator zu verkaufen, ging des Zar Peter darum, sein rückständiges Land endlich an Europa anzuschließen, es, wie es der spätere sowjetische „Zar“ Gorbatschow nannte, im gemeinsamen europäischen Haus unter zu bringen, statt abseits zu verharren, wie all die Jahrhunderte unter mongolischer Besatzung und Herrschaft.

Was Putin als Diktator, der sich nationalistischen Vokabulars bedient, um die persönliche Macht abzusichern und auszubauen, von seinem „Vorbild“ Zar Peter markant unterscheidet, ist die Tatsache, dass Putin Peters Aufgeklärtheit fehlt und es ihm daran mangelt, sich in den Dienst seines Landes und seiner Einwohner zu stellen, wie dies Zar Peter tat, um Missstände abzubauen, Reformen einzuleiten, die Staatsfinanzen zu sanieren, das Leben der einfachen Menschen besser zu machen, das Heer zu reformieren, und vor allen Dingen, sich am westlichen Lebens- und Bildungsideal zu orientieren. All dies, was die Basis für Peter des Großen Lebenswerk war – unabhängig davon, ob man seine Methoden, sein Vorgehen gutheißt oder nicht – geht dem egomanischen, nur auf seinen persönlichen Vorteil und Machterhalt konzentriertem Putin völlig ab.

Während Peter der Große sein rückständiges Land aus dem Mittelalter, in dem es mental und politisch stehen geblieben war, mit Gewalt und unter Zwang in die europäische Gegenwart katapultierte, ist Putin die aktuelle Rückständigkeit und Isoliertheit seines Landes herzlich egal, solange dies alles zur Erhaltung und Stabilisierung seiner Diktatur dient. Wer könnte sich etwa Putin vorstellen, wie er in einem westeuropäischem Betrieb vier Monate volontiert, wie Zar Peter, um unter den Bedingungen des einfachen Angestellten zu ergründen, worin die Unterschiede und damit Vorteile westlicher Fabrikation und Lebensweise gegenüber jener der russischen Provinz liegen. Peter der Große tat genau dies, weshalb ihm gar eine romantisierende Oper geschrieben wurde, die ihn als Zar und Zimmermann idealisiert.

Zar Peter ließ Handwerker und Ingenieure aus ganz Europa, insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden, kommen. Es gab ab 1729 die deutschsprachige St. Petersburgische Zeitung, deutsche Handwerkerzünfte mit Selbstverwaltung und Steuerprivilegien. Deutsche Handwerker bauten nicht nur maßgeblich an den Palästen der Stadt mit, schmückten sie mit ihren Möbeln, ihrer Kunst, ihrer fortschrittlichen Technik aus; Deutsche halfen auch den hoffnungslos überforderten russischen Behörden ihre Verwaltung und die Steuerbehörde nach westeuropäischem Standard aufzubauen. Hierbei halfen auch baltisch-deutsche Adlige, die bereits seit Jahrhunderten im russischen Militär und Verwaltung an Schaltstellen saßen.

Putins Faible für Peter den Großen dürfte jedoch auch damit zusammenhängen, dass er der letzte Herrscher Russlands war, der nicht halb oder gar dreiviertel ausländisches Blut in den Adern hatte, wie seit Peters Enkelsohn, Peter III. Dieser war ein gebürtiger deutscher Herzog namens Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf. Seither dominierte in der Zarenfamilie das blaue Blut des deutschen Hochadels. Dies der Grund, weshalb weitere Deutsche, Militärs und Beamte nebst Handwerkern nach Russland, vornehmlich in die Gegend um St. Petersburg strömten.

Peter III. Ehefrau war ebenfalls deutsch: Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg, die sich später Katharina nannte und unter ihrem Herrschernamen Katharina II. zwischen 1762 bis 1796 Russland beherrschte, es dabei fast mehr prägte und veränderte, als Peter der Große, und Russland fest in Europa verankerte, indem sie seinen Adel und die führende Schicht europäisierte, sowie durch diverse Kriege erst das schuf, was man ab ihrer Regierungszeit ein russisches Imperium nennen kann. Doch das hat keinen Platz in Putins eigenwilligem, verschrobenem, falschem Gesichtsbild, das er sich für sich selbst und das von ihm beherrschte Russland zurecht gelegt hat.

Dabei haben die aufgezeigten deutschen Beziehungen, die Russland seit Peter dem Großen für mehr als 200 Jahre, bis zum Ende des deutschstämmigen Hauses Romanow-Holstein-Gottorp im Jahr 1918 führte, die tatsächliche Basis für das gelegt, was heute verhornballt als deutsch-russische Nordstream Connection durch die Medien geistert.

Zwischen Beginn und Ende des 19. Jahrhunderts lebten bis zu 150.000 Deutsche plus 1,5 bis 2 Millionen Deutschstämmige in Russland, als Bauern in großem Stil von Katherina II. ins Land geholt, aber auch als Bauern um St. Petersburg angesetzt, um die unkultivierte, schlechte Erträge produzierende russische Landwirtschaft auf westeuropäisch-deutsches Niveau zu heben. Der Großteil der in und um St. Petersburg lebenden und arbeitenden Deutschen waren jedoch Handwerker, Unternehmer und Künstler, die für den Zarenhof und dessen reichen russischen Hochadel tätig waren, und sich größtenteils goldene Nasen in Russland verdienten. Der russische Adel kurte in Bad Ems und Baden-Baden, kultivierte und bildete sich und seine Kinder, die zwar vornehmlich Französisch sprachen, an deutscher Kultur und Lebensart. Wer daher wen mehr, intensiver und nachhaltiger mit der eigenen Kultur befruchtete, liegt auf der Hand: Russlands führende Elite, seine Verwaltung, seine Industrie, sein Militär, seine Kultur und Lebensart erfreuten sich mehr als 200 Jahre lang an deutscher Lebensart.

Obwohl die Oktoberrevolution 1917 scheinbar einen harten Schnitt verübte, zumal sie den bisherigen Adel massakrierte und massenhaft ins westeuropäische Exil trieb, hielt das bolschewistisch-sowjetische Gemetzel ganze fünf Jahre an, bevor Deutschland und Russland, beide auf ihre Weise Verlierer des Ersten Weltkriegs und dessen Parias, sich im Vertrag von Rapallo im Jahr 1922 bereits wieder zusammen taten um in den zehn Jahren bis 1933 bzw. den 17 Jahren bis 1939 die Teilung Osteuropas und den Hitler-Stalin-Pakt vorzubereiten.

Das zwangsweise verkleinerte und entwaffnete deutsche Reichsheer war erster und größter Profiteur des Vertrags von Rapallo, bzw. dessen geheimen Zusatzprotokollen. Wie aktuell Iran und Russland, taten sich 1922 die Rote Armee mit der deutschen Reichsarmee zusammen, um die gegenseitigen Restriktionen und militärischen Probleme, vor die sie die jeweilige innenpolitische Lage stellten, zum beiderseitigen Vorteil zu nutzen, sowie die Versailler Bestimmungen, wo immer möglich, aktiv zu unterlaufen. Deutsche Soldaten wurden nach 1922 in der Sowjetunion ausgebildet, nicht etwa von russischen Offizieren, sondern von deutschen, die auf sowjetischen Truppenübungsplätzen nahe der Grenze zu Westeuropa, deutsche Rekruten ausbildeten und trainierten, um so die auf 100.000 Soldaten festgelegte Truppenstärke zu umgehen. Ohne das erfolgreiche, umfassende Training deutscher Soldaten in den 1920er Jahren in der Sowjetunion, wäre es Hitler niemals möglich gewesen, auf eine so große Zahl an gut ausgebildeten Soldaten zurück zu greifen, wie er dies nach 1933 und speziell ab 1939 konnte.

Im Windschatten der intensiven militärischen Zusammenarbeit während der Zeit der Weimarer Republik, in der, ähnlich wie heute, überwiegend die SPD am Ruder war, entweder den Kanzler oder aber Minister in einer zahlreichen Koalitionen der Weimarer Jahre stellte, blühte auch der beiderseitige Handel und speziell der kulturelle Austausch. Es ist vermutlich nicht allzu vermessen, die Zeit der Goldenen Zwanziger mit Bauhaus und Blüte in Film, Theater, Malerei, Architektur und Kultur als eine Periode zu bezeichnen, in der der russisch deutsche Austausch und die Zusammenarbeit auf allen Ebenen von Gesellschaft und Staat ähnlich stark ausgeprägt war, wie seinerzeit. Begünstigt wurde dies, damals wie heute, von sich politisch-weltanschaulich nahestehenden Parteien – der SPD, der KPD, der KPDSU und ihren Mischformen, die sich damals teils auseinander dividierten, teils zusammenschlossen, jedoch so kurz nach der erfolgreichen Revolution gemeinsam von der kommunistischen, marxistisch-leninistischen Weltanschauung beseelt und durchdrungen waren. Natürlich agitierte Russland damals wie heute in Deutschland und nutzte die kritische gesellschaftlich soziale Situation, um Einfluss auf die Parteien des linken Spektrums zu nehmen. Ein Großteil der heftigen politischen Auseinandersetzungen zwischen Linken wie Rechten, die schließlich im Erfolg der Nazis über KPD und SPD mündeten, wurde angefacht, gelenkt und gesteuert aus Moskau vom Vorläufer des KGB bzw. FSB, was Putin und seinen Apparat zum direkten Nachfolger dieser seit 1922 – mit Unterbrechung zwischen 1933-1945 – anhaltenden russisch sowjetischen Einmischung und Propaganda in Deutschland, aber auch in Italien und Frankreich, exakt den heutigen unsicheren Kantonisten im westlichen Bündnis, macht.

Wie intensiv und auf welchen gesellschaftlich-künstlerisch-politischen Ebenen in den Zwanziger Jahren, aber auch davor wie danach, die russisch-deutsche Zusammenarbeit und der Austausch vor 100 Jahren funktionierte, und welche erstaunlichen Blüten und Ergebnisse er zeitigte, zeigte eine  großen Ausstellung 1995/96 im Gropiusbau, von der Berliner Galerie, dem Landesmuseum für Moderne Kunst, sowie dem staatlichen Puschkin Museum gemeinsam kuratiert und organisiert. Allerdings muss angemerkt werden, dass, genau wie aktuell, im Verhältnis zwischen der Regierung Scholz und der des Machthabers Putin, damals die deutsche Seite sich das Konzept weitgehend von ihren russischen Kollegen vorschreiben ließ, was dazu führte, dass beispielsweise die für Russland und sein marxistisch-leninistisches Ansehen blamable militärische Komponente der Zusammenarbeit mit der Weimarer Republik, die zeitweise den größten Anteil der bilateralen Zusammenarbeit ausmachte, in besagter Ausstellung und dem Ausstellungskatalog (Prestel Verlag) vollständig ausgeblendet und ausgelassen wurde. Dabei hätte erst dies die Schizophrenie und den gegenseitigen Betrug verdeutlicht, der nach der Aufkündigung des Hitler-Stalin-Pakts 1941 im ebenso völkerrechtswidrigen deutschen Angriff auf die Sowjetunion (nicht nur Russlands, sondern auch der Ukraine etc.) gipfelte, wie aktuell im durch nichts gerechtfertigten Angriff Russlands auf die Ukraine.

Dass die gegenseitige Beeinflussung, ja Befruchtung irrerweise sogar während der gemeinsamen Jahre der Herrschaft Hitlers und Stalins stattfand, belegen entsprechende Quellen und Zeugnisse, die in besagter Ausstellung präsentiert wurden und im Katalog enthalten sind.

Langer Rede kurzer Sinn: seit ca. 1700 bis in die Gegenwart, also seit über 320 Jahren, existiert eine besondere, spezielle Beziehung zwischen Deutschland und Russland, wie sie so weder von Russland noch von Deutschland je mit einem anderen Land in Europa oder der Welt geführt wurde. Da scheint etwas in der gegenseitigen DNA verankert zu sein, das weit tiefer reicht und weit umfassender ist, als das, was sich in der Gegenwart mit deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen umschreiben lässt.

Während die linke Parteien-DNA naturgemäß programmatisch weit mehr übereinstimmt mit dem was den offiziellen Kommunismus der Sowjetunion ausmachte, als die des rechts-nationalen Spektrums, zeigt sich in der aktuellen Situation jedoch der frappierende Fakt, dass augenscheinlich das nationalsozialistische Erbe Hitlers und seiner Nazis nicht nur, nach den Zeiten der NPD, nun die Ideologie der AfD füttert, wie ganz unzweideutig auch das Putin’sche Gedankengut so stark mit seinem ideologischen Gedankengut infiltriert hat, dass dessen Angriffskrieg, das Verhalten Putins selbst, wie das seiner unsäglichen Armee, nahezu identisch dem der brauen Naziideologie Hitlers daherkommt; bis in die absurde Kopie zahlreicher Gräueltaten und Verbrechen, denen sich die deutschen Nazis zwischen 1939 bis 1945 in Europa und Nordafrika schuldig gemacht haben.

Offensichtlich hat die gegenseitige Beeinflussung stärker und tiefer gewirkt, als den Handelnden und Politikern während der letzten 300 Jahre – speziell jedoch zwischen 1922 und 2022 – bewusst war.

Hoffentlich ist deutlich geworden, dass das „spezielle“ Verhältnis, das zwischen Deutschland und Russland existiert, länger andauert, tiefer geht und weiter reicht, als der aktuelle politische Diskurs dies sieht. Man könnte angesichts dessen von einer tragikomischen Situation sprechen, die durch die aktuell politisch Handelnden auf beiden Seiten dadurch kompliziert wird, als Russlands Diktator Putin dem Kriegsverbrecher Hitler und dessen Naziideologie nacheifert, während Kanzler Scholz und seine linken Paladine sich nicht aus ihrer sowjetrussischen Nostalgie frei machen können, um die veränderten politischen Realitäten wahrzunehmen. Vor diesem Hintergrund bedarf es weit mehr als eines Schlagworts „Zeitenwende“, um die, über viele Jahrzehnte, ja Jahrhunderte kultivierte, besondere Beziehung beider Völker auf eine veränderte Basis zu stellen, die der gegenwärtigen Realität gerecht wird. Wir sind offensichtlich tiefer und umfangreicher – speziell in Deutschland – involviert, infiziert und unbewusst eingesponnen in einen russischen Kokon, als dies der Masse von uns bewusst war und ist.

Wie in einer tiefenpsychologischen Therapie, ist zunächst Erkenntnis und Akzeptanz erforderlich – in diesem Fall speziell bei bestimmten Parteien und ihren führenden Politikern – um so zu einer veränderten, realistischen Einschätzung zu gelangen. Nämlich dieser, dass es mit einem Russland, geführt von einem wild gewordenen Diktator, kein weiter so, keine Privilegierung, keine besonderen Beziehungen, weder politisch, noch kulturell oder wirtschaftlich, geben kann. Es ist ein klarer, schneller und tiefer Schnitt erforderlich, da es so scheint, als hätten namhafte SPD Politiker, wie Teile der sog. Intellektuellen Deutschlands, hierbei besondere Probleme.

Nicht nur Deutschlands Wirtschaft muss sich aus ihrer massiven energiepolitischen Abhängigkeit von Russland und dem Land als Markt der Zukunft für deutsche Produkte lösen; auch und gerade Deutschlands Politiker, weiß Gott nicht nur die der SPD, sondern auch die der FDP, CDU/CSU, die Grünen wie die Linke muss akzeptieren, dass durch Putins Agieren eine langjährige Entwicklung abrupt und gewaltsam an ihr Ende kam. Dass es kein weiter so, noch ein nostalgisches Verharren oder Anknüpfen geben kann. Das Tischtuch wurde gewaltsam und bewusst zerschnitten. Es darf und kann ein Miteinander, schon gar kein privilegiertes, wie bisher, mehr mit Putin und dem durch ihn manipuliertem und verführtem Russland geben. Zu deutlich ist, dass es nicht Putin allein ist, wie u.a. Kanzler Scholz nicht müde wird zu betonen, der den Krieg begonnen hat und ideologisch trägt. Das ist eine gewaltige Illusion. Die vielseitigen, teils abartigen Reaktionen weiter Teile der russischen Bevölkerung zeigen, dass sie Putins Sicht und Krieg voll und ganz teilen. Damit hat sich Russland, haben sich die Russen von sich aus außerhalb der Völkergemeinschaft, speziell jener Europas, gestellt. Dies nicht sehen und akzeptieren zu wollen ist und wäre ein folgenschwerer Fehler.

Bereits bis heute hat sich Kanzler Scholz und seine Regierung vielfältig mitschuldig gemacht an den Kriegsverbrechen Putins und seiner russischen Armee in der Ukraine, speziell an deren ziviler Gesellschaft. Weder Deutschland noch die EU und schon gar nicht die NATO kann es sich leisten, zu einem Gehilfen oder gar Partner eines solchen Diktators und eines ihn tragenden Landes zu werden.

Wir – und damit meine ich speziell unsere Regierung und die sie tragenden Parteien – müssen uns klar, unmissverständlich in Tat und Handeln von einem verbrecherischen, übergriffigem, imperialen, anti-demokratischem System und seinem Führer distanzieren. Dies können wir nur, indem wir ohne Wenn und Aber die angegriffene Ukraine unterstützen, ohne jede Restriktion, ohne Tabu. Ich erwarte von Kanzler Scholz und seiner Regierung ein „Whatever it takes“, wie seinerzeit von Draghi, als es bloß um unsere Gemeinschaftswährung ging. Aktuell geht es um die Zukunft Europas und der freien Welt. Wer das nicht sieht und akzeptiert, kann und darf keine Regierungsverantwortung tragen, sondern muss anderen Parteien das Ruder überlassen, die bereit sind, unsere Werte und unsere Staatsform angemessen zu verteidigen.

Titelbild: Russland, Lipezk, Flugzeuge Fokker D. XIII, 1926, Autor/-in unbekannt. Von Bundesarchiv, RH 2 Bild-02292-207 / / CC BY-SA 3.0

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