Von Frederik D. Tunnat
Mit kopfschüttelnder Ungläubigkeit verfolge ich die Zerstörung der Vereinigten Staaten von innen heraus, durch den gewählten Clown namens Trump, nebst seiner bunten Truppe von Laiendarstellern.
Trumps jüngste Provokation – in Form maßloser, unverhältnismäßiger, zerstörerischer Zölle – hat nicht nur das Potential, die ganze Welt ökonomisch und in dessen Folge politisch zu destabilisieren. Die bisherigen Systemgegner – Putin und Xi – müssen nur in Ruhe und genüsslich aus der Ferne abwarten – wie Trump nicht nur den Welthandel, die wertebasierte Nachkriegsordnung, die Globalisierung, die internationale Zusammenarbeit, den Fortschritt der letzten 80 Jahre im Eiltempo zerlegt. Sie müssen nur noch ein paar Jahre zuwarten, bevor ihnen nicht nur die Vorherrschaft über die Welt wie eine überreife Frucht zufällt; sie können zudem zusehen, wie sich die ihren reglementierten Volkswirtschaften überlegene kapitalistische Wirtschaftsordnung selbst ins Abseits katapultiert.
Wer, um seinen Ruhestand etwas abgesicherter zu verleben, so töricht war, in Aktien und/oder Anleihen zu investieren, kann aktuell nahezu minütlich verfolgen, wie sich – dank Trump – seine in Jahren oder Jahrzehnten aufgebaute Absicherung geradezu pulverisiert. Derart gewaltige Verluste und Kursrückgänge hat es seit dem Schwarzen Freitag 1929 nicht mehr gegeben. Dabei stehen wir erst am Beginn des durch Trumps Blödheit und Borniertheit ausgelösten zweiten „Schwarzen Freitags“. Während sich Trump, nebst seinen Milliardärskumpanen, bereits durch weitere Dekrete massive Steuererstattungen und künftige Steuerzahlungen zuschustert, verlieren seine Wähler und die Bürger fast sämtlicher Länder weltweit massiv an Wohlstand und ihr sauer Erspartes. Die einzige Ausnahme des Trump’schen Zollirrsinns: Russland und Putin. Den und dessen Oligarchen verschont Oligarch Trump selbstredend vor jeglichem Verlust.
So machen das Kumpel untereinander – eine Hand wäscht die andere. Trump wird wissen, weshalb er sich derart devot gegenüber seinem Herrn und Meister Putin benimmt. In dessen Kreml-Tresor dürften höchst kompromittierende, unschöne Unterlagen über Trump lagern. Putin, der Herr der „Versicherungs-Policen“ hat sie eben alle, weltweit in der Hand. Den einen Politiker mehr, den anderen etwas weniger. Doch seine KGB/FSB Dossiers sind die wahre Währung, die Putin und sein tönernes System am Leben erhalten. Trump hat’s soeben wieder einmal bestätigt.
Was mussten wir uns als Deutsche seit dem unrühmlichen, schnellen Ende der kurzlebigen Weimarer Republik (1919 – März 1933) nicht alles an Kritik und moralinsäuerlicher Kritik anhören: „Wie konntet ihr nur auf so einen Hochstapler wie Hitler hereinfallen?“ „Wie konntet ihr ihn und seine Nazis die Wahlen gewinnen lassen?“. „Wo waren die Politiker in der höchsten Not der Republik, um die Demokratie zu retten?“
Wie moralisch und hochtrabend kamen und kommen die Vorwürfe daher: „Eure demokratischen Parteien und Institutionen haben elendig versagt, im Angesicht Hitlers“. „Wo war die Zivilcourage der Bevölkerung, als Hitler sein wahres Gesicht zeigte und seine politischen Gegner in KZs verfrachtete?“
Lese ich, mal abgesehen von der ein wenig nachdenklicher formulierten Geschichte der Weimarer Republik aus der Feder von Golo Mann, was und wie unsere Zeithistoriker, auch jene im sicheren, warmen Ausland ansässigen, sich über die mangelnde Demokratisierung der Deutschen echauffierten, uns die Eignung für Demokratie, als Abkömmlinge des Preußischen Militarismus, sowie unsere Affinität für Faschismus und Judenhass aufs deutschnationale Butterbrot schmierten, so steigert sich aktuell meine Verwunderung ins Unermessliche!
Das, was in der angeblichen Mutter aller Demokratien der Neuzeit, den USA, gegenwärtig abläuft, erinnert nicht nur fatal an das unrühmliche, schnelle Ende der kurzen Weimarer Republik – das Drehbuch, welches Trump verwendet, die Reaktion, das Verhalten der gesellschaftlichen wie politischen Gruppen der USA, all das erinnert fatal an Weimarer Zustände, am Vorabend der Machtergreifung Adolf Hitlers. Wo zum Herrgott nochmal verstecken sich die ach so ehrwürdigen, angeblich machtausbalanzierten Institutionen der USA? Wo zeigt sich der Widerstand der Medien und Presse? Wo der der Opposition, die immerhin von 49,9% der Wähler gewählt wurde, um sich Trump zu widersetzen. Wo stehen Justiz und Juristen, um den Staat, seine Gesetze und Institutionen zu verteidigen?
Wenn ich denn einmal ein wenig keck mir anmaße, die kurze Weimarer Republik, mit ihren aus der absolutistischen Phase stammenden Bevölkerung mit jener der USA zu vergleichen, die auf knapp 250 Jahre angeblicher Demokratie und Freiheit zurückblicken, so kann ich mir eine gewisse, berechtigte Häme nicht verkneifen. In den späten Zwanziger und frühen Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts war selbst in der Weimarer Republik in deren 10. bis 14. Jahr mehr politische Verantwortung der Parteien und Politiker zu verzeichnen, als nach über 240 Jahren in den USA.
Wie der angebliche Hort der Demokratie und Freiheit soeben sang und klanglos, völlig ohne jeden Widerstand, vor dem lächerlichen Zampano mit der ellenlangen Pinocchio-Nase in die Knie geht, das ist schon sowohl erbärmlich wie beeindruckend, speziell aus Sicht eines unterentwickelten Demokraten, wie wir Deutsche gesehen werden, speziell in den Geschichtsbüchern.
Zu Weimarer Zeiten gab es immerhin Versuche, selbst wenn diese etwas dilettantisch oder verspätet daher kamen, die kurze, auf der Brust recht schwache junge Demokratie vor den Fängen der faschistischen Diktatoren und Proletarier zu bewahren. Die USA hingegen wählten sich zum zweiten Mal ihren Hitler in Form von Trump, obwohl der, ebenso wie weiland Hitler, sein Machtpamphlet a la „Mein Kampf“ in Form des „Project 2025“ von Ghostrwritern hatte verfassen und publizieren lassen. Niemand in den USA wie außerhalb kann, angesichts der Vorab-Veröffentlichungen des „Project 2025“ ernsthaft behaupten, von nichts gewusst zu haben, wie dies ein Großteil der tatsächlich uninformierten deutschen Weimarer Republikaner für sich in Anspruch nehmen konnten, denn wer hatte vor 1933 schon „Mein Kampf“ gelesen?
Die Medien der USA tragen eine massive Mitschuld am Emporkommen, wie am anhaltenden Erfolg und der zu Grunde liegenden medialen Präsenz, um nicht zu sagen Omnipräsenz, die für Trump und seine armselige, egoistische Ideologie charakteristisch ist. Ohne Soziale Medien gäbe es Trump nicht, könnte er die Massen weder beeinflussen, manipulieren, instrumentalisieren, sie als Waffe gegen Gegner und Parteifreunde einsetzen.
Die angebliche Demokratie der USA erweist sich als größter Fake aller Zeiten. Nur im Jahr 1917, im zaristischen Russland, ging es ähnlich schnell und massiv abwärts mit dem herrschenden Regime des Zaren, wie aktuell, unter Trump mit der sogenannten US Demokratie, deren balance of power sich als Potemkin’sches Dorf erweist.
Meine Enttäuschung fällt umso größer aus, als ich den längsten Teil meines Lebens den USA dafür dankbar war, dass sie Deutschland und Europa von den Nazis und Adolf Hitler befreiten. Dass sie uns ihre Ansicht von Demokratie brachten, uns unsere verwirkte Souveränität zurück gaben, uns halfen, das aufzubauen, was Trump aktuell als Werk des Teufels bekämpft: unsere auf den Warenaustausch mit den USA und anderen Ländern ausgerichtete Exportwirtschaft aufzubauen und am Laufen zu halten. Dass sie uns dazu brachten, ihre vormalige Besatzung freiwillig nicht nur zu ertragen, sondern als willkommenen Schutz zu akzeptieren.
Wir Deutsche waren bis in die Gegenwart immer Musterschüler der USA, der oft in vorauseilendem Gehorsam dienstbeflissen zur Stelle war und alles unternahm, um der gestrengen Vaterfigur, den USA, gerecht zu werden. Uns nun, nach 80 Jahren zu sagen, April, April, ihr wart all die Jahrzehnte Schmarotzer und habt euch einseitig Vorteile verschafft, wie Trump behauptet, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern entbehrt jeglicher Grundlage. Wer sich einmal die Mühe machen würde, aufzulisten und nachzurechnen, wieviel Geld, guten Willen und aufopfernde Unterstützung Deutschland in seine fast immer bedingungslose Unterstützung der USA investiert hat, kann auf keinen Fall, wie der uninformierte, schwarz-weiß denkende Trump es mittels seiner Milchmädchenrechnung tut – die eine Momentaufnahme darstellt, aber 80 Jahre ausblendet – auch nur im Ansatz behaupten, wir, Deutschland, habe sich an den USA bereichert, sei ihnen etwas schuldig. Moralisch werden wir immer in der Schuld der USA stehen, keine Frage. Doch finanziell, wie von Trump behauptet, trifft dies absolut nicht zu.
Ich möchte gar nicht erst anfangen, den Wert zu beziffern und zu berechnen, den wir all die Jahrzehnte für das US Verteidigungssystem als östlicher Außenposten, quasi als riesiger Flugzeugträger – wie Kaliningrad für Russland – gespielt haben. Den Wert unserer diplomatischen Unterstützung für die oftmals erratische Zickzackkurs-Politik der USA. Wer will den wie hoch ansetzen? Den Wert der von uns bezahlten militärischen Auslandseinsätze für die USA. Wer auch nur annähernd realistisch sämtliche Assets, die Deutschland nicht nur per Nato-Beitrag, sondern militärisch, politisch, ideologisch, ideell für die USA erbracht hat, kommt auf ein mehrstelliges Milliardenplus zu Gunsten Deutschlands und zu Lasten der Trump’schen USA.
Doch wer will das einem unintelligenten, dümmlichen Mann wie Trump klarmachen können?
Vermutlich geht Trumps zunehmende Aversion gegenüber Deutschland auf die Behandlung seines Großvaters Frederik Trump zurück. Dass dem vom Königreich Bayern ausgewiesenen Rück-Einwanderer von deutschen Behörden übel mitgespielt wurde, dürfte in Trumps DNA über seinen Vater Einzug gehalten haben. Wer gefühltes, eingebildetes persönliches Unrecht zur Richtschnur seines politischen Handelns macht, dürfte keinerlei Probleme haben, empfundenes Unrecht, das dem Großvater zugefügt wurde, zu selbst empfundenem umzudeuten.
Trumps Handeln und Agieren ähnelt, trotz aller Unterschiedlichkeit, in Vielem dem Adolf Hitlers. Ähnlich wie jener, dürften Trumps Aktionen eher früher als später zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen, seien diese aus rein ökonomischen Ursachen oder politisch-geopolitischen verursacht. Indem Trump aktuell das eigene Land schwächt und seiner eingeübten Bürokratie beraubt, sowie sein Militär kastriert (er möchte schließlich Generale wie Hitler!) stehen die Chancen auf eine grandiose Niederlage der USA im Kampf um die Vorherrscht auf der Erde denkbar schlecht. Je langsamer und inkonsequenter sich Deutschland und die EU von Trump und den USA abwenden und für sich selbst allein Verantwortung – auch und gerade militärisch-machtpolitisch – übernimmen, umso größer ist die Möglichkeit, in den negativen Sog der USA unter Trump hinein gerissen zu werden.
Emanzipation und schnellstmöglich Erwachsen werden sind angesagt. Verhandeln, sich länger auf Trump einzulassen, ist destruktiv und vergebliche Liebesmüh. Um für Trump attraktiv zu sein, benötigte Deutschland einen Hitler 2.0. Der ist in den AfD Reihen aber nicht vorhanden. Daher ist Abnabeln und eigenständiges Handeln – unter Ausschluss, ohne jede Rücksichtnahme auf Trump – das Gebot der Stunde. Ob Herr Merz und Herr Klingbeil den Ernst der Lage begriffen haben, wage ich zu bezweifeln. Denn die Themen, um die sie streiten, sind rückwärtsgewandt und nicht zukunftsträchtig. Wer weiterhin versucht seine Klientel und Wähler zu bedienen, hat den Ernst der Lage nicht verstanden. Worauf es ankommt, führte ich bereits vor einigen Wochen aus:
Punkt 1: Verteidigungsfähigkeit
Herstellung einer vollständigen, funktionalen Verteidigungsfähigkeit ohne die USA, also auch ohne eine Nato, die die USA einschließt.
Punkt 2: EU Verträge kündigen und neue in Kraft setzen
Angesichts der offenkundigen Geburts- und Konstruktionsfehler der EU wäre es notwendig, die bisherigen EU Verträge aufzulösen, sie in verbesserter, aktualisierter Form umgehend neu zu verabschieden, Ausschluss derjenigen Mitglieder, die keine Demokratie wünschen oder haben
Punkt 3: Nato-Verträge auflösen und neue ohne USA in Kraft setzen
Punkt 4: Gemeinsame europäische Verteidigung und Atomwaffen
Punkt 5: Finanzielle Ressourcen schaffen und bereit stellen
Sonderproblem deutsche Schuldenbremse
Punkt 5: Steuerliche Veränderungen und soziale Gerechtigkeit
Punkt 6: Soziale Medien
Europa sollte sich von den US dominierten sozialen Medien befreien, indem es eine europäische Alternative schafft
Titelbild: IoSonoUnaFotoCamera CC BY-SA 2.0 DEED via FlickR
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