Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Wir nahen uns Ostern und Sie wissen schon, was auf Sie zukommt. Ja, genau die übliche Osterpredigt von IAMA. Konsumieren Sie bitte kein Lammfleisch etc. Ich bin aber an den Punkt angelangt, dass ich irgendwie alles auf den Kopf stelle und hinterfrage. Konkret. Ich denke mir oft, oje das Schächten ist ja so grausam. Welche Religion kann schon so etwas Schlimmes verlangen, wenn doch grundsätzlich Liebe herrschen sollte, Respekt und Achtung für das Leben? Welch gemeinen Leute stecken denn dahinter?

Was bedeutet eigentlich “Schächten”?

“Schächten oder Schechita (hebräisch שחט šacḥaṭ, deutsch ‚schlachten‘) ist das rituelle Schlachten von im jeweiligen Ritus zugelassenen Schlachttieren, insbesondere im Judentum und im Islam. Die Tiere werden mit einem speziellen Messer mit einem großen Schnitt quer durch die Halsunterseite, in dessen Folge die großen Blutgefäße sowie Luft- und Speiseröhre durchtrennt werden, getötet. Mit dem Schächten soll das möglichst rückstandslose Ausbluten des Tieres sowie ein schneller Tod gewährleistet werden. Der Verzehr von Blut ist sowohl im Judentum als auch im Islam verboten.” (Wikipedia)

Das klingt einerseits fast wie ein respektvolles Umbringen, andrerseits wird einem ja eigentlich der Hals durchschlitzt. Panik und Schmerzen sind auf jeden Fall inbegriffen. Aber da kommt jetzt meine Frage, oder besser gesagt, mein Zweifel: sind andere Leute so viel besser? Ist “unser” Umgang mit Tieren, die ins Schlachthaus befördert werden, soviel besser? Wir schrecken nicht einmal vor Lämmern und Kälbern zurück. Nein, alles ist nur ein billiges Stück Fleisch, welches rentabel sein soll und möglichst wenig Kosten verursachen darf.

Hier ein sehr interessanter Artikel zum Thema “Wie viel darf ein Tier beim Töten leiden?” Zwar ist der Artikel von 2015, doch die Thematik ist und bleibt aktuell.

Ich möchte einen Auszug daraus bringen:

“So wurden 2013 in NRW rund 693.000 Rinder geschlachtet, bundesweit waren es über drei Millionen. Üblicherweise werden sie dazu nach Ankunft auf dem Schlachthof in eine enge Box getrieben, in der sie den meist tödlichen, zumindest betäubenden Bolzenschuss ins Hirn bekommen. In der Praxis ergibt sich dabei jedoch ein Problem: Die Tiere sind zwar eingepfercht, können sich aber noch bewegen. Nur selten streckt ein Rind seinen Kopf dem Schützen willig entgegen. Taucht der fremde Mann im weißen Kittel auf, versucht das Rind auszuweichen. Es bewegt sich hin und her – und gefährdet dadurch unter Umständen den Schlachter. Doch der kann sich nicht erst einmal ruhig neben das Tier stellen und abwarten, bis es sich entspannt. Dazu fehlt die Zeit. Sein Arbeitsplan sieht eine Minute pro Rind vor. Aus diesem Grund, so berichtet Tierschützer Unna, zielen sicherheitsbedachte Schlachter unter Zeitdruck manchmal gar nicht erst auf das Hirn. Sie postieren sich stattdessen hinter dem Tier und schießen ihren Bolzen in dessen Genick. Dadurch wird das Rind aber nicht sofort getötet. Vielmehr bricht es gelähmt, aber bei Bewusstsein zusammen. Was die Tiere dann erleben, mag man kaum beschreiben. Denn: Im Ablauf ist als nächstes vorgesehen, die Tiere am Haken aufzuhängen und aufzuschneiden. Laut Landestierschutzverband sind etwa ein knappes Drittel der Bolzenschüsse fehlerhaft, davon wären allein in NRW über 200.000 und bundesweit rund eine Millionen Rinder betroffen. Ein knappes Drittel ist fehlerhaft – das heißt, sie sind bei Bewusstsein.

Nicht besser ergeht es manchen der landesweit rund 17,5 Millionen und bundesweit knapp 60 Millionen Schweine, die (Stand 2013) pro Jahr geschlachtet werden. Auch vor ihrer Tötung ist eine Betäubung vorgesehen, meist per Elektrozange, die an den Schädel angelegt wird und dem Hirn einen Elektroschock verpasst. Alternativ werden die Schweine durch eine Art CO2-Dusche betäubt, bei der das Schwein meist zehn bis 20 Sekunden um sein Leben kämpft. Danach werden die Tiere auf einem Fließband am sogenannten Stecher vorbei transportiert. Der hat pro Tier wenige Sekunden Zeit, um die Halsschlagader aufzustechen, damit die Tiere entbluten. Doch auch hier gilt: Nicht immer sitzt die Betäubung, nicht immer ist der Stich tödlich. Manchmal wird in der Eile nur ein Nebengefäß getroffen oder das Hauptgefäß ungenügend aufgeschnitten. Und so erwachen laut dem bundeseigenen Max-Rubner-Institut immer wieder Schweine, während sie in rund 60 Grad heißem Wasser gebrüht werden, während eine Maschine sie enthaart oder gar aufschneidet.”

Reicht Ihnen das als Hinweis, was Fleischkonsum mit sich bringt? Manch einer wird jetzt sagen: aber es gibt doch Kontrollen, Lastenhefte, Tierwohl-Kampagnen …

Man kann noch so tiergerechte Ställe, Schlachthöfe und Transportmethoden entwickeln, Regeln und Normen beschließen, damit das Tierwohl respektiert wird. Doch es werden immer zwei Haken bleiben. Zum einen, das Problem der Rentabilität: die meisten KonsumentInnen wollen möglichst viel gutes Fleisch so billig wie möglich. Irgendwo geht sich die Rechnung wohl nicht auf. Also, entweder spart man auf der einen oder auf der anderen Seite, denn verkaufen muss man ja – die Nachfrage muss befriedigt werden. Der Nachfrage muss man gerecht werden. Also, solange es Leute gibt, die kaufen, so lange wird es diese “unmenschlichen” Praktiken geben.

Andrerseits eben die Kontrolle der Einhaltung der sogenannten “Normen zum Schutz des Tierwohles”. Staub in den Augen, Feigenblatt, oder wie man diese Sachen alle nennt. Kurz gesagt: Normen gibt es sehr wohl, aber ob sie eingehalten werden, das ist die Gretchenfrage. Denn Kontrollen kosten, sind unangenehm gegenüber großen Betriebsketten, die auch politische Schwergewichte sein können, etc. Wie oft zeigen Vereinigungen wie zum Beispiel Animals Angels schreckliche Zustände bei den Tiertransporten auf. Wie oft ist es auch Ihnen passiert, dass Sie auf der Autobahn unterwegs sind und Sie einen Laster überholen, wo lauter Schnauzen sich durch die Stäbe drücken. Hinter diesen Schnauzen stecken verschreckte Schweine, Kälber, Kühe, Schafe, Lämmer und vieles mehr.

Bilder sagen mehr als 1000 Worte, wie oft haben wir das schon gehört. Das stimmt, aber leider sind in diesem Bereich die Bilder sehr stark. Trotzdem will ich Ihnen diesen Link zur Verfügung stellen. Es geht dabei um eine Augmented Reality Erfahrung, Sie befinden sich mitten unter den Tieren im Schlachthaus. Unangenehm? Wenn es für Sie nicht sehr reizvoll erscheint, was glauben Sie, empfinden dann die Tiere, die dort zu Tode verurteilt sind?

“Jose Valle, der Leiter der Ermittlungen von Animal Equality, sagte: “iAnimal zu erleben ist genauso eindringlich und lebensverändernd wie der Besuch einer der 120 Fabrikfarmen und Schlachthöfe, die ich auf der ganzen Welt untersucht habe.” Er fügte hinzu: “Mit iAnimal 360 VR von Animal Equality kann man am ehesten erfahren, wie Tiere, die für die Lebensmittelproduktion gezüchtet werden, in Massentierhaltungen und Schlachthöfen weltweit behandelt werden. Wenn Sie sich für Tiere interessieren oder dafür, woher Ihre Lebensmittel kommen, sollten Sie sich das ansehen.”

Was ich mit diesem Artikel sagen möchte, ist eigentlich ganz einfach: Fleischkonsum geht mit Tierleid Hand in Hand. Ich denke, dass wenn einige Menschen sich bewusst wären, was sie durch den Kauf des geliebten Schnitzels bewirken, dann würden sie es sich vielleicht überlegen. Oder zumindest den eigenen Fleischkonsum etwas reduzieren.

Ich war auf der Straße unterwegs, vor mir eine Mutter mit dem Sohn. Auf unserer Linken ein Kasten mit Brathähnchen. Der Sohn fragte wohl, wie sie da hinein kamen. Die Mutter meinte, sie würden umgebracht werden. Ich habe gehört, dass der Sohn verwundert gefragt hat “Töten”? Die Mutter meinte einfach “Ja, sie müssen dafür umgebracht werden”. Das war’s. Ich hätte am liebsten gesagt, “So einfach ist das nicht. Es ist nicht so, dass sie getötet werden MÜSSEN. Das ist, weil Leute die Brathähnchen essen wollen”.

Daher ist es mir wichtig, zu hinterfragen, was steckt hinter Fleisch, Milch, Eiern, Käse, etc. Denn wenn auch nur ein Mensch auf 100 beginnt, sich Gedanken zu machen und vielleicht realisiert, was sie/er durch den Verbrauch von Fleisch bewirkt, dann wäre das ein immens toller Beginn. Der Beginn des Endes von Leid. Das Leiden von Lebewesen, die sich in keiner Weise wehren können. Bitte reden Sie mit Freunden und Familie darüber – Danke IAMA

Titelbild: Doris Meta F CC BY-NC 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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