Reisetagebuch einer Kultur-Expedition nach Irland im September 2018

Wir, Reiner aus dem Gelben Haus, Michael vom SunPod (Der sonnige PodCast: Solarkocher und Elektrofahrzeuge) und Jürgen von Europablog schauen uns vom 31. August bis 12. September den nordwestlichen Teil Europas genauer anschauen: Irland.

Reiner und Jürgen starten am 31. August von Recklinghausen aus mit dem Auto. Über Dunkirk, Dover, Tontnes im Südwesten Großbrinanniens und Stenaraer gehts es nach Belfast und von dort weiter nach Dundalk zu unserem Ferienhaus mit dem geheimnisvoll-gälischen Namen Cois Bá (ausgesprochen: Kosch Ba).

Michael kommt ein paar Tage später nach. 

Update 29.09.2018: Reiner hat noch eine kurze rückblickende Reflexion zu unserer Kulturreise geschrieben. Sie steht unter den täglichen Tagebuch-Notizen.

Von Cois Bá aus wollen wir dann die weitere Umgebung erkunden.

Am 11. bzw. 12. September geht es dann zurück nach Recklinghausen, Düsseldorf, Herne bzw. Brüssel.

Unsere Beobachtungen und Erfahrungen halten wir in dem folgenden Tagebuch fest.

… ist ein Projekt von Europa.blog. Hier haben junge, nicht mehr ganz so junge und alte Männer und Frauen und alle dazwischen, die Europa erfahren (wollen) – geographisch, kulinarisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch – die Möglichkeit, ihre Beobachtungen und Erfahrungen zu teilen.

31. August 2018

Am 31. August 2018 sind wir gegen 7 Uhr morgens in Wanne-Eickel gestartet – nachdem Reiner bereits gegen 6 Uhr von Recklinghausen auf den Weg gemacht hat.

Über Venlo, Antwerpen, Gent und Brügge sind wir zum Fährhafen von Dünkirchen gefahren. Der Übergang von einem EU-Mitgliedsland zum anderen war nur in Belgien deutlich wahrnehmbar: an den vielen Laternen, die nachts noch immer die Autobahnen beleuchten.

Das Einchecken in die Fähre in Dünkirchen ging recht zügig. Das Check-In lief auf  französischer Seite, also noch im Schengenraum. Als Ausweisdokument wurde hier ohne jede Beanstandung meine belgische Carte du séjour akzeptiert. Der Beamter der britischen Einreisekontrolle in Dünkirchen akzeptierte allerdings nur meinen deutschen Ausweis. Der Ausweiskontrolle folgte dann noch eine zweite Kontrolle durch britische Zollbeamte. Ihnen ging es offenbar vor allem darum, „Blindenpassagiere“ bzw. Transmigranten – wie es gelegentlich in Belgien heißt – aufzuspüren. Auch wenn diese Kontrollen nicht neu und recht locker sind, geben sie einen kleinen Vorgeschmack auf die Grenzkontrollen, die nach dem Brexit drohen. Und um so bewußter wird der kulturelle und politische Fortschritt, den die EU und die Aufhebung der Grenzen im Schengenraum bedeuten. 

Nach zweistündiger Überfahrt über den Ärmelkanal bei absolut ruhiger See und Sonnenschein mit einem ersten britischen Mittagessen an Bord – natürlich Fish & Chips, kam die Fähre in Dover an. 

Das wichtigste war jetzt, sich auf den Linksverkehr einzustellen. Vor allem für Reiner war das eine neue Erfahrung: Er ist das erste Mal in England. Und das gleich mit dem Auto. 

Das zweite noch zu lösende Problme war die Unterkunft für die erste Nach. Unser ursprüngliches Ziel für diesen Tag war die Transition-Town Totnes. Dort lebt und arbeitet einer der Vordenker der Transition-Townbewegung: Rob Hopkins. Er hatte uns im Herbst 2017 in Recklinghausen im Gelben Haus Besucht. Nun wollten wir ihm einen kurzen Besuch abstatten auf unserer Fahrt nach Irland und dann die erste Nacht unserer Kultur-Expedition in Totnes verbringen.  

Allerdings hatten wir Rob aufgrund seines Urlaubs nicht erreichen können. Über eine Mitarbeiterin von Rob hatten wir zwar einige Adressen in Totnes bekommen, die „Bed and Breakfast“. Doch wussten wir nicht, dass an diesem Wochenende in Totnes die Totnes-Pride stattfand. Und außerdem gab es noch weitere Aktivitäten. Das hatte uns allerdings erst jemand von den Kontaktpersonen bei einem Telefonat verraten, nach dem‚ wir schon in Dover angekommen waren. Klar war also, dass wir in Totnes kein Zimmer bekommen würden.

Wir sind dann einfach losgefahren und haben unterwegs nach geeigneten Übernachtungsmögichkeiten Ausschau gehalten. Kurz vor Sailsbury in der kleinen Ortschaft Middle Wallop haben wir den Pup „The Gorge Inn“ entdeckt und haben dort eine etwas ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit gefunden, eine glamourösere Form des Campings, das hier Galmping heißt (siehe Fotos). Damit haben wir den ersten Tag unserer Kulturexpedition ausklingen lassen.

01. September 2018

Am Vormittag des 1. September sind wir weiter Richtung Irland gefahren. Da ein Treffen mit Rob Hopkins urlaubsbdingt an diesem Wochenende nicht möglich ist, haben wir unsere Reisepläne etwas verändert. Statt in Totnes zu übernachten, haben wir entschieden, Totnes nur einen kurzen Besuch abzustatten.  

Bereits nach wenigen Kilometern auf der A303 Richtung Totnes wurden wir angenehm überrascht. Plötzlich tauchte auf der rechten Straßenseite das steinzeitliche Monument Stonehenge auf. Wir wussten zwar, dass Stonehenge in dieser Region Englands liegt. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass unser Weg uns so dicht daran vorbei führt. Dutzende von Menschen zogen fast wie bei einer Prozession um die riesigen Steinkonstruktionen.

Am frühen Nachmittag kamen wir dann in Totnes an, einer malerischen südenglischen Kleinstadt mit fast mediterranem Flair – jedenfalls an diesem warmen und sonnigen Samstag.

In Totnes ist in den letzten Jahren eine starke Transition-Town-Besegung entstanden. Davon hatte uns Rob Hopkins bei seinem Besuch im Gelben Haus im Herbst letzten Jahres schon einiges erzählt. Nun wollten wir davon etwas unmittelbar erleben. In der Innenstadt haben wir auch mehrere Geschäfte gefunden, die vorwiegend oder auschließlich lokale Produkte anbieten. Einige Geschäfte akzeptieren auch eine lokale Währung. In einigen Geschäften haben wir uns nach Transition-Town-Projekten erkundigt. Dort war die Bewegung bekannt und einige der Geschäfte, in dene wir gefragt haben, haben auch engeren Kontakt zur Transition-Town-Bewegung. 

Auf dem kleinen Marktplatz von Totnes haben wir eine Anschlagstafel entdeckt, auf der auch Aktionen der Transition-Town-Bewegung Totnes angekündigt waren. Dort haben zufällig auch eine der Aktivistinnen, Daniela, kennen gelernt.

Allerdings war dieses Wochenende bestimmt durch die Totnes-Pride. Der Marktplatz war voll mit entsprechenden Ständen. In der direkt an den Marktplatz angrenzenden Townhall gab es Infostände und Aktionen von Totnes-Pride. Und auch im übrigen Stadtbild war die Totnes-Pride sehr präsent.

Nach einem Kaffee bzw. Tee mit ein paar typisch britischen Sücßigkeiten haben wir unsere Fahrt Richtung Norden fortgesetzt. Kurz vor Birmingham haben wir ein Autobahnhotel zur Übernachtung gefunden.

Nach meinen bisherigen Reiseerfahrungen war ich davon überzeugt, dass die Bundesrepublik das einzige digitale Entwicklungsland in der EU sei. Die Reise durch England hat mir gezeigt, dass England in diesem Punkt durchaus konkurrenzfähig mir der BRD ist. Das Handy-Roaming funktioniert auf weiten Strecken im ländlichen Bereich so gut wie gar nicht. Und in unserem Autobahnhotel erhielt ich auf meine Frage, ob es einen Internetzugang gäbe, die sehr freundliche Antwort von der Dame an der Rezeption: «No, we don’t deal with internet.»

02. September 2018

Den dritten Tag unserer Fahrt nach Irland haben wir vor allem auf der Autobahn verbracht. Ziel des heutigen Tages war die kleine südschottische Hafenstadt Stanraer.

Immer hin führte die Fahrt vor bei an dem legnedären Heiratspardies Gretna Green und an dem Ort Lockerbie, der durch den Bombenanschlag auf ein Passiergflugzeug vom 21. Dezember 1988 zu trauriger Bekanntheit kam.

Stranraer ist eine kleine verträumte Stadt mit ausgesprochen freundlichen Bewohnern und Bewohnerinnen. Die Leute grüßen nicht nur, sie sprechen Durchreisende auch gerne an und fragen nach Herkunft und anderen Dingen. 

Vor einem Pub sprach uns ein rauchender Gast aus dem Pub an. Als wir ihm ezrählten, dass wir aus Deutschland kommen, erzählte er gleich, dass er selbst fünf Jahre in Deutschalnd gelebt und gearbeitet hat als Tischler.

Freundlichkeit scheint hier wirklich groß geschrieben zu werden. Selbst Verbotsschilder sind freundlich. Ein Parkverbotsschild ist überschrieben mit «Polite Notice» (siehe Fotos links). Das war keineswegs das einzige Schild dieser Art. 

Ein Restaurant zum Essen zu finden, war hier nicht ganz so einfach wie an den Tagen zuvor. Schließlich haben wir ein chinesisches Restaurant gefunden.

Zurück in unserem kleinen Hotel, haben wir noch kurz in der Bar geschaut. Dort waren nur drei jugendliche Fußballfans, die vor Begeisterung über ihren Club gesungen und getanzt haben. Sie haben uns auch gleich nach unseren Fußballvorlieben gefragt. Da aber weder Reiner noch ich wirkliche Fußballfans sind, konnten wir nur begrenzt mithalten. Gleichwohl hat uns die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen, denen wir hier begegnet sind, gefallen und beeindruckt. 

03. September 2018

Der vierte Reisetag verlief einigermaßen unspektakulär. Nach eine guten englischen (oder schottischen) Frühstück in unserem kleinen Hotel in Stanrear und einem Tankstopp ging es weiter zum Fährhafen Cairnryan, etwa 15 Minuten Autofahrt von Stranrear entfernt.

Nach einer kurzen Sicherheitskontrolle (Blick ins Fahrzeug, Kontrolle des Fahrzeugbodens von unten mit Spiegel) ging es auf das Fährschiff. Da der Zielhafen Belfast war, entfiel eine Passkontrolle.

Pünktlich um 11:30 legte das Fährschiff ab. Bei ruhiger See und Sonne, aber etwas kühleren Temperaturen als wir sie in den Tagen davor erlebt haben, kamen wir nach gut zwei Stunden in Belfast an.

Dann ging es durch den dichten Innenstadtverkehr in Belfast Richtung Autobahn Dublin. Der dichte Verkehr hat dann auch seine Spuren an Reiners Auto hinterlassen. Bei einem Spurwelchsel hatten wir einen Lastwagen übersehen. Der hat dann einen kräftigen und überübersehbaren Abdruck auf der hinteren rechten Tür unseres Autos hinterlassen. Die Tür wollte sich danach auch nicht mehr öffnen lassen. Immerhin konnte das Auto noch fahren und zum Glück war auch niemand verletzt worden.

Nach diesem kleinen unerwarteten Abenteuer waren wir bald auf dem Motorway Richtung Dublin. Obgleich zwischen Nodirland und der Republik Irland eine Schengen-Grenze verläuft, gab es – anders als im Fährhafen in Dunkirk – an der Grenze keinerlei Kontrollen. Nur wer genau drauf achtet, nimmt den Grenzverlauf wahr – an den obligatorischen Schildern, die einen willkommen heißen und auf die wichtigsten Verkehresregeln hinweisen. Der Linksverkehr gilt auch für die Republik Irland. Allerdings gelten hier nicht Meilen, sondern Kilometer.

Gegen vier Uhr sind wir dann an unserem Zielort angekommen: Dundalk, eine Kleinstadt ziemlich genau in der Mitte zwischen Belfast und Dublin gelegen. Etwas außerhalb auf der kleinen Halbinsel Cooley lag unsere Fehrienwohung mit dem kletischen Namen „Cois Bà“, ein geräumiges und angenehmes Haus direkt an der Küstenlinie. Nur eine Straße trennt das Haus vom Meer – jedenfalls bei Flut.

Brain hat uns bereits erwartet – ich hatte ihm unsere ungefähre Ankunftszeit telefonisch mitgeteilt, als wir in Belfast angekommen waren. Brain ist der dirkete Nachbar. Da die Vermieterin unserer Ferienwohnung, Sally, in Dublin wohnt, verwaltet Brain die Fehrienwohnung. Er hat uns sehr freundlich empfangen und uns das Haus gezeigt und alles erklärt, was man wissen muss, um sich als Nicht-Ire in einem irischen Haushalt zurechtzufinden.

Nach dem Einräumen haben wir dann ein paar Vorräte eingekauft. Im Sinne unserer Reise hätten wir gerne in einem irischen Geschäft eingekauft. Aber längst haben sich auch in einem so kleinen ländlichen Ort wie Dundalk haben sich längst Lidl und Aldi breitgemacht. Immerhin war das Angebot bei Lidl dem Kontext angepasst.

Nach drei Tagen Autofahrt haben wir es genossen, uns nun etwas ausruhen zu können.

04. September 2018

Der vierte September war ein Tag der Erholung. Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir uns auf der Landkarte die Umgebung angeschaut. Ein Ziel unserer Reise war der Besuch historischer Stätten in Irland. Davon gibt es zwischen Dundalk und Dublin eine ganze Reihe. In den letzten Jahren hat die irische Regierung diese Orte auch verstärkt touristisch erschlossen.

Reiner hatte sich schon vor der Reise ausgibt mit entsprechender Literatur beschäftigt. Nun ging es darum, die Orte, die uns interessierten, auf der Karte zu finden und zu überlegen, was genau wir uns in den nächsten Tagen anschauen wollen.
Dann haben wir uns ein bisschen die direkte Umgebung unserer Ferienwohnung angeschaut. Sie liegt an einer Stichstraße, die wir uns angeschaut haben. Erfreulicherweise haben wir ein paar Häuser weiter einen Pub entdeckt. Sehr viel mehr ist allerdings fußläufig nicht zu erreichen.

Wie schon angemerkt grenzt verläuft die Straße direkt an der Küstenlinie. Da war es selbstverständlich, dass wir uns auch den Strand näher angeschaut haben. Es ist allerdings Sandstrand, sondern bei Ebbe zeigt sich eine Fläche, die sehr dem Wattenmeer an der Nordseeküste ähnelt. Auch die Bewohnerinnen sind denen des Wattenmeeres ähnlich: Spulwürmer, Muscheln und Vögel.

Nachmittags sind wir noch einmal nach Dundalk rein gefahren, um einen genaueren Eindruck von der Stadt zu bekommen. Es ist eine Kleinstadt mit vielen kleinen Geschäften und einigen Pubs, Restaurants und Kaffees, teils etwas old fashioned, teils moderner. Unter den Restaurants gibt es auch einige mit asiatischen Wurzeln und entsprechendem Angebot.

Auch der Touristeninformation haben wir einen Besuch abgestattet. Die sehr freundliche Dame in der Information hat uns mit allerlei Karten, Stadtplänen Belfast und Dublin sowie Informationen zu Dundalk und zur näheren Umgebung versorgt.

Abends haben wir uns dann entschieden, dass wir am nächsten Tag den Hill of Tara besuchen werden, den historischen Sitz des keltischen Hochkönigs und der Ausgangspunkt der Christianisierung Irlands durch Saint Patrick.

05. September 2018

Nach unsere kleinen Erholungspause haben wir uns heute auf den Weg nach Tara gemacht, jenem Ort, bei dem der Hill of Tara gelegen ist.

Viel zu sehen ist dort heute nicht mehr. Zunächst führt ein Weg zu einer kleinen alten Kirche vorbei an einem Denkmal des Heiligen Patrick, der irische Nationalheilige, der im 5. Jahrhundert die Christianisierung der Iren begann heute vielen fast mehr als Patron der Guinnes-Trinker vorkommt. Denn die bekannteste irische Biermarke nutzt den Namenstag von Saint Patrick seit geraumer Zeit zu Werbezwecken und verbindet den Saint-Patricks-Tag zielgerichtet dem Konsum von Guinnes-Bier.
An die Kirche schließt sich ein kleiner sehr alter Friedhof an.

Lässt man den Friedhof hinter sich, kommt man zu den alten Anlagen der keltischen Könige, die hier etwa vom 3. bis 12. Jahrhundert n.Chr. residierten.

Zunächst stößt man allerdings auf den Mound of the Hostages, eine etwa 4.700 Jahre alte steinzeitliche Grabanlage.
Von dort gelangt man zu grasbewachsenen Erdwällen, die die Wohnanlagen des früheren Hochkönigs umgeben haben.

Etwa in der Mitte dieses sanften Hügels befindet sich der Lia Fáil (dt.: Schicksalsstein). Ursprünglich sollen auf ihm die keltischen Könige von Tara gekrönt worden sein. Heute erinnert der Stein jedoch an die Gefallenen der irischen Rebellion von 1798.

Ganz am Rande des Geländes findet man einen allein stehenden Baum, der voller bunter Dinge hängt, die Besucher dort gelassen haben. Was der Sinn dieses Brauches ist, konnte ich leider nicht herausfinden.

Mehr zum Hill of Tara kann man auf der entsprechenden Seite von Wikipedia nachlesen.

Von Tara sind wir direkt zurück gefahren nach Dundalk. Da es noch nicht zu spät war als wir wieder in Dundalk ankamen, haben wir noch ein wenig die Halbinsel Cooley erkundet, auf der unsere Wohnung liegt. Wir sind um die Spitze der Halbinsel herum gefahren bis zum Fährhafen Carlingfort. Carlingfort ist allerdings nicht nur Fährhafen. Dort werden auch Muschen gezüchtet.

Auf dem Rückweg von Carlingfort haben wir nach einer Möglichkeit zum Abendessen gesucht. Dabei haben wir ein weiteres Mal die Freundlichkeit der hier lebenden Menschen erlebt. Zunächst hatten wir an einem Pub an unserem Weg gehalten. Ein älterer Mann, der vor dem Pub saß – vielleicht der Eigentümer, begrüßte uns gleich sehr freundlich und fragte, woher wir kommen und wie es uns hier gefällt. Wir fragten ihn, ob es in dem Pub auch etwas zu essen gibt. Dieser Pub hatte allerdings nur Getränke im Angebot. Der ältere Herr hat uns aber sofort eine Empfehlung für ein Restaurant gegeben und uns erklärt, wo wir es finde.

Nach kurzem Suchen fanden wir das Restaurant: Fitzpatrick. Der ältere Herr hatte mit seiner Empfehlung nicht übertrieben. So haben wir dann diesen Tag mit einem guten Essen im „Fitzpartrick“ beendet.

06. September 2018

Heute sind Annette und Dieter, Reiners Tochter und Schwiegersohn, die in Dublin wohnen, zu Besuch gekommen. Gegen Mittag sind sie eingetroffen.

Am heutigen Tag stand Erzählen im Mittelpunkt. Annette und Dieter haben viel von ihren Beobachtungen und Erfahrungen in Dublin und in Irland gemacht. Beide sind begeisterte Vogelbeobachterinnen und Fotografinnen. So haben Reiner und ich viel erfahren über die reichhaltige Vogelwelt an der Irischen Ostküste und auch über das erstaunlich vielfältige Leben in der irischen See, in der es Robben, Wale, Haie und eben viele Arten von Seevögeln gibt, die oft nur zum Brüten an Land kommen.

Aber auch über das Leben in Irland haben die beiden erzählt. Sie haben unsere bisherigen Erfahrungen mit der Freundlichkeit der Iren bestätigt. Abe sie haben auch über die Schattenseiten des Lebens in Irland gesprochen. Vor allem sind die Mieten in Irland hoch. Und es kommt nicht selten vor, dass komplette Familien ihre Mieten nicht mehr zahlen können und plötzlich obdachlos sind. Von politischer Seite wird dem wenig entgegengesetzt.

Politik steht offenbar insgesamt nicht sehr hoch im Ansehen der Bürgerinnen und Bürger in Irland. Politiker gelten tendenziell als korrupt. Tatsächlich ist der Bereich der Politik wohl sehr abgeschirmt gegen „Neulinge“. Wer nicht aus einer Politikerfamilie mit langer Tradition kommt, hat es extrem schwer, sich bei Wahlen durchzusetzten. Vielleicht ist das auch eine Folge der langen Konfliktgeschichte mit dem Vereinigten Königreich. Wie kann man sich eine Partei am besten schützen gegen Unterwanderung durch politische Gegner? Ein Weg ist sicher, dass man gegenüber „Neulingen“ sehr zurückhaltend ist und auf altbekannte Gesichter setzt, die man seit Jahren kennt und einschätzen kann. Für eine lebendige Demokratie ist eine solche politische Kultur allerdings nicht unbedingt förderlich.

Interessant war für mich ein historisches Detail, von dem Dieter zu erzählen wußte. Zwischen 1845 und 1852 starben infolge der Kartoffelfäule, die die Kartoffelernten dieser Jahre nahezu vollständig vernichtete, etwa eine Million Iren an Hunger. Die Missernten betrafen allerdings nur Kartoffeln, nicht aber andere Nutzpflanzen. Allerdings wurden die anderen Nutzpflanzen nach Großbritannien exportiert, da sie nicht für die Ernährung der irischen Bevölkerung vorgesehen waren. Für die Ernährung der irischen Bevölkerung war hauptsächlich der Kartoffelanbau gedacht. Mit einer anderen Verteilung der in Irland produzierten Lebensmittel hätten die dramatischen Folgen der Hungersnot zumindest stark abgemildert werden können. Dazu war die damalige britische Regierung jedoch nicht bereit.

Ein ganz spezielles Thema in Irland – darin sind Iren den Schotten und Engländern ganz ähnlich – ist Brandschutz. So twittert die Dubliner Feuerwehr regelmäßig an den Wochenenden Warnhinweise, nach größerem Alkoholgenuss die eigene Küche nicht mehr zu benutzten. Offensichtlich kommt es immer mal wieder vor, dass nach ausgiebigem Alkoholgenuss schnell noch etwas auf dem Herd warm gemacht wird und die Person, die den Herd angestellt hat, während der Kochens einschläft. Mit der Folge, dass plötzlich durch Überhitzung ein Küchenbrand entsteht.

Allerdings ist für solche Fälle in irischen Küchen eine gute Vorsorge getroffen. Neben dem Herd befindet sich in der Regel eine Feuerlöschdecke mit detaillierten Nutzungshinweisen und zusätzlich noch ein kleiner Feuerlöscher. Elektroherde sind zusätzlich durch einen gut sichtbaren Not- bzw. Sicherheitsschalter geschützt, der an der Wand direkt neben dem Herd angebracht ist. Solange ein Elektroherd nicht benutzt wird, wird in der Regel die komplette Stromzufuhr zum Elektroherd durch diesen Schalter grundsätzlich unterbrochen.

Der Sicherheitsbedarf im Umgang mit Elektrizität geht sogar noch weiter. In Badezimmern gibt es gewöhnlich keine Steckdose – auch nicht für einen Fön oder Rasierapparat. Und jede Steckdose ist mit einem eigenen Schalter versehen, mit dem bei Nichtnutzung die Stromzufuhr zu den Kontakten für den Stecker unterbrochen wird.

An dieses Sicherheitsbedürfnis hatten wir uns erst gewöhnen müssen. Als wir das erste Mal den Herd in der Küche unserer Ferienwohnung benutzt haben, waren wir doch etwas irritiert, dass die Herdplatte nicht heiß werden wollte – bis wir verstanden hatten, dass wir zunächst den Sicherheitsschalter schalten mussten, um die Stromzufuhr zum Herd freizugeben. Und ähnlich ging es uns mit den Steckdosen. Zunächst dachten wir, unser Adapter, der die Nutzung kontinentaler Stecker mit englischen Steckdosen ermöglicht, sei kaputt. Doch dann fielen uns zum Glück noch die kleinen Schalter über den Steckdosen auf. Und siehe da: nachdem wir den Schalter betätigt hatten, funktionierte das Ladegerät für das Handy auch wieder.

Den Tag haben wir dann ausklingen lassen mit einem guten Essen beim „Fitzpartrick“ und einem Guinnes beim „Blue Anchor“, dem Pub in der Nachbarschaft unserer Ferienwohnung.

07. September 2018

Am heutigen Tag ist Michael Bonke, der Dritte unsere Reisegesellschaft, angekommen. Ursprünglich wollten wir ihn am Flughafen Dublin abholen. Annette und Dieter haben uns allerdings überzeugt, dass es viel unkomplizierter und bequemer ist, wenn Michael mit dem Bus vom Flughafen nach Dundalk kommt. Es gibt nämlich einen Direktbus, der in Dundalk seine Endstation hat. Mit 10 Euro ist die Fahrt zudem deutlich günstiger als eine Fahrt mit dem Auto, für die für einen Teil der Strecke auch noch Mautgebühren anfallen würden. So habe ich Michael am frühen Nachmittag am Busbahnhof am Einkaufszentrum Long Walk in Dundalk abgeholt. Vor seiner Ankunft habe ich bei Tesko noch einen zusätzlichen Adapter besorgt, da einer für das Aufladen der Akkus von Handys, Tablet, Rasierapparat und Fotokamera doch etwas arg wenig ist.

Nicht allzu lange nach Michaels Ankunft haben sich Annette und Dieter wieder auf den Rückweg nach Dublin gemacht.
Michael hat sich zunächst mit der Wohnung und dann auch mit der näheren Umgebung vertraut gemacht. Anschließend sind wir beide dann noch einkaufen gefahren – diesmal zu Aldi.

Dann stand noch an zu klären, was wir uns am Folgetag anschauen wollen. Ein irische Besonderheit sind die mittelalterlichen Round Tower (Rundtürme) und die irischen Hochkreuze. Unsere Entscheidung fiel dann auf die Klosterruine „Monasterboice“ in der Nähe von Drogheda.

Damit fand dieser Tag seinen Abschluss.

08. September 2018

Bisher hatten wir vorwiegend sonniges Wetter und kaum Regen. Heute hielt die Sonne sich bedeckt und lies den Tag etwas grauer und trüber aussehen. Das hat uns nicht davon abgehalten, die Klosterruine „Monasterboice“ in der irischen Grafschaft Louth nur einige Kilometer von Dundalk entfern zu besichtigen.

Diese Klosterruine hat gleich zwei spezifische irische Sehenswürdigkeiten zu bieten: Einen Rundturm und zwei irische Hochkreuze, darunter das mit 6,50 Meter höchste Hochkreuz Irlands.

Das Kloster wurde im späten 5. Jahrhundert n.Chr. von Saint Buite (✝ 521) gegründet.

Die beiden Hochkreuze kamen im 9. Jahrhundert hinzu und auch der Rundturm.

Die Rundtürme, die in der Regel in der Nähe von Kirchen gebaut wurden, sind etwas geheimnisumwittert. Ihre Funktion ist nicht ganz geklärt. Sie sind so gebaut, dass der Zugang nur mit Leitern möglich ist. Das deutet darauf hin, dass sie als Schatzkammern, vielleicht auch als Bibliotheken und als Schutztürme genutzt wurden. Da der keltische Name für diese Türme bedeute „Glockenhaus“. Daher wird auch vermutet, dass aus den Fenstern am oberen Ende der Türme Glocken geläutet wurden.

Gebaut wurden diese etwas mysteriösen Türme etwa vom Beginn des 10. Jahrhunderts bis ins 13. Jahrhundert hinein. Vermutlich gab es bis zu 120 dieser Türme in Irland. Heute stehen davon noch 85 in unterschiedlichem Zustand. Ihre Höhe liegt zwischen 22 und 35 Metern und ihr Umfang zwischen 12 und 18 Metern.

Das Kloster „Monasterboice“ wurde 1097 durch einen Brand zerstört. Dem Brand fiel wohl auch der Rundturm zum Opfer. Vom vermutlich hölzernen Innenausbau, dem Dach und dem oberen Teil des Turmes ist nichts erhalten.

Seit dem Brand sind nur noch Reste des ehemaligen Klosters erhalten. Aber immerhin ist der alte Friedhof bis heute noch im Gebrauch. Die nach dem Brand noch erhalten geblieben Gebäudemauern des ehemaligen Klosters sind heute in den Friedhof einbezogen. Die beiden Hochkreuze, der Rundturm und die Ruinen des ehemaligen Klosters verleihen dem Friedhof eine sehr eigene Atmosphäre. Zwischen den Gräbern aus der Gegenwart und den teils Jahrhundertealten Gräbern, zwischen den Gräbern und den Klosterruinen spannt sich ein eigenwilliger Bogen von der Gegenwart in die Geschichte, der diesem Ort einen Hauch von Unvergänglich zu verleihen scheint. Das frühherbstliche Wetter hat diese Atmosphäre noch unterstrichen.

Nach dem wir uns ausgiebig auf diese Atmosphäre eingelassen und wir uns bemüht hatten, sie so gut als es uns möglich ist auch fotographisch einzufangen, sind wir – nun bei leichtem Regen – nach Dundalk zurückgefahren.

Wir hatten uns auf einen Kaffee gefreut und auf Kuchen aus der Region. Als wir in Dundalk ankamen, hatten die meisten Kaffees allerdings bereits geschlossen. Nach einigem Suchen haben wir dann doch noch ein offenes Kaffee im Marshes Shoppingcenter gefunden. Ein klassisches Kaffee hätte uns zwar besser gefallen. Aber wer zu spät kommt … Immerhin war der Kaffee trinkbar und es gab neben den Standard Kuchenangeboten auch einen Chock-Mint-Cake. Der hat dann doch etwas entschädigt für die eher ungastliche Shopping-Center-Atmosphäre.

09. September 2018

Heute stand Dublin auf der Tagesordnung. Da Reiners Auto nur Sitzplätze für 2 Personen hat, haben wir uns entschlossen, mit dem Bus zu fahren. Von unserer Ferienwohnung bis zum Busbahnhof in Dundalk haben es mit dem Auto dann doch zu Dritt geschafft.

Nach etwas mehr als eine Stunde Busfahrt sind wir am Trinity College mitten im Zentrum von Dublin angekommen. Dort haben schon Annette und Dieter auf uns gewartet.

Die Bushaltestelle liegt nicht nur sehr zentral, sondern auch direkt vor der bedeutendsten Bibliothek Irlands. Das Trinity College ist die älteste Universität Dublins und eine der ältesten weltweit. 1592 wurde sie gegründet nach dem Vorbild der Universitäten Oxford und Cambridge. Das Trinity College hat einen ausgezeichneten ruf und zählt zu den weltweit 100 besten Universitäten.

Ein Highlight des Trinity College ist die Bibliothek. Hier wird das vermutlich im 8. Jahrhundert n.Chr. in Schottland erstellte Book of Kells aufbewahrt. Das Buch enthält die vier Evangelien und eine Vielzahl von Zeichnungen. Das Buch ist in einer Vitrine ausgestellt. Ein Teil seiner Seiten ist als Reproduktion in den Ausstellungsräumen zu sehen.

Natürlich haben wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, uns diesen Kulturschatz anzuschauen. Da Dieter Forscher an der Uni ist, konnten wir als seine Gäste kostenlos die Bibliothek und das Book of Kells anschauen.

Aber nicht nur das Book of Kells mach die Bibliothek zu einem Anziehungspunkt. Das erste Stockwerk des Bibliotheksgebäudes birgt die Long Hall. Das ist der historische Teil der Universitätsbibliothek.

Statt vieler Worte zur Long Hall zu machen, ist es einfacher, sich die Fotos unten anzuschauen.

Von der Long Hall ging es dann weiter über das Uni-Gelände wieder ins das auch sonntags belebte Zentrum von Dublin, in dem auch heute die Geschäfte geöffnet waren. Unser Weg dorthin führte vorbei an der Statue Molly Malone – heute mit einem großen Hut geschmückt.
Schnell waren wir im kultigen Stadtteil Temple Bar südlich des Dublin in zwei Hälften teilenden Flusses Liffey.

Dort findet sich auch auf einer Hauswand der Text der Oster-Proklamation vom 24. April 2016. Mit dieser Proklamation wandte sich während des so genannten Osteraufstandes eine provisorische Regierung an die irischen Männer und Frauen und erklärte die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Erreicht wurde die Unabhängigkeit allerdings erst nach dem von 1919 bis 1921 dauernden Unabhängigkeitskrieg. Die Erinnerung an diese Zeit ist offenbar noch recht präsent in Irland.

In Temple Bar gab‘s dann aber auch ein Mittagessen. Bekannt aus der irischen Küche ist ja Irish Stew, ein traditioneller Eintopf. In Dublin gibt es dazu eine beliebte Variante: Dublin Coddle, ein Eintopf, der im wesentlichen aus kleinen Stücken der vom Irischen Frühstück (das unterscheidet sich vor allem in der Namensgebung vom Englischen Frühstück) bekannten Würstchen besteht. Die werden ergänzt um Kartoffeln und Karotten und ein paar Gewürze. Mir hat es geschmeckt.

Danach ging es dann über den Fluss Liffey. Wie Annette und Dieter uns erzählten, teilt der Fluss Dublin nicht nur geografisch in eine Süd- und eine Nordhälfte. Der Fluss ist auch eine soziale Trennungslinie, ein Sozialäquator, wenn so will. Man sieht das auch sofort am Straßenbild. Nördlich des Liffey lebt der wirtschaftlich ärmere Teil der Dubliner und Dublinerinnen. Geschäfte, Restaurants, Pubs, Kleider der Menschen auf den Straßen zeigen dies unübersehbar an.

Eines der größten Probleme Dublins, so Dieter und Annette, sind die Mieten. Sie sind oft so hoch, dass sie kaum bezahlbar sind – jedenfalls nicht für Menschen mit einem durchschnittlichen Einkommen. Ganze Familien werden aufgrund der hohen Mieten obdachlos. Von politischer Seite wird wenig oder kaum etwas für bezahlbare Mieten unternommen.

Vor diesem Hintergrund überrascht es umso mehr, dass die irische Regierung sich weigert, die von der EU-Kommission verordneten Steuernachzahlungen von Appel anzunehmen. Die liegen derzeit auf einem Treuhandkonto.

Dabei, so Dieter, wären höhere Steuern wohl kaum ein Grund, dass die us-amerikanischen IT-Unternehmen, die sich für Irland als europäischen Standort entschieden haben, das Land verlassen würden. Die gemeinsame Sprache (Gälisch ist zwar auch Amtssprache und wird massiv von der Regierung gefördert, offizielle Schilder sind zweisprachig, trotzdem ist Englisch die im Alltag tatsächlich gesprochene Sprache), eine besondere kulturelle Nähe (eine erhebliche Teil der US-Bürgerinnen ist irischer Herkunft) und auch die geografische Nähe zu den USA sind Standortargumente, die so schnell nicht durch höhere Steuern entwertet würden.

Offenbar fehlt es der irischen Regierung an Selbstbewusstsein, um angemessene Steuern von den großen US-Unternehmen einzufordern. Höhere Steuern würden jedoch die finanziellen Spielräume für eine sozialere Wohnungspolitik, die dringend nötig wäre, deutlich zu erhöhen, ohne gleich wieder mit den Haushaltsvorgaben der EU in Konflikt zu geraten.

Nach dem wir den Liffey River überquert hatten, haben wir uns aufgeteilt. Reiner, der aufgrund seiner Knie nicht mehr ganz so beweglich ist, hat die Möglichkeit genutzt, sich mit seiner Tochter bei einem Kaffee intensiv zu unterhalten. Dieter, Michael und ich haben uns die Nordstadt etwas genauer angeschaut.

Am Ende des Nachmittags haben wir uns dann wieder zusammengefunden vor dem General Post Office, also an dem Ort, an dem der Osteraufstand von 1916 stattfand. Das eine und andere Einschussloch in der Fassade aus jenen Tagen des bewaffneten Aufstandes ist bis heute zu sehen.

Unweit des General Post Office ragt eine spitz zulaufende etliche Meter hohe Metallröhre in den Himmel. Sie trägt im Volksmund den sinnfälligen Namen Zahnstocher. Ursprünglich stand dort ein Denkmal zu Ehren von Admiral Nelson. Einigen irischen Nationalisten gefiel dieses Denkmal eines englischen Admirals mitten in Dublin ganz und gar nicht. Deshalb haben sie es vor langer Zeit kurzerhand gesprengt. Während der irischen Boomphase hat man dann mit EU-Geldern an die Stelle des Nelson Denkmals einen blechernen Zahnstocher aufgestellt. Irgendwie ist das Ding zwar ganz interessant.

Besonders künstlerisch ist es sicher nicht. Vielen Dublinern und Dublinerinnen haben an diesem Ding auch keinen Gefallen gefunden. Man hat sich aber mittlerweile dran gewöhnt, so sagten Dieter und Annette.

Von dort ging es dann wieder zurück zur Haltestelle unseres Busses nach Dundalk am Südufer des Liffey River.

Graffiti, auf die ich gespannt war, haben wir in Dublin kaum gesehen. Vielleicht waren wir einfach an den falschen Orten. Aber schräg gegenüber der Bushaltestelle auf der Nordseite des Liffey River gab es dann immerhin etwas Urban Art: Das „Red Squirrel“, ein überdimensioniertes Eichhörnchen ziert dort eine komplette Häuserwand. Gemacht wurde es aus Müll von dem portugiesischen Künstler Bordalo II. Es ist das derzeit bekanntes Urban Art Objekt in Dublin.

Damit klang unser Dublin-Besuch aus.

10. September 2018

Den heutige Tag hatten wir eigentlich vorgesehen für einen Besuch in Belfast. Allerdings hatten wir unseren Erholungsbedarf von unserem Besuch in Dublin etwas unterschätz.

Außerdem standen für Reiner und Michael noch einige Besorgungen an, da sie bereits für den morgigen Tag ihre Rückfahrt geplant hatten.
So haben uns entschieden, die Fahrt nach Belfast ausfallen zu lassen. Statt dessen habe ich mit Reiner einige Besorgungen gemacht in Dundalk. Dabei haben wir dann noch ein nettes etwas alternatives Café entdeckt – in dem ich noch eine zweite Variante von Chock-Mint-Cake ausprobieren konnte.
Michael hat die Zeit genutzt, noch einige Fotos am Strand zu machen.

Den Tag abgeschlossen haben wir mit einen letzten guten Essen im Fitzpatrick. Reiner hatte gehofft, beim dritten Besuch seine heiß ersehnten Austern doch essen zu können. Zunächst sah es auch so aus, dass ihm das kulinarisch Vergnügen diesmal nicht entgehen würde. Der Kellner nahm die Bestellung auf. Doch kurze Zeit später kam er zurück und es stellte sich heraus, dass wir eine Portion Austern zu spät gekommen waren – die letzte Portion war kurz zuvor einem anderen Gast serviert worden. Das ist der Preis dafür, dass die Austern hier frisch aus dem Meer kommen und nicht aus der Tiefkühltruhe.
Französische Zwiebelsuppe mit irischem Akzent war allerdings eine akzeptable Alternative. Michael und ich haben uns Fish and Chips gegönnt.

Damit war unser letzter gemeinsamer Tag und Abend in Dundalk zu Ende.

11. September 2018

Dieser Tag begann mit den Abreisevorbereitungen von Reiner und Michael. Die Abfahrt war für 9 Uhr morgens geplant. Sie mussten die Fähre in Rosslare erreichen, die um 16 Uhr in Richtung Cherbourg ablegt.

Nach der Abfahrt stand für mich ein bisschen Aufräumen, Spülen, etc. an.

Das Wetter war heute wieder angenehm und lud zum Rausgehen ein. Mit meiner Kamera in der Hand habe ich die Gelegenheit genutzt und habe mir noch einmal den Strand angeschaut.

Am Nachmittag kam der nachbarschaftliche Hausverwalter Brian noch einmal vorbei zu einem Schwätzen. Er hatte mir auch Telefonnummer von den Taxi-Unternehmen in Dundalk herausgesucht.

Zum Glück waren es mehrere, wie sich bald herausstellte. Das erste Taxi-Unternehme, dass ich angerufen habe, konnten die Ferienwohnung allerdings nicht orten. Fairerweise muss ich sagen, dass die Straßen wenigen Straßen in Bereich unserer Ferienwohnung teils ohne Namen sind, so auch die, an der unsere Wohnung liegt. Das Haus hat auch keine Hausnummer, sondern nur einen Namen: Cois Bá. Der steht zwar an der Vorderseite des Hauses, von der Straße aber kaum wahrnehmbar.

Beim zweiten Taxi-Unternehmen hatte ich mehr Glück. Dort kannte man zwar nicht das „Cois Bá“, aber doch den Pub „Blue Anchor“, der einige Häuser weiter in der gleichen Straße ist. Wir vereinbarten, dass mich das Taxi am nächsten Morgen um 8 Uhr abholt und zum Busbahnhof in Dundalk bringt.

So ging dann auch der letzte Tag für mich in Irland zu Ende.

12. September 2018

Der Taxifahrer war pünktlich. Allerdings war er bis zum „Blue Anchor“ gefahren, den er ja kannte. Wie am Vortag vereinbart, hat mich dann angerufen, so dass ich ihn zum Cois Bá lotsen konnte.

Der Bus fuhr pünktlich um 8:30 Uhr in Dundalk ab (wenn man häufiger die Deutsche Bahn nutzt, dass ist Pünktlichkeit keine Selbstverständlichkeit!) und kam ebenso pünktlich am Flughafen in Dublin an.

Nur der Abflug, der für 12:10 vorgesehen war, hat sich etwas verzögert. Ansonsten verlief die Rückreise ohne Probleme. Da der Flug von Dublin nach Düsseldorf sich innerhalb des Schengen-Raums bewegt, gab es auch keine umständlichen Pass- und Zollkontrollen wie bei der Einreise nach Großbritannien am ersten Tag unserer Kulturexpedition.

Beeindruckend bis rätselhaft sind allerdings die sehr unterschiedlichen Preise für die einzelnen Streckenabschnitte:

  • Der kürzeste Streckenabschnitt – die knapp 10 Kilometer lange Strecke vom Ferienhaus zum Busbahnhof in Dundalk – war mit exakt 15 Euro am teuersten. Da auf dieser Strecke kein Bus fährt, bleib nur das Taxi.
  • Der zweite Streckenabschnitt von Dundalk zum Flughafen Dublin war mit 10 Euro der zweitbilligste Streckenabschnitt.
  • Der mit Abstand billigste Streckenabschnitt war zu gleich der mit Abstand längste: Die Flugreise von Dublin nach Düsseldorf. Da ich einen Koffer dabei hatte, hat sie knapp 50 Euro gekostet – ohne Koffer hätte sie sogar nur knapp 30 Euro gekostet.
  • Der letzte Streckenabschnitt vom Flughafen Düsseldorf bis Herne hat dann noch einmal gut 15 Euro gekostet.

Rückblick auf unsere Kulturreise

Eindrücke als Reisender vom Emscherland 2018, Ende des Steinkohle Bergbaus im Revier, durch die nordwestlichen Regionen Europa nach Irland.

Von Reiner Kaufmann

Ich konnte in Irland, dem Inselkeltischen Kontinent, an-Orte-sein an denen sich durch Naturgegebenheiten Himmel und Erde verbinden können – wie in archaischer Zeit.

Dies müssen wir uns im „Hier und Heute“ als urbane Kontinental-Eurasier*innen selbst wieder herstellen – nicht immer gelingt es .

Die Anfahrt ab Freitag 31.08 über die Niederlande und Belgien bis Dünkirchen hat mich sehr nachdenklich gemacht was der Mensch für Ernährung – Lustgewinn – Mobilität zu Land, zu Wasser im Land und in der Luft an Landschaft verbraucht – für mich als Autowanderer erschreckend beeindruckend – beim Billigflug nicht erfahrbar. Der Mensch in seiner Einfalt ist gierig und machtvoll !?

In Irland stellte sich durch Ebbe und Flut UND durch unserer Reise Gemeinschaften UND durch die Freundlichkeit im Begegnen mit Menschen UND an-Orte-sein können an denen sich durch Naturgegebenheiten Himmel und Erde verbinden können – wie in archaischer Zeit- bei mir Freude und Dankbarkeit ein.

Bei der Rückfahrt ab Dienstag 11. September von Dundalk nahe der Nordirischen Grenze nach Rosslare den Fährhafen im Südosten Irlands über die Keltische See und den Ärmelkanal nach Cherbourg den Fährhafen – durch der Normandie – der Picardie – der Wallonie- dem Braunkohle Rheinland war Landschaftsverbrauch auf den Europäischen Kontinent durch Ernährung – Energiebedarf – feudale Machtansprüche und Eroberungen für mich auch bei Rückfahrt atmosphärisch spürbar. Die Stadt Caen in der Normandie vermittelte durch seine Menschen und Stadträume ein vitales Lebensgefühl im Hier und Heute.

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