Willy Van Damme ist ein belgischer niederländischsprachiger investigativer Journalist. Der folgende Artikel von ihm erschien erstmals am 14. November 2024 unter dem Titel „Over joden, antisemieten en zionisten“ auf seinem Blog „Willy Van Damme’s Weblog“. Die Wiedergabe der deutschsprachigen Übersetzung auf Europablog erfolgt mit Zustimmung des Autors.

Von Willy Van Damme

Die von Fußballhooligans und Anhängern der Fußballmannschaft Maccabi Tel Aviv in Amsterdam verursachten Krawalle haben den Begriff Antisemitismus wieder in den Vordergrund gerückt. Und in den Medien und in der Politik wird der Begriff Antisemitismus wieder hochgehalten. Wieder sollen die Krawalle durch die von den Medien und Politikern als antisemitisch bezeichneten Araber und Muslime verursacht worden sein. Eine Verwirrung, die teilweise absichtlich von den westlichen Medien erzeugt wurde.

Genauso wie die Menschen immer ganz bewusst Juden, Israel und Zionismus verwechseln, ohne dass sie ein Problem damit haben. Das ist aber überhaupt nicht richtig. Juden sind eine religiöse Gruppe, deren Überzeugungen sehr unterschiedlich sind. Manche gehen nicht einmal mehr in die Synagoge und feiern nur noch einige traditionelle Feste wie Jom Kippur und das Zusammensein im Kreis der Familie.

Wer sind Juden?

Für andere ist dieser Glaube eine Frage der strikten Einhaltung von Regeln. Der Zionismus entstand im späten 19. Jahrhundert in Ost- und Mitteleuropa als eine nationalistische Bewegung neben dem polnischen, tschechischen, deutschen oder serbischen Nationalismus. Es war die Zeit der Aufklärung und der Romantik. Allerdings lehnten auch viele Juden den Zionismus ab und sahen in ihm einen Verrat an der jüdischen Religion.

Das hatte dann zum Teil mit dem mythischen jüdischen König Salomo zu tun. Für viele tiefgläubige Juden sind der Staat Israel und der Zionismus einfach ein Verrat an der jüdischen Religion. Vieles hat auch mit der enormen Vielfalt innerhalb dieser Religion zu tun, in der jeder Rabbiner seine eigenen Anhänger und seine eigene Interpretation der Tora und des Talmuds hat.

Aus diesem Grund weigern sich viele in Israel lebende Juden, sogar mit dem israelischen Schekel zu bezahlen und verwenden den Dollar. Darüber hinaus ist bekannt, dass viele europäische Juden in Wirklichkeit aus dem Staat Kasan stammen. (1) Ein heute untergegangenes frühmittelalterliches Reich im heutigen Russland. Dies erklärt, warum es in Osteuropa vergleichsweise mehr Juden gibt und gab.

Jiddisch, die Sprache der meisten Juden in Europa, ist nicht einmal eine semitische Sprache, sondern leitet sich vom Hochdeutschen ab, wobei es eine ganze Reihe von abgeleiteten Wörtern gibt, die von den jeweiligen Regionen abhängen, in denen die Menschen lebten, wie Polen, Deutschland und Litauen. Im Gegensatz dazu ist Hebräisch ursprünglich eine semitische Sprache wie Aramäisch, Arabisch und Äthiopisch.

Das Jiddische hat viele Wörter aus dem Deutschen und Slawischen übernommen, so wie auch das Niederländische Wörter aus dem Jiddischen übernommen hat, darunter „bajes“ und „gozer“ (Kumpel, Dude, Alter, Typ, etc.). Aus diesem Grund ist Judenhass verwerflich und eine Form von Rassismus, während Antizionismus genau das Gegenteil bedeutet und von der Achtung der Menschenrechte zeugt.

Und was ist mit Antisemitismus?

Wenn es um Juden geht, ist es also sicher nicht korrekt, von Antisemitismus zu sprechen. Genauso falsch ist es, Juden ständig mit Israel und Zionismus zu verwechseln. Es gibt nicht wenige Juden, die aus rein politischen Gründen nicht einmal nach Israel einreisen dürfen. Ein berühmtes Beispiel ist der bekannte amerikanische Historiker Noam Chomsky.

Man könnte es sogar amüsant finden, dass der französische Präsident Emmanuel Macron in den letzten Tagen israelfeindliche arabische Emigranten in Frankreich des Antisemitismus bezichtigt hat, weil sie gegen Israel und diese Fußball-Hooligans sind. Dass diese Hooligans „scherzhaft“ erklärten, dass in Gaza keine Kinder mehr leben, weil es dort keine Schulen mehr gibt, zeigt ihre sehr niedrige Geisteshaltung.

Eine Mentalität, die auf dem gleichen Niveau oder noch schlimmer ist, wie es die Nazis im letzten Jahrhundert gegenüber unerwünschten Menschen gezeigt haben. Schließlich sind die arabischstämmigen Menschen, die hier argumentieren, durch ihre Sprache selbst Semiten, und man kann Macron daher problemlos selbst des Antisemitismus bezichtigen.

Das Gleiche gilt übrigens auch für die israelische Regierung, die sich ja ohnehin größtenteils aus europäischen Einwanderern zusammensetzt, die dann in einem Crashkurs modernes Hebräisch lernen mussten.

Aber indem sie diese Begriffe in einen Topf werfen, wollen die Zionisten der Welt verkaufen, dass Israel, das Judentum und der Holocaust eins sind, und so zusätzliches Mitleid für den zionistischen Staat Israel erzeugen, der im Grunde ein koloniales Projekt des Westens ist.

Und als sich die Sowjetunion in den 1990er Jahren auflöste, wurden Massen von Russen nach Israel gelockt, wo die Krankenhäuser dann in rasender Geschwindigkeit Beschneidungen an Männern durchführten. Man hat nicht zu genau hingeschaut.

Und wer wissen will, wie bestimmte Gruppen von Juden zu Israel stehen, sollte im Internet den Begriff „Juden verbrennen israelische Flaggen“ googeln. Da wimmelt es von Bildern, die es aber nie in die Mainstream-Medien schaffen. Und dass Nazi-Deutschland bis 1940 der größte Finanzier des Zionismus war, wird man in den klassischen westlichen Medien wohl auch nicht lesen.

Und die Menschenrechte

Die „Neturei Karta“, die vor allem in Israel aktiv ist, ist eine der bekanntesten antizionistischen jüdischen Gruppen. Sie leben unter anderem in Jerusalem friedlich unter Muslimen und Christen. In Belgien ist u.a. der Antwerpener Oberrabbiner Moshe Friedman (2) ein bekannter Gegner des Zionismus.

Nach einem Besuch im Iran und einem Treffen mit dem damaligen iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad wurde er unter anderem von dem ehemaligen jüdischen Rechtsanwalt Henri Rosenberg (3) und dem N-VA-Politiker Michael Freilich angefeindet.

Er wurde sogar mit einem Revolver aus seiner Wiener Synagoge gejagt. Er erlangte sie später auf gerichtlichem Wege zurück. Der oder die Täter wurden nie gefasst. Dass Medien und Politiker die Amsterdamer Ausschreitungen mit Anhängern des Fußballvereins Maccabi als Pogrom bezeichneten und sogar mit der Kristallnacht in Nazi-Deutschland verglichen, ist nicht überraschend.

Und faschistische Fußball-Hooligans haben überall einen schlechten Ruf. So waren es beispielsweise Fußballhooligans, die im Mai 2014 in der ukrainischen Stadt Odessa mindestens 45 friedliche Demonstranten, die gegen den früheren Putsch protestierten, bei lebendigem Leib verbrannten. Und das ungestraft.

Später wurde die Berichterstattung über diese Ausschreitungen etwas korrekter, und es stellte sich heraus, dass diese Fußball-Hooligans sich ungebührlich benommen und die Gegengewalt provoziert hatten. Sicherlich ist die Verwendung des Begriffs Kristallnacht vom 9. November 1938 zur Beschreibung dieser Ausschreitungen schockierend, da der offizielle Zionismus damals noch eng mit Hitlers Regierung zusammenarbeitete. Diese wurden erst 1941 vollständig aufgelöst.

Aber ja, Westeuropa nimmt für sich in Anspruch, demokratisch zu sein und die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte zu achten, aber ihre starke Unterstützung für den Zionismus zeigt deutlich, wie verlogen das klingt. Proteste gegen den Zionismus sind in einigen europäischen Ländern teilweise sogar verboten.

Auch Bewegungen wie die Hamas, der Islamische Dschihad und die Hisbollah werden in den westlichen Medien meist mit stark belasteten Begriffen wie terroristisch, radikal oder extremistisch beschrieben.

Dabei setzen sie sich ganz einfach für die Rückgabe des von zionistischen Siedlern gewaltsam geraubten Eigentums ein. Genau wie der ANC in Südafrika, der in vielen Fällen ebenfalls als „kommunistische Terrorgruppe“ bezeichnet wurde.

1) Shlomo Sand, „Die Erfindung des jüdischen Volkes“, Verso Books, 2009. Shlomo Sand ist ein israelischer Historiker und emeritierter Professor an der Universität Tel Aviv.

2) Die schockierende Geschichte von Moshe Friedman wurde hier in der Vergangenheit ausführlich besprochen und zeigt die Mentalität auf, die nun auch in Amsterdam zu beobachten war.

3) Sein Sohn ist David Rosenberg, der bei den Kommunalwahlen in Antwerpen auf dem siebten Platz der Liste des Vlaams Belang stand. Er hatte 822 Vorzugsstimmen und wurde nicht gewählt. Der Vlaams Belang erhielt in Antwerpen diesmal sogar weniger Stimmen als Groen! Henri Rosenberg lebt derzeit in Israel.

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Titelbild: Context Travel CC BY 2.0 DEED via FlickR

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