Alles in einer App klingt praktisch, ist manchmal aber unpraktisch: Wenn man z.B. gerade eine Mail schreibt und man beim Schreiben der Mail einen Termin abgleichen will. Dann musste man bisher als Nutzer von Tuta die Mail schließen, um den integrierten Kalender öffnen zu können, um dann anschließend die Mail wieder zu öffnen. Das geht nun bequemer, denn seit dem 1. Oktober bietet Tuta eine gesonderte App für den Kalender an.

Die App steht für Android und Apple zur Verfügung. Allerdings, so hieß es gestern in einer Information von Tuta, verzögert sich die Veröffentlichung der Apple-Variante. Genauer: Apple verweigert nach Auskunft von Tuta derzeit die Freigabe der neuen Tuta-Kalender-App, weil die App so programmiert ist, dass ein Passwort verlangt wird, um das Konto zu löschen. Damit soll laut Tuta verhindert werden, dass jemand, der unbefugt in den Besitz eines Handy kommt, das entsprechende Tuta-Konto umautorisiert löschen kann.

Die Android Version macht soweit einen sehr guten Eindruck. Auf meinem Handy (OnePlus 9 Pro mit OxygenOS 14.0) läuft die Beta-Version testweise schon seit ein paar Tagen völlig reibungslos. Die App ist mit der in die Mail-App integrierten Version des Kalenders und der Version in der Browser-App synchronisiert (und umgekehrt). Die Termineingabe bietet alle für elektronische Kalender sinnvollen Funktionen an. Bei der Darstellung des Kalenders kann zwischen Agenda, Tag, Woche und Monat gewählt werden. Und selbstverständlich gibt es auch eine Erinnerungsfunktion und ein .ics-Kalenderimport für mobile Geräte ist ebenfalls möglich. Bald soll nach Auskunft von Tuta auch eine Synchronisation mit Kalender anderer Anbieter möglich sein.

Im Blick auf die Erinnerungsfunktion betont Tuta, dass alle Erinnerungen im Tuta Calendar lokal auf dem Gerät des Nutzers mit einer Zero-Knowledge-Infrastruktur verwaltet werden und daher die Tuta-Server niemals erfahren, wann man sich mit wem und wo trifft.

Farblich kann zwischen einer hellen und einer dunklen Version und zwischen einer blauen und einer roten Anzeige der Kalendersymbole gewählt werden.

Die Tuta-Kalender-App ist schlicht eine gut funktionierende, funktionale und ansprechend aussehende App. Aber sie ist nicht die einzige Kalender-App auf dem Markt. Was spricht also dafür, sich die Tuta-App trotzdem anzuschauen und eventuell zukünftig zu nutzen?

Eine vergleichbare App wäre z.B. die Proton Kalender-App. Der Schweizer Anbieter Proton bietet ebenfalls eine verschlüsselte Mail-App, eine verschlüsselte Kalender-App und dazu noch eine verschlüsselte Cloud und ein VPN an. In der Funktionalität sind die Tuta-Kalender-App und die von Proton vergleichbar. Beide Anbieter legen Wert auf eine sichere Verschlüsselung.

Dennoch ist der in Hannover ansässige Anbieter Tuta dem Schweizer Anbieter Proton in einem Punkt einen Schritt voraus: Tuta bietet nach eigener Auskunft eine Verschlüsselung, die quantenresistent ist. Quantenresistent bedeutet, dass auch so genannte Quanten-Computer die Verschlüsselung nicht ohne weiteres knacken können. Quanten-Computer sind zwar noch nicht in der Serienproduktion, aber probeweise sind sie bereits im Einsatz. Sie gelten als so leistungsfähig, dass sie Verschlüsselungen, die für die heute üblichen Rechnerkapazitäten als nicht entschlüsselbar gelten, in kurzer Zeit knacken können.

Der Hannoveraner Anbieter schreibt dazu in seiner Pressemitteilung: „Unter dem neuen Slogan ‚Turn on Privacy‘ setzt Tuta sein Engagement für den Schutz der Daten seiner mehr als zehn Millionen Nutzer fort: Mit der kostenlosen App Tuta Calendar können private und geschäftliche Nutzer ihre Termine ganz einfach von zu Hause oder von unterwegs verwalten – und dabei werden alle Daten automatisch verschlüsselt, und zwar mit dem hybriden, quantensicheren Protokoll TutaCrypt.“

Arne Möhle, der CEO von Tuta, betont in der Pressmeldung zur Veröffentlichung von Tuta Kalender: „Durch die Entwicklung von Apps, die die Sicherheit einer Person verbessern, erhöhen wir die Privatsphäre und Sicherheit aller Personen, mit denen sie kommuniziert. Datenschutz ist kein Nullsummenspiel. Wenn Ihre Privatsphäre steigt, steigt auch die meine. Gemeinsam können wir eine Zukunft schaffen, in der der Schutz der Privatsphäre Standard ist. Bei Tuta garantieren wir, dass die Menschen die volle Kontrolle über ihre persönlichen Daten haben. Das beweist unsere Verwendung von Open-Source-Code für alle Clients, einschließlich unserer brandneuen Kalender Apps.“

Näherer Informationen zu der neuen Kalender-App von Tuta gibt es unter diesem Link.

Das Hannoveraner Unternehmen Tuta startete im März 2014 unter dem Namen Tutanota und bietet seit dem einen vollständig verschlüsselten E-Mail-Dienst an einschließlich einer ebenfalls verschlüsselten Kontaktverwaltung. Einige Zeit später folgte ein verschlüsselter Kalender. Derzeit arbeitet Tuta an einer verschlüsselten Dateispeicherlösung, die ebenfalls quantensicher sein wird: Tuta Drive.

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