Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Keine Angst, ich habe mich im neuen Jahr nicht einer Gehirnwäsche unterzogen. IAMA ist und bleibt bei seinen Überzeugungen vor allem „I wanna know what’s behind“. Doch geben Sie zu, hätte ich diesen Beitrag wie folgt betitelt „Tiere haben Gefühle“ dann wäre das Interesse wohl eher gering ausgefallen. Tatsächlich ist das eine Aussage, die man oft hört und die Reaktionen sind unterschiedlich: manch einer schmunzelt „kannst dir vorstellen, dass ein Vierbeiner genug Grips hat, um etwas zu verstehen, geschweige denn zu fühlen“. Ein anderer hingegen vermeidet es weiterzulesen, denn es könnte sehr unangenehm werden, wenn man sich bewusstwird, dass jene Tiere, die man isst und als Kleidung oder Accessoires trägt, tatsächlich dafür leiden mussten und das noch höllisch. Aber, es gibt auch Menschen, die gerne mit dem Gedanken spielen, dass Tiere sehr wohl fühlen. Dieser Beitrag möchte Sie noch einen Schritt weiter mitnehmen und zwar geht es um die Frage: „Haben Tiere Mitgefühl?“

Diese Frage kann man sich aus verschiedenen Perspektiven stellen, als Verhaltensbiologe, als Philosophin, als Veganer, als neugieriges Kind, als Konsumentin, als Metzger, usw.

Hier möchte ich Ihnen den Link zu einem sehr interessanten Dokumentarfilm hinzufügen. Er ist relativ lang, fast eine Stunde, doch die Erkenntnisse sind meines Erachtens revolutionär. Es sind keine argen Szenen zu sehen, maximal solche, die Sie zum Lächeln verführen, denn es zeigt, wie empathisch Vierbeiner sein können

Anders habe ich diesen Artikel hier empfunden. Er ist recht eigenartig geschrieben, denn er bewirkt – wenigstens bei mir – unterschiedliche Emotionen. Zu Beginn klingt er nahezu paradox, da man von Grundbedürfnissen der Tiere bei der Zucht etc. spricht. Dabei ist für mich klar, das einzige Grundbedürfnis eines Tieres – wenigstens jener Vierbeiner, die wir für unseren Konsum züchten – ist jenes, in Ruhe gelassen zu werden oder nie geboren worden zu sein. Ich finde es unfassbar, dass eine Käfighaltung mit ein paar Zentimetern mehr pro Henne, dem Respekt eines Grundbedürfnisses gleichgesetzt wird. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: natürlich ist es für die Hennen besser, wenn sie etwas mehr Platz haben, als weniger, wenn sie schon als Zuchthühner auf die Welt kommen. Doch meines Erachtens, wären sie weitaus glücklicher, wenn sie nicht zu einem solchen Leben verurteilt wären. Weiter geht es mit einer Überlegung bezüglich eines fairen Kompromisses zwischen den Bedürfnissen der Tiere und den Nutzungsinteressen der Menschen. Schließlich wird die Ernährungsweise mit Produkten tierischen Ursprungs hinterfragt. Alles in allem sehr „dynamisch“, doch der Artikel spornt zum Nachdenken an. Außerdem finde ich es bemerkenswert und schätze es, dass ein Professor der Politischen Theorie und Philosophie sich mit diesem Thema auseinandersetzt, welches meistens eher der Füllfeder eines Tierschützers entspringen würde. Ein positives Zeichen! Und hier geht es zum Beitrag von Bernd Ladwig für „Der Standard“.

Mitgefühl ist halt so ein zweischneidiges Messer. Wer will schon zugeben, keines zu haben? Doch Mitgefühl haben, kann uns auch daran hindern, unsere Gewohnheiten wie bisher weiterzuführen. Denn es setzt voraus, dass man weiß, dass man sich bewusst geworden ist, was dahintersteckt. Klarerweise gibt es Leute, die selbst wenn sie wissen, was mit den Tieren effektiv vorgeht, sie diese trotzdem mit reinstem Gewissen weiter konsumieren. Schließlich sind ja Tiere für dieses Leben (und Sterben) prädestiniert und auf die Welt gekommen. Ich finde die Frage brisant: „Wenn Sie das Tier, von dem Ihr Stück Fleisch stammt, selber schlachten müssten oder bei dessen Schlachtung von A bis Z anwesend sein müssten, würden Sie das Fleisch dann genauso konsumieren?“ Klar! Vielleicht … Auf keinen Fall etc.

Hier möchte ich Ihnen einen Link hinzufügen, der zu einem Video führt, wo es genau um diesen Punkt geht. Achtung daher, denn man sieht Szenen, die nicht angenehm sind (eben). Man sieht aber auch Menschen, die einfach nicht glauben können, dass deren Weihnachtsgans vor Ihnen geschlachtet werden soll (und wird). Ein Mann meint „eigentlich tun sie mir schon leid“. Empfinden wir Menschen also etwa Empathie?

Klar doch. Vielleicht nicht alle, aber die meisten. Die große Frage für mich ist aber nicht so sehr, ob wir über Einfühlungsvermögen verfügen, sondern eher, was wir damit tun. Ob es uns so weit bringen kann, unser Verhalten zu ändern. Ist es stark genug, dass wir auf das verzichten, was Leiden für Tiere verursacht? Sind wir bereit, unserem saftigen Schnitzel, unserem gesunden Glas Vollmilch, unserem leckeren Ei den Rücken zu wenden, um ein Tierleben zu retten? Wer weiß … Lassen Sie sich zu einem kleinen Test bewegen? Lesen Sie diesen Beitrag durch – ja klar, es geht um das Schlachten, was Schweine und Hühner dabei empfinden, etc. „Die meisten Tiere leiden zu viel“:

(…) Warum wird überhaupt noch CO2 eingesetzt?

Weil ich damit 850 Schweine pro Stunde und Betäubungsfalle schlachten kann. Mit Elektrobetäubung schafft man nur 220 Tiere, denn dabei muss ja jedes Schwein erst einmal möglichst stressfrei fixiert werden, bevor man die Elektroden ansetzen kann. Deshalb werden die meisten Schweine heutzutage mit CO2 betäubt. Nur die meisten der kleinen und mittleren Betriebe verwenden Strom.

Hier ein weiterer Beitrag „Mit Liebe töten“:

“Es gibt jedoch einen Streit, wie stark das Tier fixiert werden sollte”, berichtet Tierarzt Moje. “Wenn der Kopf sehr eingeengt ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlbetäubung gering. Allerdings bedeutet das für das Tier kurzzeitig erheblichen Stress.” Moje plädiert trotzdem eher für diese Variante, da er eine Fehlbetäubung für das schlimmere Übel hält.“

Dieses Video ist nur für gute Nerven: “Kannst du ein Tier töten?” (NDR Doku)

Wir haben bisher darüber gesprochen, ob Tiere über Gefühle verfügen und ob wir uns bewusst sind, was sie für unsere Vorstellung von Genuss und Luxus mitmachen müssen.

Doch stellen wir uns mal die Frage: welche Gefühle können Tiere uns vermitteln? Besonders interessant finde ich dabei das Verhältnis Kind-Tier. Manche Kinder haben eine „zurecht geschneiderte Vorstellung“ von Tieren, eigentlich dank dem, was ihnen erzählt wird. Ich würde sagen, das betrifft vor allem Haustiere inklusive Kühe, Schweine, Kälber, Hühner bis hin zu den Schafen, die Wolle liefern, etc. Es gibt doch tatsächlich Mädchen und Jungen, die glauben, dass beispielsweise Milch diesen Ursprung hat: “Lila Milka Kuh”

Das kann es doch nicht sein. Andrerseits gibt es aber auch Kinder, die sehr wohl verstehen, was da vor sich geht und die sich weigern, tote Tiere zu verzehren, weil das ihre Freunde sind. Darüber habe ich bereits geschrieben. Gerade, weil wir über Tiere und Kinder als Freunde reden, hier geht es zu einem recht umfassenden Artikel, den ich gerne mit Ihnen teile. Es geht um den positiven Einfluss von Haustieren auf Kinder. Doch seien wir ehrlich: nur auf Kinder oder auch auf Erwachsene? Wie oft kommen wir womöglich abends gestresst von der Arbeit heim und es wartet ein schwanzwedelndes Wollknäuel auf uns, das uns mit einem breiten (Hunde) Lächeln empfängt, gleich ob wir guter oder schlechter Laune sind? Oder unsere Katze, die so lange um unsere Beine herumschnurrt, bis wir gezwungen sind, das Handy auf die Seite zu legen, um sie am Bauch zu kraulen? Gerade jetzt im Lock down hat so manch einer unter uns seine Vierbeiner noch mehr zu schätzen gelernt, nicht wahr? Sie sind immer für uns da, akzeptieren uns immer so wie wir sind (ungeschminkt, ungewaschen, überparfümiert, guter oder schlechter Laune) und wollen eigentlich nicht besonders viel von uns: Aufmerksamkeit, Futter, ein Zuhause und Liebe.

Worum geht es mir eigentlich? Will ich Sie davon abhalten, Produkte tierischen Ursprungs zu konsumieren? Das erreicht man kaum durch Videos, welche die Realität im Tiertransporter, im Zucht- und Schlachthaus zeigen, wenigstens glaube ich das. In dem Moment, wo Sie auch nur ahnen, dass starke Szenen zu sehen sind, wechseln wahrscheinlich viele unter Ihnen die Webseite. Wir fragen uns, ob Tiere Gefühle empfinden; ob sie Schmerzen, Angst und Trauer kennen. Warum fragen wir uns das eigentlich? Wenn dies nicht der Fall wäre, dann hätten wir nämlich eine Art Freipass, da wir uns viel weniger Skrupel machen müssten. Stimmt das etwas nicht?

Leider hat sich aber jemand eines Morgens in den Kopf gesetzt zu recherchieren, ob Vierbeiner Gefühle haben und auch Empathie für Artgenossen empfinden. Na ja, was herausgekommen ist, wissen wir mittlerweile. Da wird unser Verhältnis zum Tier doch etwas verkompliziert. An diesem Punkt bin ich der Überzeugung, dass wir eher uns selbst hinterfragen sollten. Wissen wir überhaupt, was Mitgefühl ist? Wenn wir die Hand nach einem Schnitzel ausstrecken, nach einem Mohair-Pulli, nach einem Lederbrillenetui, nach einem Ei für unser Omelett, überlegen wir eine Sekunde lang, was dahintersteckt? Tun wir das? Versuchen wir uns vorzustellen, was das Tier mitgemacht hat? Ich möchte diesen Beitrag mit dieser Frage beenden: haben wir genug Courage, um mit Tieren, die wir konsumieren, mitzufühlen? Wenn ja, haben wir noch mehr Mut, um etwas in unserem Lebensstil zu ändern? – Danke

IAMA

Titelbild: Pig Slaughter | Foto: Edward Dick CC BY-NC 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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