Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich möchte Ihnen das Sommer-Abendessen nicht verderben: Salat, Tomaten, Oliven, frischer Mozzarella-Käse, Aufschnitt, ein gutes Bier dazu. Nun, Sie wissen schon was auf Sie zukommt. Ich hoffe, Sie haben eines der Wahrzeichen der gesunden mediterranen Küche so richtig genießen können. Ich meine nicht das Bier! Nein, es geht um die weiße saftige Kugel, die man so vielseitig einsetzen kann. Genau die kleine Weiße, die es einmal sogar geschafft hat, blau zu werden, so ähnlich wie die kleinen niedlichen Schlümpfe. Und effektiv, dieser Käse wurde auch prompt „Schlumpf-Mozzarella“ getauft. Hier und hier ein kleiner Einblick in diese Geschichte:

„Grund für die Blauverfärbung ist das Eiterbakterium Pseudomonas. Laut dem Hersteller ist das Problem aber mittlerweile gelöst worden. Der Keim habe sich im zur Produktion gebrauchten Wasser befunden. Seit drei Wochen würde er aber durch eine spezielle Filterung auf eigene Initiative hin beseitigt. Die Stilllegung der Produktion habe es demnach nie gegeben.“

Das war vor genau elf Jahren, im August 2010. Nun, dieses Kultsymbol der italienischen Küche ist in verschiedenen Sorten genießbar: Mozzarella, Scamorza, Burrata. Wie dem auch sei, dieser Käse zählt wohl zu den beliebtesten Käsesorten rund um den Globus. Gerade letzthin gab es im Fernsehen eine Sendung dazu. Rund um die weiße Kugel, doch vor allem jene, die aus Büffelmilch gemacht wird: die famose „mozzarella di latte di bufala“. Nun, dieser Artikel wird sich heute mit Mozzarella befassen, doch eigentlich gilt das Geschriebene für jegliche Käsesorte. Und dementsprechend wird dieser Beitrag auch sehr kurz werden – so kurz wie das Leben der Kälber, deren Mütter auf die Welt kamen, um als Milchmaschinen zu dienen.

Also hier kurz mal einiges rund um den berühmten Bufala-Mozzarella, ein Artikel aus dem Jahre 2020, also vor knapp einem Jahr:

„90 Prozent des weltweit verkauften Edel-Mozzarella stammt aus der Region Kampanien in Italien. Nur wenn der Mozzarella aus den Provinzen Provinzen Caserta, Salerno, Benevento, Napoli, Frosinone, Latina, Rom oder Foggia kommt, darf “Mozzarella di Bufala Campana” auf der Verpackung stehen – so die geschützte Herkunftsbezeichnung der EU. Das besondere an der Büffelmilch ist der Fettgehalt. Im Vergleich zur Kuhmilch, die in der Regel 3,8 Prozent Fett besitzt, hat Büffelmilch einen Fettanteil von über acht Prozent. Außerdem gibt eine Büffelkuh nur etwa acht Liter Milch am Tag – eine deutsche Milchkuh das Fünffache. Doch nicht nur deswegen ist der Büffelmozzarella teurer als der Normaler. Zwischen 1,30 Euro und 1,60 Euro bekommt ein Bauer pro Liter Büffelmilch.“

Das ist sehr viel im Vergleich zu normalen Preisen. Teuer bedeutet aber nicht gleichzeitig ethisch vertretbar oder sogar tierfreundliche Produktion. Hier Näheres dazu:

„Doch auch wenn die Büffel-Bauern besser bezahlt werden, hält es viele nicht davon ab, die männlichen Kälber auf grausame Weise zu quälen. Weltweit bekannt und exportiert, ist der Büffelmozzarella aus Italien auch bei uns in Deutschland besonders beliebt. Doch immer wieder hört man von katastrophalen Zuständen auf den Büffelfarmen: Männlichen Kälbern werden die Mäuler zugebunden, damit sie verhungern oder sie werden in Gülle ertränkt – Hauptsache sie kosten kein Geld und sterben früh.“

Ich will genauer wissen, was dahintersteckt. I wanna know what’s behind. Immerhin ist das ja ein Käse mit „geschützter Herkunftsbezeichnung der EU“, die EU wird doch nicht Tierquälerei schützen, oder?

„Die Milch, aus der der weltberühmte Büffelmozzarella hergestellt wird, kommt von trächtigen Büffelkühen. Ähnlich wie bei Milchkühen, müssen auch die Büffel das ganze Jahr über dauerträchtig sein. Jedes Jahr bringen die Büffel also ein Kalb zur Welt, doch etwa jedes zweite Kalb ist männlich und die sind für die Milchproduktion völlig wertlos.

Da die männlichen Kälber für die Milchproduktion nicht genutzt werden und der Markt für Büffelfleisch eher gering ist, werden (…) ca. 50.000 männliche Büffelkälber jährlich alleine in der Region Kampanien getötet”, schildert Rebecca Picallo Gil, Kampagnenverantwortliche für Büffelmozzarella bei VIER PFOTEN, einer globalen Stiftung für Tierschutz.

Gesetzlich ist es vorgeschrieben, dass die Farmer 20 Tage warten müssen, bis sie die männlichen Kälber zum Schlachthof bringen dürfen. Doch das scheint den meisten Bauern nicht schnell genug zu gehen. Viele Kälber werden, noch bevor ihre Wunde von der abgetrennten Nabelschnur verheilt sind, getötet, wie die Tierschutzorganisation kritisiert.“

Hier einige weitere Details zu diesem Luxusgut:

„Die weitere Unterbringung, Fütterung oder sogar Schlachtung ist teuer. Büffel brauchen besonders viel Pflege, zudem kostet jeder weitere Tag, den die Tiere am Leben gehalten wird, wertvolle Büffelmilch. Die günstige Alternative? Die Kälber verhungern und verwesen lassen.

Tierschutzorganisationen wie die „Vier Pfoten“ berichten immer wieder über grausame Techniken, um die Kälber zu töten. Günstig und schnell soll es gehen. Die Kälber verhungern vor den Augen ihrer Mütter, werden mit dem Hammer erschlagen oder in Gülle ertränkt. Damit keiner das Brüllen hört, werden den jungen Büffeln die Mäuler zugebunden.“

Ist das Prinzip klar? Männliche Babys – unrentabel – man lässt sie verhungern – Babys – Maul zugebunden damit ihre Schreie nicht gehört werden – Neugeborene – in Gülle ertränkt oder erschlagen – weil männliche Kleinkinder Entschuldigung: Kälber wirtschaftlich gesehen nichts wert sind und sogar schädlich sind, weil sie die wertvolle Büffelmilch wegsaufen.

Hier noch etwas deutlicher:

„Die männlichen Kälber kommen nach ungefähr 20 Tagen zum Schlachter oder sie sterben direkt am Betrieb, da man sich nicht um sie kümmert. Das haben unsere Berichte in den letzten Jahren bestätigt.”

Und hier:

„Die italienischen Tierschutzbehörden stoßen immer wieder auf „Büffelfriedhöfe„ , auf denen dutzende Büffel qualvoll verendet sind. Viele getötete Tiere werden auch einfach in den Fluss geworfen und ins Meer gespült.“

Sie können Artikel über Artikel lesen, jeder wird stets dasselbe erzählen: Kälberfriedhöfe und andere Verhältnisse, die verheimlicht werden müssen, denn das gehört nicht so gut dazu zum idyllischen Bild der super gesunden mediterranen italienischen ausgeglichenen Küche.

“Cimitieri dei bufali” – Büffelfriedhöfe – heißen diese schauerlichen Fundstätten, sie sind Zeugnisse von in diesem Teil Europas fast alltäglichem Tierleid. Meist handelt es sich um wenige Tage alte, männ­liche Büffelkälber. Weil sie keine Milch geben und ihr leicht nach Wild schmeckendes Fleisch bislang mangels Bekanntheit kaum jemand essen möchte, haben die Bauern kein Interesse an der Aufzucht. Die überflüssigen männlichen Tiere dann einfach nicht mehr zu füttern, sei eine “weit verbreitete Praxis”, stellt der Corpo Forestale fest: Jeder Tag, den die Kälber mit Muttermilch oder verflüssigtem Milchpulver gepäppelt werden müssen, ist aus rein betriebswirtschaftlicher Perspektive einer zu viel. Damit niemand das Brüllen der hungrigen “Abfall-Kälber” hören kann, wird ihnen schon mal das Maul zugebunden. Manche Bauern sollen die Tiere sogar in Gülle ertränken. Die Kadaver landen oft in einem nahen Fluss, wo sie zuweilen bis ins Meer getrieben werden.“ (Quelle)

Da wie üblich Bilder mehr sagen als tausend Worte, hier ein Video zur Herstellung. Dieser Produzent ist in Berlin. Vielleicht ist es mir entgangen, aber über männliche Kälber wurde nicht gesprochen, die Dame war wohl zu sehr von den kleinen weißen Kugeln fasziniert oder ich habe nicht genau zugehört.

Hier hingegen spricht man schon Klartext.

Das Beste hingegen ist dieses Video, wo Sie sehen können, wie die Büffel massiert und mit Mozartmusik verwöhnt werden. Ja, Sie haben richtig gelesen. Nebenbei können dieses Bio-Büffel auf Matratzen schlafen nach dem Motto „Mente sana in corpore sano“. Diese Rasse ist auf Mozzarella-Produktion spezialisiert. Um diese Büffelrasse beneidet die ganze Welt Italien. Bio-Büffelmozzarella, die bis nach Japan exportiert wird. Hätte ich einzig und allein dieses Video gesehen, dann wäre ich stolz auf dieses Juwel der italienischen Küche, dann wäre ich überzeugt, dass eine saftige Büffelmozzarella ein Luxus ist, für den es wert ist, mehr zu bezahlen.

Die grausame Wahrheit ist hingegen das hier.

Vor ganz vielen Jahren aß ich noch Käse. Eine meiner Lieblingssorten war klarerweise diese „mozzarella di bufala“. Damit ging die „Pizza alla mozzarella di bufala“ Hand in Hand. Ich wusste nicht. Nun weiß ich. Und selbst wenn ich keine Veganerin wäre, ich würde keinen Bissen von dem Käse mehr runterkriegen. Wenn das der Preis ist, den man dafür bezahlen muss, dann Nein danke! Bitte reden Sie auch mit Freunden und Bekannten darüber; das kann es nicht sein, dass für einen Bissen Genuss ein erst geborenes Kalb mit zugebundenem Maul totgeschlagen, ertränkt oder zum Verhungern verdammt sein muss und das vor der Mutter – Danke IAMA

Weiterer Link zum Artikel

Titelbild: Mozarella by Frédérique Voisin-Demery CC BY 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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