Von Jürgen Klute

Kurz vor dem Zweiten Weltkriegs – 1938/39 – hat Simone Weil (1909-1943; nicht zu verwechseln mit der französischen Politikerin Simone Veil, 1927-2017) ihren Essay „Die Ilias, oder das Gedicht von der Gewalt“ geschrieben. Veröffentlicht wurde er erstmals 1940/1941. Weils Text, der zu ihren wichtigsten gehört, zielt darauf, „aus dem endlosen Zyklus der Rechtfertigung der Gewalt herauszutreten und statt dessen konsequent auf deren katastrophalen Konsequenzen zu beharren“. So schreibt Thorsten Fuchshuber in seiner Vorstellung dieses Textes in der links-grünen Luxemburger Zeitung woxx. Anlass dieser Einführung in den Text ist zum einen die Neuübersetzung des Textes ins Deutsche durch Wolfgang Matz, die kürzlich im Verlag Matthes & Seitz erschienen ist. Zum anderen ist natürlich die Debatte um den russischen Krieg gegen die Ukraine und die daraus resultierende neue Hochrüstungsdebatte innerhalb der Nato der zentrale inhaltliche Anlass für den Hinweis auf den Text von Weil. Obgleich ihre Reflexion und Analyse der Gewalt die Autorin zu einer grundsätzlich negativen Einschätzung der Gewalt bringt, hat Simone Weil sich nach Kriegsbeginn der französischen Résistance angeschlossen – denn sich dem Aggressor zu unterwerfen ist eben auch keine Alternative. Auch daran erinnert Fuchshuber. Ein in jedem Fall lesenswerter Text – auch weil er keine einfachen Antworten auf die Frage nach einer angemessenen und friedensethisch akzeptablen Antwort auf Aggression und Gewalt gibt.

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Titelbild:  Raphaelle Laf Euille CC BY-NC-ND 2.0 DEED via FlickR

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