Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Weihnachten ist vorüber und Sylvester steht bevor, welche eine schöne Zeit: Ruhe, Erholung, gutes Essen, Zeit für Dinge, die uns Freude bereiten. Gleichzeitig können wir auch die Gelegenheit nützen, um über so einiges nachzugrübeln, was wir sonst eigentlich als gegeben hinnehmen. Und ich habe über ein ganz bestimmtes Thema nachgedacht, das mir keine Ruhe ließ: die SDGs. Für diejenigen unter Ihnen, die nicht wissen sollten, worauf ich mich beziehe, hier eine ganz kurze Erklärung. Die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben 2016 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufen. Diese gelten 15 Jahre lang, bis 2030 und haben sowohl wirtschaftliche wie auch soziale und ökologische Auswirkungen. Sie sind eine Art Weiterentwicklung der „Milleniumsziele“. Soweit so gut. Hier kann man die Liste dieser 17 Ziele nachlesen. Wie man sehen kann, ist die Rede von biologischer Vielfalt, nachhaltigen Meeren, Leben am Land,

Klimawandel, Umwelt, etc. Mir fehlt allerdings ein Konzept. Sie wissen genau welches: Tiere und deren Wohlbefinden. Wie kann man von all den Konzepten reden, die ich vorher genannt habe, wenn man nicht einmal das Wort „Tierwohl“ klar und deutlich schwarz auf weiß bringt? Sicher, biologische Vielfalt und nachhaltige Ozeane betreffen direkt oder indirekt auch Tiere. Warum werden sie also nicht direkt beim Namen genannt? Schwimmen vielleicht die Kühe, Schweine, Pferde, Lämmer, Hasen, Kälber, etc. die abertausende von Kilometern transportiert werden, misshandelt und auf barbarische Art und Weise gezüchtet und getötet werden, in den Ozeanen, die nachhaltiger werden sollen? Oder springen sie in irgendeinem Biotop herum, das man unter Schutz stellt? Nein. Vielleicht ist dieses Thema aber zu heikel, da es zu ökonomisch für die „SDG“s ist? Ich habe das bereits einmal in der Vergangenheit beklagt: auch die Kirche, der Papst vor allem – wie oft wird eine klare Fürbitte für misshandelte oder vernachlässigte Tiere formuliert? Es kann sicherlich sein, dass mir dies entgangen ist und ich lasse mich sehr gerne eines Besseren belehren. Ich habe persönlich leider nie Papst Franziskus gehört, wie er ausdrücklich für die Tiere gebetet hätte. Dabei könnte ein Wort des Papstes so viel Gutes erreichen, es ist immerhin die Stimme Gottes. Gehören Tiere nicht zum göttlichen Reich? Hat er sie nicht an einem der sieben Tage erschaffen? Hatte er nicht Noah mit dem Bau der Arche beauftragt? Was ist passiert, warum lassen wir die Tiere links liegen? Doch wie ich schon so oft gesagt habe „I wanna know“ also suche ich…. Und ich finde. Hier eine interessante Abhandlung, die genau meine Zweifel beantwortet „Schon sein Name verrät, warum Papst Franziskus ein Tierliebhaber ist. So wie es einst der heilige Sankt Franziskus von Assisi ausdrückte, sind die Tiere unsere “jüngeren Geschwister” und wir sollten sie mit Respekt behandeln. In diesem Artikel berichten wir dir über die Beziehung des Papst Franziskus mit allen Lebewesen.“

Diese Fragen stelle aber nicht nur ich in den Raum, sondern auch Vereinigungen, die sich für Tierschutz einsetzen. So zum Beispiel, die Welttierschutz-Vereinigung. Diese spricht von den fünf international anerkannten Freiheiten des Tieres: Freiheit von Durst, Hunger und Fehlernährung, Freiheit von Unbehagen, Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit, Freiheit von Angst und Leiden und schließlich Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens. Schwingt da nicht ein gewisses „Déjà vu“ mit, wenn wir an die Corona-Krise denken? Krankheiten, die sich vom Tier auf den Menschen übertragen? Hier wird ganz besonders auf gewisse brisante Problematiken eingegangen.

Allerdings, bei aller Kritik, will ich auch das aufzeigen, wo man Tieren Aufmerksamkeit schenkt: beispielsweise Ziel 15 „Leben am Land“ oder aber 12 „nachhaltiger Konsum“. Dabei wird Wilderei angeprangert sowie der Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten. Aber noch einmal: mit meinem besten Vorstellungsvermögen, Kühe und Schweine zählen meines Wissens nicht zu den geschützten Arten. Vielleicht will man aber durch die SDGs sämtliche Kuh-, Schaf-, Schweine-, Ziegen-, Pferde- und wer weiß was noch-Arten zu geschützt erklären? Also, wenn das so ist, dann ist mir wohl wieder etwas entgangen und ich ziehe sofort jede Kritik zurück und mache dem Erfinder der SDGs ein großes Kompliment für die erfinderische Art und Weise …

Noch einmal, ich will nicht einfach dagegen schießen. Ich will daran glauben, dass wir Tiere nicht bis 2030 einfach den wirtschaftlichen Zielen opfern wollen. Daher suche ich, suche ich lange im Netz, und dabei bin ich auf diesen Artikel gestoßen. WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Ländern haben untersucht, ob und wie die SDGs zum Tierwohl beitragen, selbst wenn Tiere nicht explizit genannt werden. Um es kurz zu fassen, wenn die Ziele erfüllt werden, dann hat das eine positive Auswirkung auf das Tierwohl. Ehrlich gesagt: mir reicht das nicht. Also suche ich weiter, wie gesagt, ich will gerne meine Ignoranz zugeben, wenn das bedeutet, dass die UN ihre Stimme für die Tiere erhoben haben. Hier eine interessante Serie von Vertiefungen zu den SDGs „UN Perspective Series“. Dabei werden die einzelnen Ziele näher durchleuchtet. In diesem Papier wird analysiert, weshalb Tierwohl für die Erreichung der SDGs notwendig ist. Es werden sämtliche Bereiche angesprochen. Es wird auch vor allem auf das Ziel 12 hingewiesen, wo es um den nachhaltigen Konsum geht. Wenn wir also kratzen und kratzen, dann kommen wir an einen Punkt, wo wir Hinweise auf Tierwohl finden. Meine Forderung bleibt aber nach wie vor unverändert: ich will nicht wie eine Henne nach Würmern scharren müssen, ich will das Wort „Tierwohl“ sofort klar und deutlich lesen können.

Ich habe mich über die Gleichgültigkeit der Kirche und des Papstes gegenüber Tiermisshandlung beklagt, daher wollte ich auch diesbezüglich suchen, ob ich nicht doch etwas finde. Und effektiv, Papst Franziskus hat in seiner „Laudatio sì“ sehr wohl das Thema „Achtung vor dem Tierleben“ aufgegriffen. Hier ein interessanter Beitrag dazu, wo die Worte des Papstes angeführt werden „dass die Liebe sich nicht aufteilen lässt und dass sich das Engagement sowohl auf das Leiden der Menschen als auch auf das der Tiere bezieht“. In Nummer 92 von «Laudato si» schreibt er: «Wenn das Herz wirklich offen ist für eine universale Gemeinschaft, dann ist nichts und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen. Folglich ist es auch wahr, dass die Gleichgültigkeit oder die Grausamkeit gegenüber den anderen Geschöpfen dieser Welt sich letztlich immer irgendwie auf die Weise übertragen, wie wir die anderen Menschen behandeln.

Das Herz ist nur eines. Die gleiche Erbärmlichkeit, die dazu führt, ein Tier zu misshandeln, zeigt sich unverzüglich auch in der Beziehung zu anderen Menschen. Jegliche Grausamkeit gegenüber irgendeinem Geschöpf widerspricht der Würde des Menschen. Wir können uns nicht als große Liebende betrachten, wenn wir irgendeinen Teil der Wirklichkeit aus unseren Interessen ausschließen.» iTe – Das Magazin Hier der vollständige Text und diese Passage ist – wie bereits angedeutet – unter dem Punkt 92 zu finden.

Fazit, wer sucht, der findet. Sowohl die SDGs wie auch die Kirche ignorieren Tiere und deren Wohlergehen nicht auf absolute Art und Weise. Meines Erachtens könnten aber beide Institutionen öfters ein klareres Wort für den Respekt der Tiere und deren Rechte sowie vor allem gegen Misshandlung und Vernachlässigung zum Ausdruck bringen. Leider stößt man hier aber womöglich auf Barrieren: ökonomischer oder philosophischer Natur oder anderer Art …

Warum ist mir dies so wichtig? Nicht, weil es lediglich um das Prinzip geht, ja das auch, aber nicht nur. Wenn so wichtige Akteure es verpassen, sich für das Tier einzusetzen, dann fehlt irgendwie ein Glied in der gesamten Kette, im gesamten Ökosystem, in der Kreislaufwirtschaft, etc. Haben wir doch endlich den Mut, uns dafür einzusetzen, selbst wenn wir dabei Konzernen und Weltunternehmen einen Strich durch die Rechnung machen. Zeigen wir auch den Kindern und Jugendlichen, dass wir gemeinsamen mit ihnen an einer besseren wahrlich nachhaltigen Welt interessiert sind. „Schande – Dummheit – Grausamkeit“ das wird Wirklichkeit, wenn wir nicht ein ganzheitliches Bild vor Augen haben und glauben, dass mit einer Liste von Zielen alles erledigt ist. Oft liest man „sprechen für die Stimmlosen“ – doch Tiere sind nicht stimmlos, es sind eher wir diejenigen, die nicht hören und nicht verstehen. Reden, Hinterfragen, Kritisieren, Verstehen wollen, Begreifen, Erkennen und Entscheiden – eine Wahl treffen – das kann wirklich unsere Zukunft nachhaltiger gestalten und jene der Tiere ins Gute wandeln. Danke IAMA

Einige Links zum Nachlesen

Titelbild: SDG UNO | Picture: Ansian Development Bank CC BY-NC-ND 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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