Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Der Frühling ist endlich da. April macht zwar was er will, wie auch das berühmte Sprichwort sagt, aber immerhin, die Vögel zwitschern, die Knospen blühen, Frühlingsfreude pur in und um uns herum!

Das ist allerdings auch die Zeit, wo viele Tiere ihre Babys bekommen. So zum Beispiel die Seehunde. Sie haben es erraten, ich möchte Sie heute daran erinnern, dass gerade in dem Moment, wo Sie diese Zeilen lesen, einem Seehundbaby der Schädel eingeschlagen wird.

Bin ich zu direkt? Nun, ich glaube, die Jäger sind gegenüber den Babys noch direkter. Schließlich darf das schneeweiße Fell der kaum zwei Wochen Alten nicht zu schmutzig werden. Daher, ein schneller Schlag, der aber leider nicht immer das Tier bewusstlos macht. Ja genau, das ist aber nur ein Detail. Wichtig ist, dass man einen Halt hat, um den Körper über das Eis zu schleifen. Wenn das Baby nicht das Glück oder das Pech hatte, sich ins eisige Wasser gleiten zu lassen. Wo es elendiglich umkommen wird, aber immerhin wird es frei sterben. Das ist der Frühling derzeit zum Beispiel in Kanada.

Ich habe vor einem Jahr über dasselbe Thema geschrieben, hier der Link zum Beitrag. Die Nachfrage nach dem weißen anschmiegsamen Fell geht wohl langsam zurück, die Leute sind sich bewusst. Doch die kanadische Regierung pumpt Geld in diese Industrie, denn sonst wären die Jäger arbeitslos. Und was gibt es Schlimmeres, wenn man wieder gewählt werden möchte?

Doch das Massaker betrifft nicht allein die Erstgeborenen. Auch erwachsene Robben werden jährlich zur Jagd freigegeben. Wie man in diesem Artikel aus 2017 lesen kann, sogar vor der Schonzeit. Das kann wohl nur der Mensch konzipieren, Perversion pur!

Erlauben Sie mir bitte an dieser Stelle einen Artikel von Elke Windisch aus dem Tagesspiegel aus 2001 hier wieder zu geben:

„Dicke, mit Blut vermischte Tränen rinnen aus dunklen Kulleraugen und tropfen langsam auf das weiße Fell. Der erste Schlag mit dem Knüppel auf die Nase ging daneben. Ein zweiter folgt, dann ein Schrei voll Schmerz, dann zucken die Flossen ein letztes Mal. Harte, mit Blut bespritzte Hände greifen das Robbenbaby, packen es mit bis zu 250 anderen in ein riesiges Fischernetz, das unter den Bauch eines Hubschraubers gehängt wird, und ab geht die Fuhre zum Festland.

Nur ein einziges Junges bringen die Robbenmütter pro Jahr zur Welt. Elf Monate tragen sie es aus, dann wird es auf einer Eisscholle geboren: in Kanada, Norwegen und in der russischen Arktis am Weißen Meer. Allein hier erblicken jeden März rund 300 000 Robbenbabys das Licht der Welt. 70 000 – jedes vierte – werden keine vier Wochen alt. Bald schon nach der Geburt nimmt das weiße Fell eine silbrig glänzende Farbe an und wird uninteressant für Kürschner und Kunden.

Jedes dritte Robbenbaby lebt noch, wenn die Hubschrauber zum Festland starten. In den Fischerdörfern wartet der Robbenkindergarten auf sie. Das russische Wort für Garten – sad – schimpft die Journalistin Marina Losinskaja, die in der “Obschaja gaseta” eine ganze Seite für ihre Reportage über das Gemetzel bekam, leite sich in diesem Falle von Sadismus her. Wohl wahr: Weil die Arbeiter an Land mit dem Abhäuten nicht nachkommen, wird ein Teil der Babys in Käfige gesperrt, wo sie bis zu zwei Wochen vor Hunger und Angst schreien. Wie Neugeborene, sagt Losinskaja, die beobachtet hat, dass die Mütter sie hören und immer wieder versuchen, sich den Käfigen zu nähern, um ihre Kleinen zu befreien. Die Dörfler gehen dann mit Bootshaken auf sie los.

“Wenn jemand hier eine Massenschlachtung von Wildschweinen oder Elchen organisieren würde”, sagt Losinskaja, der beim Erzählen immer noch die Tränen kommen, würde er als Wilddieb sofort vor den Kadi gezerrt. Nicht so die Robbenjäger. Schuld daran sind schlampig abgefasste Gesetze. Sie erklären die Robben, die Säugetiere sind und Schmerzen empfinden, einfach zu Fischen.“

Nur ein einziges Baby pro Jahr, elf Monate ausgetragen und brutal ermordet. Das kann es doch nicht sein.

Ich frage mich oft, Menschen bringen meist gewaltsam und ohne Respekt und Mitleid Tiere um. Das hier ist wohl leider ein sehr eklatantes Beispiel. Wie kann man so etwas einem kleinen Kind klar machen? Ach ja, ist das zu brutal, um es einem kleinen Kind zu erzählen? Na, dann heißt das wohl, dass etwas nicht ganz stimmt.

Zu brutal, um es zu erzählen, aber nicht schrecklich genug, um es zu enden? Shame on us würde man im Englischen an dieser Stelle sagen dürfen….
Bitte reden Sie darüber. Hier ist auch eine Petition von Human Society International. Alles kann helfen, diese lächerliche Perversion muss endlich ein Ende finden – Danke IAMA

Titelbild: Seehundbaby by Markus Spitzer CC BY-NC 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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