Beitrag von Vesna Caminades

Milch ist wohl eines der beliebtesten Getränke auf der Welt, ein gesundes Glas Frischmilch, möglichst Vollmilch, was gibt es Besseres? Außerdem ist Milch aus der Sicht des Tierwohls bedenkenlos. Die Kühe grasen friedlich auf der Alm, sie fressen dabei gute Kräuter; dadurch wird die Milch erst so richtig schmachhaft und würzig. Und, ganz wichtig, für die Milch müssen die Kühe nicht leiden. Sie produzieren sie einfach. Nun, so einfach vielleicht doch nicht.

Wie schaut die Milchindustrie wirklich aus? Wenn Sie dies in fünf Minuten wissen möchten, schauen Sie sich dieses iAnimal Video (360° virtuelle Realität) an.

Literweise Leid – iAnimal mit Anastasia Zampounidis (griechisch-deutsche Fernsehmoderatorin und Schriftstellerin). Es ist hart, ich habe es selbst bis zum Schluss angeschaut. Ich will nämlich niemandem etwas empfehlen, wenn ich es nicht vorher selbst übers Herz gebracht habe. Ja, es ist hart, aber das ist die Realität und nur wenn wir den Mut haben, zu schauen, was hinter Produkten tierischen Ursprungs steckt, dann haben Tiere eine Hoffnung, dass wir uns für sie und nicht für unseren Genuss und Egoismus entschließen.

Wer es aber nicht über das Herz bringt, das Video anzuschauen, hier nur einige Eckdaten:

  • Kühe produzieren nicht Milch, weil es ihnen Freude macht – sie müssen ein Kalb bekommen, um anschließend Milch zu produzieren;
  • Das Kalb kommt auf die Welt und wird sofort dem Muttertier entzogen, die Kuh hat Null Kontakt mit dem Kleinen;
  • Die männlichen Kälber werden nach ein paar Wochen geschlachtet, da sie unrentabel sind für die Milchwirtschaft – die Weibchen machen denselben Albtraum durch, wie jede Kuh vor ihnen;
  • Meistens überleben Kühe maximal fünf Jahre unter diesen Umständen, sie müssen viermal mehr Milch produzieren, als wenn sie das Kalb säugen würden – sonst sind sie unrentabel;
  • Weide? Grasen? Frische Luft und Sonne auf der Bergalm? Davon träumen die meisten Kühe. Eingepfercht in Ställen, wo sie sich kaum bewegen können, auf harten Böden, mit lahmen Beinen;
  • Keine Milch mehr? Krank? Verletzt? Schlachten ist die rentabelste Lösung;
  • Blutgeruch, Panik und Schmerzen in der Betäubungskammer – will sie nicht hingehen, dann wird nachgeholfen und geschoben;
  • Der Kopf muss innerhalb kurzer Zeit in einer günstigen Position sein, damit der Schlachter, den Bolzenschuss abgeben kann;
  • Herausgeschleift und an einem Bein aufgehängt, der Hals aufgeschnitten zum Entbluten;
  • Die Kuh zappelt und wehrt sich noch – sind das wirklich nur die Nerven?
  • Oder ist sie womöglich doch noch lebendig?

Das haben Sie sich erspart, wenn Sie das Video nicht anschauen.

Hier geht es hingegen zu einem anderen Video, welches die Missstände in einem britischen Milchproduktionshof aufdeckt, haben.

Kühe mit Beckenfrakturen durch das andauernde Liegen, gezwungen eiserne Fußfesseln zu tragen, Kälber die auf den Boden geworfen, mit dem Fuß getreten werden, erschossen auf dem Boden liegen.

Nicht alle Milchhöfe sind so drastisch, doch es muss uns klar werden, dass unsere Packung Milch, die wir im Supermarkt kaufen, nicht gerade eben vom Bauern gemolken wurde. In den meisten Fällen wollen wir Qualität zu niedrigen Preisen, das erreicht man aber nur wenn man wirtschaftlich und gewinnbringend produziert. Es dreht sich meist alles um die Rentabilität. Kaum jemand hat das Glück, eine Kuh im Garten für die eigene Milchproduktion stehen zu haben.

Bitte überlegen Sie sich, ob ein Glas Milch, das alles wert ist. Es gibt Alternativen. Einige davon schmecken, andere sind schrecklich im Geschmack- das stimmt. Es ist eine Frage vom Wollen, sich entscheiden, Alternativen suchen, ausprobieren.

Wie man so schön sagt: alles ist gewöhnungsbedürftig, Tierquälerei ist aber nicht gewöhnungsbedürftig, darf es niemals werden! Gegen Tierquälerei kann man sehr wohl etwas aktiv unternehmen. Der erste Schritt ist jener, sich zu entscheiden, zu hinterfragen, was steckt hinter meinem Glas Milch? Jeder Liter Milch auf den wir verzichten, ist ein Aufschrei gegen eine tiermisshandelnde Milchwirtschaft. Die Milch, die wir trinken, ist nicht mehr weiß, sie ist tiefrot gefärbt, wie die Farbe des Blutes und des Leidens, die damit einhergehen – IAMA

Titelbild: Cow | Foto: Patrik Tschudin CC BY 2.0

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

Zu den weiteren Artikeln von Vesna Caminades zum Thema Tierschutz und Tierrechte bitte hier klicken

Links zum Artikel

  • Fluter-Magazin: Tierqual wird politisch. Hunde streicheln, Hühner essen: Die Bundeszentrale für politische Bildung thematisiert das widersprüchliche Verhältnis zu Tieren. Die Positionen sind erstaunlich radikal. Von Felix Werdermann | Der Freitag, 21.12.2019

  • Fünf vor acht / Tierschutz: Tiere brauchen eine Stimme vor Gericht. Zu Weihnachten wird mit billigem Fleisch aus Massentierhaltung geworben. Aber das ist ein Verbrechen an unseren Mitgeschöpfen. Denn das sind Tiere, auch rechtlich. Eine Kolumne von Martin Klingst. | Die Zeit, 16.12.2019

3878