Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

hin und wieder komme ich mit Bekannten und Freunden eher durch Zufall über Veganismus ins Gespräch. Wir waren dabei, ein gemeinsames Essen zu planen, da habe ich scherzhaft gemeint: „Da muss aber auch an Nicht-Fleischesser gedacht werden bitte, ich nehme mir selbst was mit.“ Diese Aussage hat dann – ohne, dass ich es beabsichtigt hätte – eine sehr interessante Debatte ins Leben gerufen. Einerseits waren wir uns alle einig, dass es nicht möglich ist, die Welt von gestern auf heute so zu verwandeln, dass es absolut kein Tierleid mehr gibt. Ein anderer Kollege meinte „Das Problem ist nicht einmal so sehr, dass wir Fleisch essen, sondern dass Tiere für eine oft gewollte Überproduktion sterben müssen”.

Da meinte ein anderer Freund – ein eingefleischter Fleischverzehrer – ziemlich nüchtern: „Eine der schlimmsten Erfahrungen, die ich bei einer Schlachthauskontrolle gemacht habe, war der Tunnel des Todes der männlichen Lämmer.“ Auf den Moment habe ich nicht verstanden. Ich habe mir deswegen vorgenommen, bei der ersten Gelegenheit nachzulesen, was dahintersteckt. Wieder einmal erschrickt mich die menschliche Grausamkeit. Wie immer können wir in diesen Beiträgen keine schockierenden Bilder zeigen. Ich sehe das einerseits ein. Andrerseits sage ich mir, das ist nicht richtig. Man sollte den Mut aufbringen, das anzuschauen, was wir den Tieren antun, um unser Feta und unser Haloumi und unser Schafsjoghurt konsumieren zu können. Also begleiten Sie mich auf diese neue Reise, wenn Sie mehr darüber erfahren wollen.

Hier nachstehende einige Ausschnitte, aus einem PETA-Artikel. Sollte dieser übertrieben sein oder nicht – sollte auch nur ein Zehntel davon stimmen, ist es schon schlimm genug und eine Schande. Hier der Link dazu.

Schafe, Ziegen und Kühe funktionieren ungefähr gleich. Sie produzieren Milch für ihre Babys nicht für uns Menschen. Wenn wir Produkte wie Joghurt, Käse und Milch rund ums Jahr zu einem stets niedrigen Preis haben wollen, Bio oder nicht-Bio, dann gibt es wohl nur einen Weg. Diese Tiere sind nämlich keine Roboter, sondern eben leider Lebewesen, die Milch nur dann produzieren, wenn sie Kleine haben: Zicklein, Lämmer und Kälber. Und klarerweise, wie tickt denn die Milchwirtschaft? Sollen die Mütter weiterhin stillen können, anstatt Milch für die Saugnäpfe herzustellen? Nein, klarerweise nicht. In dem Fall sind diese niedlichen kleinen Dinger eine unnütze Konkurrenz. Also gibt es nur eine Lösung: sie müssen eliminiert werden – so oder so. Und wie läuft das konkret? Durch Vernachlässigung oder absichtliche Tötung. Lämmer erfahren vor allem unter Ostern ein Highlight im negativen Sinne, ansonsten aber sind männliche Lämmer ähnlich wie Büffel und Küken unrentabel, denn sie stellen keine Milch her, sie trinken sie. Da ist es gut, wenn man sie so schnell und so billig wie möglich beseitigt. Entweder man lässt sie verhungern und verdursten oder sie werden kilometerweit ohne Versorgung zu einem Schlachthof transportiert, gehäuft einer über dem anderen, wo sie eine Kugel in den Kopf bekommen. Nicht aber ohne vorher die Hölle durchgemacht zu haben. Klarerweise, was glauben Sie denn? Von der Mutter weggerissen, einige Stunden nach Ihrer Geburt. Sie werden nie die Wärme Ihrer Mutter erfahren. Sie werden eingepfercht mit zig-anderen Lämmern und Kälbern und Zicklein, alle schreien in Panik, sind gelähmt vor Angst und Schmerz. Sie wollen trinken, doch da ist nichts. Sie werden vom Transporter rausgeschmissen. Ob Sie einen gebrochenen Hax haben oder nicht, ist egal. Weiter geht’s zum Todestunnel. Dort werden sie vom Kleinen hinter Ihnen weitergeschoben. Und dann – wenn Sie Glück haben – die Erlösung: die Kugel, aber nicht immer sitzt sie auf dem ersten Anhieb. Einmal zweimal. Manchmal baumeln Sie dann an einem Bein, bei vollem Bewusstsein, und man reißt Ihnen das Fell ab. Damit Sie nicht ganz unrentabel sind. Ein Wesen, das umsonst auf die Welt kam. Nicht umsonst. Um Schmerz, Angst und das ärgste Vorstellbare zu erfahren.

„Was viele nicht wissen: In landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland werden Schafe kaum wegen ihrer Milch, sondern vor allem wegen ihres Fleisches und als lebende Rasenmäher ausgebeutet. Produkte aus Schafsmilch werden daher häufig nach Deutschland importiert. Doch ganz gleich, in welchem Land die Tiere gehalten werden – der Konsum ihrer Milch bedeutet für sie immer Leid und Tod.

Auf Weiden werden Schafe hierzulande meist für Fleisch und Wolle gehalten. In der deutschen Milchindustrie ausgebeutete Schafe leben hingegen meist in Ställen. Weltweit halten vor allem China, die Türkei und Griechenland Schafe für die Milchproduktion. 2020 importierte Deutschland alleine über 26.000 Tonnen Feta aus Griechenland. Dort werden Schafe in unterschiedlich großen Herden gehalten: Um die wachsende Nachfrage nach Schafsmilch zu bedienen, liegt der Fokus immer mehr auf intensiven Tierhaltungssystemen und die Weidehaltung geht immer weiter zurück.

Es spielt keine Rolle, ob Schafsmilch und Schafsmilchprodukte aus Deutschland oder anderen Ländern stammen. Wie Kühe, Büffel und Co. müssen Schafe in Milchbetrieben immer wieder Nachwuchs bekommen, der ihnen bereits kurz nach der Geburt entrissen wird – nur damit die eigentlich für ihre Kinder gedachte Milch hauptsächlich zu Feta, aber auch zu anderen Käsesorten verarbeitet und verkauft werden kann.

Weil es für Schafe keine speziellen und gesetzlich geregelten Haltungsbedingungen gibt, ist es schwer, gegen die Missstände der meist artwidrigen Haltung vorzugehen. Ihre Grundbedürfnisse werden daher – wie auch bei anderen Tieren – meist völlig ignoriert. Zudem werden an Schafen weltweit qualvolle Standardprozeduren wie das Durchstechen ihrer Ohren oder das Abtrennen ihrer Schwanzwirbel durchgeführt. Bereits wenige Tage nach ihrer Geburt werden die Lämmer zudem kastriert: Bis zu einem Alter von vier Wochen ist sogar eine Kastration ohne Betäubung erlaubt. Derartig schmerzhafte Eingriffe sind auch im Ökolandbau nicht komplett verboten.

Und dann soll mir einer noch mit der Garantie von Bio und Öko kommen, dass dies nahezu das Paradies auf Erden für die Tiere sei. Männlich bleibt männlich, ob es nun Öko oder nicht Öko heißt. Übrigens, wir dürfen keine schlimmen Bilder veröffentlichen, das hindert mich aber nicht daran, Ihnen zu schildern, was ich auf dem Bild sehe: Schafe mit blutverklebtem Hinterteil, das Blut sickert auch auf die Beine. Es fehlt ihnen ein Stück Haut und Fleisch, dort wo normalerweise der Schwanz ist, eine Wunde so groß wie ein Tennisball. Die beiden Schafe auf dem Foto schauen nahezu so aus, als würden sie lächeln. Ich glaube eher, dass sie die Hölle durchgemacht haben, da dies anscheinend meist ohne Betäubung vonstatten geht. Hier die Erklärung unter dem Bild: „Arbeiter schneiden den Lämmern tellergroße Fleischstücke aus dem Bereich rund um den Schwanz – oftmals ohne jegliche Schmerzmittel.“

Klar, Betäubung kostet: das Mittel und der Tierarzt. Und unser Käse und unser Joghurt sollen ja möglichst billig sein, nicht wahr?

Meist werden den wegen ihrer Milch gehaltenen Schafen ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt entrissen und mit anderen mutterlosen Lämmern in enge Buchten gesperrt – spätestens dann findet die trügerische Wiesen-Idylle ein jähes Ende. Anschließend werden die Tierkinder über einen Zeitraum von wenigen Monaten gemästet, bevor sie ins Schlachthaus transportiert werden. Dort werden die Lämmer mit einem Bolzenschuss ins Gehirn betäubt und ihnen wird die Kehle durchgeschnitten, während sie kopfüber an einem Bein aufgehängt sind. Zum Teil werden ihre Wolle und ihre Haut zu Lammfell, ihr Fleisch zu Lammfleisch verarbeitet.

Lämmer sind wie Kälber ein „Abfallprodukt“ der Milchindustrie. Männliche Tierkinder werden in dieser tierfeindlichen Produktion noch weniger „gebraucht“ als ihre Schwestern: Die meisten männlichen Lämmer erwartet die Mast und der anschließende Tod noch im Kindesalter. Oder aber sie werden wie Kälber auch vorsätzlich vernachlässigt oder getötet, wenn der Milchbetrieb zu wenig Geld für ihre Körper bekommt.

Jährlich werden allein in Deutschland über eine Million Schafe und Lämmer in Schlachthäusern getötet. Doch weil in anderen Ländern teilweise mehr Geld für das Fleisch der Tiere bezahlt wird, werden viele Schafe weltweit auf qualvolle Transporte ins EU-Ausland oder über europäische Grenzen hinweg transportiert. Auf tage- oder wochenlangen Transporten in LKWs oder stickigen Schiffsbäuchen werden viele Tiere aufgrund mangelnder Versorgung oder extremer Temperaturen langsam und qualvoll getötet. Je nachdem, in welchem Land ihre qualvolle Reise endet, wird ihnen im Schlachthof oder auf Hinterhöfen teilweise ohne Betäubung die Kehle durchtrennt.

Sie werden sich vielleicht denken: heuer ist sie aber etwas früh dran. Normalerweise kommt die Predigt zum Lamm erst kurz vor Ostern. Nein, es schadet nicht, wenn wir beim Einkaufen hin und wieder überlegen, was hinter dem Etikett wirklich steckt. Lieben wir Mozzarella di Buffala? Lieben wir Feta? Und der Joghurt, die Milchprodukte? Köstlich, gut für die Gesundheit. Ich habe einmal in einem französischen Supermarkt einen Riesenkasten gesehen. Dieser sollte den Kindern weismachen, dass die Milch auf Knopfdruck entsteht. Ja, genau. Das war ein Milchroboter: die Kinder drückten auf die Taste, und da kam schon die Flasche, gefüllt mit der weißen Flüssigkeit. Klarerweise ähnelte dieser Kasten einer Kuh. Was sollen die Kinder denn heutzutage schon denken? Sie wissen ja oft gar nicht, wie eine Kuh wirklich ausschaut. Viel zu selten bringen Eltern ihre Kinder auf Bauernhöfe, wo sie dann erfahren, was ein Schwein ist, ein Lamm, ein Kalb und eben eine Kuh. Viele werden jetzt denken: die will ja unsere Kinder alle in Mini-Veganer umwandeln. Nein, ganz und gar nicht. Doch eines stimmt: ich finde es nicht gut, wenn man vor allem Jugendlichen vorenthält, was eigentlich hinter diesen Produkten steckt. Sie sollten in der Schule damit konfrontiert werden. Wenn dann jemand – einmal volljährig – einen anderen Weg einschlagen will, ist das die Entscheidung eines Erwachsenen. Aber sein ganzes Leben lang mit zugebundenen Augen durch den Supermarkt gondeln, nein, das ist nicht gut finde ich. Aber wie wir mit meinen Freunden auch gesagt haben, Respekt vor der Meinung des anderen ist wichtig. Ich bin aber auch für Kommunikation und Aufdecken. Daher ist IAMA für mich so wichtig, denn es erlaubt mir, darüber zu schreiben, was hinter gewissen Produkten tierischen Ursprungs steckt. Ob Sie es dann gerne lesen, das ist ein anderes Paar Schuhe. Und hier zum Schluss für die Mutigen unter Ihnen noch ein Link. Ich hoffe schon, und es wäre super, wenn Sie dann mit Ihren Bekannten und Freunden darüber reden würden. Danke IAMA

Titelbild: Lamb 14 by Pussreboots CC BY 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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