Beitrag von Vesna Caminades
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
was hat eigentlich Weihnachten mit Weichspüler zu tun? Überhaupt nichts, werden Sie denken. Nein, ganz viel hingegen. In beiden Fällen gibt es große Überraschungen…. Nun lassen Sie es mich erklären. „Christmas“ ist die Zeit im Jahr, wo wir unseren Lieben ganz besonders viel Freude bereiten wollen. Wir kaufen teure oder auch bescheidenere Geschenke. Meistens machen wir uns aber keine Gedanken darüber, wie sie hergestellt wurden. Genau, Sie wissen schon was kommt: sind in diesen Geschenken Bestandteile tierischen Ursprungs enthalten? Müssen Tiere die Federn lassen, damit wir diese Dinge unter den Christbaum legen können? Da beginnen die großen Überlegungen: Kleidung, Schärpe, Mütze, Pulli, Schuhe, Weichspüler, etc. Auf dem ersten Blick nichts Tierisches oder vielleicht doch? Accessoires wie Laptoptaschen, Brillenetuis, Visitenkartenbehälter, etc. nun ja, da könnte es kriseln … Essbares wie Pandoro oder Panettone, Gänseleber, Hummer, und all die Köstlichkeiten. Und ein Auto? Ja, es gibt die Glücklichen, die einen PKW oder ein Mobiltelefon zum Heiligen Abend bekommen. Für all diese Beispiele gilt nur eine Antwort: Ja, es sind Bestandteile tierischen Ursprungs darin enthalten. Das haut Sie jetzt vom Hocker, oder? Aber so ist es. Schauen wir mal genauer hin, was dahintersteckt.
Fangen wir gleich bei unserem neuen Handy an, hier einiges zur Produktion:
Vegan telefonieren? Eher unmöglich. Mobiltelefone können Gelatine und Klebstoffe tierischen Ursprungs aufweisen, vor allem aber enthalten die Flüssigkristalle der Displays tierisches Cholesterin – ein Steroid, das aus den Zellmembranen von Tieren gewonnen wird. Das gilt übrigens auch für die Bildschirme von Kameras, Fernsehern und Computern. (Quelle: Die Zeit 2019)
Der PKW ist sicher keine Überraschung. Ich hatte bereits in der Vergangenheit darüber berichtet, wie die Autositze entstehen. Können Sie sich daran erinnern, wie kleine erstgeborene Kälber nach wenigen Stunden der Mutter entrissen werden, um kurz danach an einem Bein zu baumeln mit einer – vielleicht zwei – Kugeln im Schädel? Damit deren Fell leichter vom Leib gerissen werden kann? Genau, das ist Ihr schöner Ledersitz. So weich und komfortabel, er war einmal ein kleines quicklebendiges Kalb, das gerade erst begonnen hatte, die Milch der Mutterkuh zu trinken. Sie können das nicht glauben? Ich zunächst auch nicht, das hat mir geholfen. Übrigens, nicht jedes Kalb wird „nur“ ein Autositz. Manche schaffen es bis zum Luxusaccessoire. Hier gilt das Schlagwort „das fünfte Viertel“ oder Schlachtabfall. Ja genau, denn die Haut ist wie Knochen, Fasern, etc. ein Nebenprodukt, das aber keinesfalls weggeworfen werden darf, sondern verwertet wird. So viel zum Thema „Verschwendung bekämpfen“ … Hier ein Beispiel oder hier.
Etwas explizierter ist dieser Beitrag hier:
„Die Fleischproduzenten witzeln, daß sie „aus jedem Teil einer Kuh“ Geld machen, „außer aus dem Muh“, und tatsächlich hängen die Profite der Fleischindustrie weitgehend vom Verkauf der „Nebenprodukte“, im wesentlichen Leder, ab. Wird ein junger 1000 Pfund-Ochse geschlachtet, werden 432 Pfund verkäufliches Rindfleisch daraus. Der Rest des Kadavers geht in die Produktion von Nebenprodukten. Dieses „fünfte Viertel“, wie es in der Rindfleischindustrie genannt wird, besteht u.a. aus Knochen, Hörnern und Hufen (aus denen dann Sandpapier und Gelatine hergestellt werden), aus Haaren (aus denen Pinsel, grobe Decken und Filz werden) und aus Blut (aus dem Tierfutter gemacht wird).
WirtschaftsWoche Februar 2015:
Die Haut nimmt einen Anteil von 50 Prozent des Gesamtwertes der Rindernebenprodukte ein. Läßt die Produktivität von Milchkühen nach, wird aus ihrer Haut ebenfalls Leder gemacht. Aus den Häuten der Kälbchen wird teures Kalbsleder gemacht, das Fleisch wandert in die Kalbfleischproduktion. Daher steht der wirtschaftliche Erfolg der Schlachthäuser (und der Milchfarmen) in direktem Zusammenhang mit dem Verkauf aus dem „fünften Viertel“ und den Lederwaren, die der Verbraucher kauft.“
Da wären wir also schon bei unseren teuren Accessoires, die auf jeden Fall luxuriös sein müssen, der letzte Schrei in Sachen Mode! Wie schaut es sonst aus? Ach ja, wenn man keine bessere Idee hat, dann schenkt man eine Stange Zigaretten, sicher vegan! Todsicher! Da ist doch nur Tabak drin. Nun ja …
„Schwein gehabt beim Rauchen? Kann vorkommen. In den Zigarettenfiltern steckt oft Hämoglobin. Der Eiweißstoff wird aus Schweineblut gewonnen und dient dazu, Schadstoffe aus dem Tabakrauch zu filtern.“
Wer bis jetzt nicht genug bekommen hat, kann diesen Artikel bis zum Schluss lesen. Danach sieht man Bier, Müsliriegel und Zahnpasta mit ganz anderen Augen.
Kleidung, die mit Wolle hergestellt wurde, will ich erst gar nicht nennen. Jeder dürfte wissen, welche Qualen hinter Mohair, Kaschmir und Co. stecken. Das betrifft aber nicht allein Pullis, sondern auch die teuren warmen Wollschuhe, etc. Es reicht, wenn wir einmal hinterfragen, woher die Wolle stammt, welche für einen Mantel oder einem Paar Schuhe verwendet wird. Hier ein kleiner Einblick: „PETA Asien veröffentlichte aktuell Aufnahmen einer neuen Ermittlung auf Kaschmirfarmen und in Schlachthöfen in China und der Mongolei – den beiden Ländern, die zusammen für 90 Prozent der weltweiten Kaschmirproduktion verantwortlich sind. Das Enthüllungsvideo zeigt Arbeiter, die völlig verängstigte Ziegen zu Boden drücken. Die Tiere schreien vor Schmerzen, wenn ihre Beine grob verbogen werden und ihnen die Wolle mit spitzen Metallkämmen ausgerissen wird.“
Nun ja, das ist Ihr nobler Kaschmir-Pulli, ziemlich blutverschmiert, in jeder Hinsicht. Aber sicher ein Statussymbol, teuer, schön, weich und warm. Und weiter geht unsere Entdeckungsreise.
Also, was habe ich vergessen? Ach ja, die guten alten Hummer, die ebenfalls zu einem Luxus-Weihnachtsmahl gehören, wie die Gänseleber. Kleine Erinnerungstour gefällig? Hummern, die mit zusammengebundenen Zangen im Aquarium eine auf der anderen gesteckt, darauf warten, kopfüber in siedendes Wasser – natürlich bei lebendigem Leib – getaucht zu werden? Dasselbe gilt klarerweise auch für Schnecken, nicht einmal zu fragen. https://www.tierschutzverein-rhein-kreis-neuss.de/nachricht/die-qualen-der-hummer-vom-meer-in-den-kochtopf.html Nachricht angekommen? Hier kurzer Reminder zu diesem Tier, welches eh keine Schmerzen verspürt – ein Tier, das potentiell 100 Jahre alt werden könnte, 100 Jahre! „Damit Konsumenten das ganze Jahr über mit frischem Hummerfleisch versorgt werden können, vegetieren die Tiere von nun an wochen- oder sogar monatelang auf engstem Raum mit unzähligen Artgenossen vor sich hin. Mit zusammengebundenen Scheren und ohne Futter, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen und keine Fäkalien das Wasser verunreinigen. So zehren sie von ihren Reserven, werden von einem Großhändler zum nächsten und von einem Markt zum anderen transportiert, bis sie schließlich beim Einzelhändler oder im Restaurant landen.“ Nachricht angekommen? ein
Ich versuche, nicht zu dramatisch zu schreiben. Aber in meinem Innersten weine ich für diese Tiere, denn beim besten Willen, kann und will ich mir ein solches Schicksal nicht vorstellen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man so etwas einem Lebewesen antun kann. Als Händler, aber auch als Konsument. Hier, für diejenigen unter Ihnen, die Hummer auf dem Speiseplan vorgesehen haben. Werfen Sie doch einen kurzen Blick in dieses Video, bevor Sie die Hummer ins kochende Wasser werfen.
Richtig, ich kann mich daran erinnern, dass jemand kürzlich meinte, man dürfe nicht nur über Negatives schreiben, denn sonst würde niemand den Artikel lesen. Leider kann ich all dem nicht recht viel Positives abgewinnen. Langsam erstickende Fische, 36 Stunden Transport zusammengepfercht, usw. Das Positive? Dass Händler und Konsument glücklich sind, weil einerseits leichtes Geld machen, andrerseits ein teures luxuriöses Gericht auftischen können. Hier ein bisschen mehr des Glücksgefühls.
Verzeihen Sie mir, wenn ich etwas auf diesen Punkt beharre – „versteckte tierische Bestandteile“. Das fasziniert mich aber, wenn ich denke, was wir aus Unwissenheit alles schlucken. Damit zähle ich mich auf jeden Fall dazu, denn bis vor ein paar Jahren, habe ich viele dieser Lebensmittel und Produkte selbst konsumiert. Dieser Beitrag hier klingt nahezu wie „an den Haaren herbeigezogen“ – ist er aber nicht (rp-online 2015).
„Um Mehl elastischer und leichter knetbar zu machen, verwenden viele Bäckereien die Aminosäure L-Cystein. Diese wird zum Beispiel aus Schweineborsten oder Vogelfedern gewonnen. Bis vor wenigen Jahren wurden in Deutschland zur Herstellung des Mehlbehandlungsmittels sogar noch Menschenhaare verwendet. Zwar ist dies seit April 2001 durch eine EU-Richtlinie untersagt, in China beispielsweise ist die Verwendung des aus menschlichem Haare hergestellte L-Cysteins aber noch gängige Praxis. Und es sind noch weitere tierische Produkte in Backwaren versteckt: Brezeln und Croissants werden oftmals mit Schweineschmalz hergestellt.“
Was kann man dazu noch sagen? Mahlzeit!
Gehen wir doch einen Schritt weiter in Richtung „Weichspüler“ – den bin ich Ihnen immer noch schuldig …
„Waschmittel, Weichspüler und Reinigungsmittel kommen nicht ohne Schmutzlöser aus. Es handelt sich dabei um sogenannte Tenside, die oftmals tierischen Ursprungs sind. Genauer gesagt können sie aus tierischen Fetten gewonnen werden. Auch in einigen Kosmetikartikeln können Tenside enthalten sein. Doch auch andere Zusätze können tierischen Ursprungs sein. So werden beispielsweise in Ölen, Nervengeweben, Eigelb und Blut von Tieren vorkommende Naturstoffe als Emulgatoren oder Stabilisatoren in Shampoos, Cremes und anderen Kosmetikartikeln verwendet.“
So, das bringt mich auf zwei Überlegungen: eine wird in diesem Artikel am Ende klar ausgesprochen:
„Will man gar nicht alles wissen? Doch! Will man wissen. Es wäre weniger ein Problem, wenn tierische Inhaltsstoffe so klar gekennzeichnet werden würden, dass man sie nicht ausversehen zu sich nimmt. Deswegen soll das hier keine Kritik an Menschen sein, die gerne Tier konsumieren – das können sie gerne tun. Schlachtabfälle zu verwerten, ist aus ethischer Sicht eigentlich eine gute Sache. Allerdings wäre es im Sinne des Verbrauchers, wenn dieser durch entsprechende Kennzeichnung über das Verspeisen und die Verwendung von Tierkadavern informiert werden würde.“
Genau das ist der Punkt. Vieles ist nicht gekennzeichnet, daher sind Information und Aufklärung so wichtig. Denn dann konsumieren wir mit Bewusstsein und gezielt. Das heißt, wir verbrauchen dann mit Überzeugung Brötchen mit Schweineborsten.
Wie sagte Aldous Huxley einmal? Wie Aldous Huxley (britischer Schriftsteller 1894-1963) einmal meinte:
„Unwissenheit ist meist nicht zu beseitigen. Man hat kein Wissen, weil man es nicht haben will.“
Doch einige unter uns könnten auch sagen: „Moment mal, das will ich doch gar nicht. Gibt es denn keine Alternativen?“ Und darum geht es mir. Es müssen nicht alle gleich ticken. Und je mehr Menschen – Konsumenten/das sind wir alle – sich wehren und nach Alternativen Ausschau halten, umso eher ist der Markt gezwungen, solche auch anzubieten. Aber nicht nur Alternativen, um einen Ersatz anzubieten, und dazu noch „sau-teuer“. Nein, Ersatz-Lebensmittel, die geschmacklich in Ordnung sind und nicht vollgepumpt mit seltsamen Gewürzen und Geschmacksverstärkern, damit man über den Schmerz des Verzichts auf Fleisch oder Käse irgendwie hinwegkommt. „Optionen B“, welche auch erschwinglich sind. Derzeit finde ich, sind vegane Alternativen unverschämt teuer. Nehmen wir nur das Beispiel des „Pandoro“. 20-25 EUR für einen halben Kilogramm? Dazu noch Versandspesen, weil man diesen Kuchen nicht wie ein normales Produkt im Supermarkt finden kann, sondern irgendwie online ergattern muss? Was soll das denn?
Bewusster Konsum ist also ein Aspekt. Die andere Überlegung ist jene, dass Kosmetika und Reinigungsmittel manchmal als „vegan“ verkauft werden und damit sind wir mit unserem Gewissen im Reinen. Nein! So einfach geht das nicht. Vergessen Sie bitte nicht, dass wir Tieren doppelt an den Kragen gehen. Sowohl indem sie als Bestandteile des Produktes verwendet werden, wie auch durch die Tierversuche, welche durchgeführt werden, damit diese Kosmetika und Reinigungsmittel auf den Markt gebracht werden dürfen. Das wussten Sie nicht? Umso besser, ab jetzt wissen Sie es: vegan bedeutet nicht automatisch „cruelty free“.
Hier sind noch ein paar andere Produkte angeführt, die verführerisch sein können, aber genauso Bestandteile toter Lebewesen in sich bergen (Nagellack, Fruchtsäfte und vieles mehr) und noch etwas deutlicher hier.
So, und da jedes Versprechen eine Schuld ist, hier endlich zu unserem Weichspüler:
„Die Sendung hat nachgeforscht, woraus Weichspüler eigentlich bestehen. Das Ergebnis: In den meisten stecken kationische Tenside, die zum Teil aus tierischen Fetten, genauer gesagt aus Schlachtabfällen produziert werden. Sie seien laut „Marktcheck“ sogar Hauptbestandteil der meisten Produkte. Diese Erkenntnis dürfte nicht nur bei Vegetariern und Veganern einen Ekel hervorrufen.“ (Quelle: Peta)
Dieser Stern-Artikel drückt es noch etwas expliziter aus:
„Weichspüler soll die Wäsche weich und gut duftend machen. Kaum einer aber weiß, was in dem Produkt wirklich drin steckt. Der Hauptbestandteil von Weichspülern bildet den perfekten Nährboden für Bakterien und Pilze in der Waschmaschine.
Die tierischen Fette hinterlassen nicht nur unerwünschte Nebenwirkungen auf der Wäsche, sondern auch in der Waschmaschine. Ein weicher schmieriger Film bleibt in der Waschtrommel und an den Wänden der Waschmaschine haften. Der ist ein besonders beliebter Boden für Bakterien und Pilzen. Hält man dann die Waschtrommel noch feucht, in dem man regelmäßig wäscht, kann das zu unerwünschten Gerüchen führen.“
Es haben aber auch andere Medien über diese Tatsache geschrieben: hier und hier.
Für diejenigen unter Ihnen, die zu sehr beschäftigt sind, um seitenweise zu lesen, hier die Abkürzung.
Die gute Nachricht zu all dem: Zu vielen Produkten, welche zweideutige Inhaltsstoffe aufweisen, gibt es auch Alternativen. Hier ein kleiner Wegweiser zu Duschgels:
„Duschgels enthalten Palmöl, schließlich ist es das billigste und meistverwendeste Pflanzenöl der Welt. Doch die Produktion hat extrem negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Und auch tierische Produkte sind häufig in Duschgels zu finden. Wir zeigen Dir Alternativen.“
Im folgenden Beitrag findet man eine sehr umfangreiche Auflistung von „ungeahnten“ Bestandteilen und Ersatzmöglichkeiten. Also Produkte und Zusätze, wo ich wirklich niemals geahnt hätte, dass sie tierischen Ursprungs sein könnten. Doch in vielen Fällen gibt es zum Glück Ausweichmöglichkeiten. Hier zum Vertiefen.
Wie sagt man so schön? Wo ein Wille, da ein Weg. Man muss nur finden wollen. Ehrlich gesagt, je mehr ich darüber lese, desto eher bin ich der Meinung, dass bestimmte Horror-Tatsachen einen eigenen Artikel verdienen!
Inzwischen dürfte das schon mal reichen, um Ihnen frohe Weihnachten zu wünschen und bitte überlegen Sie ganz kurz, was bei Ihnen unterm Baum landet. Das könnte Leben retten – Danke IAMA
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Titelbild: Snowman Slumber by Duchess Flux CC BY-NC 2.0 via FlickR
Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.
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