Lions Clubs aus Polen und Deutschland laufen für Kriegsopfer in der Ukraine
Von Reinhard Boest
An Wohltätigkeitsinitiativen herrscht in Belgien wahrlich kein Mangel. Es gibt nicht nur das Rote Kreuz, Unicef oder die Scouts, sondern auch CAP48, 11.11.11, 12-12, Télévie oder „De Warmste Week“. Jedes Jahr sammeln Nichtregierungsorganisationen oder Fernsehsender viele Millionen Euro für viele gute Zwecke.
Wer am Sonnabend Nachmittag im Brüsseler Park gegenüber dem Königsschloss unterwegs war, konnte Zeuge eines besonderen Charity-Events werden. Gegen 16 Uhr erreichte eine Gruppe von acht Läuferinnen und Läufern das Ziel am historischen Warande-Pavillon. An den gelben Trikots waren sie leicht als Mitglieder des Lions Club zu erkennen, nach eigener Darstellung eine der größten weltweit tätigen Nichtregierungsorganisationen. Fünf von ihnen kommen aus Polen, zwei aus Deutschland und einer aus der Ukraine.
Man sah ihnen nicht an, dass sie nicht nur die fünf Kilometer vom Square Léopold II an der Avenue de Tervueren gelaufen waren, zusammen mit einigen Unterstützern aus Brüssel. Für sie war es die „Zielgerade“ eines Multi-Marathonlaufs von über 1124 Kilometern. Gestartet waren sie nämlich schon am 4. Oktober – in Warschau. Von dort führte sie der Parcours durch vier Staaten über Posen, Słubice, Berlin, Potsdam, Helmstedt, Weimar, Kassel, Brühl und Masstricht an das Ziel in Brüssel. Dass gerade auf den letzten Metern leichter Regen einsetzte – damit muss man in Brüssel halt immer rechnen –, tat dem Engagement keinen Abbruch.
Am Warandepark ging die Ausgabe 2024 des „Lions Charity Run – European Edition“ zu Ende, der bisher längste in der 2013 begonnenen Geschichte dieser Aktion unter dem Motto „We serve – we run“. Jedes Jahr werden damit Spenden für einen guten Zweck gesammelt. In diesem Jahr sollen mit dem Geld Opfer des Krieges in der Ukraine und der Hochwasser in Polen und anderen mitteleuropäischen Ländern unterstützt werden. Prominente Persönlichkeiten übernehmen die Schirmherrschaft, diesmal sind darunter der frühere polnische Präsident Lech Walesa, die Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola und der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski.
Seit 2013 haben die Teams des Lions Charity Run schon über 100.000 Kilometer auf fast allen Kontinenten absolviert, mit wechselnder Zusammensetzung. Nur Mariusz Szeib aus Polen war von Anfang an bei jeder Ausgabe dabei. Er war auch, zusammen mit Anke Hornemann aus Verden, Organisator des diesjährigen Laufes, der erstmals in Brüssel endete. Szeib verwies stolz darauf, dass Belgien das 19. Land sei, das man mit dem Charity Run erreiche. Und für ihn als Polen habe die europäische Hauptstadt eine besondere Bedeutung. Sein Land sei jetzt seit 20 Jahren Mitglied der EU und habe seither eine fulminante Entwicklung genommen: „Damals waren wir arm, heute sind wir reich“. Die grenzüberschreitende, gerade europäische Solidarität gehöre auch bei den Lions Clubs zu den grundlegenden Prinzipien.
Roman Monastyrskyy aus Lviv in der Ukraine dankte der Lions Club-Organisation für die große Unterstützung, die sein Land seit Beginn des russischen Angriffskrieges erfahren habe. Dass man den Kriegsopfern helfe, wie dieses Jahr durch die Anschaffung von Prothesen, sei enorm wichtig.
Stellvertretend für die 7.000 belgischen Mitglieder in 250 Lions Clubs waren die Läuferinnen und Läufer von Matthias Munny vom (deutschsprachigen) Lions Club Brüssel-Charlemagne begrüßt worden. Für die Stadt Brüssel dankte Serge Longin vom Sozialhilfezentrum (CPAS) dem Team und würdigte das große, auch soziale Engagement der Lions Clubs.
Schon während des Laufes konnten rund 10.000 Euro gesammelt werden. Die Organisatoren erwarten aber, dass bis Jahresende noch erheblich mehr Spenden eingehen werden. Wer sich noch an der Spendenaktion beteiligen möchte, kann dies tun, etwa durch eine Überweisung auf das Konto des Lions Club Poznan (IBAN PL42 1140 2004 0000 3012 0627 6184) oder der Association Auxiliaire des Lions Clubs de Belgique (IBAN BE55 3100 4011 5044 – Lions Charity Run 12/10/2024).
Einen Höhepunkt haben die Teilnehmer des diesjährigen Charity Runs noch vor sich: ein Treffen mit polnischen Mitgliedern des Europäischen Parlaments am Dienstag.
Und Matthias Munny darf als Dank für die erfolgreiche Organisation des Zieleinlaufs das Lions-Team für die 20 Kilometer von Brüssel im Mai 2025 managen.
Titelbild / Foto: Jürgen Klute
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