Beitrag von Vesna Caminades

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

während sich die Filmindustrie den Kopf darüber zerbrach, ob „Der König der Löwen“ nur eine dreiste Kopie des viel früher erschienenen „Kimba der weiße Löwe“ war, starben indessen Tausende von „lebendigen“ Löwen.

Der Löwe ist der König unter den Tieren, ein Zeichen für Kraft, Erhabenheit, Stolz und Macht. Leider ist dies alles unserem kleinen Kimba zum Verhängnis geworden. Ich will Ihnen in diesem Artikel erklären, wie der Mensch von Geburt bis Tod den Löwen aus Geldgier misshandelt oder besser gesagt „miss-nutzt“.

Es gab in den 50er Jahren ca. 400.000 Löwen in Afrika, das klingt eigentlich nicht besonders beeindruckend. Heutzutage sind es allerdings knapp 20.000. Das klingt schon etwas beeindruckender: es ist ein Zwangstitel davon übriggeblieben. Das Schlimmste ist, dass die meisten von ihnen in Zuchtfarmen leben. Was bedeutet das konkret? Es gibt 20.000 Löwen, die in freier Wildbahn leben, hauptsächlich in Afrika (etwa 500 in Indien). Daneben gibt es etwa 9.000 gezüchtete Löwen, hauptsächlich in Südafrika. Der Grund ist aber nicht die Sorge, dieses Tier vor dem Aussterben zu bewahren, nein, ganz im Gegenteil: die Löwen werden gezüchtet, um bis zum Schluss Geld heraus zu schlagen. Wie?

Mit wenigen Tagen werden die Kleinen der Mutter entrissen, ein grausames Erlebnis für beide. Die Mütter werden gezwungen 2-3 Mal pro Jahr zu werfen. In der Natur geschieht dies alle 2-3 Jahre! Mit wenigen Tagen sind die Welpen die lukrativste Touristenattraktion überhaupt. Sogenannte „Kuschelfarmen“ ermöglichen den Touristen einen hautnahen Kontakt. Eine Reise nach Afrika oder in ein anderes exotisches Land bietet sehr oft ein bestimmtes Highlight an, das ein Elefantenausritt sein kann, Schwimmen mit den Delphinen oder aber ein Spaziergang mit einem Löwen. Wer von uns hat nicht schon einmal davon geträumt? Was gibt es Aufregenderes für ein unvergessliches Selfie??

Normalerweise sind Touristen bereit, zwischen 25 und 50 EUR zu zahlen, um entweder ein Löwenjunges in deren Arme zu schließen oder aber mit Junglöwen spazieren zu gehen. Was steckt dahinter? Die Babys fristen ein erbärmliches Dasein, großgezogen von Freiwilligen, die ihnen Kuhmilch und später Hühnerfleisch verabreichen, statt der Milch ihrer Mutter und dem Rotfleisch, das sie brauchen, um mit einem gesunden Knochenbau zu wachsen.

Die „Freiwilligen“ sind Menschen, die überzeugt sind, Gutes zu tun. Sie sind auch bereit bis zu 800 EUR pro Woche dafür zu zahlen, dass sie diese Jungtiere großziehen dürfen. Die Organisatoren gaukeln ihnen vor, dass die Mutter verstorben sei oder dass sie die Kleinen sogar verstoßen hätte. Der Sinn und Zweck dieser Freiwilligenarbeit ist schließlich, die Löwen wieder in die freie Wildbahn auszusetzen.

Nichts könnte unwahrer sein! Solche Löwen kann man nicht in die Wildnis zurückversetzen, denn sie haben nie gelernt, wie man sich durch Jagen selbst versorgt. Solche Löwen haben ein ganz genau vorbestimmtes Schicksal. Sie werden von Freiwilligen großgezogen, damit sie sich an Menschen gewöhnen und zahm werden.

Wenn sie einmal als Babys nicht mehr „knuddelfähig“ sind, dann geht es in die zweite Phase der „Spatzis“. Einheimische begleiten die Touristen, natürlich nicht ohne einen dicken Stock, den die Junglöwen leider schon zu gut kennen.

Sind sie dann 2-3 Jahre alt, dann sind sie nicht mehr ausreichend zutraulich und verlässlich, also geht es ab in die Phase drei: die Farmen, wo sie gehalten werden, um dem sogenannten „Gitterjagen“ oder „Canned Hunting“ zu dienen. Was das ist? Ein geschlossenes Gehege, gezähmte Löwen werden darin frei gelassen, Touristen sitzen komfortabel in Verstecken, von wo aus sie den unwissenden Löwen erschießen. Feigheit pur. Eine Trophäe, um zu zeigen, wie mutig und mächtig man selbst ist. Schließlich hat man ja einen LÖWEN erlegt. Was dadurch hingegen bewiesen wird, ist simpel und einfach Dummheit, Falschheit und Grausamkeit. Kann man überhaupt noch von Menschen sprechen? Was hat Mensch mit „Menschlichkeit“ zu tun? Wenn das „Mensch“ bedeutet, dann schäme ich mich, einer zu sein.

Was geschieht auf diesen Farmen außer dem Gitterjagen? Ja genau, denn der König der Tiere muss bis zum letzten Atemzug und auch noch darüber hinaus rentabel sein. Knochenhandel ist das magische Wort. Südafrika allein hat 2018 die Quote des legalen Exports von Skeletten von gezüchteten Löwen auf 800 fixiert. 800! Legaler Export …

Wozu diese Knochen dienen? Sie haben vielleicht meinen Artikel über die „Traditionelle Chinesische Medizin“ gelesen. Da schrieb ich über den Handel unter anderem mit Tigerkörperteilen, die anscheinend so wundersame heilende Effekte bewirken – die allerdings nicht nachgewiesen sind. Da der Tiger allerdings zunehmend stark geschützt wird, musste wohl eine Ausweichlösung gefunden werden: der Löwe. Na ja, der Mensch ist erfinderisch. Hier können Sie mehr darüber lesen.

Einziges Problem, man nimmt an, dass durch die Knochen dieses Tieres die Übertragung von Tuberkulose möglich ist; ähnlich wie beim Rind. Hier mehr dazu.  Ob das diesen Teufelskreislauf der Löwenausbeutung stoppen kann? Das bezweifle ich sehr.

Immer zurückkommend auf meinen TCM-Artikel. Da hatte ich auch angeführt, dass der Pangolin leider verstärkt als Schmuggelware gehandelt wird. Der Pangolin ist dieser kleine Panzer auf vier Pfoten.

Pangolin

Es gibt vermehrt Quellen, die davon berichten, dass die derzeitige Coronavirus-Krise genau vom Handel und Konsum dieses Tieres ausgegangen sein könnte. Und wenn das wirklich so wäre? Würde der Mensch etwas daraus lernen? Würde sich bezüglich der Ausbeutung von Wildtieren aus Habgier etwas ändern? Schwierig zu sagen. Denn so, wie es um unsere Löwen schlecht steht, die schon als Babys mit ein paar Tagen der Mutter entrissen werden, um den Touristen ausgesetzt zu werden, so teilen viele andere Tierarten ein ähnliches Schicksal: Elefanten, Kamele, Bären, Wölfe, Tiger, Cheetas, aber auch Affen und viele andere.

Als ich klein war, habe ich mich immer auf eine neue TV-Folge vom kleinen weißen Löwen gefreut. Heute gibt es auch Geschichten, die aber weniger erfreulich sind, so „Die tragische Geschichte von Jabula“.  Sie können diese Geschichte beruhigt lesen, sie ist traurig, enthält aber keine schockierenden Bilder. Es gibt so viele Jabulas auf der Welt, die genau in dem Augenblick, wo Sie – hoffentlich – diesen Beitrag lesen, genau das durch machen, was hier beschrieben wird. Für all diese Tiere müssen wir endlich sagen „Nein – Stopp!“ So kann es nicht weitergehen. Wenn Sie gerne mehr über das Lion Petting lesen möchten, dann empfehle ich Ihnen diese Webseite, die hervorragend ist, außerdem ist sie in verschiedensten Sprachen abrufbar.

Sie finden hier auch ein wunderschönes Video, welches nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für uns Erwachsene geeignet ist (Sie müssen ein wenig nach unten scrollen und Sie finden es auf der rechten Seite).

Da wird die Geschichte vom kleinen Leo in einem Zeichentrickkurzfilm erzählt. Beeindruckend aber nicht schockierend. Traurig genug allerdings, damit manch eine/r von Ihnen hoffentlich über diese Tatsachen Bekannten und Freunden weitererzählt. Zu viele unter uns planen nämlich wunderschöne exotische Reisen und tragen zum Blühen dieses illegalen Wirtschaftszweiges bei, ohne es zu wissen.

Außerdem möchte ich auch auf die Vereinigung „Stichting SPOTS“ verweisen. Das ist eine niederländisch Nichtregierungsorganisation, die sich seit 2004 für Wildkatzen einsetzt, insbesondere Löwen, Cheetas und Leoparden. Ich hatte Gelegenheit, vor ein paar Tagen mit der Verantwortlichen von SPOTS ausgiebig über die Zielsetzung und Projekte der Vereinigung zu reden. Auch sie setzt sehr viel auf Bewusstseinsschaffung, Information und Kommunikation rund um die Ausbeutung dieser Tierarten. Hier der Link dazu, die Seite ist auf Niederländisch, doch der Inhalt ist trotzdem auch für jemanden, der mit der Sprache nicht vertraut ist, bestens verständlich.

Sonst gibt es noch viele andere Organisationen, die sich ebenfalls einsetzen, um insbesondere der Ausbeutung von Tieren für touristische Zwecke Einhalt zu gebieten. Besonders interessant ist dieses Positionspapier, welches genau auf den Punkt bringt, worauf Touristen achten müssen.

Hier einige der wichtigsten Aussagen:

Freiwilligenarbeit: genau aufpassen, ob es sich um seriöse Organisationen handelt, oder ob man schlicht und einfach selbst ausgenutzt wird, um den illegalen Tierhandel zu unterstützen. Wenn man nicht sicher ist, kann man auf jeden Fall eine der in diesem Artikel angeführten Vereinigungen, um Ratschlag bitten; es gibt eine sehr gute Seite auf Facebook, die Projekte als gut/schlecht/sehr schlecht auflistet, so dass dies eine gute Orientierung für diejenigen sein kann, die sich für Freiwilligentätigkeit engagieren möchten: “Volunteers in Africa Be Aware” – es ist effektiv so, dass wenn Tiere gezüchtet werden, wenn es also immer junge Tiere wie Löwen oder Tiger zum Streicheln gibt, dann wissen Sie bereits, dass dies kein gutes Projekt sein kann. Wenn es bei Projekten immer junge Tiere zur Interaktion gibt, können Sie davon ausgehen, dass sie in jungen Jahren ihrer Mutter weggenommen wurden. Hier der Link dazu.

Tiershows: nein zu Vorstellungen mit Affen, Walen, Tigern, etc. im Aquarium, Zirkus und anderen Veranstaltungen. Wildtiere werden leider auch auf Hochzeiten, bei Modeshows oder anderen Gegebenheiten als Attraktionen verwendet;

Verzehr: nein zu Walfischfleisch oder Haiflossensuppe, keine Folter von Hunden, Katzen, Affen und anderen Tieren aus religiösen Gründen (siehe die berüchtigten Dog Meat Festivals wie Yulin etc.); noch schlimmer, wenn der Glaube besagt, dass je mehr das Tier vor dem Sterben leidet, umso zarter sein Fleisch wird – NEIN!

Vielleicht fragt sich so manche Leserin und mancher Leser nun „Was kann ich schon für ein Wildtier tun?“ so etwas läuft mir ja eh nicht über den Weg. Ganz im Gegenteil, Sie wissen nun. Bitte reden Sie mit Bekannten, Freunden und Verwandten darüber. Sicherlich gibt es darunter jemanden, der selbst eine Reise plant oder der jemanden kennt, der bald ein exotisches Land besuchen wird. Wenn Sie von solchen Attraktionen hören oder Werbungen dazu sehen, bitte melden Sie das, einer dieser Organisationen – Sie können Tierleben retten und immenses Leiden vorbeugen. Bitte setzen Sie sich auch ein – oft kann ein Wort Leben retten, DANKE – IAMA.

Hier einige weiterführende Links zum Thema „Pangolin und Covid 19“:

Titelbild: Lion, Namibia Wildlife Etosha National Park | Foto: Jan CC BY-SA 2.0 via FlickR

Foto “Pangolin”: Wildlife Alliance CC BY-SA 2.0 via FlickR

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

Zu den weiteren Artikeln von Vesna Caminades zum Thema Tierschutz und Tierrechte bitte hier klicken!

Fotogallerie

Die Fotos in dieser Galerie sind der Webseite von Society for the Prevention of Cruelty to Animals (SPCA).

Copyright: Foto 1 – 3: Armand Gerber (Löwenbaby, Junglöwe) Foto 4 – 5: SPCA Bloemfontein (Löwe im Transportkasten, geschlachteter Löwe) | Die Wiedergabe der Fotos auf Europa.blog erfolgt mit Genehmigung der SPCA.

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