Beitrag von Vesna Caminades
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wie kann man in diesen Tagen nicht über die Ukraine-Krise schreiben? War ein Krieg notwendig, um die Schlagzeilen vom gefürchteten Corona-Virus zu bereinigen? Anscheinend schon. Kaum fliegen die ersten Kugeln und schlagen die ersten Bomben ein, und schon ist Covid ein Ding der Vergangenheit – oder fast. Schreckliche Bilder, die noch schlimmere Zustände ahnen lassen. Ein Foto hat mich besonders beeindruckt – im Positiven: ein Feuerwehrmann mit einem winzigen, verschreckten Welpen in den Armen. Manch einer wird denken: was gehen mich die Tiere an, wenn Menschen am Verhungern sind, erschossen werden und auf der Flucht sind? Wenn wir regelrecht einem Genozid gegenüberstehen? Und ja, ich sage, auch die Tiere sind Lebewesen. Wie viele Menschen haben auf dem Fluchtweg nach einer Tragetasche für die Katze oder nach der Leine für den Hund gegriffen, um diesen Teil ihres Lebens mit ins Unbekannte zu nehmen. Ein Leben, das nicht mehr als solches bezeichnet werden kann. Ich habe mir in diesen Tagen einige Fragen gestellt: was würde ich mit meinen Katzen und Hunden tun? Was mit dem Pferd, welches ich regelmäßig pflege? Im Krieg gibt es eher früher als später Lebensmittelnot. Und was, wenn man dann beginnt, den Haustieren an den Kragen zu gehen? Ich habe meine Fellknäuel bereits als vierbeinige Steaks vor Augen. Aber Scherz bei Seite. Wer könnte das schon ausschließen? Sollte man dann rechtzeitig an eine drastische Lösung denken? Lieber eingeschläfert, mit einem Beruhigungsmittel zuerst und der „richtigen“ Spritze danach? Oder sollte man es lieber darauf ankommen lassen, dass die eigenen Tiere einer verhungernden Menschenmenge zum Opfer fallen und womöglich brutal umgebracht werden? Übertreibe ich? Wer weiß. Vielleicht nicht. Und wer es von der Ukraine bis zu uns geschafft hat, mit Tier, Kind und Kegel, muss nun unter anderem die Veterinärbestimmungen einhalten: Impfen ist das magische Wort. Doch wer kann sich das leisten? Zum Glück gibt es dafür Hilfe.
Meine Gedanken kehren aber wieder zurück in die Ukraine. Ja, denn auch dort gibt es Tierheime. Ich war 2012 in einem Tierheim in der Nähe von Kiev als Freiwillige tätig. Eine „schöne“ Erinnerung, wenn man jemals ein solches Wort verwenden darf in diesem Zusammenhang. „Schön“ im Sinne von intensiv, mitreißend; die Genugtuung, nützlich zu sein, Gutes zu machen, aber auch ein Gefühl der Verzweiflung, weil man so viel Elend sieht, welches man nicht ausradieren kann. Man ist wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Oder eher wie ein Bruchteil eines Wassertropfens auf einer heißen enormen Bergkette.
Und gerade an diese zahlreichen Hunde und Katzen und anderen Tiere denke ich in diesem Moment. Wer will schon so viele zusätzliche Mäuler aufnehmen, die Hunger und Durst haben und medizinisch zu versorgen sind? Und tatsächlich gibt es vor allem in den Nachbarländern der Ukraine bereitwillige Strukturen nicht nur für Personen, sondern auch für Tiere. Alles Gute soll ihnen zig-fach vergolten werden. Hier einige Schlagzeile über improvisierte Tierrettungskonvoys, die Hals über Kopf in die Ukraine fahren, um Hunde und Katzen vor allem aufzuladen und zum Beispiel nach Deutschland zu verfrachten. Dort gibt es bereits einige private Tierheime, die sie aufnehmen werden und es gibt anscheinend auch schon einige Adoptanten. Das sind gute Nachrichten!
Das sind wunderbare und schreckliche Eindrücke zugleich. Es muss nämlich herzzerreißend sein, wenn man gezwungen ist, den eigenen vierbeinigen Begleiter zurück zu lassen. Gleichzeitig werden aber vielleicht viele Flüchtlinge dank diesen mutigen TierretterInnen mit ihren Lieblingen wieder vereint.
Das sollen eigentlich nur einige Gedanken sein. Ich möchte hier im Anschluss auch ein paar Links anführen, wo man Adressen und Kontakte erhält, wenn man spenden möchte. Klarerweise: das Problem ist in solchen Situationen immer dasselbe: kann man diesen Leuten trauen? Darauf gibt es kaum eine Antwort, noch schwieriger ist es, das zu überprüfen. Horchen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Der erste Link ist von der Webseite der Eurogroup for Animals des Europäischen Parlaments entnommen. Hier hingegen eine Webseite auf Französisch, welche einige der bekanntesten Tierschutzorganisationen aufzählt, die einen Weg anbieten, um zu helfen.
Wie gesagt, nur weil jemand für die Vierbeiner plädiert, heißt das nicht, dass Personen weniger wert sind. Es geht immer um Lebewesen. Jene Menschen, die ein Tier zurücklassen mussten, könnten die Bindung zum eigenen geliebten Wesen viel besser zum Ausdruck bringen, als ich das jetzt imstande bin.
Mein „message“ heute will nur sein: vergessen wir die ukrainischen Tiere nicht. Bitte reden Sie mit Ihren Freunden und Bekannten darüber – Danke IAMA
Links zum Text
Titelbild: Support for Ukraine by Victoria Pickering CC BY-NC-ND 2.0 via FlickR
Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.
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