Seit diesem Wochenende (2./3. April 2022) wird intensiv über Kriegsverbrechen russischer Soldaten in den ihnen besetzten Gebieten berichtet. Vor allem in Vororten von Kyiw, wie Butcha, aus denen die ukrainische Armee die russischen Truppen zurückdrängen konnte, wurden mehrere Hundert ermordete Zivilisten gefunden. Auch wenn es noch keine letzten Beweise für die Täterschaft gibt, wurden sie allem Anschein nach von russischen Soldaten ermordet. Das bezeugen jedenfalls Überlebende. Und dafür spricht auch, dass es Parallelen zum Vorgehen der russischen Armee in Tschetschenien und in Syrien gibt. Dennoch ist Sorgfalt bei der Rekonstruktion des Ablaufs der Verbrechen und bei der Suche nach den Verantwortlichen und Schuldigen geboten. Die russische Regierung weist erwartungsgemäß alle Schuld von sich. Um so wichtiger ist eine gute und nachvollziehbare Analyse und Aufklärung der Verbrechen, der eine Verurteilung Täter und der Auftraggeber vor dem Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag folgen muss.
Im folgenden sind einige Artikel und Twitter-Thread aufgeführt, die sich um eine seriöse Analyse und Zuordnung der Verantwortung dieser Kriegsverbrechen bemühen, ohne bisher eine endgültige Antwort geben zu können. Auf russische Quellen wird an dieser Stelle verzichtet, weil es in Russland keine von der Regierung unabhängige Medien mehr gibt. Quellen, die von den vermutlichen Kriegsverbrechern kontrolliert und zensiert werden, sind schlicht nicht glaubwürdig. Mehr dazu hier: Mediale Gleichschaltung in Russland: Morden und Manipulieren für Putin. Wie kann es sein, dass so viele Russen zu glauben scheinen, was der Kreml über den Krieg zusammenlügt? Die Antwort verrät der Blick auf mehr als 20 finstere Jahre russischer Geschichte. Eine Kolumne von Christian Stöcker | Der Spiegel, 03.04.2022
Für eine russische Verantwortung für diese Kriegsverbrechen spricht zum einen, dass verschiedene Quellen sie dokumentieren. Zeitungen verschiedener westeuropäischer Länder berichten über die Massaker sowohl unter Berufung auf Berichte der NGO Human Rights Watch (HRW) und teils auch auf Berufung eigener Journalisten vor Ort.
Die russische Regierung macht die ukrainische Regierung bzw. die ukrainische Armee für die Massaker verantwortlich. Zeugen sagen hingegen, dass die russische Armee die Massaker durchgeführt habe. Eine recht eindeutige Antwort dürfte die Ermittlung des Zeitpunktes, zu dem der Tod der Ermordeten eingetreten ist, geben. Liegt er vor dem Abzug der russischen Truppen, ist die Antwort wohl eindeutig.
Außerdem lässt die russische Behauptung, die ukrainische Seite sei für das Massaker verantwortlich, die Frage offen, wie die ukrainische Seite in der Zeit vom Abzug der russischen Truppen bis zum Einzug der ukrainischen Truppen die Massaker hätten durchführen sollen, ohne dass sie dabei von EinwohnerInnen beobachtet worden wären. Eine Ermordung von Angehörigen durch die eigene Regierung bzw. Armee aus propagandistischen Gründen hätten die EinwohnerInnen wohl nicht widerstandslos und schweigend hingenommen.
Schließlich wurden die Kriegsverbrechen von etlichen Zivilisten per Smartphone dokumentiert und über social media verbreitet. Das spricht gegen ein orchestrierte Aktion seitens der Ukraine.
Im folgenden sind einige Artikel aus verschiedenen westeuropäischen Medien und einige Kommentierungen auf Twitter aufgelistet.
Titelbild: by Victoria Pickering CC BY-NC-ND 2.0 via FlickR
Auch ein Blog verursacht Ausgaben ...
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