Von Fredrik D. Tunnat
Es wäre fantastisch und erschreckend zugleich, falls es möglich wäre, für ein paar Stunden, einen Tag vielleicht, jeglichen Storm weltweit abzuschalten, so dass Stille eintreten würde, sämtliche Online-Aktivitäten zum Erliegen kämen, wir, ein jeder für sich, auf sich selbst zurück geworfen wäre. Ohne die nahezu 24 Stunden lang, Tag für Tag auf uns einströmenden Informationen, Nachrichten, Falschmeldungen etc.
Allein mit uns selbst und der aktuellen politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlichen Situation, wie sie sich nach vier Wochen Trump und Musk präsentiert. Denn um ungestört nachdenken, das Bisherige bewerten zu können, sowie neue Ideen zu entwickeln, einen Ausweg aus der schier ausweglosen Situation, die sich speziell uns in Europa aktuell präsentiert, zu finden, bedürfen wir Menschen der Ruhe, Zurückgezogenheit, der ausschließlichen Auseinandersetzung mit uns selbst.
Es ist doch kein Zufall, dass sich Menschen in verzweifelten, ausweglosen Situationen, so sie nicht in Panik voreilig aus dem Leben scheiden, zunehmend öfter in ein Kloster zurückziehen, um die dortige Stille, die Auszeit vom hektischen modernen, lärmenden Leben zu nutzen, zur Ruhe zu kommen, sich selbst wieder zu finden und einer Lösung akuter Probleme näher zu kommen, wenn nicht gar sie zu lösen.
Seitdem Donald Trump und seine MAGA Armleuchter die Macht in den USA und im Weißen Haus übernommen haben, werden wir von ihnen und ihren Helfershelfern, zu denen auch die sozialen Medien gehören, buchstäblich bombardiert mit Ankündigungen, Entscheidungen, Gesetzesbrüchen, Respektlosigkeit gegenüber jeglicher Form von Moral, Anstand und Gesetzestreue. Nach etwa zwei Wochen, während derer ich versuchte, die unzähligen auf mich einströmenden Informationen zu verarbeiten, zu kanalisieren und mich zu positionieren, wurde mir klar, dass ich, um überleben zu können, mich zurücknehmen musste, in eine selbstgewählte Form von Isolation einzutauchen hatte. Folglich reduzierte ich meinen Medienkonsum sowie meine Onlinezeit radikal, hörte auf, mich unentwegt gegen oder für etwas positionieren zu wollen. Mir wurde bewusst, dass diese außergewöhnliche Phase einer außergewöhnlichen Reaktion bedurfte.
Bereits einmal in meinem Leben, während meine langjährige Ehe in die Brüche ging, ich mich in Bezug auf meine damalige wie künftige berufliche Situation in einer Zwickmühle befand, entschied ich spontan, mir Ruhe zu gönnen, eine Auszeit in einem Kloster zu verordnen, um mich in der dortigen Ruhe, zurückgeworfen auf mich selbst, wiederzufinden und neu ausrichten zu können. Das funktionierte sehr gut. Ich wählte eines der Klöster auf dem heiligen Berg Mallorcas. Dort, fernab der Touristen, gelang es mir, mein Leben zu ordnen und neu auszurichten. Dass sich die Auszeit rentierte, verdeutlicht die Tatsache, dass ich seit nunmehr über 20 Jahren konsequent umsetze und lebe, was ich in meiner Klosterzelle sowie in den Korkeichen-Hainen nahe des Klosters als Lösung fand.
Vergleichbares ist für uns alle gegenwärtig erforderlich. Die 75 bis 80 Jahre währende Friedenszeit und Nachkriegsordnung wurde durch Trump und seine Claqueure mit einem Federstrich für beendet erklärt, ohne an dessen Stelle etwas Anderes, Neues zu setzen. Obwohl der entsetzliche Krieg in der Ukraine unvermindert andauert, entziehen Trumps USA nicht nur dem durch russische Aggression überfallenen Land seine Unterstützung; Trump erblödet sich zudem nicht, mit wehenden Fahnen ins Lager der bisherigen ideologischen Feinde, das des Aggressors Putin zu wechseln, dessen Lügen und Argumente zu übernehmen.
Trump und seine Kumpane erdreisten sich, die Frucht jahrzehntelanger Arbeit diverser US Regierungen zu delegitimieren. Auf Druck, Wunsch und mit massiver Unterstützung durch die USA wurde das weit faschistisch verseuchte Europa nach 1945 demokratisiert und entwickelte sich zu einem Hort der westlichen Demokratie. Nun stellt sich ein Vize-Präsident der USA hin und spricht uns ab, Demokraten zu sein, vergleicht uns mit einer Diktatur, macht gar die weitere Unterstützung der USA davon abhängig, dass wir in diese Lügen und falschen Anschuldigungen einwilligen, indem wir ausgewiesene Verfassungsfeinde an die Macht lassen.
Doch nicht nur sicherheitspolitisch inszenieren Trump und seine Speichellecker einen Super-Gau. Mit seinen ungerechtfertigten Strafzöllen hebelt er die ebenfalls von den USA ins Leben gerufene internationale Zusammenarbeit aus, beendet die Globalisierung. Trump wickelt die bisherigen Bemühungen zum Schutz der Umwelt und die Maßnahmen gegen den Klimawandel ab. Gleichzeitig zerstören er und vornehmlich sein Adlatus Musk die USA, ihre Behörden und Institutionen von innen heraus.
Daneben müssen wir Deutsche aktuell einen außerplanmäßigen Wahlkampf nebst vorgezogener Wahlen über uns ergehen lassen, inmitten einer einseitigen, verzerrten aufgeheizten innenpolitischen Stimmung. Das Wahlergebnis verheißt angesichts der Gemengelage weder die dringend erforderliche Klärung, noch eine neue, stabile Regierung.
Da uns Trump zudem den bisherigen militärischen Schutz und Beistand in Form der Nato entzogen hat, stehen wir aktuell der sich ausweitenden Aggression durch Russlands Diktator Putin nahezu schutzlos gegenüber.
Sämtliche der angesprochenen gewaltigen Probleme machten für sich allein erforderlich, sich in Ruhe zu besinnen und schnelle, konstruktive Lösungen zu finden, die von einem überwältigenden gesellschaftlichen Konsens getragen werden. Doch danach sieht es, angesichts der angeheizten Situation und der zahlreichen völlig unterschiedlichen Positionen unter den Politikern absolut nicht aus.
Deshalb erneut: es ist unabdingbar, dass wir uns eine kurze Auszeit nehmen, den Stecker ziehen, uns besinnen, nach den besten, tragfähigen wie erforderlichen Lösungen suchen, diese gemeinsam beschließen und sodann gemeinsam mit Überzeugung und ohne zeitliche oder finanzielle Einschränkungen umsetzen. Politisch wie militärisch ist es für Deutschland ungefähr zehn nach Zwölf, für Europa ungefähr 15 nach Zwölf.
Mein Vertrauen in unsere aktuellen Parteipolitiker und die in Regierungsverantwortung drängenden ist allerdings unterdurchschnittlich entwickelt. Kanzler Scholz hat drei Jahre lang nachgewiesen, dass er neben vielen anderen Unzulänglichkeiten über keinerlei Problemlösungskompetenz verfügt. Herr Merz, ein älterer Herr, der im Rentenalter endlich jene Position erklimmen will, die ihm Merkel vor zwanzig Jahren verwehrte, verfügt über keinerlei Führungserfahrung noch die damit verbundene Kompetenz Probleme zu erkennen und zu lösen. Seine Wahlkampfrezepte wirken wie der zweite oder dritte Aufguss des Kohl’schen Kaffeeautomaten. Sie werden der verfahrenen, gefährlichen und komplizierten Gegenwart nicht gerecht. Die anderen Bauernfänger- und Klientelparteien haben eh keine Zukunft sondern nur aufgewärmte Vergangenheit zu bieten. Und die Grünen haben gezeigt, dass ihnen Ideologie über Pragmatismus geht, in sämtlichen Politikfeldern. Wen also wählen ??? Von wem die Lösung der gewaltigen wie drängenden Probleme erwarten ???
Deutschland sollte etwas in Erwägung ziehen, das Italien, das bereits mehrfach in existentiell bedrohlicher Lage war, tat: eine Regierung aus Fachleuten, Parteiunabhängig, installieren, die in der Lage wäre, Probleme zu erkennen, Lösungen zu finden und umzusetzen. Anschließend könnte man zur parteiischen Gezänk-Regierung zurückkehren, so Deutschland in seiner heutigen Form überhaupt noch existiert.
Die andauernde Existenz des wiedervereinigten Deutschlands ist angesichts der gegenwärtigen Situation sowie des Zustands des Landes, seiner Gesellschaft wie Wirtschaft und seiner Parteien alles andere als gesichert. Wenn ich aktuell eine sog. Technokraten-Regierung empfehle, abseits des üblichen parteipolitischen Gerangels, welches wir während drei Jahren Ampel „bewundern“ konnten, so deshalb, weil ich zumindest ansatzweise weiß, wovon ich spreche. Während meiner aktiven Zeit als Manager kam ich drei Mal als Sanierer zum Einsatz, in Unternehmen, die ähnlich Deutschland aktuell, finanziell gesehen mit dem Rücken zur Wand standen. Auch wenn ich mich seinerzeit nicht ins Kloster zurückziehen konnte, so kapselte ich mich dennoch die ersten drei Monate, sprich ungefähr 100 Tage lang vom Tagesgeschäft ab, um mich in die Zahlen vertiefen zu können und diese zu analysieren. Sobald erste mögliche Ursachen erkannt waren, suchte ich das Gespräch mit den betroffenen Mitarbeitern in den jeweiligen Abteilungen. Anschließend machte ich mich mit sämtlichen Abläufen des Tagesgeschäfts vertraut, weil nur so zu erkennen war, welche Auswirkungen auf die internen Abläufe wie Kunden und Lieferanten des Unternehmens die notwendigen Änderungen haben würden. Bei existentiellen Problemen oder vor großer Investitionen simulierte ich in einem Teilbereich die geplanten Änderungen. Erst wenn sämtliche Kennzahlen und Daten sowie die Rückmeldungen aus der Einbeziehung der Mitarbeiter in die Veränderungsprozesse ein erfolgreiches Gelingen signalisierten, schritt ich zur Tat und setzte binnen der nächsten zwei, drei Monate die geplanten Umstrukturierungen oder Veränderungen in enger Absprache und unter Einbeziehung von Betriebsrat und Mitarbeitern um. Jede Sanierungsmaßnahme war ein Erfolg, in finanzieller wie immaterieller Hinsicht. Ein einziges Mal ging die Sanierung schief, weil die Konzernleitung während der Umstrukturierung kalte Füße vor der eigenen Courage bekam. Statt meinen eigenen Kopf zu retten, indem ich die Rolle rückwärts mit vollzogen hätte, kündigte ich, schmiss hin. Es wurde nicht nur finanziell ein Desaster für das betroffene Unternehmen.
Vergleichbares erleben wir nahezu täglich, jährlich im Regierungsapparat. Da werden Maßnahmen verwässert oder zurück genommen mit unguten Ergebnissen. Politiker, die ständig auf ihre Popularität schielen und ihr Verhalten immer neu an der Meinung potentieller Wähler ausrichten, scheitern. Deshalb spricht alles für parteiunabhängige, auch vom Wählervotum unabhängige Fachleute ihrer jeweiligen Disziplin. Ihnen bestimmte Kernprobleme anzuvertrauen, würde helfen diese innerhalb kurzer Teil anzugehen und zu lösen. Dazu zählt die Wiederbewaffnung und der Ausbau der Bundeswehr. Die Ausrichtung der Wehrindustrie auf das notwendige Produktionsmaß. Die Behebung aller Infrastrukturprobleme Deutschlands, sowie die Digitalisierung und Verschlankung der Behördenapparate. Schließlich der erforderliche Abbau von nationaler wie europäischer Überregulierung. Die verhältnismäßige soziale Ausbalancierung der Steuern und Abgaben. Die Überarbeitung der gesamten Einwanderungs- und Integrationsvorgänge. Die Sanierung von Kranken- und Pflegeversicherung. Die Sanierung sozialer Leistungen einschließlich Gesetzgebung. Die Anpassung des Rentensystems an Altersaufbau und Einbeziehung sämtlicher Bevölkerungsgruppen in die Finanzierung des Systems. Die Sanierung der Bahn. Die Vorlage einer endgültigen, überarbeiteten, angepassten Verfassung.
Natürlich wird das alles ein frommer Wunsch bleiben. Wir bekommen die nächste, parteiische, von internem Gezänk bestimmte Regierung, ohne Macher und Praktiker. Das Ganze potenziert sich auf EU und Noch-Nato-Ebene, mit der üblichen babylonischen Sprachverwirrung und nicht bzw. falsch getroffenen halben Entscheidungen. Da wir als Gesellschaft ganz offensichtlich nicht bereit sind, den Stecker zu ziehen, uns die nötige Auszeit zu nehmen, sowie die notwendigen, wenn auch unpopulären Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, werden wir sehenden Auges zum Spielball des diktatorischen Trios Putin, Xi und Trumps. Rette sich wer kann. Solange wir noch können.
Seit nunmehr neun Jahren gehöre ich zu den jährlich 250.000 bis 300.000 Bundesbürgern mit hoher Qualifikation und Fachkompetenz, die Deutschland für immer den Rücken kehren, um im besser aufgestellten oder organisierten Ausland zu leben. Dass wir als Ausgleich dafür seit über zehn Jahren vornehmlich unqualifizierte Menschen ins Land lassen, verschärft dieses ohnehin ernsthafte Problem. Dass Deutschland inzwischen nicht einmal mehr in der Lage ist, seinen im Ausland lebenden Bürgern termingerecht Wahlunterlagen zukommen zu lassen, sowie für den termingerechten Rückversand zu sorgen, passt perfekt ins Bild des maßlos überforderten Landes einschließlich seiner überforderten Regierung und Behörden. So verzichten Parteien auf wertvolle Stimmen, inzwischen, bei dieser Wahl wohl in Höhe von einigen zehntausend Stimmen. Das muss man sich erst mal leisten können !! Die AfD wird’s freuen, deren Wähler leben ja selten im Ausland.
Titelbild: Fred Po CC BY-SA 2.0 DEED via FlickR
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