Frederik D. Tunnat
Realismus drückt das Verhältnis eines Menschen zur Wirklichkeit aus. Der Duden nennt als Synonym für Realismus folgerichtig das Wort „Wirklichkeitssinn“. Einen realistischen Mensch bezeichnet man als Realist. Realismus ist eine Form der Lebensauffassung. Dinge und Menschen so zu nehmen wie sie sind, sprich ihre Wirklichkeit – positiv wie negativ, realistisch einzuordnen, stellt Realismus dar.
Vor 35 bis 40 Jahren nahm ich an einer großangelegten, repräsentativen wissenschaftlichen Untersuchung der Uni Hannover teil. Es waren Unmengen von Fragen zu beantworten, die per EDV, wie man das damals nannte, ausgewertet wurden. Als Dank für die Teilnahme erhielt jeder Teilnehmer anschließend eine Kopie der ausgewerteten Analyse, sowie als Schmankerl eine Einschätzung der eigenen Person im Vergleich mit allen anderen Teilnehmern. In meiner Auswertung, die gar mit einem handschriftlichen Gruß und Kommentar des federführenden Wissenschaftlers, eines Soziologie-Professors, versehen ankam, stand neben vielem anderen ein Satz, der sich mir beim Lesen ins Gedächtnis einbrannte: „Sie sind ein gnadenloser Realist“.
Mit anderen Worten ein Mensch, der alles, was er beobachtet, analysiert, auswertet, worüber er sich äußert, realistisch, wirklichkeits- und wahrheitsgetreu wahrnimmt. Das führt zu dem was mit dem Begriff „gnadenlos“ gemeint ist: ungeschminkte, knallharte Auswertung, Analyse dessen, was als Realität erkannt, wahrgenommen wurde.
Wie wohl ich mich zunächst damit schwer tat, diese Aussage anzunehmen, mich mit ihr zu identifizieren, musste ich im Lauf meines weiteren Lebens feststellen, dass die Beschreibung zutreffend ist: gnadenloser Realist. So erkannte ich in vier Unternehmen, lange bevor es für sie zur Realität wurde, die sich nicht länger verleugnen ließ, dass sich besagte Unternehmen in einer existentiellen Krise befanden, die, sollte nicht umgehend und konsequent gegengesteuert werden, sie insolvent werden würden. Natürlich wollte man meine Analyse nicht wahr haben, verweigerte sich der Realität, mit dem Resultat, dass exakt eintrat, was ich vorhergesehen und voraus gesagt hatte. (Dank meines Realismus konnte ich mich rechtzeitig in Sicherheit bringen)
Selbst im Privaten, im Zusammenhang mit meinen Beziehungen, führte mein „gnadenloser Realismus“ dazu, dass ich lange, bevor eine Situation eintrat, die die Beendigung der Beziehung nahe legte, um die Gründe und Ursachen wusste. Leider verhält es sich im Privaten wie im Beruflichen oft so, dass die Gegenseite sich der Realität verweigert, den Kopf wie man so schön sagt lieber in den Sand steckt, als ein Problem anzugehen. Ungelöste Probleme, gleich ob privater, beruflicher, politischer Natur haben die fatale Eigenschaft, so sie ignoriert werden, sich mit Vehemenz immer wieder in Erinnerung zu bringen, bis ein Punkt erreicht ist, an dem sich ein Problem „von selbst“ löst, sprich, wir den Einfluss auf eine Lösung verlieren bzw. verloren haben. Für jemanden wie mich, der ein Problem frühzeitig erkennt und oft Lösungsmöglichkeiten, es zu entschärfen oder gar zu lösen, ist es überaus frustrierend, immer und immer wieder auf Umstände und Menschen zu stoßen, die, wie etwa die frühere Bundeskanzlerin Merkel, ihr Heil im Verdrängen der Realität suchen. Sie versuchen Probleme auszusitzen, statt sich ihnen rechtzeitig zu stellen. Das führt stets dazu, dass man ab einem gewissen Punkt vom Problem eingeholt wird und eine Lösung diktiert bekommt, die überaus ungünstig ist, einem persönlich ganz und gar nicht schmeckt.
Ich könnte mich hinstellen – es gar dank diverser schriftlicher Aussagen gar belegen – dass ich frühzeitig, konkret auf das inakzeptable Verhalten Frau Merkels, ihre Realitätsverweigerung verwies – allein, es interessierte entweder niemanden oder wurde locker verdrängt. Wir Menschen sind Weltmeister darin, uns Realität zurechtzubiegen, uns Illusionen hinzugeben, statt unangenehme, unbequeme Wahrheiten zu akzeptieren, sowie die bittere Medizin zu deren Lösung im richtigen Augenblick einzunehmen. Das beste Beispiel ist die inzwischen völlig marode Infrastruktur der Bundesrepublik Deutschland. Just in dem Moment, in dem diverse andere Faktoren, wie mangelnde Finanzen es zusätzlich erschweren das nicht länger zu Leugnende anzugehen und zu beheben, fällt uns die dank Frau Merkels Ignoranz buchstäblich zu Staub fallende Infrastruktur vor die Füße. Zu Zeiten, als Steuern und Finanzen sprudelten und wir die Infrastruktur Stück für Stück hätten modernisieren können, ließen wir sie wegen Frau Merkels Ignoranz unnötig verfallen, um nun nicht über die nötigen Mittel zu verfügen, sie instand zu setzen. Es ließen sich zahlreiche weitere Fakten benennen, bei denen Realisten wie ich frühzeitig erkannten und warnten, sowie sogar vernünftige Lösungen präsentierten, doch vergebens. Es lebte sich scheinbar so wundervoll innerhalb der von Frau Merkel erzeugten vorgegaukelten Harmonie. Nun zahlen wir Frau Merkel, statt sie für ihre Realitätsverweigerung zur Rechenschaft zu ziehen, ein erhebliches Ruhegehalt, finanzieren ihr auf Staatskosten zudem ein eigene kleine Behörde, die, statt Merkelsche Probleme der Vergangenheit zu lösen, Merkel hilft, neue zu schaffen, sowie ihre Verantwortung für frühere erfolgreich zu verschleiern.
Nach dieser langen Vorrede komme ich auf mein eigentliches heutiges Anliegen: die Wahl Donald Trumps zum ersten Diktator der USA. Auch in Bezug auf Trump habe ich in diversen Artikeln, vor, während und nach seiner Amtszeit vor ihm und seiner desaströsen Art von Politik wie deren direkte und indirekte Auswirkungen auf Deutschland wie Europa gewarnt. Letztmals äußerte ich mich am 18. Juli diesen Jahres. Ich sagte seinen Wahlsieg voraus und wies ansatzweise darauf hin, was für Konsequenzen dies nach seinem Amtsantritt, Januar 2025, für Europa, die Nato, die Ukraine, die EU, aber auch für Deutschland haben wird.
Leider war die Ampel mit sich selbst und ihrer Lobbyarbeit für ihre unterschiedliche Klientel beschäftigt, statt sich realistisch auf Trump und seine beginnende Diktatur amerikanischer, wohl eher Trump’scher Prägung, vorzubereiten. So trifft es unsere seit drei Jahren hilflos und überfordert vor sich hin wurstelnde Regierung doppelt unvorbereitet. Es ist und wird ein Desaster.
Immerhin nahm ich meine eigenen realistischen Einschätzungen ernst und bereitete mich auf das nun eingetretene Szenario vor. Insofern bin ich in der Lage, zeitnah auf die in Kürze bis mittelfristig eintretenden Entwicklungen, die Trumps Agieren auslösen werden, zu reagieren. Wie beim Schachspiel muss man seine Züge – sofern man gnadenlos realistisch ist und Dinge realistisch einschätzt – im Voraus planen, um nicht durch Mitspieler schachmatt gesetzt zu werden. Als Privatperson sind die Möglichkeiten und Mittel natürlich gegenüber denen der politischen Entscheider stark eingeschränkt.
Ich sehe rabenschwarz für Deutschland, die EU, Nato, die Ukraine, das Baltikum, das, was von der Demokratie bei uns und in Europa noch übrig ist. Ich kann nur hoffen, dass meine persönlichen Vorbereitungen ausreichend und rechtzeitig genug erfolgten, um meine eigene Sicherheit für die nächsten Jahre unter dem erratischen, dementen, rachsüchtigen, irrationalem Donald Trump zu gewährleisten. Das ist und klingt ziemlich egoistisch, doch dem halte ich entgegen: Ich habe euch gewarnt, doch ihr habt es ignoriert. Nun muss Jeder mit den für sich spürbaren Folgen klarkommen. Es fühlt sich absolut schlecht an, recht behalten zu haben.
Wer mag, kann meine diesbezüglichen Artikel hier und hier nachlesen.
Titelbild: IoSonoUnaFotoCamera CC BY-SA 2.0 DEED via FlickR
Auch ein Blog verursacht Ausgaben ...
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