Von Frederik D. Tunnat
Inzwischen pfeifen es nicht nur die Spatzen von den Dächern Washingtons und vom Weißen Haus. Sogar der scheidende US-Präsident Joe Biden sah sich gezwungen vor der herauf dräuenden Oligarchie in den USA eindringlich zu warnen.
Was man unter einer neuzeitlichen Oligarchie zu verstehen hat, wissen wir sehr genau; wir können es seit Jahren an Russland an dessen Diktator Putin ablesen: eine Oligarchie setzt eine Reihe schwerreicher, sehr korrupter Oligarchen voraus, die gemeinsam mit dem herrschenden Diktator ihr Land finanziell auspressen und für ihren persönlichen Reichtum ausbeuten. Dazu schulden die Oligarchen ihrem Diktator unbedingte Loyalität, ja Unterwürfigkeit, damit der sie an der Ausbeutung des von ihm okkupierten Landes partizipieren lässt. Wer es an Loyalität missen lässt, verbal aufmuckt oder sonst irgendwie die Laune des Diktators trübt, fällt im Allgemeinen früher oder später aus einem hohen Stockwerk irgendwelcher Hochhäuser, oder wird mittels eines kleinen Bömbchens, adrett an seinem Privatflugzeug angebracht, ebenfalls aus hoher Höhe auf den Boden der diktatorischen Tatsachen gebombt. So oder so: der Diktator macht unmissverständlich deutlich: seinen jeweiligen Höhenflug verdanken seine Oligarchen seiner Macht, die er ihnen jederzeit entziehen kann, was dann zum sprichwörtlichen Fall, zum Absturz aus großer Höhe auf den Boden der Diktatur führt, unweigerlich. Dieses kleine Spiel mit dem Höhenflug und möglicher Abstürze sorgt dafür, die Oligarchen bei Laune zu halten und auf Kurs, den der Diktator vorgibt. Da Diktatoren gern täglich, oft stündlich ihre Meinung ändern, setzt das gehörig Flexibilität bei seinen Oligarchen voraus. Wer nicht flexibel genug ist, der stürzt dann gern mal aus dem Fenster, bevorzugt einem Hotel, um die Sache öffentlichkeitswirksam zu inszenieren, als Warnung an die verbliebenen Oligarchen.
Nun also eröffnet in Washington, in den USA, dem Land, das wir bisher für die Wiege neuzeitlicher Demokratie hielten, die dritte Oligarchie der Welt ihre Tore. Nach den bisherigen Zentren Moskau und Peking nun also Washington. „Willkommen im Klub“, flöten Putin und Xi auf ihren verstimmten, schräg klingenden Schalmeien. Die drei Diktatoren werden in den nächsten Monaten und Jahren daran gehen, die Welt unter sich aufzuteilen. Trump als jüngster Diktator im Klub, hat vorsorglich schon mal ein paar Duftmarken gesetzt, um zu zeigen, worauf er glaubt Anspruch zu haben: Kanada, Panama, Grönland, Mexiko, Amazon, Facebook, Instagram, Whats up, Washington Post, Tesla, X, Silicon Valley, den Obersten Gerichtshof, das Justizministerium, Verteidigungsministerium, den Senat, das Repräsentantenhaus, die TV und Medien-Konzerne, die Wall Street um es zu Anfang bei Trump üblicher Bescheidenheit zu belassen.
Solange er sich aus Taiwan, dem südchinesischen Meer, aus den Staaten des untergegangenen Sowjet-Imperiums heraushält, ziehen seine beiden Kumpel Xi und Putin da voll mit. Sie gönnen ihrem neuen Diktator-Kumpel erst mal einen ordentlichen Schluck aus der Pulle. Solange er ihre Kreise nicht stört, lassen sie ihn gern gewähren.
Während die amerikanischen Oligarchen seit dem 5. November ein atemberaubendes Tempo vorgelegt haben, um sich Diktator Trump zu unterwerfen, um von ihm in seinen Oligarchen-Klub aufgenommen zu werden, mit der Lizenz, die USA und seine Vasallenstaaten, darunter Deutschland, ausplündern zu dürfen, verfügen Putin und Xi bereits über eine jeweils handverlesene Schar speichelleckender, arschkriechender Oligarchen, da die aufmüpfigen unter ihnen bereits den Fenstersturz oder ähnliche finale Disziplinierungsmaßnahmen hinter sich haben.
Insofern sollte die Weltöffentlichkeit, speziell die politisch völlig umnebelten Deutschen, endlich begreifen, dass sie gerade Zeugen einer gewaltigen Zäsur der Weltordnung und der politischen Systeme werden. Trump hat angekündigt, Diktator sein zu wollen, er hat gesagt, man wird ihn nur ein Mal wählen müssen, um ihn für immer zu behalten. Zeit, Trump ernst zu nehmen. Der Mann wird nicht nur für vier Jahre an der Macht bleiben. Sofern er alt genug wird, bleibt er den Amerikanern lebenslang erhalten. Es wird keine Wahlen mehr geben, zumindest keine freien oder fairen. Statt dessen werden Fake-Abstimmungen via X, Facebook ect., gesteuert von entsprechenden Algorithmen, dafür sorgen, dass jede Abstimmung zu Gunsten Diktator Trumps und des ihm hörigen Obersten Gerichtshofs ausgehen wird.
Trump hat aus der Opposition heraus des fragwürdige „Wunder“ vollbracht, die traditionelle Gewaltenteilung der USA auszuhebeln und zu manipulieren. Er verfügt über die Macht im Weißen Haus, hat Senat und Repräsentantenhaus in der Tasche, konnte sich korrupte, von ihm ernannte oberste Richter gefügig machen, hat die frei Presse und freie Meinungsäußerung eliminiert, indem Medienkonzerne nur noch positiv über ihn berichten, hat die Riege der Tech-Unternehmer samt ihren Sozialen Medien dazu gebracht, vor ihm zu kapitulieren, nach Mar-a Lago, seinem Fake-Schloß zu pilgern, vor ihm einen Kniefall zu machen, sowie seinen Ring zu küssen. Er ist zum obersten Corleone aller Mafia-Bosse der USA aufgestiegen und wird sich nächsten Montag aufschwingen aus den USA seine persönliche Diktatur zu machen.
Anzunehmen, dass eine Persönlichkeit wie Trump, innerlich seines allumfassenden Narzissmus gefangen, regiert von seinem inneren, aggressivem Kind, das nie die Pubertät und damit das Erwachsenwerden durchlaufen hat, nun versehen mit der allumfassendsten Macht, die seit Bestehen der USA je ein Präsident auf sich vereinigte – selbst die Kriegspräsidenten nicht – dazu in der Lage wäre, sich selbst und seine Allmachtsfantasien einzuhegen oder zu begrenzen, der ist naiv. Trump hat sowohl indirekt als zunehmend unverhohlen ausgesprochen, was er plant und will: die USA in eine korrupte Firmenklitsche wie die Trump Inc. umzuformen, mit sich als Diktator an der Spitze. Das Ganze geführt von sich, Familienangehörigen und ihm blind loyal ergebenen Speichelleckern.
Was ihm bisher, dank ausgebuffter Wirtschaftsberater und eigener hoch entwickelter krimineller Energie bereits gegen den Staat und seine Behörden gelang – sich frech selbst zu bedienen – wird ab Montag zur Staatsmaxime. Trump einschließlich seiner Oligarchen wird die USA nebst ihren (Noch) Verbündeten ausnehmen und auspressen wie Weihnachtsgänse. Seine Inthronisierung, an der Seite seines Nebenpräsidenten Musk, wird die letzte Gelegenheit gewesen sein, anlässlich der man sich bei Trump mit der lächerlichen Summe von 1 Million Dollar einschleimen konnte. Künftig werden dazu 100 Millionen oder gar Milliarden nötig sein. Diejenigen armseligen Politik-Darsteller, die Deutschland künftig „regieren“, werden außer der eigenen Bereicherung, der von Deutschlands Reichen, ihrer Beamten-Oligarchie, 5% vom BIP für Militärgüter von Trump-Oligarchen, sowie Schmiergeld in zweistelliger Milliardenhöhe für Trump aufbringen müssen, um sich an der langen Leine der Macht unter Musk und Trump einige Zeit im Amt halten zu können.
Die verzweifelten Armen dieser Welt, die in ihrer stupiden Verblendung ausgerechnet Menschen wie Trump, der AfD und dem BSW zur Macht verhalfen, werden die ersten und heftigsten Opfer jener Geister sein, die sie riefen. Die Zeichen stehen auf brutale, allumfassende Ausbeutung der Bevölkerungsmehrheit weltweit, zu Gunsten und Lasten der Superreichen unter dem neuen Dreigestirn an Diktatoren. Mir bleibt nur zu sagen: „Ihr habt es so gewollt!“ Aber zieht euch warm an, es wird schlimmer, als ihr es euch in euren kühnsten Träume ausmalen könnt. Dass Deutschland in dieser Situation nahezu führungs- und konzeptlos durch die Gegend wabert, trägt nicht gerade zur Stabilisierung der Situation bei. Denn je nachdem, welche Parteien letztlich die Wahl gewinnen: unsere Auswahl beschränkt sich darauf, entweder Teil von Trumps oder von Putins Diktatur zu werden. Gemolken werden wir von beiden, zuverlässig und umfassend. Unsere Superreichen werden sich, wie weiland unter Hitler, mit jedweder Diktatur arrangieren. Als Teil dieser oder jener Oligarchie werden sie sich am großen Ausweiden des arbeitenden, steuerzahlenden Volkes beteiligen. Welche Diktatur es letztlich wird, ist für Deutschlands Superreiche unerheblich. Hauptsache, sie bewahren ihre Privilegien und ihren Reichtum. Doch eines sollte unseren Superreichen, die derzeit kräftig an der faschistischen Brandschnur zündeln, bewusst sein: so ungeschoren, wie bisher, unter CDU, FDP und SPD kommen sie und ihr Reichtum unter Putin oder Trump nicht weg. Die werden einen nennenswerten Anteil für sich beanspruchen. Was zeigt, selbst Superreiche können sich gewaltig verkalkulieren, wenn sie auf neonationale, faschistische Züge aufspringen, die jedoch nicht dort ankommen, wo man hofft, sondern im Bahnhof Putins oder Trumps. Letzteres zumindest fördert meine innere Zufriedenheit: auch unsere Superreichen werden künftig stärker gemolken, als bisher, dafür sind Putin und Trump Garanten. Wie schon Goethes Zauberlehrling lernen musste: Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister Werd’ ich nun nicht los.
Also nochmals: Willkommen in der Welt der Trump-Diktatur 2.0
Titelbild: Steffi Reichert; Painting: El Bocho, Hamburg 2012, CC BY-NC-ND 2.0 DEED via FlickR
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