Von Frederik D. Tunnat

Vor 80 Jahren endete der von Adolf Hitler und Nazi-Deutschland ausgelöste Zweite Weltkrieg mit dem Sieg der westlichen Alliierten, Großbritannien und den USA, die das von den Nazis besetzte Frankreich, nach dessen Befreiung im Herbst 1944, generös beteiligten. Der andere Gewinner des Krieges, die von Hitler und den Nazis überfallene Sowjetunion, gehörte ebenfalls zu der bereits bei Kriegsende auseinanderbrechenden Allianz der Gewinner. Bestanden gegen Hitlers Armeen hatte die Sowjetunion nur dank unglaublich starker Waffenhilfe der USA und einem unglaublich hohem Blutzoll an gefallenen Soldaten.

Die von den Siegermächten ab Mai 1945 geschaffene Nachkriegs-Ordnung in Europa zerteilte den Kontinent in zwei ungefähr gleich große Hälften: im Osten unter der gewaltsamen und grausamen Vormacht Russlands und der Sowjetunion, die sich den mittleren Teil des einstigen Deutschen Reichs als Vasallenstaat einverleibte, während sie die Ostgebiete des Reiches an Polen gab, als Ausgleich für die polnischen Gebiete im Osten, die Stalin damals der Sowjetunion einverleibte. Der Rest des vormaligen Deutschen Reichs, Nord-, West- und Süddeutschland kamen unter die Verwaltung der drei westlichen Besatzungsmächte USA, England und Frankreich. Die ehemalige Reichshauptstadt Berlin wurde viergeteilt.

Während die Sowjetunion ihren Teil Deutschlands wirtschaftlich ausweidete, sprich seine Industrieanlagen demontierte, etwas, das Frankreich in sehr kleinem Rahmen ebenfalls im Südwesten versuchte, entschieden sich die beiden angelsächsischen Siegermächte, die USA und Großbritannien nach kontroversen inneren Diskussionen für einen großzügigen Neuanfang in ihren Besatzungsgebieten. Statt, wie vom US-Minister Morgenthau vorgeschlagen, Deutschland vollständig zu deindustrialisieren und in ein reines Agrarland zu verwandeln, entschied sich die US Regierung, gemeinsam mit ihrem Verbündeten Großbritannien, für den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die Demokratisierung Nazi-Deutschlands. Geboren war dieses scheinbar großzügige Angebot der Westalliierten aus der Erkenntnis heraus, nur so, indem sie das besiegte, am Boden liegende Deutschland schnell wieder aufbauen und aufrüsten würden, dem Hegemonialstreben Stalins und der Sowjetunion Einhalt gebieten zu können.

Man nahm die vollzogene Teilung Europas und Deutschlands als Tatsache hin, machte jedoch unmissverständlich deutlich, dass man eine weitere Ausbreitung der Sowjetunion und ihres sogenannten kommunistischen Politikmodells, eine spezielle Form einer menschenverachtenden Diktatur Stalins, nicht hinnehmen würde. Die Teilung des Kontinents in eine östliche und westliche Hälfte wurde in den Jahren zwischen 1945 bis 1949 akzeptiert und zementiert. Dabei traten speziell die USA als Förderer und Gönner des besiegten und wirtschaftlich zerbombten Deutschlands auf. Statt des Morgenthau-Plans setzten sie auf den Marshall-Plan, der  große Summen an Kapital aus den USA nach Deutschland lenkte, um dessen Wirtschaft wieder aufzubauen. Um den Millionen Heimatvertriebenen, arbeits- und wohnungslosen Deutschen das Überleben zu sichern, wurde zudem die sog. Care-Aktion ins Leben gerufen, bei der US-Bürger und Firmen Lebensmittel und Kleidung spendeten. Diese als Pakete verpackten Care-Pakete ermöglichten Millionen Deutschen die ersten zwei, drei Jahre zu Überleben.

Parallel wurden die führenden Nazis angeklagt und abgeurteilt, vorwiegend in den Dachauer und Nürnberger Prozessen. Die Millionen Mitläufer und Sympathisanten wurden „entnazifiziert“ und mit den Grundregeln der neuzeitlichen Demokratie vertraut gemacht. Unter Aufsicht der Besatzer arbeitete ein Parlamentarischer Rat deutscher Politiker eine neue, demokratische Verfassung aus, Grundgesetz genannt, weil man bis zur Vereinigung der unter sowjetischer und polnischer Besetzung stehenden Reichsgebiete keine allgemeingültige Verfassung beschließen wollte, um den später wieder vereinigten Menschen ein Mitsprache- und Entscheidungsrecht an der dann gemeinsamen Verfassung einzuräumen.

Im Frühjahr 1949 ließen die Besatzungsmächte erste allgemeine und freie Wahlen in den westlichen drei Zonen zu, womit erstmals das neue Parlament, der Bundestag gewählt wurde. Nach Konstituierung wurde eine Regierung gebildet, die von CDU/CSU unter Kanzler Adenauer geführt wurde. Sechs Jahre später erfolgte die Wiederbewaffnung Westdeutschlands mit Einführung der Bundeswehr.

All dies, der gesamte Prozess, einschließlich seiner demokratischen Struktur, wurden durch die USA und Großbritannien unter teils widerwilliger Mitwirkung Frankreichs beschlossen, vorgegeben und umgesetzt. Die USA  betrachteten Westeuropa als ihre Einflusssphäre, die sie mittels ihrer Waffen und Militärmacht beschützten.

Die seit einem Monat im Amt befindliche US-Regierung unter Donald Trump und Elon Musk ist seither dabei, das von den USA etablierte transatlantische Bündnis abzuwickeln, sowie sich aus Europa zurückzuziehen. Damit ermöglichen sie Russland unter Diktator Putin, seinen Einfluss, den er seit 25 Jahren ausbauen will, zuletzt mit dem von ihm vom Zaum gebrochenen Krieg um die Ukraine, auszubauen und die 80zig jährige Nachkriegsordnung ohne Absprache oder Konsultation mit den europäischen Verbündeten rückabzuwickeln.

Zeit, einen Augenblick inne und Rückschau zu halten, auf das Zeitalter der transatlantischen Freundschaft, der europäischen Einigung wie des langanhaltenden Friedens, ab 1945 bis 2022. Es ist das Zeitalter, das meine Generation, mich, als Nachkriegsgeneration nachhaltig prägte. Das Verhalten der nationalistisch – isolationistischen MAGA Bewegung um Donald Trump, Elon Musk, VP Vance beweist, wie fatal es sich auswirkt, nicht über den regionalen und nationalen Tellerrand hinaus zu schauen,  sich nicht international, weltweit zu vernetzen, offen zu sein für fremde, andere Einflüsse, Kulturen, Sprachen, Sichtweisen.

Wäre Donald Trump in einem weltoffenen Elternhaus mit internationalen Beziehungen aufgewachsen, umgeben von toleranten weltoffenen Eltern, wäre ihm sein krankhafter nationalistischer Weg nie und nimmer in den Sinn gekommen. Wäre Elon Musk nicht in einem zerrütteten Elternhaus, zudem anfänglich innerhalb des Apartheidsystems Südafrikas aufgewachsen, er würde sich aktuell nicht wie das größte Arschloch der Welt gebärden.

Dass ich weiß wovon ich spreche, möchte ich wie folgt verdeutlichen. Es war der 21. Juli 1969, der Tag, als erstmals in der Geschichte der Menschheit ein Raumschiff auf dem Mond landete und Astronaut Neil Armstrong, ein US-Amerikaner, weltweit im Fernsehen übertragen, äußerte, nachdem er wie ein Känguru über den Mondboden hüpfte: „Ein kleiner Schritt für einen Menschen – aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.“

Gemeinsam mit rund 15 anderen Jugendlichen aus Europa wohnte ich diesem einmaligen Ereignis bei, in unserem damaligen Wohnzimmer. Gemeinsam mit mir schauten außer meiner Mutter und der Frau des Stuttgarter Bürgermeisters Jugendliche beiderlei Geschlechts aus Finnland, Italien, Frankreich, der Schweiz, England, Deutschland und den USA, sowie als Besonderheit eine junge Frau aus der Tschechoslowakei, also aus Osteuropa, dem Spektakel zu. Letztere war nur dank einer diplomatischen Eulenspiegelei im Westen, beim „Klassenfeind“, nur ein Jahr, nachdem Truppen der Sowjetunion und des Warschauer Pakts den kurzen Prager Frühlings mittels militärischer Gewalt 1968 erstickt hatten.

Der Vater der jungen Frau aus dem Ostblock, wie es damals hieß, war ein ehemaliger Fabrikbesitzers und Rotarier der ungarischen Minderheit des slowakischen Landesteils, nach damaliger Lesart in seiner Heimat ein Kapitalist. Zu k.u.k Zeiten, also der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, hatte der Großvater unserer Besucherin eine Fabrik im Kaiserreich gegründet, die sein Sohn, Vater der Besucherin, in der Zwischenkriegszeit von 1919 bis 1939 übernommen hatte. Während der Okkupation durch deutsche Nazis blieb die Fabrik im Besitz der Familie, bis 1945 die Rote Armee einmarschierte und die Ordnung des Landes radikal umkrempelte. Die Familie wurde enteignet, die Fabrik verstaatlicht. Der ehemalige Fabrikbesitzer kam ins Gefängnis, nach ein paar Jahren wieder frei, machten ihn die nun herrschenden Kommunisten zum Pförtner seiner ehemaligen Fabrik. Als solcher fristete der kulturbeflissene, gebildete Mann, ähnlich wie Alexander Dubček nach 1968, sein Dasein als proletarischer Abschaum der neuen Machthaber.

Auf Grund seines Schicksals entwickelte der ehemalige Fabrikant eine lebensgefährliche Erkrankung, die trotz Operation in der damals kommunistischen CSSR nicht ohne zusätzliche Medikamente aus dem Westen behandelt werden konnte. Die dazu nötigen Devisen besaß der verarmte Mann nicht. In seiner Not erinnerte er sich seiner rotarischen Freunde von vor 1945. Er schrieb diverse Briefe an mehrere Rotary-Klubs im westlichen Ausland. Er einzige Brief, der je beantwortet wurde, war jener, den er nach Stuttgart schickte, und den mein Stiefvater  öffnete. Da schnell klar war, dass ein solches Ansinnen nicht in den Rahmen der Rotary-Stiftung passte, erbot sich mein Stiefvater, die Kosten für die Medikamente aus eigener Tasche zu finanzieren. Es wurde eine mehrere tausend DM teure Behandlung, die sich über viele Jahre hinzog. Die übersandten Medikamente beförderten einen Briefwechsel zwischen den beiden Männern, der zunehmend vertrauter wurde, weshalb die Familien einbezogen wurden. Ausgerechnet im Jahr der Niederschlagung des Prager Frühlings bat der gute Mann um die Gelegenheit, seiner jüngsten Tochter einmal in ihrem Leben einen Besuch im goldenen Westen zu ermöglichen. Mein Stiefvater sprach beim Auswärtigen Amt vor, das sich nicht zuständig fühlte. Nachdem wir dem befreundeten Bürgermeister Stuttgarts von unserem Problem mit dem Gast aus der CSSR berichtet hatten, verfasste der ein offizielles Schreiben an seine Amtskollegen im mährischen Brünn und im böhmischen Prag. Einer von beiden reagierte, besaß Kontakte ins CSSR Außenministerium und urplötzlich, im Frühjahr 1969, für uns völlig unerwartet, erhielt die junge Dame ein Besuchsvisum für Deutschland über die Dauer von drei Monaten. Sechs Wochen verbrachte sie in unserem Haushalt, die restliche Zeit im Haus des Vorstandsvorsitzenden von IBM Deutschland in Sindelfingen.

Während es für uns Westeuropäer und Amerikaner völlig normal war, miteinander zu verkehren, war unser Gast aus der CSSR, zumal nur Monate nach dem Einmarsch in Prag, der Paradiesvogel unter unseren Gästen. Da sie nur Slowakisch, Tschechisch, Russisch und Ungarisch sprach, während ihr österreichisch angehauchtes Deutsch anfänglich unterentwickelt war, war es meine Aufgabe so gut als möglich auf Deutsch, Französisch und Englisch hin und her zu dolmetschen. Nicht nur aus diesem Grund ist mir dieser besondere Tag in lebhafter Erinnerung geblieben. Es war auch ein Tag der lebendigen transatlantischen Freundschaft. Wir alle freuten uns mit und für die Amerikaner und empfanden deren technischen Triumph auch als unseren gemeinsamen. Für unseren Gast von hinter dem Eisernen Vorhang muss es ein merkwürdiges Gefühl gewesen sein, inmitten all der offiziellen „Klassenfeinde“ miterleben zu müssen, wie die Amerikaner die russischen „Brüder“ vorführten. Trotz der enormen Verlockungen des Kapitalismus, denen sie über drei Monate ausgesetzt war, ausgerechnet in Haushalten der westdeutschen Oberschicht, entschied sich die junge Frau zur Rückkehr in ihre Heimat, um die Unversehrtheit und Sicherheit ihrer Eltern und Geschwister nicht zu gefährden, die dem Regime als Geiseln dienten. Genau zwanzig Jahre später besuchte sie uns erneut. Gorbatschows Lockerungsübungen machten es möglich. Sie kam in Begleitung ihrer Tochter, der sie den verklärten, goldenen Westen ihrer Jugend zeigen wollte. Die Enttäuschung, wie sich dieser Westen entwickelt hatte, war ein Schock für unseren östlichen Gast. Unsere beiden Leben hatten ihre systemimmanente Entwicklung genommen: als Tochter eines Kapitalisten durfte sie kein Abitur machen, folglich nicht studieren, war somit, wie der Vater zum Verharren auf der untersten Ebene des real existierenden Sozialismus verurteilt. Erlösung und Erleichterung brachte die Unabhängigkeit. Die Fabrik wurde der Familie rück- übereignet. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Armut begann 1991 ein neues Kapitel.

Die nächste Episode ereignete sich zwischen den Jahren 1973 und 1977, also zwischen Jom-Kippur-Krieg und Beginn des israelisch-ägyptischen Friedensprozesses. Wir saßen erneut in unserem Wohnzimmer. Gäste waren ein US-amerikanischer Professor aus Harvard, ein TV-Moderator aus Beirut (Palästinenser), Korrespondent Konzelmann nebst seinem Boss vom Süddeutschen Rundfunk, ein israelischer Designer und Architekt, die Journalistin und Wirtschaftswissenschaftlerin Toni Stolper, ebenfalls Jüdin, damals in den USA lebend, sowie eine junge Abteilungsleiterin des State Department in Washington, eine junge Italienerin, deren Familie in Herrenberg lebte und arbeitete und zu unseren Freundeskreis gehörte. Sie hatte einen US-Amerikaner geheiratet, war in die USA gezogen, hatte Karriere im State Department gemacht, war zu Besuch bei ihren Eltern. Trotz der aufgeladenen politischen Situation in Nahost waren aus dem Kreis unserer Gäste keinerlei Ressentiments oder Vorurteile zu spüren, als wir die Situation nach Ende des Jom-Kippur, vor Beginn der offiziellen Friedensverhandlungen, diskutierten. Angesichts des geballten Sachverstands wurden mindestens zwei sehr gute, alternative Wege zur Lösung des anhaltenden israelisch – palästinensischen Konflikt erörtert. Wären die Politiker beider Seiten damals nur so nah beieinander gewesen, wie unsere illustren Gäste, wir hätten eine gute Blaupause für ein besseres Abkommen als das später in Camp David gefundene geliefert.

Beide Episoden zeigen, wie wichtig es ist, offen und ohne Vorbehalte miteinander zu kommunizieren, über Länder- und Religionsgrenzen hinweg, ohne politischen Weltanschauungen zu großen Raum zu geben. Ich bin überzeugt, Menschen, die sich aktiv und ohne Vorurteile an derartigen Gesprächen und Zusammenkünften beteiligen, sind niemals in der Lage, später gegeneinander zu kämpfen, sich einer einseitigen Ideologie zu verschreiben. Denn Ideologie schließt andere Argumente, anderes Denken, andere Empfindungen aus, macht potentielle Gesprächspartner zu Gegnern.

Nur fünf Tage nach dem 21.7.1969 fuhr ich für den Rest des Sommers nach England, um die Zeit an einer Königlich Internationalen Sprachschule zu verbringen, deren Schüler aus allen Ländern der damals freien Welt stammten, einen halben Tag ihre englischen Sprachkenntnisse verbesserten, um den Rest des Tages bei Exkursionen und mit dem Eintauchen in die englische Geschichte und Kultur zu verbringen. Wir wohnten nicht im der Schule angegliederten Internat, noch in einem Hotel, sondern waren über die ganze Stadt in Familien verteilt, die dem internationalen Austausch gegenüber aufgeschlossen waren und ihre eigenen Kinder von der Insel in die ganze Welt schickten, um diesen zu ermöglichen, sich ebenfalls eine eigene Meinung über andere Länder und Kulturen zu bilden.

Hätten Trump, Musk oder Vance vergleichbare Erfahrungen als Jugendliche sammeln können, würden sie heute nicht einen solchen Hass aus Einwanderer aus anderen Ländern und Kulturen mit sich herum schleppen.

Der überhastet und völlig konzeptionslose abrupte Rückzug der USA aus Europa und Deutschland macht Platz für ein plötzliches Machtvakuum, dass das bis an die Zähne bewaffnete und als einziges Land in Europa hochgerüstete Russland unter Diktator Putin zweifellos nutzen wird, seinen Einfluss auf die Staaten des vormaligen Warschauer Pakts auszuweiten. Damit wächst, noch bevor der andauernde Krieg in der Ukraine zum Stillstand gekommen ist, die Gefahr eines auf halb, wenn nicht ganz Europa ausgreifenden Krieges.

Nun rächt sich, dass eine knappe Mehrheit der US-Wähler sich für einen erratischen, völlig undisziplinierten, geistig und emotional unterentwickelten Mann im Weißen Haus entschieden haben, der bereits als Leiter einer örtlichen Polizeiwache oder Feuerwehr eine große Gefahr für die Mitarbeiter wie die Bürger seiner Gemeinde darstellen würde. Einem solch unberechenbaren Menschen, der über keinerlei Selbstkontrolle noch jegliches Maß an realistischer Selbsteinschätzung verfügt, die derzeit noch größte und stärkste Armee der Welt samt ihrer Atomwaffen anzuvertrauen, gleicht einem Himmelfahrtskommando.

Trump und der ihn manipulierende Musk sind seit vier Wochen unermüdlich damit beschäftigt, bös- und mutwillig nicht nur den eigenen Regierungsapparat und ihre 250zig jährige Demokratie zu zerschlagen; sie schaffen unwissentlich nicht nur ungeahnte Probleme für die sich aus Europa zurückziehenden USA und ihre bisherigen Verbündeten; das Trump/Musk Duo schafft in maßloser Selbstüberschätzung eine Menge neuer, völlig unnötiger Probleme. So will es Kanada den USA als Bundesstaat einverleiben, obwohl die Kanadier das absolut nicht wollen. Trump will den Panama-Kanal zurück, den die USA vor 50 Jahren abgegeben haben. Trump will seinen USA, also Trumpistan, Grönland einverleiben, obwohl weder Dänemark noch Grönland selbst dies wünschen. Trump will den Gazastreifen entvölkern und offiziell den USA einverleiben, tatsächlich jedoch zu einer gigantischen Immobilienanlage in seiner oder der Inhaberschaft seines Schwiegersohns machen, nominell unter israelisch-amerikanischer Hoheit.

Jedes dieser imperialen Anliegen, das bar jeglicher Vernunft und jenseits des Völkerrechts angesiedelt ist, hat das Potential – speziell der seit 80 Jahren schwelende, ungelöste Konflikt um Palästina und die Palästinenser – für sich genommen einen lokalen oder überregionalen Krieg auszulösen, nebst damit einhergehender weltwirtschaftlicher Probleme.

Doch einem sich omnipotent fühlenden Menschen wie dem kindlich-kindischen Trump ist die Dimension der durch ihn und seine impulsiven Handlungen ausgelösten Probleme längst nicht genug. Zusätzlich muss er sämtliche bisherigen Partner der USA mit einem beispiellosen Handelskrieg und Strafzöllen überziehen, sie mit völlig unangemessenen, unverschämten Forderungen und Ultimaten bis hin zu Androhung militärischer Gewalt überziehen, statt sich über den Verhandlungsweg mit ihnen zu einigen.

Während er bisherige US Partner wie Leibeigene oder Sklaven behandelt und abkanzelt, versucht er sich bisherigen Systemgegnern, den Diktatoren Putin, Xi Jinping und anderen gegenüber nicht nur konziliant, sondern geradezu unterwürfig und anbiedernd zu verhalten, und ihnen vorab, ohne jede Verhandlung oder Gegenleistung Zugeständnisse macht, oft auf Kosten von Verbündeten, die angetan sind, die USA binnen kürzester Zeit zum verhasstesten Land der Welt zu machen. Denn kein Land wird, selbst wenn es aus militärischen Erwägungen heraus auf einen offenen Konflikt mit König Trump und seinem Paladin Musk verzichtet, ohne Gegenreaktion mit sich machen lassen, was ein wild gewordenes, durchgeknalltes Kind im Körper eines Erwachsenen ihnen antut.

Trump völlig unnötige Preisgabe bisheriger Positionen gegenüber Putin, China und Nordkorea wird ihm mittelfristig keinerlei Dank oder Entgegenkommen der derart Begünstigten einbringen, sondern große zusätzliche Probleme mit diesen, bis hin zu Krieg.

Es ist mehr als tragisch, dass wir es aktuell zulassen bzw. glauben, gezwungen zu sein, einem trotzigen Jugendlichen in Gestalt eines zornigen alten Mannes, der seinen Konflikt mit dem Vater nie verarbeitet und überwunden hat, zu erlauben, eine austarierte, 80 Jahre lang funktionierende Welt- und Wirtschaftsordnung in Schutt und Asche zu legen, um dafür im Endergebnis das zu bekommen, was die Menschen nach 1933 in Deutschland mit Hitler bekamen: einen weltweiten Krieg, der ihr Land völlig zerstörte, die Weltwirtschaft auf Jahrzehnte lahm legte, aberwitzig viele Millionen Menschen den Tod brachte, um in einem entsetzlichen Inferno im umzingelten Berlin mit Selbstmord des Auslösers zu enden.

Unser aktuelles Problem besteht nicht nur in einem entfesselten Trump, der sein Land in Geiselhaft hält, sondern in nationalen, völlig unfähigen überforderten europäischen Politikern, die ausschließlich Schönwetterverhältnisse und überquellende Kassen gewöhnt sind, statt Macher und Problemlöser zu sein, die mit den vorhandenen, eingeschränkten Ressourcen, aber dafür mit Kompetenz und Zivilcourage eine Menge mehr bewirken könnten, als mit immer höheren Schulden auf Kosten der nachfolgenden Generationen.

Es ist Zeit, aufzustehen, klar Position zu beziehen und sowohl unseren Politikern wie Herrn Trump klarzumachen, bis hier und nicht weiter. In Deutschland haben wir nächsten Sonntag Gelegenheit, unser Schicksal ein wenig mitzubestimmen. Entscheidend ist eine hohe Wahlbeteiligung und die Wahl derjenigen Parteien, die etwas Problemlösungskompetenz erkennen lassen. Anschließend bleibt zu hoffen, dass die gewählten Parteien angesichts der gewaltigen aktuellen Probleme dieses Mal wirklich geeignete Mitglieder in politische Verantwortung schicken, statt nach Parteiproporz, denen bewusst ist, dass sie sich nicht weiter derart massive  Fehler und Fehleinschätzungen erlauben können, wie dies die Ampel-Regierung und die Merkel-Regierungen davor seit nunmehr zwanzig Jahren taten.

Weder wird der Klimawandel länger auf uns warten, noch die zunehmende Kriegsgefahr, noch die Auswirkungen der sozialen Unausgewogenheit, die sich seit 30 Jahren durch die Gesellschaft Deutschlands in die völlig falsche Richtung gefressen haben. Schaffen wir jetzt nicht den nationalen Konsens, einschließlich des gesellschaftlichen, klimatischen wie den politischen Turn-Around, dann wird schwarz sehen und malen unser geringstes Problem sein.

Titelbild: Larry CC BY-NC-ND 2.0 DEED via FlickR

Auch ein Blog verursacht Ausgaben ...

… Wenn Ihnen / Euch Europa.blog gefällt, dann können Sie / könnt Ihr uns gerne auch finanziell unterstützen. Denn auch der Betrieb eines Blogs ist mit Kosten verbunden für Recherchen, Übersetzungen, technische Ausrüstung, etc. Eine einfache Möglichkeit uns mit einem kleinen einmaligen Betrag zu unterstützen gibt es hier:

304