Der folgende Artikel des Brüsseler Politik-Analytikers Hugo Lüders über Edith Cavell wurde im englischen Original am 4. November 2015 auf der Webseite First World War Hidden History und zudem auf der Webseite https://www.academia.edu/ veröffentlicht.
Edith Cavell war eine britische Krankenschwester, die in Brüssel arbeitete, als der erste Weltkrieg begann. 1915 wurde sie wegen Fluchthilfe für alliierte Soldaten und Hochverrat durch die deutsche Besatzungsarmee angeklagt, zum Tode verurteilt und am 12. Oktober 1915 in Brüssel hingerichtet.
Seitdem wird Edith Cavell in Belgien und Großbritannien als prominenteste Heldin des Ersten Weltkriegs gefeiert.
Jahrzehntelang bestritten die belgische und die britische Seite, dass Edith Cavell eine Spionin war, und sie stellten ihre Hinrichtung durch die deutsche Armee als kaltblütigen Mord dar. Doch inzwischen zeichnen einige Untersuchungen ein differenzierteres Bild von den Aktivitäten Edith Cavells in Belgien während des Ersten Weltkriegs, bis sie von der deutschen Armee verhaftet wurde.
Hugo Lüders‘ Artikel beschäftigt sich mit diesen neueren Untersuchungen und wurde wie folgt auf der Webseite First World War Hidden History vorgestellt:
Die erstaunliche Geschichte der „Commission for Relief in Belgium“ wird weitgehend ignoriert. Sie wird nicht in Geschichtskursen an Schulen oder Hochschulen unterrichtet. Im Gegensatz dazu wurde die Geschichte von Edith Cavell zu einem Mythos, der an eine Heiligsprechung grenzt. Trotz jahrelanger, sorgfältig fokussierter Forschung und der wachsenden Beweise für Ediths Mitwirkung bei der Spionage ist Hugo Lüders, ein unabhängiger Politik-Analytiker, der in Brüssel lebt, nach wie vor verwundert über die Weigerung offizieller Stellen, neu verfügbare Fakten und Erkenntnisse zu würdigen. Wir haben ihn eingeladen, seine Erkenntnisse aus der Erforschung dessen, was er die „Zweite Edith Cavell“ nennt, hier darzustellen.
Es geht in diesem Beitrag keineswegs darum, die Verdienste von Edith Cavell zu schmälern oder gar die Grausamkeit zu leugnen, die die Hinrichtung von Edith Cavell und die Todesstrafe generell bedeuten. Hugo schreibt dazu in seinem Beitrag: „Es ist wichtig, hervorzuheben, dass es hier nicht um den guten Ruf von Edith Cavell geht. Ihre Tapferkeit, Selbstlosigkeit und mutige Entschlossenheit, anderen zu helfen und sie vor dem Zugriff des deutschen Militärs zu retten, macht sie zu einem Vorbild, das es zu bewundern gilt. Dass sie auch spionierte, ist für ihre Tapferkeit unerheblich.“ Vielmehr engagiert Hugo sich seit langem – unter anderem im Kontext der Gedenkfeierlichkeiten an den ersten Weltkrieg in Belgien von 2014 bis 2018 – gegen jede Form der Glorifizierung von Krieg. Denn im Krieg ist das erste Opfer die Wahrheit. Das gilt leider für alle Seiten – unabhängig von der Frage der Kriegsschuld.
Europa.blog veröffentlicht Hugos Artikel zusammen mit dem Artikel „Edith Cavell und Gottfried Benn, der als Stabsarzt bei ihrer Hinrichtung im Oktober 1915 zugegen war“ von Jan Kurlemann, der, wie der Titel ankündigt, aus einer anderen Perspektive auf Edith Cavell schaut.
Beitrag von Hugo Lüders, Brüssel
(Zur englischen Originalversion auf World War Hidden History bitte hier klicken)
Die jüngste Sendung vom ‚BBC Radio 4‘ über die Spionageaktivitäten des „Cavell-Netzwerks“, die zum Jahrhundertgedenken an die Hinrichtung der Krankenschwester Edith Cavell durch die deutsche Armee am 12. Oktober in Brüssel ausgestrahlt wurde, [1] erinnert uns an die Entschuldigung von Papst Franziskus im Juli 2015 für die „vielen schweren Sünden“, die von der katholischen Kirche gegen die indigenen Völker Amerikas verübt wurden. Viele schwere Sünden wurden in der Tat von denen begangen, die die Verdienste von Edith Cavell in einer Weise verherrlicht haben, dass ihre Aktivitäten im Interesse diskreditierender Propaganda und zur Verurteilung der Deutschen als Mörder missbraucht wurden.
Ein „vertraulicher und geheimer Bericht“ über deutsche Kriegsverbrechen, der der Regierung Seiner Majestät bereits im Februar 1920 vorgelegt wurde, kam zu dem Schluss, dass die Hinrichtung der britischen Kriegsheldin, die mittlerweile von der Church of England [2] als eine Heilige „entdeckt“ wurde, juristisch gerechtfertigt gewesen sei. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Behauptungen, Edith sei kurzerhand kaltblütig erschossen worden, kam der Bericht zu dem Schluss, dass das deutsche Kriegsgericht „berechtigt“ war, sie zum Tode zu verurteilen. [3] Dieser Bericht wurde seinerzeits weder veröffentlicht noch in den vielen offiziellen Erklärungen und Hagiographien erwähnt, die den Mythos von Ediths Unschuld immer weiter ausschmückten und beförderten. Sie alle, einschließlich die Kirche von England, rüttelten die Weltöffentlichkeit gegen die „mordenden Hunnen“ zu ihrem eigenen Nutzen auf, nämlich die Weltöffentlichkeit und insbesondere Amerika gegen die Deutschen aufzubringen und junge Männer zu ermutigen, sich bei der Infanterie rekrutieren zu lassen. „Das Blut dieser tapferen Frau wird der Nährboden für bewaffnete Männer sein“ – „Sie hätten nichts besseres tun können, um der britischen Sache zu dienen“. [4] Nach Schätzungen sind bis zu drei volle Bataillone in Reaktion auf Edith Cavells Hinrichtung rekrutiert worden. [5] Auch heute noch sprechen Artikel und Reden, sogar von britischen Ministern [6], schlicht von der „Ermordung“ Edith Louisa Cavells.
Darüber hinaus haben die Stellen, die nunmehr stolz Cavells Spionagetätigkeiten enthüllen, überraschenderweise zugestanden, dass Edith in ein Netzwerk involviert war, das eindeutig für den britischen Geheimdienst spionierte. Dabei ist man eifrigst bemüht zu bekräftigen, dass sie nur eine „zufällige Spionin“ war. Das allein ist schon ein erstaunliches Zugeständnis. „Zufällige Spion“? Was für ein verblüffender Begriff. Das klingt so wie „halb schwanger“. Dame Stella Rimington*), ehemalige Leiterin des MI5 (der britische Inlandsgeheimdienst), moderierte im September 2015 eine Sendung von BBC Radio 4 mit dem Titel „Secrets and Spies“ (Geheimsachen und Spione) [7] und gab unumwunden zu, dass die Krankenschwester Cavell eng mit mehreren Mitgliedern des britischen Geheimdienstes zusammenarbeitete und sogar „ein führendes Mitglied“ eines Spionagenetzes in Brüssel gewesen war.
Nach fast einem Jahrhundert anhaltender Leugnung haben die beteiligten britischen Dienste offenbar ihre Position geändert. Jetzt wollen sie als die ehrlichen Makler angesehen werden, die bereit sind, die Wahrheit aufzudecken. Oder zumindest einen Teil der Wahrheit. Die Hauptquelle für die Enthüllung von Dame Stella sind Dokumente im Besitz des „Musée Royal de l’Armée“ (auf Flämisch: „Koninklijk Legermuseum“) in Brüssel, die von Mainstream-Historikern bis vor kurzem gerne ignoriert wurden, vielleicht aus der Befürchtung, dass durch die Erforschung der Originalquellen eine ganz andere Geschichte ans Licht käme. Oder sie schrieben nicht über das Spionagenetzwerk aus Sorge, Ediths Namen nicht gerade zum Zeitpunkt ihres hundertjährigen „Gedenkens“ in Misskredit bringen zu wollen.
Edith wurde zusammen mit einem anderen Patrioten, Philippe Baucq, hingerichtet. Aber die Strafen aller anderen, die im Oktober 1915 zum Tode verurteilt worden waren, wurden in langjährige Haftstrafen mit Zwangsarbeit umgewandelt. Eine ihrer Freundinnen und Komplizinnen innerhalb des Netzwerks, das viele hundert Soldaten rettete, die hinter feindlichen Linien isoliert waren, war die Lehrerin und Untergrundkämpferin Louise Thuliez. [8] Als sie nach drei schrecklichen Jahren in einem deutschen Gefängnis nach Brüssel zurückkehrte, schrieb sie eine Broschüre über die „Cavell-Organisation“, in der sie ihre Geheimdienstkontakte und die Spionage, mit der sie zu tun hatte, ausführlich beschrieb. In Sorge, dass dies die Friedenskonferenz von Versailles und den Mythos von Edith, der Märtyrerin, stören würde, wurde Louise Thuliez‘ Memoiren die Erlaubnis zur Veröffentlichung verweigert. [9]
Die in Brüssel von einem anderen belgischen Patrioten und Widerständler, Herman Capiau, nachgelassenen Aufzeichnungen [10] wurden erst kürzlich entdeckt, doch erst durch die Radiosendung von Dame Stella vom 16. September 2015 mit dem Siegel der offiziellen Anerkennung versehen. Die echte Edith war nicht so, wie man sie darstellen wollte. Sie war zweifellos eine sehr mutige und religiöse Patriotin, und wie alle mutigen Männer und Frauen, die so viel riskiert haben, um die hinter deutsche Linien geratenen britischen, französischen und belgischen Soldaten zu retten, verdient sie Anerkennung und Lob für ihren Patriotismus.
Was Edith Cavells Position heute so angreifbar macht, ist das absurde Ausmaß an Desinformation, die durch das geheime britische Kriegspropaganda-Büro im Wellington House in London initiiert und die so bereitwillig von der Kirche von England aufgenommen und ab 1915 gezielt in antideutsche Hysterie verwandelt wurde. Wäre die Wahrheit gesagt worden, hätten wir vielleicht nie etwas über Edith Cavell gehört. Ihre mutige Geschichte war nur eine unter mehreren. Obwohl es nicht viele waren, wurden während des Krieges weibliche Spione auf beiden Seiten erschossen [11], doch Edith Cavells Schicksal war von besonderer Art. Am bemerkenswertesten war, dass sie gar nicht als Spionin hingerichtet worden war; erst später bezeichneten deutsche Stellen sie als „die Spionin Cavell“. Nun gerieten die Leugner der These von ‚Cavell-die-Spionin‘ in eine Zwickmühle. Wieweit können sie heute Ediths Beteiligung an Spionagetätigkeiten eingestehen? War sie nur eine „zufällige Spionin“ oder vielleicht eine „gelegentliche Spionin“? In der Tat fokussiert sich die Diskussion auf die Frage: Wollen sie der Wahrheit überhaupt nachgehen und sie offenlegen, oder wollen sie einfach nur mit den Behauptungen der Vergangenheit weiterleben, gefangen durch die Propaganda der Vergangenheit? Wovor fürchten sie sich?
Jüngste Forschungen und Erkenntnisse über Ediths geheimen Besuch in Gent im April 1915, nur wenige Monate vor ihrer Verhaftung, wurden von den Cavell-Historikern und Apologeten ignoriert. Offensichtlich soll der den Mythos aufrecht erhalten werden, dass sie an nichts anderem als an ihrer Krankenpflege und der Rettung von vertriebenen und verwundeten Soldaten beteiligt war. Eine Gedenktafel wurde gut sichtbar an der Fassade des ehemaligen Cafés „La Ville d’Audenarde“ in Gent (die heutige „Residentie Cavell“ mit der noch vorhandenen Gedenktafel) zum Gedenken an Edith’s dortigen Besuch angebracht. [12] 1924 veröffentlichte The Times of London ein Foto der Gaststätte mit der Aufschrift „Krankenschwester Cavell’s Versteck“, jedoch ohne zusätzliche Erklärungen. Das Café und Gästehaus „La Ville d’Audenarde“ wurde in der damaligen Lokalpresse als Treffpunkt für Gauner, Widerstandskämpfer und Möchtegern-Spione beschrieben. [13] Laut den vielen Zeitungen und anderen lokalen Quellen blieb Edith Cavell mehrere Tage dort und traf dort nach lokalen Berichten unter anderem Prinzessin Marie de Croÿ (eine hochangesehene führende Widerständlerin während des Krieges). Wir müssen davon ausgehen – bis dieses geheime Treffen durch dringend benötigte gründliche Recherchen untersucht wurde –, dass Edith Cavell und Marie de Croÿ viele wichtige Informationen austauschten und dass sie sich dabei iher Umgebung voll bewusst waren. Wenn Historiker über Edith schreiben, klingt es, als ob sie nur in ihrem Büro geblieben wäre und sich auf die Grenzen des Berkendael Institute beschränkt hätte. Doch sie war mutiger und weitaus verwegener. [14]
Eines der vielen Probleme bei der Erforschung der „Zweiten Edith Cavell“ ist die fortwährende und hartnäckige Leugnung und Abwehr neuer Erkenntnisse durch offizielle Historiker und sogenannte Cavell-Experten. Für sie sind die Beweise aus dem Café „La Ville d’Audenarde“ nur eine „Anekdote“ ohne irgendeine Bedeutung. Sie leugnen sogar, dass Edith Cavell jemals in Gent gewesen ist, und bestehen darauf, dass sie diesen geheimen Knotenpunkt von Untergrundaktivitäten nie besucht hat. Die Gedenktafel und die Einweihungsfeier im August 1924 (in Anwesenheit vieler hochrangiger Vertreter, darunter britische Beamte und Offiziere) gelten nicht als Beweis. Sie verhalten sich wie die Priester, die sich weigerten, durch das Teleskop von Galileo zu schauen: „Was nicht sein darf, kann nicht sein“. Sie übersehen nicht einfach etwas, sondern ihr Verhalten ist ein bewusstes Wegschauen und Ignorieren.
Dame Stella Rimington steuerte in ihrer bereits erwähnten BBC Radio 4 Sendung eine weitere kaum bekannte Tatsache bei. Das Spionagenetzwerk schickte geheime Informationen in kleinster Handschrift nach London, eingenäht in die Kleidung der repatriierten Soldaten. Edith führte ein Tagebuch, das aus Sicherheitsgründen in ein Kissen eingenäht war und daher erhalten blieb, und das ebenfalls in winziger Handschrift geschrieben ist. [15] Ist diese Übereinstimmung reiner Zufall?
Es ist wichtig, hervorzuheben, dass es hier nicht um den guten Ruf von Edith Cavell geht. Ihre Tapferkeit, Selbstlosigkeit und mutige Entschlossenheit, anderen zu helfen und sie vor dem Zugriff des deutschen Militärs zu retten, macht sie zu einem Vorbild, das es zu bewundern gilt. Dass sie auch spionierte, ist für ihre Tapferkeit unerheblich. Aber ein solches Eingeständnis hat schwerwiegendere Folgen. Die britische Propagandamaschine im Wellington House in London [16] löste einen Sturm des Hasses gegen Deutschland aus, der auf einer Lüge basierte. Edith, der ‚Engel der Barmherzigkeit‘ wurde absichtlich in Edith, der ‚Racheengel‘, umgewandelt. Junge Männer wurden von dieser Lüge inspiriert, ihr eigenes Leben in einem sinnlosen Kampf zu vergeuden. Sie wurden durch Priester hoch von der Kanzel, von fanatisierten Frauengruppen auf der Straße, von Zeitungstiraden gegen die „Hunnen“ und aufgeblasenen Parlamentariern im Oberhaus, die beschworen, Edith sei „kaltblütig erschossen“ worden, ermutigt und aufgefordert sich rekrutieren zu lassen. [17] Das ehrliche Ausmaß ihrer Spionage-Aktivitäten zuzugeben, hätte die Zwielichtigkeit der Bemühungen entlarvt, ein zu grausamen Zwecken genutztes Zerrbild von ihr zu konstruieren.
Wird es noch weitere hundert Jahre dauern, bis die Welt die volle Wahrheit erfahren wird und wenn sie sie erfährt, wird es dann nicht nur der vage Hinweis sein, dass Edith tief in ein Spionagenetzwerk verstrickt war? Werden wir jemals die Wahrheit über die Berichte und Informationen erfahren, die sie nach Hause geschickt hat? Andere Beiträge auf dieser Webseite (gemeint ist die „Hidden History“ Webseite https://firstworldwarhiddenhistory.wordpress.com/, auf der dieser Artikel ursprünglich veröffentlicht wurde; A.d.R.) haben gezeigt, dass ihre Verbindungen zur „Commission for Relief in Belgium“ und ihrer Partnerorganisation, dem „Comité National de Secours et Alimentation“, weitere Fragen über deren Verwicklung in ihren Tod aufwerfen. Wird es jemals eine ernsthafte akademische Forschung dazu geben? Möglicherweise nicht, aber es liegt an uns, das Puzzle aus den Fragmenten weiter zusammenzusetzen, die Stück für Stück Aufschluß über die eigentliche Cavell-Tragödie geben.
Dabei wäre es so viel einfacher, dem Beispiel von Papst Franziskus zu folgen und nicht noch fünfhundert weitere Jahre zu warten, bevor man sich für all die Lügen entschuldigt und der Welt ein umfassendes Bild vermittelt. Solche Entschuldigungen, die aus moralischer Sicht erforderlich sind, sollten ernsthafter präsentiert werden als die jüngste „qualifizierte Entschuldigung“ für den Irakkrieg. [18] Wann kann Edith Louisa Cavells Ruf endlich von dem Makel grober Entstellungen und schlichter Unwahrheiten befreit werden, damit sie in Frieden ruhen kann? Eine Entschuldigung von denen, die an den Lügen festhalten, wäre ein willkommener Anfang.
Anmerkungen:
*) ‚Dame‘ ist ein besonderer Titel entsprechend der Ritterwürde
[1] Eine kurze Darstellung des Lebens und der Persönlichkeit von Edith Cavell mit vielen weiteren Referenzen findet sich hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Edith_Cavell.
[2] Die Kirche von England hat den 12. Oktober zum Gedenktag an Edith ernannt (siehe: http://www.edith-cavell-belgium.eu/events.html und den obigen Wikipedia-Eintrag). Siehe auch den ‚Sunday Worship‘ in Norwich zu Ehren von Edith Cavell, ‚einer Krankenschwester, die ihre Pflicht zu erfüllen versuchte‘, gesendet vom BBC Radio 4 am Sonntag, den 11. Oktober 2015, verfügbar unter: http://www.bbc.co.uk/programmes/b06gthk2.
[3] HMG „Untersuchungsausschuss für Verstöße gegen das Kriegsrecht“, 26. Februar 1920. S. 419-428, Hinrichtung von Edith Cavell: S. 424, ‚…. das Feldgericht war berechtigt … sie zum Tode zu verurteilen‘. (siehe:
http://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/D7736306#imageViewerLink)
[4] A.G. Gardner, Bischof von London, The Guardian, 23. Oktober 1915, in: Irene Cooper Willis, Englands heiliger Krieg; eine Studie über den englischen liberalen Idealismus während des Großen Krieges“, 1928, S. 231 (http://catalog.hathitrust.org/Record/007555282); und ‚The Times‘, 20. Oktober 1915.
[5] Eine konservative Schätzung von ‚zwei bis drei Bataillonen‘ wurde von Dame Stella Rimington in ihrer BBC Radio 4 Sendung, vom Mittwoch, 16. September 2015, angegeben. Mehrere andere Quellen sprechen von Hunderttausenden und sogar von einer Million Männern. (Katie Pickles, Jan Van der Fraenen etc.)
[6] Zum Beispiel: Dr. Andrew William Murrison M P (Konservativer), „Chirurgischer Stabsarzt“ und im Jahr 2012 Minister für internationale Sicherheitsstrategie (http://en.wikipedia.org/wiki/Andrew_Murrison). Er sprach am 11. April 2012 in Paris als britischer Vertreter auf der 1. internationalen diplomatischen Konferenz zur Vorbereitung der weltweiten Gedenkjahre 2014-2018, wo er erneut auf die Ermordung von Edith Cavell verwies, von „l’assassinat“. Das französiche Protokoll dieser Konferenz kann eingesehen werden unter
http://sozial.goetheanum.org/fileadmin/sozialwissenschaft/2012/Initiatives/CR_réunion_internationale_de_Paris_du_11_04_2012_doc.pdf, S. 18 .
[7] Dame Stella Rimington, die ehemalige Generaldirektorin des MI5, gab zu, dass das „Cavell-Netzwerk“ geheime Informationen an den britischen Geheimdienst geschmuggelt hat (siehe „Geheimnisse und Spione“: The Untold Story of Edith Cavell‘, BBC Radio 4, Mittwoch, 16. September 2015. https://www.bbc.co.uk/programmes/b069wth6.
[8] Zu Louise Thuliez siehe: https://fr.wikipedia.org/wiki/Louise_Thuliez
[9] Phil Tomaselli, BBC History, September 2002, S. 6.
[10] Zu Herman Capiau und neu entdeckte Dokumente siehe: Hugo Lüders „Edith’s Wonderland – In: Memoriam of Edith Cavell, 12 October, 1915, S. 14-17. Kapitel “From the Shadows”, online verfügbar unter academia.edu: http://www.academia.edu/9532093/EDITH_S_WONDERLAND_IN_MEMORIAM_OF_EDITH_CAVE LL_12_OCTOBER_1915
[11] Exchange Telegraph Company wire, gedruckt in The Times, Mittwoch, 3. November 1915, S. 9.
[12] Zur Genter ‚‘phantom story“ siehe : Arthur De Decker, „Edith Cavell in Gent“ (auf flämisch). Ein Vorabexemplar, noch ohne Bilder, ist online verfügbar unter: http://www.dewereldmorgen.be/blog/arthurdedecker/2015/09/25/edith-cavell-in-gent (‚De Wereld Morgen‘, 25. September 2015). Weitere Informationen finden sich (auch auf flämisch) in einen wieder entdeckten Interview mit der Tochter der Gastwirtin (24 Jahre alt im Jahr 1915, und ebenso wie ihre Mutter am 24. August 1924 mit einer hochrangigen belgischen Orden geehrt), Quelle: Interview mit Frau Berthe Kinsoen-Steurbaut von F. De Vynck, in ‚Het Laatste Nieuws‘, 18. Mai 1965 (S. 6); mit einem Nachdruck in der ‚Genealogia Steurbaut‘, Nr. 2, 1999, S. 46-52 und Nr. 5, 2002, S. 41.
[13] Zu lokalen Presseartikeln und anderen verfügbaren Quellen siehe: Arthur De Decker, „Edith Cavell in Gent“ wie oben erwähnt. Edith’s geheimer Aufenthalt, sicher versteckt im Café, wurde dem Autor kürzlich von der Enkelin und anderen Nachkommen der Familie der damaligen Gastwirtin bestätigt. Die Rolle des Gasthauses als Treffpunkt und Drehscheibe für alle im Text genannten Aktivitäten wurde dabei ebenfalls bestätigt.
[14] Das kürzlich erschienene Buch von Dr. Emmanuel Debruyne, „Le réseau Edith Cavell“ (Racine, Oktober 2015), ein Muss für alle, die sich für die Tragödie von Cavell interessieren. Das Buch ist wichtig für alles dort Gesagteund ebenso und vielleicht mit noch grösserem Gewicht für das dort Nicht-Gesagte und nicht Hinterfragte. Ein großartiges Buch mit großen Lücken: Neben vielen neuen und wertvollen nice-to-know-Einblicken in die Funktionsweise des Netzwerks werden wesentliche need-to-know-Elemente nur namentlich erwähnt oder fehlen ganz, wie zum Beispiel: – die finanzielle und logistische Unterstützung des Netzwerks oder von Teilen davon durch C.R.B. und C.N.S.A. Kanäle; – die Schlüsselrolle von Agenten wie dem ‚großen Chef‘ Dr. Tollemache Bull; – ein völliges Ausblenden von Edith Cavells vermutlichen Aktivitäten in Gent und anderen Orten außerhalb von Brüssel; – kaum neue Informationen selbst über bekannte Spionageaktivitäten durch das Netzwerk oder die britische Propaganda, die 1915 wie heute aktiv ist, um ein einzigartiges Bild der „Ersten Edith Cavell“, der unschuldigen, mutigen und religiösen Edith Louisa (aber auch hier ohne wirkliches Verständnis für die tiefere spirituelle Natur von Edith Cavell, die einfach en passant als „Saint Laïque“ bezeichnete wird) zu zeichnen und zu versuchen, dieses zu bewahren. Für all diese Fragen ist dringend zusätzliche Forschung erforderlich, um nur einige Punkte zu nennen.
[15] Diana Souhami, Edith Cavell, 2010/2015, S. 229.
[16] Informationen über das ‚Wellington House‘ und über die britische Kriegs-Propaganda findet sichunter: https://en.wikipedia.org/wiki/Wellington_House oder H.C. Peterson, ‚Propaganda for War: The Campaign Against American Neutrality, 1914-1917‘, 1939, S. 16.
[17] Hansard, House of Lords Debatte, 20. Oktober 1915, Band 19 cc. 1100-1104.
[18] Zu Tony Blairs Irak-‚Entschuldigung‘ vom 25. Oktober 2015 siehe z.B. Lindsey German, ‚Stop the War Coalition‘: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=NQcAYc6bSkQ&app=desktop .
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Übersetzung: Jürgen Klute
Hugo LÜDERS ist unabhängiger Politik-Analytiker und lebt in Brüssel. Weiterhin ist er Mitgründer der Initiative ‘Beyond the 1914-1918 Centenary’, Brüssel/Belgien (http://sozial.goetheanum.org/4851.0.html?&L=1). e-mail: hlueders |et| scarlet.be
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