Am 18. April 2023 berichtete die nierderländischsprachige belgische Zeitung „De Morgen“ (Achtergrond Soedan: Ook in het Soedanese conflict is de Russische Wagner-groep betrokken partij; van ), dass die russische Söldnerfirma Wagner-Gruppe von Jewgeni Prigoschin auch bei den kürzlich aufgeflammten bewaffneten Konflikten im Sudan ihre Finger im Spiel hat.
Die Zeitung schreibt, dass einige Tage vor dem Ausbruch der Gefechte zwischen der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und der sudanesischen Armee, aus Justiz-Kreisen des Landes bekannt wurde, dass die sudanesische Justiz den Sicherheitschef des Bergbauunternehmens Al Sawlaj ins Visier genommen hat. Neben den knapp 100 Toten vom letzten Samstag (15. April), so das Blatt, erscheine diese Nachricht zunächst eher nebensächlich. Allerdings, so „De Morgen“ weiter, sei der Sicherheitschef der Goldmine russischer Staatsbürger und hinter dem Namen der Mine, „Al Sawlaj“, verberge sich das Unternehmen „Meroe Gold“, das erst kürzlich in „Al Sawlaj“ umbenannt wurde. Eigentümer dieses Bergbauunternehmens sei die Wagner-Gruppe.
Weiter heißt es in dem Artikel, dass die RSF, die von Mohamed Hamdan Dagalo, auch bekannt unter dem Namen Hemedtie, kontrolliert wird, nicht nur gute Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten unterhält, sondern ebenso zur Wagner-Gruppe, die bekanntermaßen nicht nur in der Ukraine, sondern ebenso im Mittleren Osten sowie in Mali und der Zentralafrikanischen Republik aktiv ist.
Weiter schreibt „De Morgen“, dass die Wagner-Gruppe schon vor dem Putsch von 2019 gegen den früheren Diktator Omar al-Bashir begann, sich Einfluss im Sudan zu verschaffen – allerdings sehr verdeckt und hintergründig. Ziel sei es gewesen, den politisch unruhigen Sudan als Waffen-Hub zu nutzen, um Waffenlieferungen in die Zentralafrikanische Republik zu leiten. Im August 2018 habe der damalige sudanesische Diktator Omar al-Bashir ein beachtenswertes Geschäft mit der Wagner-Gruppe abgeschlossen: den Erwerb der Goldmine „Meroe Gold“ durch die russische Söldnerfirma.
Der Sudan, heißt es weiter, sei nach Ghana und Südafrika der größte Goldproduzent auf dem afrikanischen Kontinent. Gewöhnlich müssten ausländische Bergbauunternehmen den sudanesischen Staat mit 30 Prozent an den Bergbaubetrieben beteiligen, damit auch der Sudan von Bodenschätzen profitiert. Wie „De Morgen“ berichtet, bekam „Meroe Gold“ Schürfrechte für drei sudanesische Regionen, in den Gold gewonnen wird. Zudem wurde die Wagner-Gruppe von der Verpflichtung freigestellt, den sudanesischen Staat mit 30 Prozent an dem Unternehmen „Meroe Gold“ zu beteiligen. Nach Angaben der investigativen Jorunalistengruppe OCCRP, so „De Morgen“ weiter, bezahlte „M Invest“, der Mutterkonzern von „Meroe Gold“, Millionen Dollar an ein Unternehmen des sudanesischen Militärgeheimdienstes. Im Gegenzug habe „M Invest“ Visa und Waffen für sein russisches Personal im Sudan erhalten.
Die Wagner-Gruppe habe so in den letzten Jahren Gold im Wert von mehreren Milliarden Dollar aus dem Sudan geholt. Im letzten Sommer sei die Rede davon gewesen, dass in den letzten anderthalb Jahren mindestens 16 Schmuggelflüge nach Russland gegangen seine. Der Schmuggelflüge seien jedoch nicht auf direktem Wege nach Russland gegangen, sondern von Port Sudan nach Latakia in Syrien, wo Russland eine Militärbasis unterhält. Auf diese Weise finanziere die Wagner-Gruppe ihren Einsatz im Krieg gegen die Ukraine. Laut einer Recherche von CNN operiere „Meroe Gold“ in der Umgebung der sudanesischen Stadt Al-Ibaidiya nun unter dem Namen „Al Sawlaj“, nach dem die USA „Meroe Gold“ zunehmend ins Visier genommen haben. Seit Ende Februar 2023 – drei Jahre nach den USA – habe nun auch die EU das Unternehmen auf eine Sanktionsliste gesetzt. „De Morgen“ wörtlich:
“Meroe Gold ist eine Tarnfirma für die Aktivitäten der Wagner-Gruppe im Sudan”, heißt es in der Sanktionsliste. “Sie ist eng mit Jewgeni Prigoschin verbunden. Durch seine Verbindungen zur sudanesischen Armee sicherte sich die Wagner-Gruppe die Ausbeutung und den Export von sudanesischem Gold nach Russland”.
Abschließend resümiert „De Morgen“, dass es derzeit noch keine Belege dafür gebe, dass die Wagner-Gruppe in die Gefechte, die am letzten Samstag ausgebrochen sind, involviert ist. Die Wagner-Gruppe sei vor allem daran interessiert, dass die Goldgeschäfte weiterlaufen. Auch sei es nicht sicher, dass es eine Beziehung zwischen dem Konflikt und der gerichtlichen Untersuchen gäbe, aber das „Timing“ sei doch auffallend. Von 58 Angestellten des Unternehmens „Al Sawlaj / Meroe Gold“, die Anfang dieses Jahres in Zusammenhang mit dem Goldschmuggel verhört wurden, haben 35 die russische Staatsangehörigkeit. Drei von ihnen seinen mittlerweile verhaftet worden, darunter der Sicherheitschef.
Allerdings, schreibt „De Morgen“ weiter, könnte es sich auch ganz anders verhalten. Der französische Nachrichtendienst „Jeune Afrique“ habe berichtet, dass aus diplomatischen Quellen auch zu hören sein, dass es sich bei den Gefechten im Sudan um einen us-amerikanischen Versuch handeln könnte, die Wagner-Gruppe von ihren sudanesischen Einnahmequellen abzuschneiden. Urheber dieses Plans könnte durchaus der CIA-Chef William Burns sein. “Das ist Burns’ Markenzeichen: den Einfluss Wagners zu verringern und eine zweite Front des Krieges in der Ukraine in Afrika zu eröffnen.“, wird die diplomatische Quelle zitiert.
Anfang Februar, rundet „De Morgen“ seinen Artikel ab, hat der russische Außenminister Lavrov bei einem Besuch in Khartum auch den RSF-Chef Hemedti getroffen. Gegenüber der Presse habe Lavrov die Aktivitäten der Wagner-Gruppe in Afrika verteidigt. Die Söldnerfirma sei auf Ersuchen der jeweiligen Regierungen in den Ländern aktiv und trage angesichts der Bedrohung durch Terrorismus zur Stabilität der Region bei.
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Titelbild: Peter Bury CC BY-NC-ND 2.0 via FlickR
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