Von Jürgen Klute und Manel Mselmi
(aktualisert: 06.03.2020 | 22:22)
Am 4. März 2020 demonstrierten Ahwazi-Aktivisten in Brüssel auf dem Place Luxemburg unmittelbar vor dem Europäischen Parlament. Mit Unterstützung von Abgeordneten des Europäischen Parlaments forderten sie die sofortige Freilassung der führenden Persönlichkeiten der arabischen Befreiungsbewegung Ahwaz, die derzeit in Dänemark und in den Niederlanden inhaftiert sind.
Die Teilnehmenden der Demonstration brachten ihre Solidarität mit der Kampagne der „Al-Ahwazi cause brigade“ zum Ausdruck, der es in den letzten Jahren gelang, das Leiden des arabischen Volkes der Al-Ahwaz, das in der ölreichen südwest-iranischen Provinz Khuzestan lebt, auf internationaler Ebene zur Sprache zu bringen.
Die Ahwazi sind arabisch-sprachig und gehören zum Teil dem sunnitischen Islam an. Da im Iran ausschließlich Persisch als Amtssprache anerkannt ist, gibt es Konflikte um Sprache und Kultur der Ahwaz mit dem iranischen Staat. Gleiches gilt für die Religion. Der iranische Staat, in dem die schiitische Ausrichtung des Islam Staatsreligion ist, versucht die sunnitische Glaubensrichtung zurückzudrängen und die sunnitischen Ahwazi zur Konvertierung zum schiitischen Islam zu drängen.
Auf der Webseite der Gesellschaft für bedrohte Völker heißt es zu den Ahwazi: „Zunehmend wird die kulturelle Identität der Ahwazi durch gezielte Maßnahmen der iranischen Regierung unterdrückt. […] Arabern aus Ahwaz wird ein gleichberechtigter Zugang zu Erziehung und Gesundheitsfürsorge verwehrt. Die arabische Bevölkerung von Ahwaz erleidet mehr Armut, Analphabetentum und Arbeitslosigkeit als der nationale Durchschnitt, obwohl sie in einer Provinz einheimisch ist, die die Grundlagen der iranischen Wirtschaft bildet. Die Ahwazi-Araber leben in Stadtgebieten in Slums. Diesen Gebieten fehlen die meisten der Alltagsnotwendigkeiten wie sanitäre Anlagen, Elektrizität, Telefon, Bürgersteige, Straßenbeleuchtung, öffentlicher Transport, Kanalisation, Schulen, Krankenhäuser, Geschäfte und Parks. Diese Zustände, die in den arabischen Gebieten von Ahwaz herrschen, bewirken, dass es immer wieder zu Unruhen kommt.“
Die Ursprünge der Konflikte reichen zurück bis in die frühen 1920er Jahre (siehe auch den Wikipedia-Artikel Arab separatism in Khuzestan), als im Iran ein Zentralisierungsprozess der staatlichen Verwaltung begann. Bis dahin lebten die Ahwazi in einem weitgehend autonomen Emirat, das letztlich nur nominell zum Iran bzw. Persien gehörte. Mit der Zentralisierung verloren die Ahwazi ihre relative Unabhängigkeit. Seit dem kam es nach längeren Abständen immer wieder zu Konflikten mit der Zentralregierung, die bis heute anhalten – 1979 kam es sogar zu einem kurzfristigen Aufstand.
Mit der Aktion vor dem Europäischen Parlament wollen die Aktivisten auch auf europäischer Ebene verstärkt auf ihre Situation im Iran aufmerksam machen.
Habib Jabr, der Sprecher der Bewegung, der Leiter des Pressebüros, Mr. Jacob, Nasser Jabr, sowie der Journalist Issa al-Fakher, nahmen ebenfalls als prominente Mitglieder der Ahwazi-Bewegung an der Demonstration vor dem Europäischen Parlament teil.
Fotogallerie
Titelbild / Fotos: privat
Weitere Informationen zur Situation der Ahwazi
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