Vom 9. bis 11. November 2018 soll das von Robert Menasse, Ulrike Guérot und Milo Rau verfasste Manifest zur Ausrufung der Europäischen Republik von KünstlerInnen in ganz Europa verlesen und künstlerisch inszeniert werden.
Seitdem die EU sich infolge der Bankenkrise im Dauerkrisen-Modus befindet, haben sich Ulrike Guérot und Robert Menasse mit großer Ausdauer und großem Engagement immer wieder zu Wort gemeldet. In Zeitungsartikeln, Interviews, Vorträgen und Büchern streiten sie gegen EU-Skeptiker und EU-Gegner für die politisch Weiterentwicklung der EU hin zu einer dauerhaften, sozialen und demokratisch legitimierten Europäischen Republik.Â
Um die Idee einer Europäischen Republik bekannter zu machen, um sie noch stärker in die politischen Debatten einzubringen und um eine breite Unterstützung für diese Idee zu erzeugen, haben Ulrike Guérot, Robert Menasse und der Schweizer Regisseur, Theaterautor und Essayist Milo Rau das „European Balcony Project“ entwickelt.Â
Um was es geht
Im Zentrum des Projektes steht ein Manifest, das Robert Menasse, Milo Rau und Ulrike Guérot schreiben werden. Dieses Manifest soll von KünstlerInnen aus und in ganz Europa zum selben Zeitpunkt vorgelesen werden.Â
Es geht um die Entwicklung einer gesamteuropäischen Staatlichkeit, die für eine europäische Gemeinwohlsicherung und die Nutzung europäischer öffentlicher Güter sorgt. Sechs Monate vor den nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament wollen wir neue Wege zur Gestaltung der europäischen Demokratie aufzeigen und Bürgerinnen und Bürger zur Partizipation auffordern.Â
Die Idee einer freien, gleichberechtigten Wertegemeinschaft darf nicht nur im Elfenbeinturm der Wissenschaft beheimatet sein, sondern muss in den öffentlichen Raum hinausgetragen werden. Jede Person ist hiermit dazu aufgerufen, Partei für ein sozial und rechtlich geeintes Europa zu ergreifen und die europäische Demokratie zu entnationalisieren.Â
Von der Europäischen Republik zur Weltregierung
Diese europäische Staatlichkeit als «Europäische Republik» ist dabei nur als Ansatz- und Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Weltregierung und ihrer Parlamentarisierung gedacht. Die «Europäische Republik» stellt nur den Ausgangspunkt dar, um einen Zustand zu erreichen, der im Grunde genommen der globalen Verwirklichung des ersten Satzes der allgemeinen Menschenrechtserklärung von 1789 gleichkommt: «Alle Menschen sind geboren frei und gleich in ihren Rechten». Das ist das kulturelle und ideengeschichtliche Erbe Europas. Darum ist es die politische Aufgabe Europas, dies im 21. Jahrhundert zu verwirklichen!
Name und Zeitpunkt sind kein Zufall – oder vielleicht doch?
Am 10. November 2018 – wenn wir 100 Jahre Ende des 1. Weltkriegs und 100 Jahre Ausrufung mehrerer Republiken feiern – soll die Europäische Republik von geschichtsträchtigen Balkonen in ganz Europa ausgerufen werden. Wir wünschen uns die Partizipation Kunstschaffender aller Sparten, um die gemeinsame Ausrufung der Europäischen Republik als künstlerische Intervention, laut und prominent in die Gesellschaft zu tragen.Â
Zu diesem Zweck sollen von möglichst vielen Balkonen Europas Flyer mit dem Manifest der Europäischen Republik verteilt und verlesen werden. Die Balkone werden zudem mit Visuals, literarischen Texten und theatralen Einlagen bespielt, die alle einem Konzept folgen.Â
Diese Intervention soll von einer großen medialen Öffentlichkeit wahrgenommen und auf allen Kanälen übertragen werden. Das Projekt umfasst Veranstaltungen, Gespräche, Podiumsdiskussionen und künstlerische Interventionen vom 9. bis 11. November 2018 in vielen europäischen Theatern und organisiert BürgerInnendebatten, um die Proklamation der Europäischen Republik zu gestalten und zu begleiten. So könnte sich der europäische Wahlspruch, von der «Einheit in Vielfalt» verwirklichen.
Das Manifest enthält u.a. folgende Forderungen:
- Gleiche Rechte für alle europäischen Bürgerinnen und Bürger
- Wegfall der nationalstaatlichen Ebene und die Übertragung der Souveränität von den Nationalstaaten auf die Bürgerinnen und Bürger
- Transnationale Demokratie
Am Tag der Aktion können sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger auf der Website als BürgerInnen der Europäischen Republik eintragen.
Die künstlerische Intervention, an der sehr viele Theater beteiligt sind, wird in Form eines Kataloges dokumentiert. Auf der Buchmesse 2019 stellt Robert Menasse diesen Katalog dann vor.Â
„Ohne Moos nichts los …“
Dieser Songtitel von Gunter Gabriel gilt natürlich auch für das European Balkony Project. Die Koordination der teilnehmenden Länder und Personen erfordert eine professionelle Begleitung. Und die partizipierenden KünstlerInnen brauchen ein Honorar. Außerdem soll das Manifest in mindestens 10 Sprachen übersetzt werden. Auch die Erstellung der Website sowie die Publikation eines Kataloges, der Bilder sowie Statements von BürgerInnen und das Manifest enthält, kosten Geld.Â
25.000 Euro kalkulieren die Initiatorinnen für die Umsetzung des Projekts. Ganz im Sinne dieses BürgerInnen-orientierten Projektes haben Ulrike Guérot, Robert Menasse und Milo Rau deshalb ein Crowdfunding-Projekt gestartet. Bisher sind bereits knapp 7.000 Euro über Crowdfunding zusammengekommen. Bis zum 20. Mai 2018 läuft die Crowdfunding-Aktion noch. Wer sich von dem Projekt angesprochen fühlt und überzeugt ist, ist eingeladen, sich an dem Crowdfunding zu beteiligen. Mehr Informationen dazu gibt es hier:Â
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Bücher
Robert Menasse: Die Hauptstadt. Ein europäischer Roman. Suhrkamp Verlag 2017
Robert Menasse: Der Europäische Landbote. Die Wut der Bürger und der Friede Europas. Weshalb die geschenkte Demokratie einer erkämpften weichen muss. Paul Zyolnay Verlag Wien 2012 und Herder Verlag 2015
Robert Menasse, Ulrike Guérot: Kritik der Europäischen Vernunft: Mit dem ‘Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik’. Bernstein Verlag 2017 (DE, EN, FR)
Ulrike Guérot: Warum Europa eine Republik werden muss: Eine politische Utopie. Piper Verlag 2017
Ulrike Guérot: Der neue Bürgerkrieg: Das offene Europa und seine Feinde. Ullstein Verlag 2017
Ulrike Guérot u.a.: Europa jetzt: Eine Ermutigung. Steidl Verlag 2018
Zeitungsartikel
Zeitungsartikel und Interviews von bzw. mit Robert Menasse und Ulrike Guérot finden sich unter der Rubrik “Dossiers” und dort unter “Europa: alternativ” und “Nationalstaat im Umbruch”.
https://youtu.be/VcqUISZDLYI
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Ich finde, dass jede Eiropäerin vom eigenen Balkon die europäische Republik ausrufen soll ! Auch von kleinen Balkonen aus können wir uns europäisch fühlen.
Ich glaube, die Initiatorinnen hätten nichts dagegen, wenn Sie das machen würden. Und vielleicht auch Ihre Nachbarinnen.
Europa und Nationalismus Diskussion beim BSA in Wien
https://youtu.be/9lSB1xK2Q6A
https://vimeo.com/295510760
Diskussion aufgezeichnet in Wien ( beim BSA ) am 15.10.2018 von Friedel Hans über aktuelle Entwicklungen in Europa. Mit Dr.Franz Fischler, Univ.Prof.Dr.Ulrike Guerot, Dr.Robert Menasse und Dr.Margit Schratzenstaller.
The European Balcony Projekt Austria Perchtoldsdorf Manifest 10.11.2018
https://youtu.be/aNVKcrk62Xk
European Balcony Projekt Austria Perchtoldsdorf Manifest von Ulrike Guerot, Robert Menasse unterstützt von Milo Rau . Verkündet von BürgerInnen aus Perchtoldsorf N.Ö. Österreich/ Austria am 10.11.2018 um 16 Uhr in Perchtoldsdorf Begrischpark. Video Friedel Hans
https://vimeo.com/300083184
Eine Idee die Wert ist verbreitet zu werden. Unsere Gedanken und Wünsche sollten wir nicht im unbekanntem Raum stehen lassen. Deshalb werde ich diese Webseite teilen und darauf mehr europäische Bürger aufmerksam machen. Ob Balkon oder öffentlicher Raum – es soll darüber gesprochen werden.
das hintergrundbild find ich etwas schwierig. können sich nur männer beteiligen?
[…] Link: the-european-balcony-project >> […]
Der Traum Europa sollte eine konkrte und wirksame Struktur bekommen, ein Exempel gelebter Menschenrechte und praktizierter Demokratie. H.M. Schmidt, Meckenheim, 10. 11. 2018
[…] Von der Europäischen Republik zur Weltregierung […]
Diese Idee schadet der Weiterentwicklung und Vertiefung der demokratischen Rechte in der EU. Als freiwillige Staatengemeinschaft verfügt sie immer noch über das Potential,
die sozialen Rechte und die Rechte des einzelnen Bürgers gegenüber dem Recht in den Mitgliedsstaaten zu stärken. Natürlich sind wir weit entfernt von idealen Bedingungen, aber im Umweltrecht, im Arbeitsrecht, in Bezug auf die Gleichberechtigung hat das EU- Recht schon viel bewirkt.Ich plädiere aber auch für eine freiwillige, europäische Staatsbürgerschaft, die nur demjenigen oder derjenigen Reise- und Visafreiheit sowie das Wahlrecht zugesteht , der sich dafür entscheidet, Bürgerin oder Bürger Europas zu werden. Auf diese Weise wird deutlich, welche Vorteile die Freizügigkeit
innerhalb Europas hat und wie beschränkt nationales Recht ist.