Frederik D. Tunnat
Die provokante Behauptung, der Mensch, also ein jeder von uns, nutze sein Gehirn zu maximal 10 Prozent, treibt seit Jahrzehnten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen um. Der Widerhall dieser wissenschaftlichen Bemühungen, uns Menschen sowie die betreffenden Wissenschaftler vom beängstigenden Vorwurf, nur zehn Prozent unserer Gehirnkapazität zu nutzen, zu befreien, findet sich in unzähligen Abhandlungen, zahllosen Artikeln und Fachbüchern und – wie könnte das im Zeitalter der digitalen Medien anders ein – in der Wikipedia. Dort existiert zum Stichwort ein seitenlanger, sich wissenschaftlich gebender, um Seriosität bemühter Artikel, dessen Quintessenz ist: es ist wissenschaftlich – obwohl das Gegenteil ebenfalls nicht wissenschaftlich nachzuweisen ist – unmöglich, dass wir unser kostbarstes Organ Gehirn nur zu zehn Prozent nutzen. Man spürt förmlich die Schnapp-Atmung der zitierten Wissenschaftler, die sich redlich abgemüht haben zu beweisen, dass zumindest sie ihr Gehirn weit ausgiebiger nutzen, als nur zu zehn Prozent. Um sich selbst als seriös, die ihnen unheimliche 10%-These jedoch als absurd beurteilen zu können, wird darauf verwiesen, dass es sich sowohl bei den Begründern der These wie deren Befürwortern um parawissenschaftliche Spinner handele, also unseriöses Gesocks. Das wirkt wie ein um Fassung ringendes Zehn-Prozent-Gehirn, das sich in Mutmaßungen flüchten muss, da ihm der wissenschaftlich fundierte, unabweisbare Gegenbeweis unmöglich ist.
Auch auf die Gefahr hin, nun meinerseits von seriösen Wissenschaftlern der 10 Prozent plus x Gehirnkapazität-Gegenthese als unwissenschaftlicher „Autor von Kurzgeschichten, Büchern und Filmen der Popkultur“ gesehen zu werden, der „die Steigerung der Leistungsfähigkeit des Gehirns auf ein Vielfaches als dramatisches Element seiner fantastischen Erzählungen nutzt, um den Zehn-Prozent-Mythos am Leben zu erhalten“, versuche ich mich mal an einer anderen Form Erklärung dafür, Befürworter des Gehirn-Geringnutzungs-Mythos zu sein.
Den besten, nachdrücklichsten und neuesten Beweis, dass Menschen ihre Gehirnkapazität nur zu sehr geringem Teil nutzen, liefert das jüngste Wahlergebnis aus den USA.
- Wer bitteschön, der sein Gehirn auch nur ansatzweise nutzt, wäre in der Lage, einen verurteilten Straftäter, notorischen Lügner, schamlosen Egoisten zu wählen, der angekündigt hat, ab dem ersten Tag Diktator sein zu wollen, statt die Verfassung und Bürger respektierender Präsident ???
- Der versprochen hat, Millionen Einwanderer abzuschieben, wobei völlig offen ist, bei einem Nachkömmling von Einwanderern, wo Trump die zeitliche Axt ansetzen wird: bei Einwanderern des letzten Jahres, des letzten Jahrzehnts, Jahrhunderts ?
- Der vor hat, das Militär gegen seine persönlichen Gegner und gegen Bürger, z.B. wenn diese für ihre Rechte friedlich protestieren, einzusetzen
- Der plant, gegen ihn kritisch eingestellte Medien und Journalisten vorzugehen und ihre verfassungsmäßig verbrieften Rechte nicht achten zu wollen
- Der plant, alle ihm gegenüber kritisch eingestellten Beamten rauszuschmeißen und durch ihm völlig ergebene, loyale, nicht denkende Menschen zu ersetzen
- Der vorhat erneut, wie bereits am 6. Januar 2021, seine Anhänger, den Straßenmob aufzuhetzen und gegen Institutionen, deren Vertreter etc. aufzuhetzen, sowie den ihm ergebenen Mob Hinweise gibt, welche politischen Gegner zu töten, zu lynchen, zu beseitigen sind (Beispiel: richtet neun Gewehre auf Liz Cheney)
- Der bereits über einen ihm treu ergebenen Obersten Gerichtshof verfügt, der ihm eine Blankovollmacht für sämtliche bisherigen wie künftige Verbrechen ausstellte
- Der Frauen das Recht auf Abtreibung, Gleichberechtigung und eigene Karriere abspricht, sie stattdessen zurück an den häuslichen Herd und zum Kinderkriegen zwingen will
- Der Verträge und gesetzliche Verpflichtungen ignoriert, statt dessen ungeniert auf Bestechungsgeld für sich persönlich wie für sein Land besteht, um Beitragspflichten, etwa innerhalb der Nato, nachzukommen
- Der sich nicht um Umweltverschmutzung und Klimaschutz schert
- Der erwiesenermaßen ein übler Rassist ist, für den Schwarze, Latinos, Lesben und Schwule „Ungeziefer“ sind
- Der für sich und seine milliardenschweren Unterstützer eine beispiellose Steuersenkung plant, und zugleich den Armen viele, wenn nicht sämtliche staatliche Hilfen und Unterstützungen streichen will
- Der gigantische Einfuhrzölle plant und einen in diesem Ausmaß nie dagewesenen Handelskrieg heraufbeschwört, der hunderte Millionen Menschen nicht nur in den USA sondern weltweit in nie gekannte Armut stürzen wird
- Der lieber mit Diktatoren verkehrt und verhandelt, als mit demokratisch legitimierten Staatsvertretern
- Der die USA in eine Familiendiktatur der Trumps verwandeln will
- Der plant, nie wieder eine demokratische Wahl abhalten zu lassen (Ihr müsst nur noch dieses eine Mal wählen, dann nie wieder, ich will eine dritte Amtszeit)
- Der sein Amt u.a. angestrebt hat, um sich selbst und seine Anhänger zu begnadigen und sich gemeinsam mit diesen maßlos zu bereichern, auf Kosten von Milliarden anderer Menschen weltweit
Wenn dies keine hinlänglichen Argumente sind, an der Gehirnnutzung von fast 80 Millionen Amerikanern zu zweifeln, dann weiß ich nicht, welcher Tatsachen es noch bedarf?
Unabhängig davon, ob es nur zehn Prozent oder, wie ich vermute 20 Prozent sind, bis zu welchem Prozentsatz wir Menschen unter idealen Umständen in der Lage sind, unser Gehirn zu nutzen; Fakt ist und bleibt, wir nutzen unser Gehirn und dessen Möglichkeiten, zu denken, zu bewerten, Entscheidungen rational statt emotional zu treffen, nur in äußert unbefriedigendem Umfang. Ich vermute, ähnlich wie in zahlreichen anderen Bereichen unseres Lebens und der Wissenschaft, ist in Bezug auf unsere Gehirnkapazität letztlich auch das Pareto-Prinzip ausschlaggebend. Es besagt, als eine Art Naturgesetz, dass wir mit 20% unserer Zeit, unserer Mittel, unseres Aufwands im Allgemeinen 80 % unserer Aufgaben, unserer Umsätze, unserer Ergebnisse erzielen. Es wäre merkwürdig, sollte dieses bisher bereits zahlreich, auch wissenschaftlich nachgewiesene Pareto-Prinzip ausgerechnet nicht auf die Nutzung und den Gebrauch unseres Gehirns anwendbar sein. Aus diesem Grund billige ich uns bei der Nutzung unseres Gehirns bis zu 20% statt der bisher dürftigen 10% zu. Immerhin 100% mehr!
Dennoch, selbst unter Anwendung des Pareto-Prinzips, bleibt das krasse Missverhältnis von 80% zu 20% Fakt. Auch bedeutet und meint das 80% zu 20% Prinzip beileibe nicht, dass jeder Mensch, jedes Unternehmen, jeder Staat immer und ständig 20 Prozent einsetzt um 80 Prozent zu erreichen. Die 80 zu 20 Prozent stellen nur das statistische Mittel dar. Oft sind es weniger Kunden, die höhere Umsätze generieren, sprich ein Unternehmen in größere Abhängigkeit von wenigen Großkunden bringen. Wenige Produkte bescheren den meisten Unternehmen den Großteil ihres Umsatzes wie ihres Profits. Wenn wir uns gegenüber mal so ehrlich sind wie es uns nur möglich ist, würden wir zugeben müssen, dass wir einen enormen Teil unseres Lebens, privat wie beruflich, vertrödeln (innerhalb der 80%), während wir in verhältnismäßig kurzer Zeit, mit verhältnismäßig wenig Aufwand binnen 20% unserer Zeit stets die wichtigsten Aufgaben erledigen, den größten Erfolg haben, den höchsten Profit einfahren etc. Eben die Bestätigung für das Naturgesetz namens Pareto-Prinzip.
Nutzen wir kurzzeitig unser Gehirn, speziell dessen Fähigkeit, uns zu erinnern, zu bilanzieren, zusammenzufassen und ein Ergebnis oder Resultat zu präsentieren. Jeder von uns wird spielend leicht und schnell an maximal beiden Händen die fünf bis zehn maßgeblichen Entscheidungen aufzählen können, die sein Leben in seine Bahn gelenkt haben und zu den erfolgten negativen oder positiven Resultaten führten: Berufswahl, Partnerwahl, Haus- oder Wohnungsbau/kauf, Autowahl, Arbeitgeberwahl, Altersvorsorge, Gesundheitsfragen.
Ich habe eben gerade mal sieben elementare Entscheidungen aufgezählt, die jeder von uns in seinem Leben zu beantworten und zu entscheiden hat. Bei manchen Menschen kommen weitere, wichtige Entscheidungen oder Fehlentscheidungen hinzu – Fakt ist und bleibt, es sind prinzipiell nur eine Handvoll elementare Entscheidungen, die über unseren Lebensverlauf, über Erfolg, Misserfolg, Armut, Reichtum etc. entscheiden. Während die aufgeführten Entscheidungen überwiegend persönlicher Natur sind, existiert eine Entscheidung, die eine Zwitterstellung einnimmt, da sie sowohl unser eigenes Leben beeinflussen kann, wie das vieler anderer Menschen: ich meine unser Wahlrecht in politischen Dingen.
Unser Gehirn vor, während und nach elementaren, lebenswichtigen Entscheidungen zu benutzen, sollte eigentlich ein elementares Bedürfnis sein, in unserem eigenen Interesse liegen, schließlich beeinflussen unsere Schlüsselentscheidungen wie unser Leben verläuft, ob wir Erfolg haben, zu Ansehen und Wohlstand gelangen, oder versagen – in Teilbereichen oder auf breiter Front.
An dieser Stelle ist erforderlich, den Gehirn-Nutzungs-Mythos um ein nicht unwesentliches Element zu erweitern. Ob ein jeder von uns sein Gehirn möglichst effektiv nutzt oder nicht, hängt leider nicht nur von unseren Genen ab, sprich, ob wir bei unserer Geburt ein gut funktionierendes Organ in Form des Gehirns mit auf den Weg bekamen, oder ob es bereits ab der Geburt gewisse physische oder psychologische Einschränkungen aufwies. Ob und wie sich unser Gehirn entwickelt und folglich seine Nutzbarkeit (zehn bis zwanzig Prozent) ist maßgeblich auch davon abhängig, wo und bei wem wir zur Welt kommen und aufwachsen. Der soziale Status unserer Eltern hat einen nicht unerheblichen Einfluss darauf, ob und wie gut unser sich entwickelndes Gehirn stimuliert wird, ob es regelmäßig außer genug und ausgewogener Nahrung auch emotionale wie soziale Stimulanz erfährt. Hat ein Kind das Pech, bei Eltern aufzuwachsen, die ihre Gehirne wie Gefühle nur minimal nutzen, hat es ein in solchen Umständen aufwachsendes Kind erheblich schwerer, als zahlreiche andere Kinder, ausreichend Stimulanz zu erfahren. Insofern zeigen sich bereits beim Eintritt in den Kindergarten enorme Unterschiede in Bezug auf das Gehirn.
Während der drei- bis vierjährigen Lebensphase im Kindergarten, in der neben die bisher ausschließlichen Eltern andere Kinder, Erzieher/innen sowie weitere Menschen treten, machen unsere Gehirne eine, offensichtlich sogar ihre größte, entscheidende Entwicklung durch. Denn im Alter von 7 bis 8 Jahren, also bei oder kurz nach Schulbeginn, ist die frühkindliche Sozialisation und innerhalb dieser die elementare, ausschlaggebende Stimulanz- und Entwicklungsphase unseres Gehirns nahezu abgeschlossen. Falls Kleinkinder bis in ihr 7. Lebensjahr wenig bis keine Stimulanz erfahren haben, verkümmern deutlich mehr als nur 80 bis 90 % des Gehirns. Entscheidende Stimulanz für kindliche Gehirne ist beispielsweise der Spracherwerb samt Vorbereitung auf das Lesenlernen. Hierzu existieren mehr aus genug wissenschaftliche Informationen, die belegen, dass und wie Spracherwerb und Lesenlernen (vor dem eigenständigen Lesen in Form des Vorlesens) angetan sind, im kindlichen Gehirn für ausreichende Aktivität, darüber für ausreichende Verknüpfungen zwischen den einzelnen Gehirnzellen zu sorgen.
Kinder, die in bildungsfernen Elternhäusern aufwachsen, sprich, in denen Eltern entweder wegen Armut und prekärer Arbeit kaum zuhause sind um Zeit mit den Kindern zu verbringen, bei Eltern, die selbst wenig bis kaum Bildung erfahren haben, wo keine oder kaum Bücher vorhanden sind, wo statt sich intensiv mit dem eigenen Kind zu beschäftigen, das Fernsehgerät oder andere digitale Medien (PC, Spielkonsole, Tablet, Handy) als Beschäftigungs- und einzige Stimulanzmöglichkeit für Kinder herhalten müssen, können sich die kindlichen Gehirne nur höchst unzureichend entwickeln. Das bedeutet, die theoretische wie praktische Kapazität derartig früh „verstümmelter“ Kindergehirne wird lebenslang nie in der Lage sein, dieses frühe Defizit auszugleichen. Die Folge sind massive Lernschwierigkeiten in der Schule, damit einhergehend frühe, massive Frustrations- und Motivationsprobleme, die verhindern, dass sich diese Kinder zu Menschen entwickeln, die ihr Gehirn und seine Kapazität sinnvoll nutzen. Solche Menschen sind leichte und willkommene Beute für Bauernfänger vom Schlag eines Donald Trump. Menschen, deren überwiegender Gehirneinsatz auf ihr Stammhirn beschränkt ist, jener evolutionär uralte Teil unseres Gehirns, der für unser Unbewusstes zuständig ist, unser elementares Überleben sichert, sind über emotionale Stimulanz leicht zu beeinflussen, zu gewinnen und zu manipulieren. Sie suchen nach einem Anführer, der ihnen sagt, wo es langgeht, der ihnen Freund und vor allen Dingen Feinde benennt, der an ihre niederen Urinstinkte appelliert.
Dieser Typus von diktatorischen An- und Verführern waren Mussolini, Hitler und nun Trump. Man sollte „geborene“ Redner nicht mit Diktatoren vom Schlag eines Putin, Stalin, XI Jinpeng, Orban, Netanjahu gleichsetzen. Denn letztere sind weit weniger redegewandt, verstehen es jedoch meisterhaft zu manipulieren, einen Partei- oder Staatsapparat in ihrem Sinn zu lenken. Allen Diktatoren oder Faschisten ist gemein, dass ihre Herrschaft auf Jenen ruht und fußt, deren Gehirnkapazität eingeschränkt ist, weshalb sie einfach zu manipulieren sind, selbst abstrusen Lügen und völlig unglaubwürdigen, erfundenen Aussagen Glauben schenken. Sie sind, als Analogie zum Tierreich, wie Lemminge, die sich zunächst selbst einem destruktiven Anführer anschließen und ausliefern, um schließlich kollektiv Selbstmord zu begehen, oft in Form von böswillig inszenierten Kriegen oder kriegerischen Auseinandersetzungen im eigenen Land.
Eine sehr kleine Anzahl von überaus gut funktionierenden Gehirnträgern stellt sich zudem regelmäßig in den Dienst diktatorischer, faschistischer Anführer, so etwa Elon Musk in den Trumps, wie Goebbels in den Hitlers. Ihr in der Regel brillantes Gehirn wurde wegen Defiziten während der frühkindlichen Sozialisation emotional beschädigt, weshalb ihr moralischer Kompass, über den ausgeglichen entwickelte Gehirne verfügen, nicht oder nur sehr eingeschränkt funktioniert. Sie ordnen sich dem intellektuell grundsätzlich verachteten Diktator opportunistisch unter, um eigene Ziele zu verfolgen, sich auf Kosten anderer maßlos zu bereichern, sowie ihre Machtgelüste im Windschatten des größeren Diktators ausleben zu können.
Wenn wir nach der jüngsten Wahl in den USA am Abgrund stehen, der das Ende einer gut zweihundertjährigen Phase beendet, während der unsere Gehirne eine nie zuvor mögliche Stimulanz erfuhren, so hängt dies auch, ja maßgeblich mit der laufenden digitalen Revolution zusammen. In deren Folge beginnen unsere Denkvorgänge zu schrumpfen. Wie stark bereits die Gehirnkapazität der zweiten digitalen Generation, nach Erfindung und massenhafter Verbreitung von Mobiltelefonen und PCs, geschädigt und begrenzt sind, haben jüngst veröffentlichte großangelegte Feldstudien und Tests an Schülern in mehreren EU Ländern, wie in den USA, Australien und Neuseeland, ergeben. Die Achtklässler können zu über 40%, obwohl mit digitalen Helfern aufgewachsen, diese nicht etwa kompetenter bedienen, als die digitalen Fossile in Person der Baby-Boomer, nein, die Schüler beherrschen praktisch nur Klicken und wischen. Ein deutlicher Hinweis, wie unsere Gehirne unter mangelnder Nutzung und fehlender Stimulanz – die nur durch die uralten Kulturtechniken des Lesens und Schreibens wirkungsvoll funktioniert – in rasendem Tempo verkümmern. Selbst 40% künftige Wähler können in den Händen bzw. unter der Manipulation eines diktatorischen Demagogen ausreichend sein, um an die Macht zu gelangen und zu bleiben.
Nicht ohne Grund rudern ausgerechnet jene Nationen, die vor 10 bis 15 Jahren frühzeitig und beherzt auf die digitale Revolution und damit Ausbildung der Kinder und Schüler setzten massiv und gezielt zurück. So wird in diesen Ländern der ausufernde Gebrauch von Mobiltelefonen im Unterricht und in der Schule untersagt, sowie die Nutzung von Tablets und Notebooks in der Schule, im Unterricht, sowie zur Erledigung von Hausaufgaben massiv eingeschränkt. Dieses neue Phänomen, das sich nicht nur auf Kinder und Schüler negativ auswirkt, hat längst auch uns Erwachsene bis hinauf ins Seniorenalter erfasst. Viele, zu viele Menschen können sich nicht länger dem Suchtpotential ihrer digitalen Helfer entziehen. Sie sind zunehmend für zahlreiche Unfälle im Straßenverkehr verantwortlich – obwohl doch bereits seit Jahrzehnten der Gebrauch im Auto während der Fahrt gesetzlich – bei Strafe – untersagt ist. Wegen der exzessiven Nutzung vornehmlich der Mobiltelefone, hat sich die ständige Nutzung und Präsenz der sogenannten sozialen Medien in starke Suchtabhängigkeit verwandelt, was den heutigen Bauernfängern und Betreibern dieser Plattformen – etwa Musk, Zuckerberg, Trump – massive Einfluss- und Manipulationsmöglichkeiten enorm großer Bevölkerungsschichten ermöglicht. Nicht ohne Grund hat Musk vor der US-Wahl sein in X umbenanntes Twitter in eine Fake-News und Verschwörungstheorie-Maschine verwandelt, die massiven Einfluss auf das Denken und Handeln und damit das Wahlverhalten zahlenmäßig gewaltiger Wählermengen hatte. Und wir stehen erst am Anfang dieser desaströsen, anti-demokratischen Wahlmanipulations-Kampagnen.
Daher gilt, nachdem wir Leute wie Trump, Putin, Orban, Meloni und andere an die Schalthebel der Macht gelangen ließen, dringend umzusteuern. Um unsere Gehirnkapazität irgendwo im Bereich zwischen 10 bis 20% zu halten, müssen wir die wahllose Nutzung digitaler Apparate, die unbeaufsichtigte unregulierte Nutzung sozialer Medien unbedingt be- und einschränken. Es müssen Mindestaltervorgaben für die Nutzung von Geräten wie Online-Medien eingeführt werden, es sollte ein verbindlicher „Führerschein“ für den Einsatz und die Nutzung digitaler Geräte eingeführt werden, sowie der übertrieben frühe Einsatz im Elternhaus, im Kindergarten und in der Grundschule verboten werden. An Stelle dessen sollte wieder verbindliches Vorlesen, Lesenlernen, Hinführung zu echten statt digitalen Büchern, sowie fundiertes Training des handschriftlichen Schreibens treten, da nachgewiesen ist, durch jahrzehntelange Praxis, dass die unter und mit diesen Kulturtechniken des Lesezeitalters aufgewachsenen Menschen weit besser in der Lage waren, ihre Gehirnkapazität in ausreichendem Umfang zu nutzen, was letztlich zu mehr Verständnis für demokratisch verfasste Gemeinwesen beigetragen hat.
Die neuerliche Anwendung der 80 zu 20 bzw. 20 zu 80 Regel nach Pareto würde ganz nebenbei, dessen bin ich sicher, dazu beitragen, die mittlerweile ungemein groß gewordene Schere zwischen armen und reichen Menschen wieder kleiner werden zu lassen. Während arme Menschen, die ihr Gehirn in bestmöglicher Weise nutzen lernen ihre Perspektive in Bildung und Beruf verbessern könnten, sollte die ausgewogenere, gemeinsame Bildung nicht nur Kinder reicher Menschen, sondern auch deren Eltern von der Notwendigkeit überzeugen, im gemeinsamen Interesse einen bestimmten Mindestbeitrag in die Steuertöpfe leisten zu müssen. Die vernunftbedingte Basis für all dies, liegt in der möglichst effektiven, größtmöglichen Nutzung unserer Gehirnkapazität. In dieser Hinsicht würde es einen enormen Unterschied machen, ob wir unser Gehirn nur zu 10 oder bis zu 20% nutzen würden.
Titelbild: Brain by Abhijit Bhaduri CC BY 2.0 DEED via FlickR
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