Beitrag von Vesna Caminades

Kürzlich habe ich den ersten Weihnachtsschmuck in den Auslagen gesehen, in gut zwei Monaten ist es tatsächlich wieder soweit! Da fragen sich so manche Eltern, was kann ich meinen Kindern schenken? Wie wäre es mit einem kleinen Wollknäuel? Das bringt Leben in die Familie, Abwechslung, die Kinder lernen das Verantwortungsbewusstsein, irgendwie gehört ein Hund doch zu einer Familie! Also heißt es nur noch, die richtige Rasse auszusuchen und dann den richtigen Züchter. Und schon krabbelt ein kleiner unwiderstehlicher Vierbeiner hinter dem Weihnachtsbaum hervor. Alle sind glücklich! Bis zu dem Zeitpunkt, wo die Kinder nicht mehr Spatzi gehen wollen, wo sie sich eher um die Hausaufgaben kümmern müssen oder einfach keine Lust haben. Ein Hund muss ja öfters als einmal pro Tag ausgeführt werden. Er macht Pippi und „groß“ macht er auch und das muss man obendrein auch noch aufklauben! So ein Lebewesen will ja auch bei Regen, Wind und Schnee rausgehen, selbst bei tiefster Kälte und manchmal selbst mitten in der Nacht, wenn es ganz dringend wird. Oje, wer hätte sich das bloß alles vorgestellt?? Und was, wenn wir in Urlaub fahren wollen?? Eine Tierpension kostet! Na, vielleicht kann man ganz unauffällig…. – nein, gar nicht dran zu denken, aber mitnehmen geht ja auch nicht…. Es gibt kaum Hotels, die Tiere akzeptieren. So kann kommen – muss es aber nicht unbedingt!

Ein Vierbeiner – sei es Hund, Katze oder ein anderes Tier – ist ein Lebewesen, mit Bedürfnissen und Gefühlen. Es handelt sich nicht um Objekte, die man verschenkt, um Freude zu machen. Ein Tier wird Teil der Familie, ein Tier lebt – hoffentlich – viele Jahre bei und mit uns. Wenn man wirklich mit dem Gedanken spielt, sich ein Haustier zuzulegen, dann sollte dies sehr gut überlegt sein. Aber es stimmt. Man kann jedoch nicht alles voraussehen. Allerdings gibt es sehr wohl eine Methode, um zumindest zum Teil in Erfahrung zu bringen, was ein Vierbeiner von uns erwartet und worauf wir uns einlassen. Und zwar, kann man sich beispielsweise dazu entschließen samt Kindern mindestens sechs Monate lang jedes Wochenende in ein Tierheim zu gehen, um dort immer denselben Hund auszuführen. Das kostet so einiges an Überwindung und ist nicht zu überschätzen –  denn es soll ja JEDES Wochenende sein. Am besten man unternimmt diese Aktion zwischen Oktober und März. Da ist das Wetter am ärgsten und mit ein bisschen „Glück“ hat man die Chance mitzuerleben, wie Hunde ins Tierheim gebracht werden, weil sie zu unerwünschten Weihnachtsgeschenken geworden sind.

Doch da ist auch eine weitere Überlegung, die mir sehr am Herzen liegt. Oft hört man, es ist besser einen Hund, einen Welpen zu kaufen. Das gibt mehr Garantien, man kann durch richtige Erziehung den Charakter formen, man riskiert keine Überraschungen, und außerdem handelt es sich um einen Rassehund! Nun, bevor ein Welpe gekauft wird, sollte man sich grundsätzlich zwei Dinge überlegen: woher kommen diese Welpen, wo befindet sich die Zucht? Wie wurde das Muttertier behandelt? Es gibt leider einen sehr stark verbreiteten illegalen Handel mit Welpen, wobei die Muttertiere unter schlimmsten Bedingungen wie Zuchtmaschinen ausgenutzt werden. Die Welpen sind kränklich, denn sie werden zu früh von der Mutter getrennt und haben daher oft nicht ausreichend Nährstoffe über die Muttermilch aufgenommen. Sie werden außerdem unter oft extremen Bedingungen transportiert und landen völlig traumatisiert in einen Tierladen. Man sollte sich also wirklich fragen, was steckt hinter dem Welpen, den ich kaufen will? Stammt er von einem seriösen Züchter? Wie kann man das überprüfen? Sehr schwierig. Am besten sollte man schon Tierläden vermeiden, die Welpen in die Auslage geben, um möglichst als Anziehungspunkt für Passanten zu dienen. Solche Tiere sind schon von vorn herein gestresst. Eine Privatperson, kann – muss natürlich nicht – mehr Sicherheit geben, da gewöhnlich Mutter und Welpen in einem familiären Ambiente leben und betreut werden.

Schließlich und das scheint mir vielleicht die wichtigste Botschaft: es gibt nicht nur Hunde und Katzen, die man durch Kauf aufnehmen kann. Ein Blick in das Tierheim neben uns und man wird überwältigt von all den Lebewesen, die versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, weil sie adoptiert werden möchten. Ja, genau: man kann Tiere adoptieren. Wunderbare, wunderschöne, liebevolle und vor allem dankbare Tiere. Es stimmt, man kennt manchmal die Vergangenheit dieser Tiere nicht, also geht man ein Risiko ein. Ich kann aber mit aller Überzeugung sagen, ich habe bisher kein einziges Mal dieses „Risiko“ bereut. Ich adoptiere grundsätzlich ältere Hunde. Es stimmt leider werden sie nicht so lange bei mir bleiben, dafür können sie mir aber genau so viel Liebe und Zuneigung geben, wie jeder Welpe oder junge Hund. Ein adoptiertes Tier strahlt Dankbarkeit aus, oft gibt es eben ältere Hunde und Katzen, die wahrscheinlich den Rest ihres Lebens im Tierheim bleiben werden…. außer, jemand beschließt, den Schritt zu unternehmen, um deren Leben zu verändern.

Die Anschaffung eines Hundes, einer Katze muss daher wohl überlegt sein, aber wenn man sich dazu entschließt, dann sollte man sich unbedingt die Frage stellen, muss es unbedingt ein gekauftes Tier sein oder möchte ich einem Lebewesen eine zweite Chance geben? Vor allem sollte es sich nicht um ein nettes Weihnachts- oder Ostergeschenk handeln, das man dann später womöglich bereut. Wenn aber die Entscheidung steht, einen Vierbeiner ins eigene Leben aufzunehmen, zu welchem Zeitpunkt auch immer, dann werft bitte einen Blick auf die Webseiten der Tierheime, wo die „adoptierbaren“ Hunde und Katzen vorgestellt werden. Da sind viele entzückende Wollknäuel und Energiebündel, die nur darauf warten, Liebe zu schenken. Den Blick eines Tieres, das endlich ausgesucht und adoptiert wird, ist unvergesslich!

Titelbild: Jürgen Klute CC BY-NC-SA 4.0

Wer Fragen oder Anregungen zu diesem Thema an Vesna Caminades hat, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse an sie wenden: iama4iwannaknow |et| gmail.com oder Mobile Phone +32488617321.

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