Beitrag von Bernhard Clasen (Text und Fotos)
Kiew (19.01.2020): ukrainische Antifas erinnern an ermordete russische AntifaschistInnen und warnen vor rechter Gewalt
Geschützt von einem Ring von über 300 Polizisten gedachten am Sonntag auf dem Michaelisplatz im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew drei Dutzend ukrainischer Linker, Antifaschisten und Anarchisten der vor 11 Jahren am 19. Januar 2009 in Moskau ermordeten russischen Antifaschisten Stanislaw Markelow und Anastasia Barburowa.
Nur Dutzend Meter vom ukrainischen Außenministerium und dem weltberühmten Michaelskloster entfernt erinnerten sie nicht nur an die Moskauer Morde von 2009. Auch in der Ukraine seien, so die Demonstranten, in der jüngsten Vergangenheit Aktivisten und Journalisten immer wieder Opfer rechter Gewalt geworden. Effektiv kann der Kampf gegen die rechte Gewalt, so die Veranstalter auf ihrer Ankündigung zur Demonstration, nur mit einer wirklichen Strafverfolgung dieser Gewalt, und nicht mit Straflosigkeit und Verharmlosung sein.
In Sprechchören forderten sie Gleichheit, Gerechtigkeit, die Einhaltung der Menschenrechte und die Abschaffung des Kapitalismus.
Weiträumig waren die Demonstranten von der Polizei von national gesinnten Gegendemonstranten abgeschirmt worden. Und die Polizei machte von Anfang deutlich, dass sie keine Versuche, die Veranstaltung zu behindern, dulden werde. Versuche der jugendlichen Rechtsradikalen, den Polizeiring zu durchbrechen, wurden sofort unterbunden. Wenige Stunden vor der Demonstration waren Fußgänger auf dem Kiewer Maidan auf ein Plakat mit der Aufschrift „Kill Antifa“ aufmerksam geworden.
Besonders wütend reagierten die Nationalisten, die sich vor der Polizeiabsperrung gruppiert hatten, auf Redebeiträge, die den Rechtsradikalen vorwarfen, den Oligarchen zuzuarbeiten.
Etwas gefährlich wurde es am Ende der Demonstration. Als die Demonstrationsteilnehmerinnen von der Polizei zur Kiewer Stadtseilbahn begleitet wurden, wurden auf die abziehenden KundgebungsteilnehmerInnen Sprengkörper und Eier geworfen. Verletzt wurde jedoch niemand.
Sehr erfreut über die Veranstaltung äußerte sich Vitali Dudin von der Vorbereitungsgruppe. „Wir werden weiter gegen rechte Gewalt in die Öffentlichkeit gehen“ kündigte er an. Dies sei nicht die letzte Aktion gegen rechts gewesen. „Doch noch besser wäre es, wenn diese Demonstrationen gar nicht erst notwendig wären“ so Dudin zum „Europa.blog“.
Fotoreihe
Titelbild / Fotos: © Bernhard Clasen
Mehr zu Stanislaw Markelow und Anastasia Baburowa hier:
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