Beitrag von Jürgen Klute

Der Internationale Busstopp (einem Busbahnhof kann man ihn nicht wirklich nennen) in Brüssel am Gare du Nord ist kein ausgesprochen gemütlicher Platz. Wenn es regnet, gibt es keinen Unterstand. Wenn der Wind weht – in Brüssel regnet und stürmt es schon mal –, dann wird man ganz schön durchgepustet. Und wenn es kalt ist kann man sich dort auch nicht wärmen.

Die Bushaltestelle liegt an der schmalen Rue du Progès, die seitlich am Gare du Nord entlang führt. Mehr als Haltebuchten für die Busse gibt es nicht. Als Warteplatz steht der sehr breite Bürgersteig zur Verfügung.

Wirklich viele Menschen halten sich daher dort nicht auf. Nur kurz vor der Abfahrt der Busse  finden sich kleinere Gruppen zusammen.

Als ich kürzlich mit einem der Fernbusse nach Deutschland fuhr, war die Situation plötzlich ganz anders: Auf einfachen Plastikstühlen saßen Reisende, die auf ihren Bus warteten. Kinder malten mit Kreide auf dem Steinplatten. Neben einem der Busse stand eine große Tafel mit den Abfahrtzeiten der Busse. Am Rande des Warteplatze stand ein Tisch mit ein paar Infoblätter drauf und ein paar jungen Leuten drum herum. Auf den Steinplatten war mit Kreide eine großes Rechteck aufgezeichnet: Virtueller Warteraum stand in großer Schrift darin.

Es stellte sich heraus, dass sechs Studentinnen und Studenten hier einen openair Workshop für zwei Tage durchführten.

Sie wollten mit dem Workshop darauf aufmerksam machen, dass es einen Bedarf für einen realen Warteraum gibt. Wie sie feststellten, gibt es nicht nur eine Nachfrage nach geschützten Raum mit Sitzmöglichkeiten, in dem man sich aufhalten kann wenn man auf den Bus wartet. Viele Reisende sind mit ganz unterschiedlichen Fragen und Anliegen an den Tisch gekommen, an dem die Studenten und Studentinnen sich überwiegend aufhielten. Eine der Studentinnen, Janne Vaes, erzählte, dass sie die Fragenden so gut wie möglich weitergeleitet haben an die Busfahrer und das Personal der Buslinien – soweit präsent.

Am Ende des Workshops fanden die Studenten und Studentinnen sich mit ihrer Ausgangsthese bestätigt, dass es einen großen Bedarf gibt, den Busstop, aber auch das Umfeld des Gare du Nord städtebaulich zu verbessern.

Der Gare du Nord ist mittlerweile zum größten belgischen Bahnhof geworden. Im Durchschnitt kommen dort täglich rund 63.000 Fahrgäste an oder fahren von dort ab. Doch der Gare du Nord ist nicht nur ein Bahnhof, er ist ein Verkehrsknotenpunkt für den Nah- und Fernverkehr. So verlaufen mehrere Straßenbahnlinien unter dem Bahnhof. Etliche innerstädtische Buslinien haben Haltepunkte am Gare du Nord. Mehr als 30 Buslinien der flämischen Verkehrsgesellschaft „De Lijn“ enden dort. Und im Durchschnitt steuern täglich 166 Fernbusse aus ganz Europa den Brüsseler Nord-Bahnhof an.

Als häufiger Nutzer dieses Verkehrsknotenpunktes kann ich den Studenten nur zustimmen: Eine Erneuerung des Gare du Nord, des größten Verkehrsknotenpunktes in der Hauptstadt der Europäischen Union, und seines Umfeldes mit dem Ziel, dieser Funktion zukünftig besser zu entsprechen, ist wirklich wünschenswert. Vielleicht finden die Studenten und Studentinnen mit ihren Ideen ja Gehör bei den zuständigen Menschen in Politik und Verwaltung.

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